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Harsdörffer, Georg Philipp: Poetischer Trichter. Bd. 3. Nürnberg, 1653.

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Stein.
Unruhe/ der Mühlstein die nohtwendige Nah-
rung etc. Der Feuerstein verborgne Liebe oder Tu-
gend/ und sonsten der Stein ins gemein hat die
Deutung der Härtigkeit/ Halsstarrigkeit und
Widersetzens. Der ungleiche und unbehaute
Stein bedeutet einen der mehr Raum haben will/
als er ausfüllen kan.

Stiel an der Frucht: Stiehl von stehlen im-
perativ.

439. Sterben.

Die Schulden der Natur bezahlen der Tausch
ist wol vergnügt/ wann man für Menschen
GOTT/ für GOTT das Leben kriegt. Was ist
hier eingebüsst. Wann uns der Geist entwischt/
der nicht herwieder zeucht/ wann er uns einmahl
nur durch unsre Lippen fleucht/ nach den Him-
mel wandern/ die Todtenstrassen gehen von die-
ser Welt geschieden/ deß Todten Rest bezahlen
durch den Tod verfallen/ von deß Todten-Mä-
ders Sensen hingeraffet werden/ deß Geist aus
dieses Lebensband zu den hohen Himmel eilet.
Der Lebensfaden reisst. Von der Welte Wege
scheiden durch viel Leiden. Durch deß Todes Mör-
derpfeilen zu deß Himmels Leben eilen. Dem Tod
das Feld raumen/ der Lebens Rest ist abgekürtzt/
deß Todes breite Bahn ausbahnen. Das zeitli-
che mit einem unzeitigen Hintritt verlassen. Jn
den Todtenschrein geworffen. Von deß Todten

scharf-
E e ij

Stein.
Unruhe/ der Muͤhlſtein die nohtwendige Nah-
rung ꝛc. Der Feuerſtein verborgne Liebe oder Tu-
gend/ und ſonſten der Stein ins gemein hat die
Deutung der Haͤrtigkeit/ Halsſtarrigkeit und
Widerſetzens. Der ungleiche und unbehaute
Stein bedeutet einen deꝛ mehr Raum haben will/
als er ausfuͤllen kan.

Stiel an der Frucht: Stiehl von ſtehlen im-
perativ.

439. Sterben.

Die Schulden der Natur bezahlen der Tauſch
iſt wol vergnuͤgt/ wann man fuͤr Menſchen
GOTT/ fuͤr GOTT das Leben kriegt. Was iſt
hier eingebuͤſſt. Wann uns der Geiſt entwiſcht/
der nicht herwieder zeucht/ wann er uns einmahl
nur durch unſre Lippen fleucht/ nach den Him-
mel wandern/ die Todtenſtraſſen gehen von die-
ſer Welt geſchieden/ deß Todten Reſt bezahlen
durch den Tod verfallen/ von deß Todten-Maͤ-
ders Senſen hingeraffet werden/ deß Geiſt aus
dieſes Lebensband zu den hohen Himmel eilet.
Der Lebensfaden reiſſt. Von der Welte Wege
ſcheiden durch viel Leiden. Duꝛch deß Todes Moͤr-
derpfeilen zu deß Himmels Leben eilen. Dem Tod
das Feld raumen/ der Lebens Reſt iſt abgekuͤrtzt/
deß Todes breite Bahn ausbahnen. Das zeitli-
che mit einem unzeitigen Hintritt verlaſſen. Jn
den Todtenſchrein geworffen. Von deß Todten

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[437[435]/0467] Stein. Unruhe/ der Muͤhlſtein die nohtwendige Nah- rung ꝛc. Der Feuerſtein verborgne Liebe oder Tu- gend/ und ſonſten der Stein ins gemein hat die Deutung der Haͤrtigkeit/ Halsſtarrigkeit und Widerſetzens. Der ungleiche und unbehaute Stein bedeutet einen deꝛ mehr Raum haben will/ als er ausfuͤllen kan. Stiel an der Frucht: Stiehl von ſtehlen im- perativ. 439. Sterben. Die Schulden der Natur bezahlen der Tauſch iſt wol vergnuͤgt/ wann man fuͤr Menſchen GOTT/ fuͤr GOTT das Leben kriegt. Was iſt hier eingebuͤſſt. Wann uns der Geiſt entwiſcht/ der nicht herwieder zeucht/ wann er uns einmahl nur durch unſre Lippen fleucht/ nach den Him- mel wandern/ die Todtenſtraſſen gehen von die- ſer Welt geſchieden/ deß Todten Reſt bezahlen durch den Tod verfallen/ von deß Todten-Maͤ- ders Senſen hingeraffet werden/ deß Geiſt aus dieſes Lebensband zu den hohen Himmel eilet. Der Lebensfaden reiſſt. Von der Welte Wege ſcheiden durch viel Leiden. Duꝛch deß Todes Moͤr- derpfeilen zu deß Himmels Leben eilen. Dem Tod das Feld raumen/ der Lebens Reſt iſt abgekuͤrtzt/ deß Todes breite Bahn ausbahnen. Das zeitli- che mit einem unzeitigen Hintritt verlaſſen. Jn den Todtenſchrein geworffen. Von deß Todten ſcharf- E e ij

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Zitationshilfe: Harsdörffer, Georg Philipp: Poetischer Trichter. Bd. 3. Nürnberg, 1653, S. 437[435]. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/harsdoerffer_trichter03_1653/467>, abgerufen am 19.04.2024.