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Hauptmann, Gerhart: Der Biberpelz. Berlin, 1893.

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Dritter Akt.
(Morgens gegen acht Uhr in der Wohnung der Frau Wolff. Auf
dem Heerd kocht das Kaffeewasser. Frau Wolff sitzt auf einer Fuß-
bank und zählt Geld auf die Platte eines Stuhls. Julius kommt
herein, ein geschlachtetes Kaninchen tragend.)
Julius. Stich Du all bloß det Jeld bei Seite.
Frau Wolff (im Berechnen vertieft, grob). J hab
Dich nich!
(Schweigen. Julius wirft das Kaninchen auf einen
Schemel, dann greift er ziemlich unschlüssig nach Diesem und Jenem
und fängt schließlich an, einen Stiefel zu schmieren. Man hört
fern ein Jagdsignal blasen.)
Julius (horcht, dann ängstlich erregt). Ob Du woll
det Jeld bei Seite stichst!
Frau Wolff. Du sollst mich in Ruh' lassen,
Julian. Laß Du doch den dämlichen Motes blasen.
Der is im Walde un denkt an nischt.
Julius. Bring Du uns man noch nach Plötzensee!
Frau Wolff. Du sollst kee Blech reden, 's
Mädel kommt!
Adelheid (kommt, eben aufgestanden). Juten Morjen,
Mama!
Frau Wolff. Haste schön geschlafen?
Adelheid. Ihr seid woll fort jewesen die Nacht?
Dritter Akt.
(Morgens gegen acht Uhr in der Wohnung der Frau Wolff. Auf
dem Heerd kocht das Kaffeewaſſer. Frau Wolff ſitzt auf einer Fuß-
bank und zählt Geld auf die Platte eines Stuhls. Julius kommt
herein, ein geſchlachtetes Kaninchen tragend.)
Julius. Stich Du all bloß det Jeld bei Seite.
Frau Wolff (im Berechnen vertieft, grob). J hab
Dich nich!
(Schweigen. Julius wirft das Kaninchen auf einen
Schemel, dann greift er ziemlich unſchlüſſig nach Dieſem und Jenem
und fängt ſchließlich an, einen Stiefel zu ſchmieren. Man hört
fern ein Jagdſignal blaſen.)
Julius (horcht, dann ängſtlich erregt). Ob Du woll
det Jeld bei Seite ſtichſt!
Frau Wolff. Du ſollſt mich in Ruh’ laſſen,
Julian. Laß Du doch den dämlichen Motes blaſen.
Der is im Walde un denkt an niſcht.
Julius. Bring Du uns man noch nach Plötzenſee!
Frau Wolff. Du ſollſt kee Blech reden, ’s
Mädel kommt!
Adelheid (kommt, eben aufgeſtanden). Juten Morjen,
Mama!
Frau Wolff. Haſte ſchön geſchlafen?
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[[62]/0068] Dritter Akt. (Morgens gegen acht Uhr in der Wohnung der Frau Wolff. Auf dem Heerd kocht das Kaffeewaſſer. Frau Wolff ſitzt auf einer Fuß- bank und zählt Geld auf die Platte eines Stuhls. Julius kommt herein, ein geſchlachtetes Kaninchen tragend.) Julius. Stich Du all bloß det Jeld bei Seite. Frau Wolff (im Berechnen vertieft, grob). J hab Dich nich! (Schweigen. Julius wirft das Kaninchen auf einen Schemel, dann greift er ziemlich unſchlüſſig nach Dieſem und Jenem und fängt ſchließlich an, einen Stiefel zu ſchmieren. Man hört fern ein Jagdſignal blaſen.) Julius (horcht, dann ängſtlich erregt). Ob Du woll det Jeld bei Seite ſtichſt! Frau Wolff. Du ſollſt mich in Ruh’ laſſen, Julian. Laß Du doch den dämlichen Motes blaſen. Der is im Walde un denkt an niſcht. Julius. Bring Du uns man noch nach Plötzenſee! Frau Wolff. Du ſollſt kee Blech reden, ’s Mädel kommt! Adelheid (kommt, eben aufgeſtanden). Juten Morjen, Mama! Frau Wolff. Haſte ſchön geſchlafen? Adelheid. Ihr ſeid woll fort jeweſen die Nacht?

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Zitationshilfe: Hauptmann, Gerhart: Der Biberpelz. Berlin, 1893, S. [62]. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/hauptmann_biberpelz_1893/68>, abgerufen am 28.03.2024.