Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Harsdörffer, Georg Philipp: Poetischer Trichter. Bd. 3. Nürnberg, 1653.

Bild:
<< vorherige Seite

Soldat.
stillt alles Ungemach/ man hört deß Burger-
manns und auch deß Baurens Ach. Der Sol-
dat mit langen Haaren/ hat viel in Gefahr er-
fahren/ bey ihm ist das Lachen theuer/ er schläfft
bey dem kalten Feuer (dann er rechts pflegt zu er-
kalten/ wann er links sich fast verbrennt) erist von
dem Sold genennt/ der bey ihm nicht pflegt zu al-
ten. Würffel/ Huren/ Fressen/ Sauffen/ nach den
Küh' und Oxen lauffen/ plündern/ sengen/ bren-
nen/ rauben/ allen übermut verlauben/ ist das
Kriegen ohne Zucht und der Sünden böse Frucht.
Besihe das Soldaten Lob H. Matth. Apellis.
Der raubet wird deß Todes Raub: er vergehet
wie der Staub/ seines Namens wird vergessen/
oder wird ihm zugemessen Ehr und Ruhm der
Tapferkeit/ dauret sie gar kurtze Zeit. Er ist gleich
einer hohen Eichen/ die in dem Wetter fest besteht/
wann Blitz und Donner ob sie geht/ kan sie nicht
eines Fuß breit weichen. Er ist gleich wie der Fels
im Meer/ der nicht scheut aller Wellen Heer etc.
Sein Purpur ist deß feindes Blut/ die Wun-
den sind ihm edle Stein es ist sein Schild der fri-
sche Muht/ und die Gefahr ist ihm gemein. Dem
Tod schaut er ins Angesicht der vielmals für den
kühnen fliehet/ die er doch endlich zu sich ziehet/
und stellet für das Strafgericht. Besihe das Lob
eines Soldaten in H. Flemmings Gedichten am
111 Blat. Der Unhold aller Kunst/ ein Gast

der

Soldat.
ſtillt alles Ungemach/ man hoͤrt deß Burger-
manns und auch deß Baurens Ach. Der Sol-
dat mit langen Haaren/ hat viel in Gefahr er-
fahren/ bey ihm iſt das Lachen theuer/ er ſchlaͤfft
bey dem kalten Feuer (dann er rechts pflegt zu er-
kalten/ wann er links ſich faſt verbrennt) eꝛiſt von
dem Sold genennt/ der bey ihm nicht pflegt zu al-
ten. Wuͤrffel/ Huꝛen/ Freſſen/ Sauffen/ nach den
Kuͤh’ und Oxen lauffen/ pluͤndern/ ſengen/ bren-
nen/ rauben/ allen uͤbermut verlauben/ iſt das
Kriegen ohne Zucht und der Suͤndẽ boͤſe Frucht.
Beſihe das Soldaten Lob H. Matth. Apellis.
Der raubet wird deß Todes Raub: er vergehet
wie der Staub/ ſeines Namens wird vergeſſen/
oder wird ihm zugemeſſen Ehr und Ruhm der
Tapferkeit/ dauret ſie gar kurtze Zeit. Er iſt gleich
einer hohẽ Eichen/ die in dem Wetter feſt beſteht/
wann Blitz und Donner ob ſie geht/ kan ſie nicht
eines Fuß breit weichen. Er iſt gleich wie der Fels
im Meer/ der nicht ſcheut aller Wellen Heer ꝛc.
Sein Purpur iſt deß feindes Blut/ die Wun-
den ſind ihm edle Stein es iſt ſein Schild der fri-
ſche Muht/ und die Gefahr iſt ihm gemein. Dem
Tod ſchaut er ins Angeſicht der vielmals fuͤr den
kuͤhnen fliehet/ die er doch endlich zu ſich ziehet/
und ſtellet fuͤr das Strafgericht. Beſihe das Lob
eines Soldaten in H. Flemmings Gedichten am
111 Blat. Der Unhold aller Kunſt/ ein Gaſt

der
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <div n="3">
            <p><pb facs="#f0456" n="426[424]"/><fw place="top" type="header">Soldat.</fw><lb/>
&#x017F;tillt alles <hi rendition="#fr">U</hi>ngemach/ man ho&#x0364;rt deß Burger-<lb/>
manns und auch deß Baurens Ach. Der Sol-<lb/>
dat mit langen Haaren/ hat viel in Gefahr er-<lb/>
fahren/ bey ihm i&#x017F;t das Lachen theuer/ er &#x017F;chla&#x0364;fft<lb/>
bey dem kalten Feuer (dann er rechts pflegt zu er-<lb/>
kalten/ wann er links &#x017F;ich fa&#x017F;t verbrennt) e&#xA75B;i&#x017F;t von<lb/>
dem Sold genennt/ der bey ihm nicht pflegt zu al-<lb/>
ten. Wu&#x0364;rffel/ Hu&#xA75B;en/ Fre&#x017F;&#x017F;en/ Sauffen/ nach den<lb/>
Ku&#x0364;h&#x2019; und Oxen lauffen/ plu&#x0364;ndern/ &#x017F;engen/ bren-<lb/>
nen/ rauben/ allen u&#x0364;bermut verlauben/ i&#x017F;t das<lb/>
Kriegen ohne Zucht und der Su&#x0364;nd&#x1EBD; bo&#x0364;&#x017F;e Frucht.<lb/>
Be&#x017F;ihe das Soldaten Lob H. Matth. Apellis.<lb/>
Der raubet wird deß Todes Raub: er vergehet<lb/>
wie der Staub/ &#x017F;eines Namens wird verge&#x017F;&#x017F;en/<lb/>
oder wird ihm zugeme&#x017F;&#x017F;en Ehr und Ruhm der<lb/>
Tapferkeit/ dauret &#x017F;ie gar kurtze Zeit. Er i&#x017F;t gleich<lb/>
einer hoh&#x1EBD; Eichen/ die in dem Wetter fe&#x017F;t be&#x017F;teht/<lb/>
wann Blitz und Donner ob &#x017F;ie geht/ kan &#x017F;ie nicht<lb/>
eines Fuß breit weichen. Er i&#x017F;t gleich wie der Fels<lb/>
im Meer/ der nicht &#x017F;cheut aller Wellen Heer &#xA75B;c.<lb/>
Sein Purpur i&#x017F;t deß feindes Blut/ die Wun-<lb/>
den &#x017F;ind ihm edle Stein es i&#x017F;t &#x017F;ein Schild der fri-<lb/>
&#x017F;che Muht/ und die Gefahr i&#x017F;t ihm gemein. Dem<lb/>
Tod &#x017F;chaut er ins Ange&#x017F;icht der vielmals fu&#x0364;r den<lb/>
ku&#x0364;hnen fliehet/ die er doch endlich zu &#x017F;ich ziehet/<lb/>
und &#x017F;tellet fu&#x0364;r das Strafgericht. Be&#x017F;ihe das Lob<lb/>
eines Soldaten in H. Flemmings Gedichten am<lb/>
111 Blat. Der <hi rendition="#fr">U</hi>nhold aller Kun&#x017F;t/ ein Ga&#x017F;t<lb/>
<fw place="bottom" type="catch">der</fw><lb/></p>
          </div>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[426[424]/0456] Soldat. ſtillt alles Ungemach/ man hoͤrt deß Burger- manns und auch deß Baurens Ach. Der Sol- dat mit langen Haaren/ hat viel in Gefahr er- fahren/ bey ihm iſt das Lachen theuer/ er ſchlaͤfft bey dem kalten Feuer (dann er rechts pflegt zu er- kalten/ wann er links ſich faſt verbrennt) eꝛiſt von dem Sold genennt/ der bey ihm nicht pflegt zu al- ten. Wuͤrffel/ Huꝛen/ Freſſen/ Sauffen/ nach den Kuͤh’ und Oxen lauffen/ pluͤndern/ ſengen/ bren- nen/ rauben/ allen uͤbermut verlauben/ iſt das Kriegen ohne Zucht und der Suͤndẽ boͤſe Frucht. Beſihe das Soldaten Lob H. Matth. Apellis. Der raubet wird deß Todes Raub: er vergehet wie der Staub/ ſeines Namens wird vergeſſen/ oder wird ihm zugemeſſen Ehr und Ruhm der Tapferkeit/ dauret ſie gar kurtze Zeit. Er iſt gleich einer hohẽ Eichen/ die in dem Wetter feſt beſteht/ wann Blitz und Donner ob ſie geht/ kan ſie nicht eines Fuß breit weichen. Er iſt gleich wie der Fels im Meer/ der nicht ſcheut aller Wellen Heer ꝛc. Sein Purpur iſt deß feindes Blut/ die Wun- den ſind ihm edle Stein es iſt ſein Schild der fri- ſche Muht/ und die Gefahr iſt ihm gemein. Dem Tod ſchaut er ins Angeſicht der vielmals fuͤr den kuͤhnen fliehet/ die er doch endlich zu ſich ziehet/ und ſtellet fuͤr das Strafgericht. Beſihe das Lob eines Soldaten in H. Flemmings Gedichten am 111 Blat. Der Unhold aller Kunſt/ ein Gaſt der

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/harsdoerffer_trichter03_1653
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/harsdoerffer_trichter03_1653/456
Zitationshilfe: Harsdörffer, Georg Philipp: Poetischer Trichter. Bd. 3. Nürnberg, 1653, S. 426[424]. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/harsdoerffer_trichter03_1653/456>, abgerufen am 19.04.2024.