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Harsdörffer, Georg Philipp: Poetischer Trichter. Bd. 3. Nürnberg, 1653.

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Schand.
39. Schand.

Die Schande folgt der Sünde nach/ gleich wie
die Nachte folgt dem Tag. Wer Schande nicht
für Schande hält der ist dem Laster zugesellt. Die
Scham beschämt zu rechter Zeit/ die Schande
bringet Hertzenleid. Es kan ein unversehrt gewis-
sen/ deß Frevlers Schande nicht verdrüssen/ und
allen Spott und Schmach versüssen. Die Schad
ist aller Unzucht Band/ verändert allen Ehren-
stand/ und treibet manchen aus dem Land. Die
Schmach verbrüdert mit der Klag/ macht alle
Frevler feig und zag. Sich deß Unlobs entschüt-
ten/ eine Schande zulegen/ betragen/ beflecken/
entehren. Die Schand bringt Ehrlose Mühe.

Nach dem die Schande beschaffen/ nachdem
wird sie auch gebildet.

391. Schatten: Scheine.

Der trübe/ braune/ lange/ leichte/ schnelle/
schwartze/ stille/ kühle/ ruhige/ erquickende/ frischen-
de/ freye Schatten. Der Sonnenstralen aufent-
halt/ der geschwinde Schattenstreif streichet durch
das ebne Feld. Jm Schatten sich gatten auf gru-
nender Matten. Der Baumen Schattenthron
bedecket/ befittigt/ deß Schattens Obhut schwebt.

Der Schatten.
Jch bin der Sonnen Sohn/ von ihr stets unbe-
decket;
Zu Morgens und zu Nachts fast überlag erstre-
cket:
Man
Schand.
39. Schand.

Die Schande folgt der Suͤnde nach/ gleich wie
die Nachte folgt dem Tag. Wer Schande nicht
fuͤr Schande haͤlt der iſt dem Laſter zugeſellt. Die
Scham beſchaͤmt zu rechter Zeit/ die Schande
bringet Hertzenleid. Es kan ein unverſehrt gewiſ-
ſen/ deß Frevlers Schande nicht verdruͤſſen/ und
allen Spott und Schmach verſuͤſſen. Die Schãd
iſt aller Unzucht Band/ veraͤndert allen Ehren-
ſtand/ und treibet manchen aus dem Land. Die
Schmach verbruͤdert mit der Klag/ macht alle
Frevler feig und zag. Sich deß Unlobs entſchuͤt-
ten/ eine Schande zulegen/ betragen/ beflecken/
entehren. Die Schand bringt Ehrloſe Muͤhe.

Nach dem die Schande beſchaffen/ nachdem
wird ſie auch gebildet.

391. Schatten: Scheine.

Der truͤbe/ braune/ lange/ leichte/ ſchnelle/
ſchwartze/ ſtille/ kuͤhle/ ruhige/ erquickende/ friſchẽ-
de/ freye Schatten. Der Sonnenſtralen aufent-
halt/ der geſchwinde Schattẽſtreif ſtreichet durch
das ebne Feld. Jm Schatten ſich gatten auf gru-
nender Matten. Der Baumen Schattenthron
bedecket/ befittigt/ deß Schattẽs Obhut ſchwebt.

Der Schatten.
Jch bin der Sonnen Sohn/ von ihr ſtets unbe-
decket;
Zu Morgens und zu Nachts faſt uͤberlãg erſtre-
cket:
Man
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[401[399]/0431] Schand. 39. Schand. Die Schande folgt der Suͤnde nach/ gleich wie die Nachte folgt dem Tag. Wer Schande nicht fuͤr Schande haͤlt der iſt dem Laſter zugeſellt. Die Scham beſchaͤmt zu rechter Zeit/ die Schande bringet Hertzenleid. Es kan ein unverſehrt gewiſ- ſen/ deß Frevlers Schande nicht verdruͤſſen/ und allen Spott und Schmach verſuͤſſen. Die Schãd iſt aller Unzucht Band/ veraͤndert allen Ehren- ſtand/ und treibet manchen aus dem Land. Die Schmach verbruͤdert mit der Klag/ macht alle Frevler feig und zag. Sich deß Unlobs entſchuͤt- ten/ eine Schande zulegen/ betragen/ beflecken/ entehren. Die Schand bringt Ehrloſe Muͤhe. Nach dem die Schande beſchaffen/ nachdem wird ſie auch gebildet. 391. Schatten: Scheine. Der truͤbe/ braune/ lange/ leichte/ ſchnelle/ ſchwartze/ ſtille/ kuͤhle/ ruhige/ erquickende/ friſchẽ- de/ freye Schatten. Der Sonnenſtralen aufent- halt/ der geſchwinde Schattẽſtreif ſtreichet durch das ebne Feld. Jm Schatten ſich gatten auf gru- nender Matten. Der Baumen Schattenthron bedecket/ befittigt/ deß Schattẽs Obhut ſchwebt. Der Schatten. Jch bin der Sonnen Sohn/ von ihr ſtets unbe- decket; Zu Morgens und zu Nachts faſt uͤberlãg erſtre- cket: Man

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Zitationshilfe: Harsdörffer, Georg Philipp: Poetischer Trichter. Bd. 3. Nürnberg, 1653, S. 401[399]. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/harsdoerffer_trichter03_1653/431>, abgerufen am 28.03.2024.