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Harsdörffer, Georg Philipp: Poetischer Trichter. Bd. 3. Nürnberg, 1653.

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Geitz/ Geitzige.
ist/ gleich seinem Angesicht: sein' Haut ist rauh'/
und seine Sinne dürr/ die Beine hart und dicht
sein Leib ist Erdenwarts gericht/ GOTT kan er
nicht trauen/ weil Gold sein Hoffnung ist: Sein
Aug und Hertz ist trüb bedeutend Haß und Neid/
die krum gebogne Hand gleich scharffen Adler-
klauen/ verlanget nach dem Raub/ in dem das
Grab nicht weit/ das die geschwächten Knie be-
zeichnen in dem Fall/ viel Runtzel überall/ sind
das mahl arger List; Dann Einfalt muß erligen/
wo man tracht nach | und nach mit Lügen zube-
trügen. Es mehret sich der Geitz/ und will das
Zehrgelt mehren/ in dem deß Lebens Weg sich
kürtzt: Wer wil doch wehren/ den nie vergnüg-
ten Lust/ viel Guts zusamm zuscharren/ wie
solche Thaler Narren. Der Geitz gleichet den 7.
magern Egyptischen Kühen/ welche die fetten
gefressen/ und doch mager geblieben. Die Silber
Krankheit naget und das nicht-gute Guten in
Todes Nöhten plaget. Dem wächst der Mangel
zu in vollem überfluß. Der Geitz ist ein unersättli-
ches Feuer/ sein selbst Tyrann/ ein Labyrinth der
Sorgen/ ein Esel der den Habern mit Mühe trä-
get d' ihm nicht zu Theil wird. Ein unersättlicher
Wolff/ eine gifftige Schlage/ ein wüttiger Hund/
ein raubender Löw/ der Ursprung deß Wuchers/
welcher die überschwemmen/ denen er nutzen
solte.

Der

Geitz/ Geitzige.
iſt/ gleich ſeinem Angeſicht: ſein’ Haut iſt rauh’/
und ſeine Sinne duͤrꝛ/ die Beine hart und dicht
ſein Leib iſt Erdenwarts gericht/ GOTT kan er
nicht trauen/ weil Gold ſein Hoffnung iſt: Sein
Aug und Hertz iſt truͤb bedeutend Haß und Neid/
die krum gebogne Hand gleich ſcharffen Adler-
klauen/ verlanget nach dem Raub/ in dem das
Grab nicht weit/ das die geſchwaͤchten Knie be-
zeichnen in dem Fall/ viel Runtzel uͤberall/ ſind
das mahl arger Liſt; Dann Einfalt muß erligen/
wo man tracht nach | und nach mit Luͤgen zube-
truͤgen. Es mehret ſich der Geitz/ und will das
Zehrgelt mehren/ in dem deß Lebens Weg ſich
kuͤrtzt: Wer wil doch wehren/ den nie vergnuͤg-
ten Luſt/ viel Guts zuſamm zuſcharren/ wie
ſolche Thaler Narren. Der Geitz gleichet den 7.
magern Egyptiſchen Kuͤhen/ welche die fetten
gefreſſen/ und doch mager geblieben. Die Silber
Krankheit naget und das nicht-gute Guten in
Todes Noͤhten plaget. Dem waͤchſt der Mangel
zu in vollem uͤberfluß. Der Geitz iſt ein unerſaͤttli-
ches Feuer/ ſein ſelbſt Tyrann/ ein Labyrinth der
Sorgen/ ein Eſel der den Habern mit Muͤhe traͤ-
get d’ ihm nicht zu Theil wird. Ein unerſaͤttlicher
Wolff/ eine gifftige Schlãge/ ein wuͤttiger Hund/
ein raubender Loͤw/ der Urſprung deß Wuchers/
welcher die uͤberſchwemmen/ denen er nutzen
ſolte.

Der
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[225[223]/0255] Geitz/ Geitzige. iſt/ gleich ſeinem Angeſicht: ſein’ Haut iſt rauh’/ und ſeine Sinne duͤrꝛ/ die Beine hart und dicht ſein Leib iſt Erdenwarts gericht/ GOTT kan er nicht trauen/ weil Gold ſein Hoffnung iſt: Sein Aug und Hertz iſt truͤb bedeutend Haß und Neid/ die krum gebogne Hand gleich ſcharffen Adler- klauen/ verlanget nach dem Raub/ in dem das Grab nicht weit/ das die geſchwaͤchten Knie be- zeichnen in dem Fall/ viel Runtzel uͤberall/ ſind das mahl arger Liſt; Dann Einfalt muß erligen/ wo man tracht nach | und nach mit Luͤgen zube- truͤgen. Es mehret ſich der Geitz/ und will das Zehrgelt mehren/ in dem deß Lebens Weg ſich kuͤrtzt: Wer wil doch wehren/ den nie vergnuͤg- ten Luſt/ viel Guts zuſamm zuſcharren/ wie ſolche Thaler Narren. Der Geitz gleichet den 7. magern Egyptiſchen Kuͤhen/ welche die fetten gefreſſen/ und doch mager geblieben. Die Silber Krankheit naget und das nicht-gute Guten in Todes Noͤhten plaget. Dem waͤchſt der Mangel zu in vollem uͤberfluß. Der Geitz iſt ein unerſaͤttli- ches Feuer/ ſein ſelbſt Tyrann/ ein Labyrinth der Sorgen/ ein Eſel der den Habern mit Muͤhe traͤ- get d’ ihm nicht zu Theil wird. Ein unerſaͤttlicher Wolff/ eine gifftige Schlãge/ ein wuͤttiger Hund/ ein raubender Loͤw/ der Urſprung deß Wuchers/ welcher die uͤberſchwemmen/ denen er nutzen ſolte. Der

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Zitationshilfe: Harsdörffer, Georg Philipp: Poetischer Trichter. Bd. 3. Nürnberg, 1653, S. 225[223]. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/harsdoerffer_trichter03_1653/255>, abgerufen am 20.04.2024.