Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Harsdörffer, Georg Philipp: Poetischer Trichter. Bd. 3. Nürnberg, 1653.

Bild:
<< vorherige Seite

Liebe deß Vaterlandes.
der Tod/ welcher alles überwindet/ wird von die-
ser Liebe überwunden/ und muß sie mit unsterb-
lichen Nachruhm auf den Gräbern leben/ in der
Menschen Gedächtniß schweben und auch bey
der Nachwelt den Kindeskindern solcher Lieb-
haber Lob und Ehre geben.

Die Liebe deß Vaterlandes wird gebildet
durch einen Jüngling in Römischer Kriegsleu-
te Bekleidung/ stehend nechst einer stinkenden
Erden grufft/ und einem Feuer/ tragend in der ei-
nen Hand einen Krantz von Eichenlaub/ wegen
der erhaltnen Burger in der andern einen Krantz
von Grasgeflochten/ welcher denen gegeben wor-
den/ die das Land vor dem Feind befreyet hatten.
Dieses Bild zielet etlicher massen auf die Ge-
schichte Q. Curtii:

276. Liecht.

Das helle/ guldne/ stralende/ erleuchtende/
flammende/ glantzbringende/ liebliche Liecht/ rei-
tzet an sich aller Augen/ erhellet das Gemach/ die
Sternen so die Kunst im Zimmer angezündet/
die machen Tag aus Nacht. Die Wax-Pech-
Oehl-und Unschlitflamm nehrt sich von Fettig-
keit.

Das Liecht hat die Deutung der Warheit
und werden auch vorneme Leute mit demselben
verglichen/ welche die Warheit erkennen und an-
dre erleuchten/ daß die Frösche der Verleumder

bey
X ij

Liebe deß Vaterlandes.
der Tod/ welcher alles uͤberwindet/ wird von die-
ſer Liebe uͤberwunden/ und muß ſie mit unſterb-
lichen Nachruhm auf den Graͤbern leben/ in der
Menſchen Gedaͤchtniß ſchweben und auch bey
der Nachwelt den Kindeskindern ſolcher Lieb-
haber Lob und Ehre geben.

Die Liebe deß Vaterlandes wird gebildet
durch einen Juͤngling in Roͤmiſcher Kriegsleu-
te Bekleidung/ ſtehend nechſt einer ſtinkenden
Erden grufft/ und einem Feuer/ tragend in der ei-
nen Hand einen Krantz von Eichenlaub/ wegen
der erhaltnen Burger in der andern einen Krantz
von Grasgeflochten/ welcher denen gegeben wor-
den/ die das Land vor dem Feind befreyet hatten.
Dieſes Bild zielet etlicher maſſen auf die Ge-
ſchichte Q. Curtii:

276. Liecht.

Das helle/ guldne/ ſtralende/ erleuchtende/
flammende/ glantzbringende/ liebliche Liecht/ rei-
tzet an ſich aller Augen/ erhellet das Gemach/ die
Sternen ſo die Kunſt im Zimmer angezuͤndet/
die machen Tag aus Nacht. Die Wax-Pech-
Oehl-und Unſchlitflamm nehrt ſich von Fettig-
keit.

Das Liecht hat die Deutung der Warheit
und werden auch vorneme Leute mit demſelben
verglichen/ welche die Warheit erkennen und an-
dre erleuchten/ daß die Froͤſche der Verleumder

bey
X ij
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <div n="3">
            <p><pb facs="#f0355" n="325[323]"/><fw place="top" type="header">Liebe deß Vaterlandes.</fw><lb/>
der Tod/ welcher alles u&#x0364;berwindet/ wird von die-<lb/>
&#x017F;er Liebe u&#x0364;berwunden/ und muß &#x017F;ie mit un&#x017F;terb-<lb/>
lichen Nachruhm auf den Gra&#x0364;bern leben/ in der<lb/>
Men&#x017F;chen Geda&#x0364;chtniß &#x017F;chweben und auch bey<lb/>
der Nachwelt den Kindeskindern &#x017F;olcher Lieb-<lb/>
haber Lob und Ehre geben.</p><lb/>
            <p>Die <hi rendition="#fr">Liebe deß Vaterlandes</hi> wird gebildet<lb/>
durch einen Ju&#x0364;ngling in Ro&#x0364;mi&#x017F;cher Kriegsleu-<lb/>
te Bekleidung/ &#x017F;tehend nech&#x017F;t einer &#x017F;tinkenden<lb/>
Erden grufft/ und einem Feuer/ tragend in der ei-<lb/>
nen Hand einen Krantz von Eichenlaub/ wegen<lb/>
der erhaltnen Burger in der andern einen Krantz<lb/>
von Grasgeflochten/ welcher denen gegeben wor-<lb/>
den/ die das Land vor dem Feind befreyet hatten.<lb/>
Die&#x017F;es Bild zielet etlicher ma&#x017F;&#x017F;en auf die Ge-<lb/>
&#x017F;chichte Q. Curtii:</p>
          </div><lb/>
          <div n="3">
            <head> <hi rendition="#fr"> <hi rendition="#b">276. Liecht.</hi> </hi> </head><lb/>
            <p>Das helle/ guldne/ &#x017F;tralende/ erleuchtende/<lb/>
flammende/ glantzbringende/ liebliche Liecht/ rei-<lb/>
tzet an &#x017F;ich aller Augen/ erhellet das Gemach/ die<lb/>
Sternen &#x017F;o die Kun&#x017F;t im Zimmer angezu&#x0364;ndet/<lb/>
die machen Tag aus Nacht. Die Wax-Pech-<lb/>
Oehl-und <hi rendition="#fr">U</hi>n&#x017F;chlitflamm nehrt &#x017F;ich von Fettig-<lb/>
keit.</p><lb/>
            <p>Das <hi rendition="#fr">Liecht</hi> hat die Deutung der Warheit<lb/>
und werden auch vorneme Leute mit dem&#x017F;elben<lb/>
verglichen/ welche die Warheit erkennen und an-<lb/>
dre erleuchten/ daß die Fro&#x0364;&#x017F;che der Verleumder<lb/>
<fw place="bottom" type="sig">X ij</fw><fw place="bottom" type="catch">bey</fw><lb/></p>
          </div>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[325[323]/0355] Liebe deß Vaterlandes. der Tod/ welcher alles uͤberwindet/ wird von die- ſer Liebe uͤberwunden/ und muß ſie mit unſterb- lichen Nachruhm auf den Graͤbern leben/ in der Menſchen Gedaͤchtniß ſchweben und auch bey der Nachwelt den Kindeskindern ſolcher Lieb- haber Lob und Ehre geben. Die Liebe deß Vaterlandes wird gebildet durch einen Juͤngling in Roͤmiſcher Kriegsleu- te Bekleidung/ ſtehend nechſt einer ſtinkenden Erden grufft/ und einem Feuer/ tragend in der ei- nen Hand einen Krantz von Eichenlaub/ wegen der erhaltnen Burger in der andern einen Krantz von Grasgeflochten/ welcher denen gegeben wor- den/ die das Land vor dem Feind befreyet hatten. Dieſes Bild zielet etlicher maſſen auf die Ge- ſchichte Q. Curtii: 276. Liecht. Das helle/ guldne/ ſtralende/ erleuchtende/ flammende/ glantzbringende/ liebliche Liecht/ rei- tzet an ſich aller Augen/ erhellet das Gemach/ die Sternen ſo die Kunſt im Zimmer angezuͤndet/ die machen Tag aus Nacht. Die Wax-Pech- Oehl-und Unſchlitflamm nehrt ſich von Fettig- keit. Das Liecht hat die Deutung der Warheit und werden auch vorneme Leute mit demſelben verglichen/ welche die Warheit erkennen und an- dre erleuchten/ daß die Froͤſche der Verleumder bey X ij

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/harsdoerffer_trichter03_1653
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/harsdoerffer_trichter03_1653/355
Zitationshilfe: Harsdörffer, Georg Philipp: Poetischer Trichter. Bd. 3. Nürnberg, 1653, S. 325[323]. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/harsdoerffer_trichter03_1653/355>, abgerufen am 18.04.2024.