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Harsdörffer, Georg Philipp: Poetischer Trichter. Bd. 3. Nürnberg, 1653.

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Narrheit.
Tyrannischer Unverstand erwiesen wird.

Die Narrheit hat ob ihren Bildniß eine Nar-
renkappen mit Schellen/ eine Decken und einen
Kolben/ wie es solche kurtzweiligen Rähte füh-
ren.

322. Natur.

Dieses Wörtlein hat in der Lateinischen Spra-
che viel Deutungen/ wir verstehen hierdurch die
Eigenschafft/ welche der höchste GOTT allen
Geschöpfen zu ihren Wesen und Erhaltung mil-
diglich eingeschaffen. Die Schwester aller Zeiten
Zeit/ die Zeuge Mutter aller Dinge die besondert
jedes Volk/ deß Höchsten Meisterrecht und erst-
gebornes Kind. Es ist ja Kunst und Chur
ein unberichtes Kind und Tochter der Natur/
das folgt der Mutter Spur.

Die Natur wird gemahlet in Gestalt eines Bil-
des mit vielen Brüsten/ stehend auf einen Gestell/
wie sonst ein Brustbilden/ an welches ihre aus-
gestreck te Arme mit Ketten gefesselt; bedeutend/
daß die Natur mit gründlichen Ursachen ver-
bunden seye.

323. Nebel.

Der aufgedämpfte Duft/ steigt durch die leich-
te Luft/ webt eine dicke Decke/ betauet Feld und
Hecke/ mit guldnem Schein bestralt/ und einge-
schmeltzt bemahlt/ mit Farben vom Opal/ be-
triefend Berg und Thal/ so daß der bunte Bogen

sich

Narrheit.
Tyranniſcher Unverſtand erwieſen wird.

Die Narrheit hat ob ihren Bildniß eine Nar-
renkappen mit Schellen/ eine Decken und einen
Kolben/ wie es ſolche kurtzweiligen Raͤhte fuͤh-
ren.

322. Natur.

Dieſes Woͤrtlein hat in der Lateiniſchẽ Spra-
che viel Deutungen/ wir verſtehen hierdurch die
Eigenſchafft/ welche der hoͤchſte GOTT allen
Geſchoͤpfen zu ihren Weſen und Erhaltung mil-
diglich eingeſchaffen. Die Schweſter aller Zeiten
Zeit/ die Zeuge Mutter aller Dinge die beſondert
jedes Volk/ deß Hoͤchſten Meiſterrecht und erſt-
gebornes Kind. Es iſt ja Kunſt und Chur
ein unberichtes Kind und Tochter der Natur/
das folgt der Mutter Spur.

Die Natur wird gemahlet in Geſtalt eines Bil-
des mit vielen Bruͤſten/ ſtehend auf einẽ Geſtell/
wie ſonſt ein Bruſtbilden/ an welches ihre aus-
geſtreck te Arme mit Ketten gefeſſelt; bedeutend/
daß die Natur mit gruͤndlichen Urſachen ver-
bunden ſeye.

323. Nebel.

Der aufgedaͤmpfte Duft/ ſteigt duꝛch die leich-
te Luft/ webt eine dicke Decke/ betauet Feld und
Hecke/ mit guldnem Schein beſtralt/ und einge-
ſchmeltzt bemahlt/ mit Farben vom Opal/ be-
triefend Berg und Thal/ ſo daß der bunte Bogen

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[360[358]/0390] Narrheit. Tyranniſcher Unverſtand erwieſen wird. Die Narrheit hat ob ihren Bildniß eine Nar- renkappen mit Schellen/ eine Decken und einen Kolben/ wie es ſolche kurtzweiligen Raͤhte fuͤh- ren. 322. Natur. Dieſes Woͤrtlein hat in der Lateiniſchẽ Spra- che viel Deutungen/ wir verſtehen hierdurch die Eigenſchafft/ welche der hoͤchſte GOTT allen Geſchoͤpfen zu ihren Weſen und Erhaltung mil- diglich eingeſchaffen. Die Schweſter aller Zeiten Zeit/ die Zeuge Mutter aller Dinge die beſondert jedes Volk/ deß Hoͤchſten Meiſterrecht und erſt- gebornes Kind. Es iſt ja Kunſt und Chur ein unberichtes Kind und Tochter der Natur/ das folgt der Mutter Spur. Die Natur wird gemahlet in Geſtalt eines Bil- des mit vielen Bruͤſten/ ſtehend auf einẽ Geſtell/ wie ſonſt ein Bruſtbilden/ an welches ihre aus- geſtreck te Arme mit Ketten gefeſſelt; bedeutend/ daß die Natur mit gruͤndlichen Urſachen ver- bunden ſeye. 323. Nebel. Der aufgedaͤmpfte Duft/ ſteigt duꝛch die leich- te Luft/ webt eine dicke Decke/ betauet Feld und Hecke/ mit guldnem Schein beſtralt/ und einge- ſchmeltzt bemahlt/ mit Farben vom Opal/ be- triefend Berg und Thal/ ſo daß der bunte Bogen ſich

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Zitationshilfe: Harsdörffer, Georg Philipp: Poetischer Trichter. Bd. 3. Nürnberg, 1653, S. 360[358]. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/harsdoerffer_trichter03_1653/390>, abgerufen am 28.03.2024.