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Harsdörffer, Georg Philipp: Poetischer Trichter. Bd. 3. Nürnberg, 1653.

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IX.

Diese doppel Reimen können auch ungeschrenkt
gebraucht werden/ also:

Wie sol die Sorg und Plagen verletzen/
die täglich sich mit Jagen ergetzen:
Sich alles trauer-Klagens entsetzen/
und finden ihr Behagen im Hetzen.

Noch eine andre Art hat erstgerühmter Ube-
da/ am 173. Blat in welchem das Reimwort/
nur mit einem Buchstaben ändert/ also:

Die wir stets in Unglück schweben/
nutzen GOTTESreiche Gaben;
Weil wir in der Welte leben/
und bald Leid/ bald Freude haben.

Jn den dactylischen und Anapästischen klinget
es sonderlich wol/ also:

Der Reyen im Meyen
die Freier erfreuet:
Schalmeyen und schreyen
die Freuden erneuet.
Das Klingen und Singen
am Bäurischen Dantz.
Das Springen und Schwingen
belohnet der Krantz.

Dergleichen neue und schwere Reimarten
können nach Füglichkeit unsrer Sprache mehr
erfunden/ und mit Bescheidenheit gebrauchet
werden/ wie darvon zu andrer Zeit und Gelegen-
heit gehandelt werden sol.

Von
IX.

Dieſe doppel Reimen koͤnnen auch ungeſchrenkt
gebraucht werden/ alſo:

Wie ſol die Sorg und Plagen verletzen/
die taͤglich ſich mit Jagen ergetzen:
Sich alles trauer-Klagens entſetzen/
und finden ihr Behagen im Hetzen.

Noch eine andre Art hat erſtgeruͤhmter Ube-
da/ am 173. Blat in welchem das Reimwort/
nur mit einem Buchſtaben aͤndert/ alſo:

Die wir ſtets in Ungluͤck ſchweben/
nutzen GOTTESreiche Gaben;
Weil wir in der Welte leben/
und bald Leid/ bald Freude haben.

Jn den dactyliſchen und Anapaͤſtiſchen klinget
es ſonderlich wol/ alſo:

Der Reyen im Meyen
die Freier erfreuet:
Schalmeyen und ſchreyen
die Freuden erneuet.
Das Klingen und Singen
am Baͤuriſchen Dantz.
Das Springen und Schwingen
belohnet der Krantz.

Dergleichen neue und ſchwere Reimarten
koͤnnen nach Fuͤglichkeit unſrer Sprache mehr
erfunden/ und mit Beſcheidenheit gebrauchet
werden/ wie darvon zu andrer Zeit und Gelegen-
heit gehandelt werden ſol.

Von
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[100/0132] IX. Dieſe doppel Reimen koͤnnen auch ungeſchrenkt gebraucht werden/ alſo: Wie ſol die Sorg und Plagen verletzen/ die taͤglich ſich mit Jagen ergetzen: Sich alles trauer-Klagens entſetzen/ und finden ihr Behagen im Hetzen. Noch eine andre Art hat erſtgeruͤhmter Ube- da/ am 173. Blat in welchem das Reimwort/ nur mit einem Buchſtaben aͤndert/ alſo: Die wir ſtets in Ungluͤck ſchweben/ nutzen GOTTESreiche Gaben; Weil wir in der Welte leben/ und bald Leid/ bald Freude haben. Jn den dactyliſchen und Anapaͤſtiſchen klinget es ſonderlich wol/ alſo: Der Reyen im Meyen die Freier erfreuet: Schalmeyen und ſchreyen die Freuden erneuet. Das Klingen und Singen am Baͤuriſchen Dantz. Das Springen und Schwingen belohnet der Krantz. Dergleichen neue und ſchwere Reimarten koͤnnen nach Fuͤglichkeit unſrer Sprache mehr erfunden/ und mit Beſcheidenheit gebrauchet werden/ wie darvon zu andrer Zeit und Gelegen- heit gehandelt werden ſol. Von

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Zitationshilfe: Harsdörffer, Georg Philipp: Poetischer Trichter. Bd. 3. Nürnberg, 1653, S. 100. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/harsdoerffer_trichter03_1653/132>, abgerufen am 29.03.2024.