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Harsdörffer, Georg Philipp: Poetischer Trichter. Bd. 3. Nürnberg, 1653.

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Liebe Gottes.
Seele Ruh kan geben: reiner Hertzen reine Flamm
(Feuer/ Brunst/ Brand) der die Weisheit sucht
zur Hand; Dieser guldnen Himmelsglut folget
nach das höchste Gut. Die unerschaffne Schön-
heit lieben/ und in GOttes Wort sich üben/ hat
das Hertz zu GOTT getrieben. Unvergleichliche
Stralen der Himmlischen Gnaden die Jrdischen
Menschen zur Ewigkeit laden. Englisches ver-
langen/ Helden Gedanken vom höchsten empfan-
gen. Die Lieb ist von edler Art/ die sich heimlich
offenbart und sich leichter lässt empfinden/ als in
schwache Reimen binden. Aller Welte Lieb be-
trüget/ GOTTES Lieb' allein vergnüget/ uner-
schöpfliche Quellen Göttlicher Liebe/ mit ver-
gnüglichen Seelen Triebe kräfftiget/ gründet
reiniget unser Leben etc. Daß es Göttlichen Willen
ist ergeben/ und der Sünden Greuel Lust ist dem
Hertzen unbewust. Jst Gott das höchste Gut/
sollen wir ihn lieben/ nach allen Krafft Vermö-
gen/ und keine Welt Lieb hegen/ in eitlen Frevel-
Mut. Wie wenig lieben GOTT/ ohn Angst und
Jammernoht; und so geringe Zahl soll treu seyn
jedesmahl/ und trachten zu erfüllen deß Hertzge-
liebten Willen.

Die Liebe GOTTES wird gebildet durch
eine holde Jungfrau/ welche auf der Erden kni-
end die Armen in Gestalt eines + eröffnet und ihr
Hertz mit einer Ketten an den Himmel hangend/

wei-
V vj

Liebe Gottes.
Seele Ruh kan geben: reiner Hertzen reine Flam̃
(Feuer/ Brunſt/ Brand) der die Weiſheit ſucht
zur Hand; Dieſer guldnen Himmelsglut folget
nach das hoͤchſte Gut. Die unerſchaffne Schoͤn-
heit lieben/ und in GOttes Wort ſich uͤben/ hat
das Hertz zu GOTT getrieben. Unvergleichliche
Stralen der Himmliſchen Gnaden die Jrdiſchen
Menſchen zur Ewigkeit laden. Engliſches ver-
langen/ Helden Gedanken vom hoͤchſten empfan-
gen. Die Lieb iſt von edler Art/ die ſich heimlich
offenbart und ſich leichter laͤſſt empfinden/ als in
ſchwache Reimen binden. Aller Welte Lieb be-
truͤget/ GOTTES Lieb’ allein vergnuͤget/ uner-
ſchoͤpfliche Quellen Goͤttlicher Liebe/ mit ver-
gnuͤglichen Seelen Triebe kraͤfftiget/ gruͤndet
reiniget unſer Leben ꝛc. Daß es Goͤttlichen Willẽ
iſt ergeben/ und der Suͤnden Greuel Luſt iſt dem
Hertzen unbewuſt. Jſt Gott das hoͤchſte Gut/
ſollen wir ihn lieben/ nach allen Krafft Vermoͤ-
gen/ und keine Welt Lieb hegen/ in eitlen Frevel-
Mut. Wie wenig lieben GOTT/ ohn Angſt und
Jammernoht; und ſo geringe Zahl ſoll treu ſeyn
jedesmahl/ und trachten zu erfuͤllen deß Hertzge-
liebten Willen.

Die Liebe GOTTES wird gebildet durch
eine holde Jungfrau/ welche auf der Erden kni-
end die Armen in Geſtalt eines † eroͤffnet und ihr
Hertz mit einer Ketten an den Himmel hangend/

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V vj
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[317[315]/0347] Liebe Gottes. Seele Ruh kan geben: reiner Hertzen reine Flam̃ (Feuer/ Brunſt/ Brand) der die Weiſheit ſucht zur Hand; Dieſer guldnen Himmelsglut folget nach das hoͤchſte Gut. Die unerſchaffne Schoͤn- heit lieben/ und in GOttes Wort ſich uͤben/ hat das Hertz zu GOTT getrieben. Unvergleichliche Stralen der Himmliſchen Gnaden die Jrdiſchen Menſchen zur Ewigkeit laden. Engliſches ver- langen/ Helden Gedanken vom hoͤchſten empfan- gen. Die Lieb iſt von edler Art/ die ſich heimlich offenbart und ſich leichter laͤſſt empfinden/ als in ſchwache Reimen binden. Aller Welte Lieb be- truͤget/ GOTTES Lieb’ allein vergnuͤget/ uner- ſchoͤpfliche Quellen Goͤttlicher Liebe/ mit ver- gnuͤglichen Seelen Triebe kraͤfftiget/ gruͤndet reiniget unſer Leben ꝛc. Daß es Goͤttlichen Willẽ iſt ergeben/ und der Suͤnden Greuel Luſt iſt dem Hertzen unbewuſt. Jſt Gott das hoͤchſte Gut/ ſollen wir ihn lieben/ nach allen Krafft Vermoͤ- gen/ und keine Welt Lieb hegen/ in eitlen Frevel- Mut. Wie wenig lieben GOTT/ ohn Angſt und Jammernoht; und ſo geringe Zahl ſoll treu ſeyn jedesmahl/ und trachten zu erfuͤllen deß Hertzge- liebten Willen. Die Liebe GOTTES wird gebildet durch eine holde Jungfrau/ welche auf der Erden kni- end die Armen in Geſtalt eines † eroͤffnet und ihr Hertz mit einer Ketten an den Himmel hangend/ wei- V vj

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Zitationshilfe: Harsdörffer, Georg Philipp: Poetischer Trichter. Bd. 3. Nürnberg, 1653, S. 317[315]. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/harsdoerffer_trichter03_1653/347>, abgerufen am 24.04.2024.