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Harsdörffer, Georg Philipp: Poetischer Trichter. Bd. 3. Nürnberg, 1653.

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Feigenbaum.
113. Feigenbaum.

Der blaue/ Frühbefruchte/ breit/ belaubte/
schlanke/ Schattenreiche/ Schattenbraune Fei-
genbaum. Er bringt die Frucht vor dem Blat/
gleichend kleinen Kürbißflaschen. Die Feigen
reifft der Runtzelschweiffe versüsst den groben Er-
denkrafft und wandelt ihn in Purpursafft. Der
Feigen fettes/ rotes/ gekörntes Zässerlein/ schleim-
reiches Feigenblut/ grünt/ blauet/ falbt. Das
Blat ist breitlicht zerkerbt/ saatgrün und wie
Schmaragd/ von Morgentau begläntzt.

Der Feigenbaum hat die Deutung deß Frie-
dens und der Ruhe/ stehend neben den Weinre-
ben/ die Frucht bedeutet gute Nahrung/ deßwe-
gen sie auch der Fechter Speise gewesen/ und das
Laub darvon hat die Deutung deß Abschieds/
weil solches vor Alters von den Verreisenden
ausgehenket worden.

Ein anders ist fäig verzagt timidus.

114. Der Feind.

Der verruchte/ vergallte erbitterte/ grausame
mächtige/ gewapnete/ tapfere/ ungehaltne/ rasen-
de Verheerer/ Verstörer/ Landverderber/ die See-
lenängster der Bauren Pestilentz/ Krieg und
Soldaten.

Krieg und seine Ausbildung.

115, Feld.

Besihe in dem 1. Theil das 107. Blat/ als die

III. Stund.
Feigenbaum.
113. Feigenbaum.

Der blaue/ Fruͤhbefruchte/ breit/ belaubte/
ſchlanke/ Schattenreiche/ Schattenbraune Fei-
genbaum. Er bringt die Frucht vor dem Blat/
gleichend kleinen Kuͤrbißflaſchen. Die Feigen
reifft der Runtzelſchweiffe verſuͤſſt den groben Er-
denkrafft und wandelt ihn in Purpurſafft. Der
Feigẽ fettes/ rotes/ gekoͤrntes Zaͤſſerlein/ ſchleim-
reiches Feigenblut/ gruͤnt/ blauet/ falbt. Das
Blat iſt breitlicht zerkerbt/ ſaatgruͤn und wie
Schmaragd/ von Morgentau beglaͤntzt.

Der Feigenbaum hat die Deutung deß Frie-
dens und der Ruhe/ ſtehend neben den Weinre-
ben/ die Frucht bedeutet gute Nahrung/ deßwe-
gen ſie auch der Fechter Speiſe geweſen/ und das
Laub darvon hat die Deutung deß Abſchieds/
weil ſolches vor Alters von den Verreiſenden
ausgehenket worden.

Ein anders iſt faͤig verzagt timidus.

114. Der Feind.

Der verruchte/ vergallte erbitterte/ grauſame
maͤchtige/ gewapnete/ tapfere/ ungehaltne/ raſen-
de Verheerer/ Verſtoͤrer/ Landverderber/ die See-
lenaͤngſter deꝛ Bauren Peſtilentz/ ☞Krieg und
Soldaten.

Krieg und ſeine Ausbildung.

115, Feld.

Beſihe in dem 1. Theil das 107. Blat/ als die

III. Stund.
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[198[196]/0228] Feigenbaum. 113. Feigenbaum. Der blaue/ Fruͤhbefruchte/ breit/ belaubte/ ſchlanke/ Schattenreiche/ Schattenbraune Fei- genbaum. Er bringt die Frucht vor dem Blat/ gleichend kleinen Kuͤrbißflaſchen. Die Feigen reifft der Runtzelſchweiffe verſuͤſſt den groben Er- denkrafft und wandelt ihn in Purpurſafft. Der Feigẽ fettes/ rotes/ gekoͤrntes Zaͤſſerlein/ ſchleim- reiches Feigenblut/ gruͤnt/ blauet/ falbt. Das Blat iſt breitlicht zerkerbt/ ſaatgruͤn und wie Schmaragd/ von Morgentau beglaͤntzt. Der Feigenbaum hat die Deutung deß Frie- dens und der Ruhe/ ſtehend neben den Weinre- ben/ die Frucht bedeutet gute Nahrung/ deßwe- gen ſie auch der Fechter Speiſe geweſen/ und das Laub darvon hat die Deutung deß Abſchieds/ weil ſolches vor Alters von den Verreiſenden ausgehenket worden. Ein anders iſt faͤig verzagt timidus. 114. Der Feind. Der verruchte/ vergallte erbitterte/ grauſame maͤchtige/ gewapnete/ tapfere/ ungehaltne/ raſen- de Verheerer/ Verſtoͤrer/ Landverderber/ die See- lenaͤngſter deꝛ Bauren Peſtilentz/ ☞Krieg und Soldaten. ☞Krieg und ſeine Ausbildung. 115, Feld. Beſihe in dem 1. Theil das 107. Blat/ als die III. Stund.

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Zitationshilfe: Harsdörffer, Georg Philipp: Poetischer Trichter. Bd. 3. Nürnberg, 1653, S. 198[196]. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/harsdoerffer_trichter03_1653/228>, abgerufen am 28.03.2024.