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Harsdörffer, Georg Philipp: Poetischer Trichter. Bd. 3. Nürnberg, 1653.

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Ehre.
bald verduffte Rauch/ der Ehr bestehet in Unbe-
stand. Was sol mir doch die Ehr/ was sol mir
grosser Ruhm/ wann ich nicht lebe mehr? dort bey
der Engel Zahl/ kan aller Menschen Lob die Freu-
de nicht vermehren/ die Schand ist nicht zu hö-
ren: dort in der Höllenqual verhindert auch die
Ehr' und hoher Namensruhm die Quale nim-
mermehr. Tugend in dem groben Küttel/ ist ver-
borgner Ehrentittel. Die Ehre stirbet nicht sie le-
bet nach dem Tod/ beharrend auf dem Grab. Kein
Mittel kan das Leben den Menschen wiederge-
ben/ deßwegen muß die Ehre/ das eitle Fabel-
werck/ ihm geben eine Lehre/ die macht daß man den
Tod nicht scheuet und entweicht. Was ist deß Men-
schen Rede? ein Lufft/ ein leichter Schlam: und
deines Namens Ehre/ erwächst auff solchem
Baum. Ach schnell verrauschter Traum. Ehr
und Stand ist Erd und Sand.

Die Ehre wird gebildet durch einen mit Pur-
pur bekleidten Jüngling/ in der Hand hat er ei-
nen Spieß/ ein Fruchthun und einen Lorbeer-
Krantz/ bedeutend die 3. Ursachen der Ehre/ als:
Tapferkeit/ Reichthum und Wissenschafft: mit
einer guldnen Ketten am Hals tragend.

Die Ehre.
Jch bin der eitle Wahn/ der starke Jungfrau
Hütter/
die sonsten ohne mich gar leichtlich würden Mütter.
Jch

Ehre.
bald verduffte Rauch/ der Ehr beſtehet in Unbe-
ſtand. Was ſol mir doch die Ehr/ was ſol mir
groſſer Ruhm/ wann ich nicht lebe mehr? dort bey
der Engel Zahl/ kan aller Menſchen Lob die Freu-
de nicht vermehren/ die Schand iſt nicht zu hoͤ-
ren: dort in der Hoͤllenqual verhindert auch die
Ehr’ und hoher Namensruhm die Quale nim-
mermehr. Tugend in dem groben Kuͤttel/ iſt ver-
borgner Ehrentittel. Die Ehre ſtirbet nicht ſie le-
bet nach dem Tod/ beharrend auf dem Grab. Kein
Mittel kan das Leben den Menſchen wiederge-
ben/ deßwegen muß die Ehre/ das eitle Fabel-
werck/ ihm geben eine Lehre/ die macht daß man dẽ
Tod nicht ſcheuet uñ entweicht. Was iſt deß Mẽ-
ſchen Rede? ein Lufft/ ein leichter Schlam: und
deines Namens Ehre/ erwaͤchſt auff ſolchem
Baum. Ach ſchnell verrauſchter Traum. Ehr
und Stand iſt Erd und Sand.

Die Ehre wird gebildet durch einen mit Pur-
pur bekleidten Juͤngling/ in der Hand hat er ei-
nen Spieß/ ein Fruchthun und einen Lorbeer-
Krantz/ bedeutend die 3. Urſachen der Ehre/ als:
Tapferkeit/ Reichthum und Wiſſenſchafft: mit
einer guldnen Ketten am Hals tragend.

Die Ehre.
Jch bin der eitle Wahn/ der ſtarke Jungfrau
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die ſonſtẽ ohne mich gar leichtlich wuͤrdẽ Muͤtter.
Jch
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[175[173]/0205] Ehre. bald verduffte Rauch/ der Ehr beſtehet in Unbe- ſtand. Was ſol mir doch die Ehr/ was ſol mir groſſer Ruhm/ wann ich nicht lebe mehr? dort bey der Engel Zahl/ kan aller Menſchen Lob die Freu- de nicht vermehren/ die Schand iſt nicht zu hoͤ- ren: dort in der Hoͤllenqual verhindert auch die Ehr’ und hoher Namensruhm die Quale nim- mermehr. Tugend in dem groben Kuͤttel/ iſt ver- borgner Ehrentittel. Die Ehre ſtirbet nicht ſie le- bet nach dem Tod/ beharrend auf dem Grab. Kein Mittel kan das Leben den Menſchen wiederge- ben/ deßwegen muß die Ehre/ das eitle Fabel- werck/ ihm geben eine Lehre/ die macht daß man dẽ Tod nicht ſcheuet uñ entweicht. Was iſt deß Mẽ- ſchen Rede? ein Lufft/ ein leichter Schlam: und deines Namens Ehre/ erwaͤchſt auff ſolchem Baum. Ach ſchnell verrauſchter Traum. Ehr und Stand iſt Erd und Sand. Die Ehre wird gebildet durch einen mit Pur- pur bekleidten Juͤngling/ in der Hand hat er ei- nen Spieß/ ein Fruchthun und einen Lorbeer- Krantz/ bedeutend die 3. Urſachen der Ehre/ als: Tapferkeit/ Reichthum und Wiſſenſchafft: mit einer guldnen Ketten am Hals tragend. Die Ehre. Jch bin der eitle Wahn/ der ſtarke Jungfrau Huͤtter/ die ſonſtẽ ohne mich gar leichtlich wuͤrdẽ Muͤtter. Jch

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Zitationshilfe: Harsdörffer, Georg Philipp: Poetischer Trichter. Bd. 3. Nürnberg, 1653, S. 175[173]. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/harsdoerffer_trichter03_1653/205>, abgerufen am 29.03.2024.