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Harsdörffer, Georg Philipp: Poetischer Trichter. Bd. 3. Nürnberg, 1653.

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Regen.
Winden/ durchnassend unsre Grentzen. Scheint
das Himmelwasser theuer/ ist der Erden Haar
(das Gras) geröst. Jst der Sonnen Stralen-
feuer/ über diesen Flur erböst; Schauet! dort ist
unterwegen/ ein so lang erseufftzter Regen/ was
verbrennt und aus gerostet/ Blumen/ Korn/
Frucht und Most/ fühlet nehrlich feuchten Trost.
Schauet doch die Himmelsthrenen/ die der
frommen Zehrenflut/ machet von der Höhe freu-
en/ auf der heissen Erden Glut. Schauet Jris/
Bogen mahlen/ die Rubinen und Opalen! der
vor arme Quellensafft/ strudelt mit erneurter
Krafft und den Wintzern Freud verschafft. Nun
die trübe Wolken bürstet/ sind die Felder Jauch-
zens volle Auen die so lang' gedürstet/ schlurffen
sich nun satt und toll. Das klare Himmelsnaß/
füllt alle Wintzer Faß.

Der Regen bedeutet eine gesegnet Fruchtbar-
keit.

370. Regenbogen.

Der Opalenfarbe Bogen ist ohne Sennen
aufgezogen/ weiset GOTTes reiche Gnad/ und
den Reyen bunter Farben. Der Wolken schön-
ste Mahlerey/ der Erden höchste Kron und Kratz/
den Pracht der Natur/ das gestückte und bald
verblickte Himmelsband/ deß Friedens/ (zwischen
GOTT und Menschen) Heroldsfarbe. Die-
ses ist der Bogen/ welcher den zornigen

Kriegs-
B b ij

Regen.
Winden/ durchnaſſend unſre Grentzen. Scheint
das Himmelwaſſer theuer/ iſt der Erden Haar
(das Gras) geroͤſt. Jſt der Sonnen Stralen-
feuer/ uͤber dieſen Flur erboͤſt; Schauet! dort iſt
unterwegen/ ein ſo lang erſeufftzter Regen/ was
verbrennt und aus geroſtet/ Blumen/ Korn/
Frucht und Moſt/ fuͤhlet nehrlich feuchten Troſt.
Schauet doch die Himmelsthrenen/ die der
frommen Zehrenflut/ machet von der Hoͤhe freu-
en/ auf der heiſſen Erden Glut. Schauet Jris/
Bogen mahlen/ die Rubinen und Opalen! der
vor arme Quellenſafft/ ſtrudelt mit erneurter
Krafft und dẽ Wintzern Freud verſchafft. Nun
die truͤbe Wolken buͤrſtet/ ſind die Felder Jauch-
zens volle Auen die ſo lang’ geduͤrſtet/ ſchlurffen
ſich nun ſatt und toll. Das klare Himmelsnaß/
fuͤllt alle Wintzer Faß.

Der Regen bedeutet eine geſegnet Fruchtbar-
keit.

370. Regenbogen.

Der Opalenfarbe Bogen iſt ohne Sennen
aufgezogen/ weiſet GOTTes reiche Gnad/ und
den Reyen bunter Farben. Der Wolken ſchoͤn-
ſte Mahlerey/ der Erden hoͤchſte Kron und Krãtz/
den Pracht der Natur/ das geſtuͤckte und bald
verblickte Himmelsband/ deß Friedens/ (zwiſchẽ
GOTT und Menſchen) Heroldsfarbe. Die-
ſes iſt der Bogen/ welcher den zornigen

Kriegs-
B b ij
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[389[387]/0419] Regen. Winden/ durchnaſſend unſre Grentzen. Scheint das Himmelwaſſer theuer/ iſt der Erden Haar (das Gras) geroͤſt. Jſt der Sonnen Stralen- feuer/ uͤber dieſen Flur erboͤſt; Schauet! dort iſt unterwegen/ ein ſo lang erſeufftzter Regen/ was verbrennt und aus geroſtet/ Blumen/ Korn/ Frucht und Moſt/ fuͤhlet nehrlich feuchten Troſt. Schauet doch die Himmelsthrenen/ die der frommen Zehrenflut/ machet von der Hoͤhe freu- en/ auf der heiſſen Erden Glut. Schauet Jris/ Bogen mahlen/ die Rubinen und Opalen! der vor arme Quellenſafft/ ſtrudelt mit erneurter Krafft und dẽ Wintzern Freud verſchafft. Nun die truͤbe Wolken buͤrſtet/ ſind die Felder Jauch- zens volle Auen die ſo lang’ geduͤrſtet/ ſchlurffen ſich nun ſatt und toll. Das klare Himmelsnaß/ fuͤllt alle Wintzer Faß. Der Regen bedeutet eine geſegnet Fruchtbar- keit. 370. Regenbogen. Der Opalenfarbe Bogen iſt ohne Sennen aufgezogen/ weiſet GOTTes reiche Gnad/ und den Reyen bunter Farben. Der Wolken ſchoͤn- ſte Mahlerey/ der Erden hoͤchſte Kron und Krãtz/ den Pracht der Natur/ das geſtuͤckte und bald verblickte Himmelsband/ deß Friedens/ (zwiſchẽ GOTT und Menſchen) Heroldsfarbe. Die- ſes iſt der Bogen/ welcher den zornigen Kriegs- B b ij

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Zitationshilfe: Harsdörffer, Georg Philipp: Poetischer Trichter. Bd. 3. Nürnberg, 1653, S. 389[387]. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/harsdoerffer_trichter03_1653/419>, abgerufen am 29.03.2024.