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Harsdörffer, Georg Philipp: Poetischer Trichter. Bd. 3. Nürnberg, 1653.

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Schiff.
was sol das strenge Schlagen/ die Fluten zuver-
jagen/ die Flut kan töden und begraben/ etc. Das
donrende Wetter und Hagelgewitter verfolget
den Schiffer mit brausenden Wellen/ die schau-
menden Fluten und Struten erhellen/ das Schiff-
lein zerspündet/ in mancherley Splitter/ der An-
ker entreisset/ es knirschet der Kiel/ die Bretter
zerschmeisset Neptuni Gespühl/ das schwere ver-
sinket und fället zu Grund/ wie mancher ertrin-
ket und stirbet gesund/ das leichte verschwemmet/
und kommet darvon etc. Die feindlichen Wellen
mit Schaumen erhellen. Das Schiff zerspün-
det sich der Segel börst entzwey/ alls schüttert/
zittert/ splittert/ der Mastbaum ist zerstuckt man
höret ein Geschrey deß halbtodt Schiffgesinds.
Da gilt es nicht entfliehen/ in solcher Schiffes
Noht schaut man den blassen Todt gerad ins An-
gesicht.

Der Tag ist übernacht vom trüben Hagel-
wetter/ da ist kein Schutz noch Retter/ der Wür-
bel Norden Macht rast/ reitzt/ reisst/ schmeisst/ zer-
drümmert/ was man von langer Hand mit gros-
sem Fleiß gezimmert. Der Wind/ deß Schiffers
Feind baut grosse Wassermauren/ bestürmet hier
und dar/ daß es nicht lang kan dauren/ und ob er
wol entweicht und gleichsam machet Fried/ kommt
er doch stärker an/ und bringt mehr Wellen mit/
die fallen an und ein/ nicht anderst wie Soldaten/

es

Schiff.
was ſol das ſtrenge Schlagen/ die Fluten zuver-
jagen/ die Flut kan toͤden und begraben/ ꝛc. Das
donrende Wetter und Hagelgewitter verfolget
den Schiffer mit brauſenden Wellen/ die ſchau-
menden Fluten und Struten erhellẽ/ das Schiff-
lein zerſpuͤndet/ in mancherley Splitter/ der An-
ker entreiſſet/ es knirſchet der Kiel/ die Bretter
zerſchmeiſſet Neptuni Geſpuͤhl/ das ſchwere ver-
ſinket und faͤllet zu Grund/ wie mancher ertrin-
ket und ſtirbet geſund/ das leichte verſchwemmet/
und kommet darvon ꝛc. Die feindlichen Wellen
mit Schaumen erhellen. Das Schiff zerſpuͤn-
det ſich der Segel boͤrſt entzwey/ alls ſchuͤttert/
zittert/ ſplittert/ der Maſtbaum iſt zerſtuckt man
hoͤret ein Geſchrey deß halbtodt Schiffgeſinds.
Da gilt es nicht entfliehen/ in ſolcher Schiffes
Noht ſchaut man den blaſſen Todt gerad ins An-
geſicht.

Der Tag iſt uͤbernacht vom truͤben Hagel-
wetter/ da iſt kein Schutz noch Retter/ der Wuͤr-
bel Norden Macht raſt/ reitzt/ reiſſt/ ſchmeiſſt/ zer-
druͤmmert/ was man von langer Hand mit groſ-
ſem Fleiß gezimmert. Der Wind/ deß Schiffers
Feind baut groſſe Waſſermauren/ beſtuͤrmet hier
und dar/ daß es nicht lang kan dauren/ und ob er
wol entweicht und gleichſam machet Fried/ kom̃t
er doch ſtaͤrker an/ und bringt mehr Wellen mit/
die fallen an und ein/ nicht anderſt wie Soldaten/

es
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[404[402]/0434] Schiff. was ſol das ſtrenge Schlagen/ die Fluten zuver- jagen/ die Flut kan toͤden und begraben/ ꝛc. Das donrende Wetter und Hagelgewitter verfolget den Schiffer mit brauſenden Wellen/ die ſchau- menden Fluten und Struten erhellẽ/ das Schiff- lein zerſpuͤndet/ in mancherley Splitter/ der An- ker entreiſſet/ es knirſchet der Kiel/ die Bretter zerſchmeiſſet Neptuni Geſpuͤhl/ das ſchwere ver- ſinket und faͤllet zu Grund/ wie mancher ertrin- ket und ſtirbet geſund/ das leichte verſchwemmet/ und kommet darvon ꝛc. Die feindlichen Wellen mit Schaumen erhellen. Das Schiff zerſpuͤn- det ſich der Segel boͤrſt entzwey/ alls ſchuͤttert/ zittert/ ſplittert/ der Maſtbaum iſt zerſtuckt man hoͤret ein Geſchrey deß halbtodt Schiffgeſinds. Da gilt es nicht entfliehen/ in ſolcher Schiffes Noht ſchaut man den blaſſen Todt gerad ins An- geſicht. Der Tag iſt uͤbernacht vom truͤben Hagel- wetter/ da iſt kein Schutz noch Retter/ der Wuͤr- bel Norden Macht raſt/ reitzt/ reiſſt/ ſchmeiſſt/ zer- druͤmmert/ was man von langer Hand mit groſ- ſem Fleiß gezimmert. Der Wind/ deß Schiffers Feind baut groſſe Waſſermauren/ beſtuͤrmet hier und dar/ daß es nicht lang kan dauren/ und ob er wol entweicht und gleichſam machet Fried/ kom̃t er doch ſtaͤrker an/ und bringt mehr Wellen mit/ die fallen an und ein/ nicht anderſt wie Soldaten/ es

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Zitationshilfe: Harsdörffer, Georg Philipp: Poetischer Trichter. Bd. 3. Nürnberg, 1653, S. 404[402]. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/harsdoerffer_trichter03_1653/434>, abgerufen am 19.04.2024.