Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Harsdörffer, Georg Philipp: Poetischer Trichter. Bd. 3. Nürnberg, 1653.

Bild:
<< vorherige Seite

Land.
den/ das Feld und Acker/ welche Wörter aufzu-
suchen. Ein gutes Land macht böse Leute/ Reich-
thum und überfluß hat einen Sohn heist Sün-
den Lust etc. Der Poet beschreibet ein jedes Land
nach seinen Eigenschafften/ und werden sie gebil-
det durch Weibspersonen/ mit Früchten/ die
sonderlich in selben zufinden/ weil sie die Nährerin
und Vermehrerin der Völker sind.

258. Larv.

Dieses Wort ist dem Gebrauch nach teutsch/
der Ankunfft nach Lateinisch/ weil es den alten
redlichen Teutschen ein unbekante Sache/ und
mit einem in ihrer Sprache unbekanten Wort
hat müssen ausgeredet werden. Etliche nennen
es Vorgesicht. Die betrügliche/ falsche/ verstellte/
Fatznächtige/ schwartze/ ungestalte etc. Larve/
Masquen etc. Dardurch GOTTES Ebenbild
wird dem Teuffel gleich verhüllt.

Die Larve hat die Deutung der Verstellung
und deß Betruges.

259. Last.

Bürde/ Beschwärung/ Belästigung/ Be-
druckung/ die obhabende/ harte/ schwere/ angegür-
de/ überlaste Bürde auff einen schwachen Ru-
cken/ ihn endlich wund zu drucken/ muß sich zur
Erden bucken/ ja fallen und zerstucken. Die List
ist seine Lust/ die mit er eigne Last unwissend auff-
gefasst/ getrieben ohne Rast. Der Last bringt ihn

das
V

Land.
den/ das Feld und Acker/ welche Woͤrter aufzu-
ſuchen. Ein gutes Land macht boͤſe Leute/ Reich-
thum und uͤberfluß hat einen Sohn heiſt Suͤn-
den Luſt ꝛc. Der Poêt beſchreibet ein jedes Land
nach ſeinen Eigenſchafften/ und werden ſie gebil-
det durch Weibsperſonen/ mit Fruͤchten/ die
ſondeꝛlich in ſelben zufinden/ weil ſie die Naͤhꝛerin
und Vermehrerin der Voͤlker ſind.

258. Larv.

Dieſes Wort iſt dem Gebrauch nach teutſch/
der Ankunfft nach Lateiniſch/ weil es den alten
redlichen Teutſchen ein unbekante Sache/ und
mit einem in ihrer Sprache unbekanten Wort
hat muͤſſen ausgeredet werden. Etliche nennen
es Vorgeſicht. Die betruͤgliche/ falſche/ verſtellte/
Fatznaͤchtige/ ſchwartze/ ungeſtalte ꝛc. Larve/
Maſquen ꝛc. Dardurch GOTTES Ebenbild
wird dem Teuffel gleich verhuͤllt.

Die Larve hat die Deutung der Verſtellung
und deß Betruges.

259. Laſt.

Buͤrde/ Beſchwaͤrung/ Belaͤſtigung/ Be-
dꝛuckung/ die obhabende/ harte/ ſchwere/ angeguͤr-
de/ uͤberlaſte Buͤrde auff einen ſchwachen Ru-
cken/ ihn endlich wund zu drucken/ muß ſich zur
Erden bucken/ ja fallen und zerſtucken. Die Liſt
iſt ſeine Luſt/ die mit er eigne Laſt unwiſſend auff-
gefaſſt/ getrieben ohne Raſt. Der Laſt bringt ihn

das
V
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <div n="3">
            <p><pb facs="#f0337" n="307[305]"/><fw place="top" type="header">Land.</fw><lb/>
den/ das Feld und Acker/ welche Wo&#x0364;rter aufzu-<lb/>
&#x017F;uchen. Ein gutes Land macht bo&#x0364;&#x017F;e Leute/ Reich-<lb/>
thum und u&#x0364;berfluß hat einen Sohn hei&#x017F;t Su&#x0364;n-<lb/>
den Lu&#x017F;t &#xA75B;c. Der Po<hi rendition="#aq">ê</hi>t be&#x017F;chreibet ein jedes Land<lb/>
nach &#x017F;einen Eigen&#x017F;chafften/ und werden &#x017F;ie gebil-<lb/>
det durch Weibsper&#x017F;onen/ mit Fru&#x0364;chten/ die<lb/>
&#x017F;onde&#xA75B;lich in &#x017F;elben zufinden/ weil &#x017F;ie die Na&#x0364;h&#xA75B;erin<lb/>
und Vermehrerin der Vo&#x0364;lker &#x017F;ind.</p>
          </div><lb/>
          <div n="3">
            <head> <hi rendition="#fr"> <hi rendition="#b">258. Larv.</hi> </hi> </head><lb/>
            <p>Die&#x017F;es Wort i&#x017F;t dem Gebrauch nach teut&#x017F;ch/<lb/>
der Ankunfft nach Lateini&#x017F;ch/ weil es den alten<lb/>
redlichen Teut&#x017F;chen ein unbekante Sache/ und<lb/>
mit einem in ihrer Sprache unbekanten Wort<lb/>
hat mu&#x0364;&#x017F;&#x017F;en ausgeredet werden. Etliche nennen<lb/>
es Vorge&#x017F;icht. Die betru&#x0364;gliche/ fal&#x017F;che/ ver&#x017F;tellte/<lb/>
Fatzna&#x0364;chtige/ &#x017F;chwartze/ unge&#x017F;talte &#xA75B;c. Larve/<lb/>
Ma&#x017F;quen &#xA75B;c. Dardurch GOTTES Ebenbild<lb/>
wird dem Teuffel gleich verhu&#x0364;llt.</p><lb/>
            <p>Die <hi rendition="#fr">Larve</hi> hat die Deutung der Ver&#x017F;tellung<lb/>
und deß Betruges.</p>
          </div><lb/>
          <div n="3">
            <head> <hi rendition="#fr"> <hi rendition="#b">259. La&#x017F;t.</hi> </hi> </head><lb/>
            <p>Bu&#x0364;rde/ Be&#x017F;chwa&#x0364;rung/ Bela&#x0364;&#x017F;tigung/ Be-<lb/>
d&#xA75B;uckung/ die obhabende/ harte/ &#x017F;chwere/ angegu&#x0364;r-<lb/>
de/ u&#x0364;berla&#x017F;te Bu&#x0364;rde auff einen &#x017F;chwachen Ru-<lb/>
cken/ ihn endlich wund zu drucken/ muß &#x017F;ich zur<lb/>
Erden bucken/ ja fallen und zer&#x017F;tucken. Die Li&#x017F;t<lb/>
i&#x017F;t &#x017F;eine Lu&#x017F;t/ die mit er eigne La&#x017F;t unwi&#x017F;&#x017F;end auff-<lb/>
gefa&#x017F;&#x017F;t/ getrieben ohne Ra&#x017F;t. Der La&#x017F;t bringt ihn<lb/>
<fw place="bottom" type="sig">V</fw><fw place="bottom" type="catch">das</fw><lb/></p>
          </div>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[307[305]/0337] Land. den/ das Feld und Acker/ welche Woͤrter aufzu- ſuchen. Ein gutes Land macht boͤſe Leute/ Reich- thum und uͤberfluß hat einen Sohn heiſt Suͤn- den Luſt ꝛc. Der Poêt beſchreibet ein jedes Land nach ſeinen Eigenſchafften/ und werden ſie gebil- det durch Weibsperſonen/ mit Fruͤchten/ die ſondeꝛlich in ſelben zufinden/ weil ſie die Naͤhꝛerin und Vermehrerin der Voͤlker ſind. 258. Larv. Dieſes Wort iſt dem Gebrauch nach teutſch/ der Ankunfft nach Lateiniſch/ weil es den alten redlichen Teutſchen ein unbekante Sache/ und mit einem in ihrer Sprache unbekanten Wort hat muͤſſen ausgeredet werden. Etliche nennen es Vorgeſicht. Die betruͤgliche/ falſche/ verſtellte/ Fatznaͤchtige/ ſchwartze/ ungeſtalte ꝛc. Larve/ Maſquen ꝛc. Dardurch GOTTES Ebenbild wird dem Teuffel gleich verhuͤllt. Die Larve hat die Deutung der Verſtellung und deß Betruges. 259. Laſt. Buͤrde/ Beſchwaͤrung/ Belaͤſtigung/ Be- dꝛuckung/ die obhabende/ harte/ ſchwere/ angeguͤr- de/ uͤberlaſte Buͤrde auff einen ſchwachen Ru- cken/ ihn endlich wund zu drucken/ muß ſich zur Erden bucken/ ja fallen und zerſtucken. Die Liſt iſt ſeine Luſt/ die mit er eigne Laſt unwiſſend auff- gefaſſt/ getrieben ohne Raſt. Der Laſt bringt ihn das V

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/harsdoerffer_trichter03_1653
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/harsdoerffer_trichter03_1653/337
Zitationshilfe: Harsdörffer, Georg Philipp: Poetischer Trichter. Bd. 3. Nürnberg, 1653, S. 307[305]. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/harsdoerffer_trichter03_1653/337>, abgerufen am 24.04.2024.