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Hauptmann, Gerhart: Vor Sonnenaufgang. Berlin, 1889.

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Baer (mit merkwürdig blökender Stimme). Saaa--a--and!
Saa--and!

(Er geht durch den Hof und verschwindet zwischen Wohnhaus und Stall-
gebäude. Hoffmann und Helene aus dem Wohnhaus. Helene sieht bleich
aus und trägt ein leeres Wasserglas in der Hand.)
Hoffmann (zu Helene). Unterhalt ihn bissel! verstehst
Du? -- Laß ihn nicht fort -- es liegt mir sehr viel
daran. -- So'n beleidigter Ehrgeiz...Adieu! --
Ach! Soll ich am Ende nicht fahren? -- Wie geht's
mit Martha? -- Ich hab so'n eigenthümliches Gefühl,
als ob's bald.....Unsinn! -- Adieu!...höchste
Eile! (Ruft). Franz! Was die Pferde laufen können!
(Schnell ab durch den Haupteingang.)
(Helene geht zur Pumpe, pumpt das leere Glas voll und leert es auf
einen Zug. Ein zweites Glas Wasser leert sie zur Hälfte. Das Glas setzt sie
dann auf das Pumpenrohr und schlendert langsam, von Zeit zu Zeit rückwärts
schauend, durch den Thorweg hinaus. Baer kommt zwischen Wohnhaus und
Stallung hervor und hält mit seinem Wagen vor der Wohnhausthür still, wo
Miele ihm Sand abnimmt. Indeß ist Kahl von rechts innerhalb des Grenz-
zaunes sichtbar geworden, im Gespräch mit Frau Spiller, die außerhalb des
Zaunes, also auf dem Terrain des Hofeingangs, sich befindet. Beide bewegen
sich im Gespräch langsam längs des Zaunes hin.)
Frau Spiller (leidend). Ach ja -- m -- gnädiger
Herr Kahl! Ich hab -- m -- manchmal so an Sie
-- m -- gedacht -- m -- wenn.....wenn das
gnädige Freilein.......Sie ist doch nun mal --
m -- so zu sagen -- m -- mit Sie verlobt, und
da....ach! -- m -- zu meiner Zeit....!
Kahl (steigt auf die Bank unter der Eiche und befestigt einen Meise-
kasten auf dem untersten Ast).
W -- wenn werd denn
d..dd..doas D...d...d...ducterluder amol
sssenner W...wwwege gihn? hä?
Frau Spiller. Ach, Herr Kahl! Ich glaube --
m -- nicht so bald. -- A..ach, Herr -- m -- Kahl,
ich bin zwar so zu sagen -- m -- etwas -- m --herabjekommen, aber ich weiß so zu sagen -- m --
was Bildung ist. In dieser Hinsicht, Herr Kahl...
das Freilein -- m -- das gnädige Freilein..., das
handeln nicht gut gegen Ihnen -- nein! -- m --
darin, so zu sagen -- m -- habe ich mir nie etwas
zu Schulden kommen lassen -- m -- mein Gewissen --
Baer (mit merkwürdig blökender Stimme). Saaa—a—and!
Saa—and!

(Er geht durch den Hof und verſchwindet zwiſchen Wohnhaus und Stall-
gebäude. Hoffmann und Helene aus dem Wohnhaus. Helene ſieht bleich
aus und trägt ein leeres Waſſerglas in der Hand.)
Hoffmann (zu Helene). Unterhalt ihn biſſel! verſtehſt
Du? — Laß ihn nicht fort — es liegt mir ſehr viel
daran. — So'n beleidigter Ehrgeiz...Adieu! —
Ach! Soll ich am Ende nicht fahren? — Wie geht's
mit Martha? — Ich hab ſo'n eigenthümliches Gefühl,
als ob's bald.....Unſinn! — Adieu!...höchſte
Eile! (Ruft). Franz! Was die Pferde laufen können!
(Schnell ab durch den Haupteingang.)
(Helene geht zur Pumpe, pumpt das leere Glas voll und leert es auf
einen Zug. Ein zweites Glas Waſſer leert ſie zur Hälfte. Das Glas ſetzt ſie
dann auf das Pumpenrohr und ſchlendert langſam, von Zeit zu Zeit rückwärts
ſchauend, durch den Thorweg hinaus. Baer kommt zwiſchen Wohnhaus und
Stallung hervor und hält mit ſeinem Wagen vor der Wohnhausthür ſtill, wo
Miele ihm Sand abnimmt. Indeß iſt Kahl von rechts innerhalb des Grenz-
zaunes ſichtbar geworden, im Geſpräch mit Frau Spiller, die außerhalb des
Zaunes, alſo auf dem Terrain des Hofeingangs, ſich befindet. Beide bewegen
ſich im Geſpräch langſam längs des Zaunes hin.)
Frau Spiller (leidend). Ach ja — m — gnädiger
Herr Kahl! Ich hab — m — manchmal ſo an Sie
— m — gedacht — m — wenn.....wenn das
gnädige Freilein.......Sie iſt doch nun mal —
m — ſo zu ſagen — m — mit Sie verlobt, und
da....ach! — m — zu meiner Zeit....!
Kahl (ſteigt auf die Bank unter der Eiche und befeſtigt einen Meiſe-
kaſten auf dem unterſten Aſt).
W — wenn werd denn
d..dd..doas D...d...d...ducterluder amol
ſſſenner W...wwwege gihn? hä?
Frau Spiller. Ach, Herr Kahl! Ich glaube —
m — nicht ſo bald. — A..ach, Herr — m — Kahl,
ich bin zwar ſo zu ſagen — m — etwas — m —herabjekommen, aber ich weiß ſo zu ſagen — m —
was Bildung iſt. In dieſer Hinſicht, Herr Kahl...
das Freilein — m — das gnädige Freilein..., das
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[75/0081] Baer (mit merkwürdig blökender Stimme). Saaa—a—and! Saa—and! (Er geht durch den Hof und verſchwindet zwiſchen Wohnhaus und Stall- gebäude. Hoffmann und Helene aus dem Wohnhaus. Helene ſieht bleich aus und trägt ein leeres Waſſerglas in der Hand.) Hoffmann (zu Helene). Unterhalt ihn biſſel! verſtehſt Du? — Laß ihn nicht fort — es liegt mir ſehr viel daran. — So'n beleidigter Ehrgeiz...Adieu! — Ach! Soll ich am Ende nicht fahren? — Wie geht's mit Martha? — Ich hab ſo'n eigenthümliches Gefühl, als ob's bald.....Unſinn! — Adieu!...höchſte Eile! (Ruft). Franz! Was die Pferde laufen können! (Schnell ab durch den Haupteingang.) (Helene geht zur Pumpe, pumpt das leere Glas voll und leert es auf einen Zug. Ein zweites Glas Waſſer leert ſie zur Hälfte. Das Glas ſetzt ſie dann auf das Pumpenrohr und ſchlendert langſam, von Zeit zu Zeit rückwärts ſchauend, durch den Thorweg hinaus. Baer kommt zwiſchen Wohnhaus und Stallung hervor und hält mit ſeinem Wagen vor der Wohnhausthür ſtill, wo Miele ihm Sand abnimmt. Indeß iſt Kahl von rechts innerhalb des Grenz- zaunes ſichtbar geworden, im Geſpräch mit Frau Spiller, die außerhalb des Zaunes, alſo auf dem Terrain des Hofeingangs, ſich befindet. Beide bewegen ſich im Geſpräch langſam längs des Zaunes hin.) Frau Spiller (leidend). Ach ja — m — gnädiger Herr Kahl! Ich hab — m — manchmal ſo an Sie — m — gedacht — m — wenn.....wenn das gnädige Freilein.......Sie iſt doch nun mal — m — ſo zu ſagen — m — mit Sie verlobt, und da....ach! — m — zu meiner Zeit....! Kahl (ſteigt auf die Bank unter der Eiche und befeſtigt einen Meiſe- kaſten auf dem unterſten Aſt). W — wenn werd denn d..dd..doas D...d...d...ducterluder amol ſſſenner W...wwwege gihn? hä? Frau Spiller. Ach, Herr Kahl! Ich glaube — m — nicht ſo bald. — A..ach, Herr — m — Kahl, ich bin zwar ſo zu ſagen — m — etwas — m —herabjekommen, aber ich weiß ſo zu ſagen — m — was Bildung iſt. In dieſer Hinſicht, Herr Kahl... das Freilein — m — das gnädige Freilein..., das handeln nicht gut gegen Ihnen — nein! — m — darin, ſo zu ſagen — m — habe ich mir nie etwas zu Schulden kommen laſſen — m — mein Gewiſſen —

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Zitationshilfe: Hauptmann, Gerhart: Vor Sonnenaufgang. Berlin, 1889, S. 75. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/hauptmann_sonnenaufgang_1889/81>, abgerufen am 19.04.2024.