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Harsdörffer, Georg Philipp: Poetischer Trichter. Bd. 3. Nürnberg, 1653.

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Weib so gebieret.

Die Gestalt der Weibsbilder wird zu Aus-
bildung fast aller der Tugenden und Laster ge-
brauchet/ welche deß besagten Geschlechts vor
Wörtlein die erfordern; wie hingegen in Gestalt
der Mannsbilder gemahlet werden die jenigen
Sachen/ welche das Männliche Geschlechtwort
der erheischen. Wann aber das unbenamte Ge-
schlechtwort das vorstehet/ muß man sich nach
der Beschaffenheit deß Bildes selbsten richten.

Weid.

Acker/ Auen/ Feld etc.

Die kleebare/ fette/ nährliche/ vergnügliche/
mastende/ behägliche Weid und Wonne.

507. Wein.

Deß milden Rebens süss besaffte Krafft. Das
erfreute Kelter Blut/ Sorgenstiller/ Schmer-
tzenwender/ Muhtbringer/ Hertzentröster/ Freud-
erwecker/ der Freyheit Zunderglut/ der Lust und
Leben regt/ gesunden Magen hegt/ der Alten
Milch und Krafft/ der Dichter Prob und Wetz-
stein der ihre Geister schleifft/ deß Herbstes reiche
Gaben/ die wir vom Traubenmann mit voller
Gnüge haben. Jn der Rähtsel sagt der Wein (ein
w) also von sich:

Von Weinen nennt man mich/ der ich in
Freuden steh:
Wer mein zuviel gebraucht dem werd ich
bald ein W.
Ver-
H h
Weib ſo gebieret.

Die Geſtalt der Weibsbilder wird zu Aus-
bildung faſt aller der Tugenden und Laſter ge-
brauchet/ welche deß beſagten Geſchlechts vor
Woͤrtlein die erfordern; wie hingegen in Geſtalt
der Mannsbilder gemahlet werden die jenigen
Sachen/ welche das Maͤnnliche Geſchlechtwort
der erheiſchen. Wann aber das unbenamte Ge-
ſchlechtwort das vorſtehet/ muß man ſich nach
der Beſchaffenheit deß Bildes ſelbſten richten.

Weid.

Acker/ Auen/ Feld ꝛc.

Die kleebare/ fette/ naͤhrliche/ vergnuͤgliche/
maſtende/ behaͤgliche Weid und Wonne.

507. Wein.

Deß milden Rebens ſuͤſs beſaffte Krafft. Das
erfreute Kelter Blut/ Sorgenſtiller/ Schmer-
tzenwender/ Muhtbringer/ Hertzentroͤſteꝛ/ Freud-
erwecker/ der Freyheit Zunderglut/ der Luſt und
Leben regt/ geſunden Magen hegt/ der Alten
Milch und Krafft/ der Dichter Prob und Wetz-
ſtein der ihre Geiſter ſchleifft/ deß Herbſtes reiche
Gaben/ die wir vom Traubenmann mit voller
Gnuͤge haben. Jn der Raͤhtſel ſagt der Wein (ein
w) alſo von ſich:

Von Weinen nennt man mich/ der ich in
Freuden ſteh:
Wer mein zuviel gebraucht dem werd ich
bald ein W.
Ver-
H h
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[483[481]/0513] Weib ſo gebieret. Die Geſtalt der Weibsbilder wird zu Aus- bildung faſt aller der Tugenden und Laſter ge- brauchet/ welche deß beſagten Geſchlechts vor Woͤrtlein die erfordern; wie hingegen in Geſtalt der Mannsbilder gemahlet werden die jenigen Sachen/ welche das Maͤnnliche Geſchlechtwort der erheiſchen. Wann aber das unbenamte Ge- ſchlechtwort das vorſtehet/ muß man ſich nach der Beſchaffenheit deß Bildes ſelbſten richten. Weid. ☞Acker/ Auen/ Feld ꝛc. Die kleebare/ fette/ naͤhrliche/ vergnuͤgliche/ maſtende/ behaͤgliche Weid und Wonne. 507. Wein. Deß milden Rebens ſuͤſs beſaffte Krafft. Das erfreute Kelter Blut/ Sorgenſtiller/ Schmer- tzenwender/ Muhtbringer/ Hertzentroͤſteꝛ/ Freud- erwecker/ der Freyheit Zunderglut/ der Luſt und Leben regt/ geſunden Magen hegt/ der Alten Milch und Krafft/ der Dichter Prob und Wetz- ſtein der ihre Geiſter ſchleifft/ deß Herbſtes reiche Gaben/ die wir vom Traubenmann mit voller Gnuͤge haben. Jn der Raͤhtſel ſagt der Wein (ein w) alſo von ſich: Von Weinen nennt man mich/ der ich in Freuden ſteh: Wer mein zuviel gebraucht dem werd ich bald ein W. Ver- H h

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Zitationshilfe: Harsdörffer, Georg Philipp: Poetischer Trichter. Bd. 3. Nürnberg, 1653, S. 483[481]. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/harsdoerffer_trichter03_1653/513>, abgerufen am 25.04.2024.