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Harsdörffer, Georg Philipp: Poetischer Trichter. Bd. 3. Nürnberg, 1653.

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Nacht.
chen/ die Angstbetrübte/ stock-dick-finstre/ blinde
Nacht. Die Heldin/ welche mit dem Silberblan-
ken Harnisch das Sternheer auf die Wache füh-
ret/ und als eine Sieges Fürstin die Sonnenstra-
len verjaget. Dieser Göttin heller Glantz gleicht
deß Pfauen Augenschwantz/ der sich in die Run-
dung breitet/ so viel Himmels Liechter leitet/ und
entdeckt das blaue Zelt/ ob dem grossen Himmels
Feld. Die Nacht bringt viel 1000. Sonnen/ ist
der Feuchten hoher Brunnen. Von der braunen
Nacht befallen/ beschattet/ bedecket etc.

Mond/ Sterne/ Sonne/ Morgen-
röte.
Die Lieb zu Nacht genesen/ zu deuten/ daß
vielleicht/ der Buler blindes Wesen im finstern
besser streicht.

Die Nacht wird gebildet durch ein dickes
Weibsbild/ welches gekrönt ist mit Mahenkö-
pfen (weil solcher Samen schlaffen machet) auf
den Rucken habend zween grosse schwartze Flü-
gel/ ihre Bekleidung ist schwartz/ voller hellen
Sternen. Für ihr ligen zwey mit abgebrochnen
oder krummen Füssenbemerkte Kindlein/ deren
das eine weiß das andre braunlicht jenes sol den
Schlaf/ dieses den Tod bedeuten/ wie Philostra-
tus will.

319. Nachtigall.

Die Syrenen in dem Luffte/ das flüchtige
Psälterlein der edelste unter denen die den Fittig

schwin-
Z ij

Nacht.
chen/ die Angſtbetruͤbte/ ſtock-dick-finſtre/ blinde
Nacht. Die Heldin/ welche mit dem Silberblan-
ken Harniſch das Sternheer auf die Wache fuͤh-
ret/ und als eine Sieges Fuͤrſtin die Sonnenſtra-
len verjaget. Dieſer Goͤttin heller Glantz gleicht
deß Pfauen Augenſchwantz/ der ſich in die Run-
dung breitet/ ſo viel Himmels Liechter leitet/ und
entdeckt das blaue Zelt/ ob dem groſſen Himmels
Feld. Die Nacht bringt viel 1000. Sonnen/ iſt
der Feuchten hoher Brunnen. Von der braunen
Nacht befallen/ beſchattet/ bedecket ꝛc.

Mond/ Sterne/ Sonne/ Morgen-
roͤte.
Die Lieb zu Nacht geneſen/ zu deuten/ daß
vielleicht/ der Buler blindes Weſen im finſtern
beſſer ſtreicht.

Die Nacht wird gebildet durch ein dickes
Weibsbild/ welches gekroͤnt iſt mit Mahenkoͤ-
pfen (weil ſolcher Samen ſchlaffen machet) auf
den Rucken habend zween groſſe ſchwartze Fluͤ-
gel/ ihre Bekleidung iſt ſchwartz/ voller hellen
Sternen. Fuͤr ihr ligen zwey mit abgebrochnen
oder krummen Fuͤſſenbemerkte Kindlein/ deren
das eine weiß das andre braunlicht jenes ſol den
Schlaf/ dieſes den Tod bedeuten/ wie Philoſtra-
tus will.

319. Nachtigall.

Die Syrenen in dem Luffte/ das fluͤchtige
Pſaͤlterlein der edelſte unter denen die den Fittig

ſchwin-
Z ij
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[357[355]/0387] Nacht. chen/ die Angſtbetruͤbte/ ſtock-dick-finſtre/ blinde Nacht. Die Heldin/ welche mit dem Silberblan- ken Harniſch das Sternheer auf die Wache fuͤh- ret/ und als eine Sieges Fuͤrſtin die Sonnenſtra- len verjaget. Dieſer Goͤttin heller Glantz gleicht deß Pfauen Augenſchwantz/ der ſich in die Run- dung breitet/ ſo viel Himmels Liechter leitet/ und entdeckt das blaue Zelt/ ob dem groſſen Himmels Feld. Die Nacht bringt viel 1000. Sonnen/ iſt der Feuchten hoher Brunnen. Von der braunen Nacht befallen/ beſchattet/ bedecket ꝛc. ☞Mond/ Sterne/ Sonne/ Morgen- roͤte. Die Lieb zu Nacht geneſen/ zu deuten/ daß vielleicht/ der Buler blindes Weſen im finſtern beſſer ſtreicht. Die Nacht wird gebildet durch ein dickes Weibsbild/ welches gekroͤnt iſt mit Mahenkoͤ- pfen (weil ſolcher Samen ſchlaffen machet) auf den Rucken habend zween groſſe ſchwartze Fluͤ- gel/ ihre Bekleidung iſt ſchwartz/ voller hellen Sternen. Fuͤr ihr ligen zwey mit abgebrochnen oder krummen Fuͤſſenbemerkte Kindlein/ deren das eine weiß das andre braunlicht jenes ſol den Schlaf/ dieſes den Tod bedeuten/ wie Philoſtra- tus will. 319. Nachtigall. Die Syrenen in dem Luffte/ das fluͤchtige Pſaͤlterlein der edelſte unter denen die den Fittig ſchwin- Z ij

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Zitationshilfe: Harsdörffer, Georg Philipp: Poetischer Trichter. Bd. 3. Nürnberg, 1653, S. 357[355]. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/harsdoerffer_trichter03_1653/387>, abgerufen am 28.03.2024.