Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Harsdörffer, Georg Philipp: Poetischer Trichter. Bd. 3. Nürnberg, 1653.

Bild:
<< vorherige Seite

Kertz.
Liecht der Natur/ oder sonsten die beleuchte und
offenbare Beschaffenheit einer Sache.

Fackel.

228. Ketten.

Das eingeringte Band/ die rundgeflochtne
Ketten/ der Fessel schwere Ringe. Der Eisenstar-
ke Strang und Zwang. Der stränge Gefängniß
hatt. Band und Eisen.

Die guldne Ketten bedeutet Ehre: Die eiserne
Ketten Knechtschafft: Die Ketten welcher Rin-
ge mit Diamanten bestrichen aneinander halten/
bedeuten unauflössliche Freundschafft.

229. Ketzer/ Ketzerey.

Ein Ketzer wird genennt der/ so von dem Grund
der waaren allein seeligmachenden Lehre abwei-
chet/ ermahnet und deß Jrrthums überwiesen/
in denselben halsstarriger Weise beharret; wird
also genennt der verführte/ der verirrte/ falsche/
wahnsüchtige Meister. Dückel/ Sonderling/
Klügling/ Meisterling/ Störnfried/ deß
Zank reimt mit Gestank/ und mit deß Teuffels
Dank. Die letzte Höllenbeut. Er träget in Ge-
wissen ein Brandmahl ohne Wissen/ von der
Warheit abgerissen. Wer sich aber auf die H.
Schrifft und der ersten Kirchenlehrer und allge-
meinen Glaubensbekantnissen versichert hält
kan diesen Namen nit haben.

Die Ketzerey im höchsten Grad wird gebil-

det

Kertz.
Liecht der Natur/ oder ſonſten die beleuchte und
offenbare Beſchaffenheit einer Sache.

Fackel.

228. Ketten.

Das eingeringte Band/ die rundgeflochtne
Ketten/ der Feſſel ſchwere Ringe. Der Eiſenſtar-
ke Strang und Zwang. Der ſtraͤnge Gefaͤngniß
hatt. Band und Eiſen.

Die guldne Ketten bedeutet Ehre: Die eiſerne
Ketten Knechtſchafft: Die Ketten welcher Rin-
ge mit Diamanten beſtrichen aneinander halten/
bedeuten unaufloͤſſliche Freundſchafft.

229. Ketzer/ Ketzerey.

Ein Ketzer wird genennt der/ ſo von dem Grund
der waaren allein ſeeligmachenden Lehre abwei-
chet/ ermahnet und deß Jrrthums uͤberwieſen/
in denſelben halsſtarriger Weiſe beharret; wird
alſo genennt der verfuͤhrte/ der verirrte/ falſche/
wahnſuͤchtige Meiſter. Duͤckel/ Sonderling/
Kluͤgling/ Meiſterling/ Stoͤrnfried/ deß
Zank reimt mit Geſtank/ und mit deß Teuffels
Dank. Die letzte Hoͤllenbeut. Er traͤget in Ge-
wiſſen ein Brandmahl ohne Wiſſen/ von der
Warheit abgeriſſen. Wer ſich aber auf die H.
Schrifft und der erſten Kirchenlehrer und allge-
meinen Glaubensbekantniſſen verſichert haͤlt
kan dieſen Namen nit haben.

Die Ketzerey im hoͤchſten Grad wird gebil-

det
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <div n="3">
            <p><pb facs="#f0318" n="288[286]"/><fw place="top" type="header">Kertz.</fw><lb/>
Liecht der Natur/ oder &#x017F;on&#x017F;ten die beleuchte und<lb/>
offenbare Be&#x017F;chaffenheit einer Sache.</p><lb/>
            <p>&#x261E;<hi rendition="#fr">Fackel.</hi></p>
          </div><lb/>
          <div n="3">
            <head> <hi rendition="#fr"> <hi rendition="#b">228. Ketten.</hi> </hi> </head><lb/>
            <p>Das eingeringte Band/ die rundgeflochtne<lb/>
Ketten/ der Fe&#x017F;&#x017F;el &#x017F;chwere Ringe. Der Ei&#x017F;en&#x017F;tar-<lb/>
ke Strang und Zwang. Der &#x017F;tra&#x0364;nge Gefa&#x0364;ngniß<lb/>
hatt. Band und Ei&#x017F;en.</p><lb/>
            <p>Die guldne <hi rendition="#fr">Ketten</hi> bedeutet Ehre: Die ei&#x017F;erne<lb/>
Ketten Knecht&#x017F;chafft: Die Ketten welcher Rin-<lb/>
ge mit Diamanten be&#x017F;trichen aneinander halten/<lb/>
bedeuten unauflo&#x0364;&#x017F;&#x017F;liche Freund&#x017F;chafft.</p>
          </div><lb/>
          <div n="3">
            <head> <hi rendition="#fr"> <hi rendition="#b">229. Ketzer/ Ketzerey.</hi> </hi> </head><lb/>
            <p>Ein Ketzer wird genennt der/ &#x017F;o von dem Grund<lb/>
der waaren allein &#x017F;eeligmachenden Lehre abwei-<lb/>
chet/ ermahnet und deß Jrrthums u&#x0364;berwie&#x017F;en/<lb/>
in den&#x017F;elben hals&#x017F;tarriger Wei&#x017F;e beharret; wird<lb/>
al&#x017F;o genennt der verfu&#x0364;hrte/ der verirrte/ fal&#x017F;che/<lb/>
wahn&#x017F;u&#x0364;chtige Mei&#x017F;ter. Du&#x0364;ckel/ Sonderling/<lb/>
Klu&#x0364;gling/ Mei&#x017F;terling/ Sto&#x0364;rnfried/ deß<lb/>
Zank reimt mit Ge&#x017F;tank/ und mit deß Teuffels<lb/>
Dank. Die letzte Ho&#x0364;llenbeut. Er tra&#x0364;get in Ge-<lb/>
wi&#x017F;&#x017F;en ein Brandmahl ohne Wi&#x017F;&#x017F;en/ von der<lb/>
Warheit abgeri&#x017F;&#x017F;en. Wer &#x017F;ich aber auf die H.<lb/>
Schrifft und der er&#x017F;ten Kirchenlehrer und allge-<lb/>
meinen Glaubensbekantni&#x017F;&#x017F;en ver&#x017F;ichert ha&#x0364;lt<lb/>
kan die&#x017F;en Namen nit haben.</p><lb/>
            <p>Die <hi rendition="#fr">Ketzerey</hi> im ho&#x0364;ch&#x017F;ten Grad wird gebil-<lb/>
<fw place="bottom" type="catch">det</fw><lb/></p>
          </div>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[288[286]/0318] Kertz. Liecht der Natur/ oder ſonſten die beleuchte und offenbare Beſchaffenheit einer Sache. ☞Fackel. 228. Ketten. Das eingeringte Band/ die rundgeflochtne Ketten/ der Feſſel ſchwere Ringe. Der Eiſenſtar- ke Strang und Zwang. Der ſtraͤnge Gefaͤngniß hatt. Band und Eiſen. Die guldne Ketten bedeutet Ehre: Die eiſerne Ketten Knechtſchafft: Die Ketten welcher Rin- ge mit Diamanten beſtrichen aneinander halten/ bedeuten unaufloͤſſliche Freundſchafft. 229. Ketzer/ Ketzerey. Ein Ketzer wird genennt der/ ſo von dem Grund der waaren allein ſeeligmachenden Lehre abwei- chet/ ermahnet und deß Jrrthums uͤberwieſen/ in denſelben halsſtarriger Weiſe beharret; wird alſo genennt der verfuͤhrte/ der verirrte/ falſche/ wahnſuͤchtige Meiſter. Duͤckel/ Sonderling/ Kluͤgling/ Meiſterling/ Stoͤrnfried/ deß Zank reimt mit Geſtank/ und mit deß Teuffels Dank. Die letzte Hoͤllenbeut. Er traͤget in Ge- wiſſen ein Brandmahl ohne Wiſſen/ von der Warheit abgeriſſen. Wer ſich aber auf die H. Schrifft und der erſten Kirchenlehrer und allge- meinen Glaubensbekantniſſen verſichert haͤlt kan dieſen Namen nit haben. Die Ketzerey im hoͤchſten Grad wird gebil- det

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/harsdoerffer_trichter03_1653
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/harsdoerffer_trichter03_1653/318
Zitationshilfe: Harsdörffer, Georg Philipp: Poetischer Trichter. Bd. 3. Nürnberg, 1653, S. 288[286]. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/harsdoerffer_trichter03_1653/318>, abgerufen am 29.03.2024.