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Harsdörffer, Georg Philipp: Poetischer Trichter. Bd. 3. Nürnberg, 1653.

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Sorg.
und Trübsal etc. Die Sorg durchnagt das Hertz.
Die Sorge zerschleiffet/ was Frölichkeit häuffet/
mit ruheloser Betrübung.

Die Sorg wird gebildet durch ein altes Weib
in Aschenfarber Bekleidung/ auf dem Haubte
habend einen Sperling/ unter dem Arm einen
Haasen/ und unter den andern ein Buch/ mit be-
trübten Angesicht in einer Einöde sitzend.

429. Speise.

Nahrung/ Mundkost/ darvon der Menschen
Leben sich nehrt und unterhält.

Die Speise wird nach ihrer Unterscheid be-
schrieben.

430. Spiegel.

Der Künste Meisterstuck entdeckt die schnel-
len Jahre. Der Probstein jedes Angesichts/ der
Rahtgeb der Schönheit/ der Zierde Zucht- und
Lehrmeister/ wo in allen gleiche Treue/ der helle/
bestralte/ gegenscheinende/ stille und geheime Raht-
geb/ deß frechen Weibervolks/ der leuchtende
Krystall/ das regende Gemähl deß Menschen-
Angesichts. Das linke/ gläntzende/ warsagende/
schnelle/ spiegelglas. Besihe hiervon die Frau-
enzimmer Belustigung deß H. Gteneille.

Der Spiegel.
Es pflegt sich meinem Raht die Schönheit zu
vertrauen:
Der ich ohn Augen bin mach aller Augen schauen.
Was

Sorg.
und Truͤbſal ꝛc. Die Sorg durchnagt das Hertz.
Die Sorge zerſchleiffet/ was Froͤlichkeit haͤuffet/
mit ruheloſer Betruͤbung.

Die Sorg wird gebildet durch ein altes Weib
in Aſchenfarber Bekleidung/ auf dem Haubte
habend einen Sperling/ unter dem Arm einen
Haaſen/ und unter den andern ein Buch/ mit be-
truͤbten Angeſicht in einer Einoͤde ſitzend.

429. Speiſe.

☞Nahrung/ Mundkoſt/ darvon der Menſchen
Leben ſich nehrt und unterhaͤlt.

Die Speiſe wird nach ihrer Unterſcheid be-
ſchrieben.

430. Spiegel.

Der Kuͤnſte Meiſterſtuck entdeckt die ſchnel-
len Jahre. Der Probſtein jedes Angeſichts/ der
Rahtgeb der Schoͤnheit/ der Zierde Zucht- und
Lehrmeiſter/ wo in allen gleiche Treue/ der helle/
beſtralte/ gegenſcheinẽde/ ſtille und geheime Raht-
geb/ deß frechen Weibervolks/ der leuchtende
Kryſtall/ das regende Gemaͤhl deß Menſchen-
Angeſichts. Das linke/ glaͤntzende/ warſagende/
ſchnelle/ ſpiegelglas. Beſihe hiervon die Frau-
enzimmer Beluſtigung deß H. Gteneille.

Der Spiegel.
Es pflegt ſich meinem Raht die Schoͤnheit zu
vertrauen:
Der ich ohn Augen bin mach aller Augen ſchauẽ.
Was
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[431[429]/0461] Sorg. und Truͤbſal ꝛc. Die Sorg durchnagt das Hertz. Die Sorge zerſchleiffet/ was Froͤlichkeit haͤuffet/ mit ruheloſer Betruͤbung. Die Sorg wird gebildet durch ein altes Weib in Aſchenfarber Bekleidung/ auf dem Haubte habend einen Sperling/ unter dem Arm einen Haaſen/ und unter den andern ein Buch/ mit be- truͤbten Angeſicht in einer Einoͤde ſitzend. 429. Speiſe. ☞Nahrung/ Mundkoſt/ darvon der Menſchen Leben ſich nehrt und unterhaͤlt. Die Speiſe wird nach ihrer Unterſcheid be- ſchrieben. 430. Spiegel. Der Kuͤnſte Meiſterſtuck entdeckt die ſchnel- len Jahre. Der Probſtein jedes Angeſichts/ der Rahtgeb der Schoͤnheit/ der Zierde Zucht- und Lehrmeiſter/ wo in allen gleiche Treue/ der helle/ beſtralte/ gegenſcheinẽde/ ſtille und geheime Raht- geb/ deß frechen Weibervolks/ der leuchtende Kryſtall/ das regende Gemaͤhl deß Menſchen- Angeſichts. Das linke/ glaͤntzende/ warſagende/ ſchnelle/ ſpiegelglas. Beſihe hiervon die Frau- enzimmer Beluſtigung deß H. Gteneille. Der Spiegel. Es pflegt ſich meinem Raht die Schoͤnheit zu vertrauen: Der ich ohn Augen bin mach aller Augen ſchauẽ. Was

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Zitationshilfe: Harsdörffer, Georg Philipp: Poetischer Trichter. Bd. 3. Nürnberg, 1653, S. 431[429]. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/harsdoerffer_trichter03_1653/461>, abgerufen am 29.03.2024.