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Staats- und Gelehrte Zeitung Des Hamburgischen unpartheyischen Correspondenten. Nr. 105, Hamburg, 2. Julii 1771.

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[Spaltenumbruch] Soldatenstande gewidmet haben, verstehet man eigent-
lich solche, deren beständige Beschäfftigungen darinn
bestehen, sich in dem Kriegshandwerk vollkommen zu
machen, auch auf diesem Fuß von dem Staate besol-
det werden. Und gewiß, die Türken haben ein solches
Corps, sowol Reuterey, als Fußvolk, welches vielleicht
zahlreicher ist, als in irgend einem andern Europäischen
Lande, und dieses ist, wie an andern Orten, die ei-
gentliche Miliz des Staats. Man hat Ew. Excellenz
nicht die Wahrheit gesagt, wenn Ihnen berichtet wor-
den, daß sogar die Richter und Imans ohne Unterschied
zur Kriegszeit den Marsch anträten. Dies geschieht
bloß in gewissen sehr außerordentlichen Fällen, z. E.
bey den obenangeführten Belagerungen. Aus einer
Declaration, welche ein Französischer Capitain gethan
hat, deren Abschrift ich hier beyfüge, bemerke ich ein
noch stärkeres Beyspiel, daß man Passagiers gefangen
genommen, denen sehr heftig, ja sogar mit Stockschlä-
gen begegnet worden. Ew. Excellenz werden ohne Zwei-
fel dies äußerst harte Betragen auf eine exemplarische
Art bestrafen, und ich ersuche Sie, mir davon Nach-
richt zu geben. Noch zwey andere Dinge haben meine
ganze Aufmerksamkeit auf sich gezogen, und über alle
beyde wünsche ich von Ew. Excellenz die nöthigen Auf-
klärungen zu erhalten. Das erste ist das Recht, welches
sich die Rußischen Kriegsschiffe anmaßen, diejenigen
Kauffahrdenschiffe, welche sich zur Untersuchung bey
ihnen melden müssen, auf eine lange und unbestimmte
Zeit anzuhalten. Dies geschieht zu Lemnos, wo Ew.
Excellenz verschiedene Französische Fahrzeuge zurückhal-
ten, und eben dies haben mir auch die Deputirten von
Smirna berichtet. Entweder ist die Französische Flagge
nicht neutral, oder sie muß auch ihre Freyheit genießen.

Das zweyte ist die Meynung des Herrn Contre-
Admirals Elphinston, die er den Deputirten von
Smirna zu erkennen gegeben, Constantinopel als eine
bloquirte Stadt anzusehen, und nicht nur Waffen
und die nöthigsten Mundprovisionen, welche auf neu-
tralen Fahrzeugen nach diesem Ort wollen, vor dem
Eingange der Dardanellen zurückzuhalten, sondern
auch andere ausländische Waaren, welche nicht unter
den eben angezeigten Artikeln begriffen.

Ich muß bekennen, daß man auf diese Art den Be-
griff einer sogenannten weiten Bloquade weit stärker
ausdehnet, als wenn man einen Ort, von dem man
noch 60 Meilen entfernt ist, der einen Canal vor sich
hat, welcher mit Vestungen und Batterien versehen,
der von allen Seiten und hinter sich ein weitläuftiges
Reich, und ein vollkommen freyes Meer hat, woher
er mit allem Nöthigen kann versorget werden, für
bloquirt ansehen wollte. Dies würde gerade so seyn,
als wenn man vorgäbe, man solle deshalb mit einer
Flotte in dem Sund kreuzen, um Lübeck zu bloquiren,
ohne zu bedenken, daß diese Stadt von der Ostsee und
aus Deutschland überflüßige Zufuhr erhalten könne.

Aber das ist gewiß ohne Beyspiel, daß man unter
diesem Vorwand einer Bloquade, die Freyheit der
Handlung mit Waaren, die keine Mundprovision sind,
aufhebet; und wenn ich den Nachrichten, die ich aus
Morea erhalten, glauben kann, so sind aufs neue
3 Französische Schiffe, die zum Theil mit Tuch bela-
den, an den Küsten dieser Provinz von Rußischen
Kapern genommen worden.

Ich ersuche Ew. Excellenz um eine cathegorische
Antwort über die Zurückgabe der Ladung und der Pas-
sagiers des Capitain Jordans, Claudio Michele, und
[Spaltenumbruch] anderer, von deren Arrest ich noch keine Nachricht er-
halten habe; über die Zurückbehaltung der Französi-
schen Fahrzeuge, welche die Rußischen Kaper genom-
men, insbesondere über die, welche sich zu Lemnos
befinden, und endlich über die von dem Contre-Admi-
ral Elphinston behauptete Meynung, so wie auch über
die in Morea weggenommenen 3 Französischen Fahr-
zeuge, im Fall die erhaltene Nachricht davon wahr seyn
sollte, welches ich doch nicht glauben kann.

Der König, mein Souverain, hat mir befohlen,
daß ich Ihm die Antwort von Ew. Excellenz durch
einen Courier überschicken soll. Se. Majestät werden
nach selbiger die schleunigsten und Ihrer Ehre, der Si-
cherheit Ihrer Flagge und der Würde Ihrer Krone
anständigsten Maaßregeln nehmen. Ich bin etc.

Uebersetzung des Briefes von Sr. Excellenz, dem
Herrn Grafen von Orlow, Plenipotentario Ihrer Ma-
jestät, der Kayserinn aller Reußen, oberstem Befehlsha-
ber der Armeen in der Levante, welcher an den Herrn
Ambassadeur von Frankreich zu Constantinopel zur Ant-
wort auf dessen vorhergehendes geschrieben worden.

Mein Herr!

Ich habe das Schreiben empfangen, womit mich Ew.
Excellenz beehrt haben. Gleich der Anfang desselben
befremdete mich recht sehr; der Schluß aber setzte mich
in Erstaunen. Ich muß Ihnen also eiligst durch meine
Antwort den Irrthum zu benehmen suchen, in welchen
Sie durch verschiedene falsche und ungegründete Nach-
richten gerathen sind. Habe ich alsdenn die Gründe
Ihrer Forderungen widerlegt, so werde ich auch noth-
wendig die Folgerungen derselben über den Haufen
werfen. Ich werde Ihr Schreiben beständig vor Au-
gen haben, und es Punkt für Punkt beantworten.

Der Capitain Jordan hat mit seinem Fahrzeuge, dem
heiligen Joseph, in der Bay von Coron, ziemlich weit
von der Vestung, und noch viel weiter von unserer
Flotte, Anker geworfen. Als er die Rußische Flagge
gesehen hatte, kam er selbst in Begleitung eines Fran-
zösischen Officiers an Bord des Admiralschiffes, sagte
aus, woher er käme, daß er Türken und Negers am
Bord hätte, die mit ihren Ladungen nach Smirna woll-
ten, daß er nicht gewiß sagen könnte, worinn diese La-
dung eigentlich bestünde, daß er aber überhaupt wüßte,
sie wäre außerordentlich reich. Der Herr Admiral
wollte anfangs eine Galeere zur Untersuchung des ge-
dachten Fahrzeuges beordern; der Capitain Jordan aber
hat recht sehr, es möchten, anstatt einer Galeere, zwo
Fregatten dahin geschickt werden, weil seine Passagiers,
die Türken und Araber, bewaffnet wären, und sich ge-
wiß gegen die Galeere vertheidigen, oder auch den An-
ker lichten, und in die weite See gehen würden. In
dem einen oder andern Fall wäre der Verlust seines
Schiffes unvermeidlich. Sein Ansuchen wurde bewil-
liget. Es wurden 2 Fregatten abgeschickt, welche das
Fahrzeug zur Flotte brachten, und man fand, daß die
Türken und Neger bewaffnet waren, und daß die ganze
Ladung ihnen gehöre. Hievon haben wir redende Zeu-
gen, welche der Feind selbst keiner falschen Aussage
wird überführen können. Weil nun Capitain Jordan
sich freywillig gemeldet, und eine so freye und aufrich-
tige Erklärung von unsern Feinden gethan hatte, so
ward ihm nicht nur seine Fracht bezahlet, sondern er
erhielt auch noch ein besonderes Geschenk. Diese ganze

[Spaltenumbruch] Soldatenſtande gewidmet haben, verſtehet man eigent-
lich ſolche, deren beſtaͤndige Beſchaͤfftigungen darinn
beſtehen, ſich in dem Kriegshandwerk vollkommen zu
machen, auch auf dieſem Fuß von dem Staate beſol-
det werden. Und gewiß, die Tuͤrken haben ein ſolches
Corps, ſowol Reuterey, als Fußvolk, welches vielleicht
zahlreicher iſt, als in irgend einem andern Europaͤiſchen
Lande, und dieſes iſt, wie an andern Orten, die ei-
gentliche Miliz des Staats. Man hat Ew. Excellenz
nicht die Wahrheit geſagt, wenn Ihnen berichtet wor-
den, daß ſogar die Richter und Imans ohne Unterſchied
zur Kriegszeit den Marſch antraͤten. Dies geſchieht
bloß in gewiſſen ſehr außerordentlichen Faͤllen, z. E.
bey den obenangefuͤhrten Belagerungen. Aus einer
Declaration, welche ein Franzoͤſiſcher Capitain gethan
hat, deren Abſchrift ich hier beyfuͤge, bemerke ich ein
noch ſtaͤrkeres Beyſpiel, daß man Paſſagiers gefangen
genommen, denen ſehr heftig, ja ſogar mit Stockſchlaͤ-
gen begegnet worden. Ew. Excellenz werden ohne Zwei-
fel dies aͤußerſt harte Betragen auf eine exemplariſche
Art beſtrafen, und ich erſuche Sie, mir davon Nach-
richt zu geben. Noch zwey andere Dinge haben meine
ganze Aufmerkſamkeit auf ſich gezogen, und uͤber alle
beyde wuͤnſche ich von Ew. Excellenz die noͤthigen Auf-
klaͤrungen zu erhalten. Das erſte iſt das Recht, welches
ſich die Rußiſchen Kriegsſchiffe anmaßen, diejenigen
Kauffahrdenſchiffe, welche ſich zur Unterſuchung bey
ihnen melden muͤſſen, auf eine lange und unbeſtimmte
Zeit anzuhalten. Dies geſchieht zu Lemnos, wo Ew.
Excellenz verschiedene Franzoͤſiſche Fahrzeuge zuruͤckhal-
ten, und eben dies haben mir auch die Deputirten von
Smirna berichtet. Entweder iſt die Franzoͤſiſche Flagge
nicht neutral, oder ſie muß auch ihre Freyheit genießen.

Das zweyte iſt die Meynung des Herrn Contre-
Admirals Elphinſton, die er den Deputirten von
Smirna zu erkennen gegeben, Conſtantinopel als eine
bloquirte Stadt anzuſehen, und nicht nur Waffen
und die noͤthigſten Mundproviſionen, welche auf neu-
tralen Fahrzeugen nach dieſem Ort wollen, vor dem
Eingange der Dardanellen zuruͤckzuhalten, ſondern
auch andere auslaͤndiſche Waaren, welche nicht unter
den eben angezeigten Artikeln begriffen.

Ich muß bekennen, daß man auf dieſe Art den Be-
griff einer ſogenannten weiten Bloquade weit ſtaͤrker
ausdehnet, als wenn man einen Ort, von dem man
noch 60 Meilen entfernt iſt, der einen Canal vor ſich
hat, welcher mit Veſtungen und Batterien verſehen,
der von allen Seiten und hinter ſich ein weitlaͤuftiges
Reich, und ein vollkommen freyes Meer hat, woher
er mit allem Noͤthigen kann verſorget werden, fuͤr
bloquirt anſehen wollte. Dies wuͤrde gerade ſo ſeyn,
als wenn man vorgaͤbe, man ſolle deshalb mit einer
Flotte in dem Sund kreuzen, um Luͤbeck zu bloquiren,
ohne zu bedenken, daß dieſe Stadt von der Oſtſee und
aus Deutſchland uͤberfluͤßige Zufuhr erhalten koͤnne.

Aber das iſt gewiß ohne Beyſpiel, daß man unter
dieſem Vorwand einer Bloquade, die Freyheit der
Handlung mit Waaren, die keine Mundproviſion ſind,
aufhebet; und wenn ich den Nachrichten, die ich aus
Morea erhalten, glauben kann, ſo ſind aufs neue
3 Franzoͤſiſche Schiffe, die zum Theil mit Tuch bela-
den, an den Kuͤſten dieſer Provinz von Rußiſchen
Kapern genommen worden.

Ich erſuche Ew. Excellenz um eine cathegoriſche
Antwort uͤber die Zuruͤckgabe der Ladung und der Paſ-
ſagiers des Capitain Jordans, Claudio Michele, und
[Spaltenumbruch] anderer, von deren Arreſt ich noch keine Nachricht er-
halten habe; uͤber die Zuruͤckbehaltung der Franzoͤſi-
ſchen Fahrzeuge, welche die Rußiſchen Kaper genom-
men, insbeſondere uͤber die, welche ſich zu Lemnos
befinden, und endlich uͤber die von dem Contre-Admi-
ral Elphinſton behauptete Meynung, ſo wie auch uͤber
die in Morea weggenommenen 3 Franzoͤſiſchen Fahr-
zeuge, im Fall die erhaltene Nachricht davon wahr ſeyn
ſollte, welches ich doch nicht glauben kann.

Der Koͤnig, mein Souverain, hat mir befohlen,
daß ich Ihm die Antwort von Ew. Excellenz durch
einen Courier uͤberſchicken ſoll. Se. Majeſtaͤt werden
nach ſelbiger die ſchleunigſten und Ihrer Ehre, der Si-
cherheit Ihrer Flagge und der Wuͤrde Ihrer Krone
anſtaͤndigſten Maaßregeln nehmen. Ich bin ꝛc.

Ueberſetzung des Briefes von Sr. Excellenz, dem
Herrn Grafen von Orlow, Plenipotentario Ihrer Ma-
jeſtaͤt, der Kayſerinn aller Reußen, oberſtem Befehlsha-
ber der Armeen in der Levante, welcher an den Herrn
Ambaſſadeur von Frankreich zu Conſtantinopel zur Ant-
wort auf deſſen vorhergehendes geſchrieben worden.

Mein Herr!

Ich habe das Schreiben empfangen, womit mich Ew.
Excellenz beehrt haben. Gleich der Anfang deſſelben
befremdete mich recht ſehr; der Schluß aber ſetzte mich
in Erſtaunen. Ich muß Ihnen alſo eiligſt durch meine
Antwort den Irrthum zu benehmen ſuchen, in welchen
Sie durch verſchiedene falſche und ungegruͤndete Nach-
richten gerathen ſind. Habe ich alsdenn die Gruͤnde
Ihrer Forderungen widerlegt, ſo werde ich auch noth-
wendig die Folgerungen derſelben uͤber den Haufen
werfen. Ich werde Ihr Schreiben beſtaͤndig vor Au-
gen haben, und es Punkt fuͤr Punkt beantworten.

Der Capitain Jordan hat mit ſeinem Fahrzeuge, dem
heiligen Joſeph, in der Bay von Coron, ziemlich weit
von der Veſtung, und noch viel weiter von unſerer
Flotte, Anker geworfen. Als er die Rußiſche Flagge
geſehen hatte, kam er ſelbſt in Begleitung eines Fran-
zoͤſiſchen Officiers an Bord des Admiralſchiffes, ſagte
aus, woher er kaͤme, daß er Tuͤrken und Negers am
Bord haͤtte, die mit ihren Ladungen nach Smirna woll-
ten, daß er nicht gewiß ſagen koͤnnte, worinn dieſe La-
dung eigentlich beſtuͤnde, daß er aber uͤberhaupt wuͤßte,
ſie waͤre außerordentlich reich. Der Herr Admiral
wollte anfangs eine Galeere zur Unterſuchung des ge-
dachten Fahrzeuges beordern; der Capitain Jordan aber
hat recht ſehr, es moͤchten, anſtatt einer Galeere, zwo
Fregatten dahin geſchickt werden, weil ſeine Paſſagiers,
die Tuͤrken und Araber, bewaffnet waͤren, und ſich ge-
wiß gegen die Galeere vertheidigen, oder auch den An-
ker lichten, und in die weite See gehen wuͤrden. In
dem einen oder andern Fall waͤre der Verluſt ſeines
Schiffes unvermeidlich. Sein Anſuchen wurde bewil-
liget. Es wurden 2 Fregatten abgeſchickt, welche das
Fahrzeug zur Flotte brachten, und man fand, daß die
Tuͤrken und Neger bewaffnet waren, und daß die ganze
Ladung ihnen gehoͤre. Hievon haben wir redende Zeu-
gen, welche der Feind ſelbſt keiner falſchen Ausſage
wird uͤberfuͤhren koͤnnen. Weil nun Capitain Jordan
ſich freywillig gemeldet, und eine ſo freye und aufrich-
tige Erklaͤrung von unſern Feinden gethan hatte, ſo
ward ihm nicht nur ſeine Fracht bezahlet, ſondern er
erhielt auch noch ein beſonderes Geſchenk. Dieſe ganze

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[[2]/0002] Soldatenſtande gewidmet haben, verſtehet man eigent- lich ſolche, deren beſtaͤndige Beſchaͤfftigungen darinn beſtehen, ſich in dem Kriegshandwerk vollkommen zu machen, auch auf dieſem Fuß von dem Staate beſol- det werden. Und gewiß, die Tuͤrken haben ein ſolches Corps, ſowol Reuterey, als Fußvolk, welches vielleicht zahlreicher iſt, als in irgend einem andern Europaͤiſchen Lande, und dieſes iſt, wie an andern Orten, die ei- gentliche Miliz des Staats. Man hat Ew. Excellenz nicht die Wahrheit geſagt, wenn Ihnen berichtet wor- den, daß ſogar die Richter und Imans ohne Unterſchied zur Kriegszeit den Marſch antraͤten. Dies geſchieht bloß in gewiſſen ſehr außerordentlichen Faͤllen, z. E. bey den obenangefuͤhrten Belagerungen. Aus einer Declaration, welche ein Franzoͤſiſcher Capitain gethan hat, deren Abſchrift ich hier beyfuͤge, bemerke ich ein noch ſtaͤrkeres Beyſpiel, daß man Paſſagiers gefangen genommen, denen ſehr heftig, ja ſogar mit Stockſchlaͤ- gen begegnet worden. Ew. Excellenz werden ohne Zwei- fel dies aͤußerſt harte Betragen auf eine exemplariſche Art beſtrafen, und ich erſuche Sie, mir davon Nach- richt zu geben. Noch zwey andere Dinge haben meine ganze Aufmerkſamkeit auf ſich gezogen, und uͤber alle beyde wuͤnſche ich von Ew. Excellenz die noͤthigen Auf- klaͤrungen zu erhalten. Das erſte iſt das Recht, welches ſich die Rußiſchen Kriegsſchiffe anmaßen, diejenigen Kauffahrdenſchiffe, welche ſich zur Unterſuchung bey ihnen melden muͤſſen, auf eine lange und unbeſtimmte Zeit anzuhalten. Dies geſchieht zu Lemnos, wo Ew. Excellenz verschiedene Franzoͤſiſche Fahrzeuge zuruͤckhal- ten, und eben dies haben mir auch die Deputirten von Smirna berichtet. Entweder iſt die Franzoͤſiſche Flagge nicht neutral, oder ſie muß auch ihre Freyheit genießen. Das zweyte iſt die Meynung des Herrn Contre- Admirals Elphinſton, die er den Deputirten von Smirna zu erkennen gegeben, Conſtantinopel als eine bloquirte Stadt anzuſehen, und nicht nur Waffen und die noͤthigſten Mundproviſionen, welche auf neu- tralen Fahrzeugen nach dieſem Ort wollen, vor dem Eingange der Dardanellen zuruͤckzuhalten, ſondern auch andere auslaͤndiſche Waaren, welche nicht unter den eben angezeigten Artikeln begriffen. Ich muß bekennen, daß man auf dieſe Art den Be- griff einer ſogenannten weiten Bloquade weit ſtaͤrker ausdehnet, als wenn man einen Ort, von dem man noch 60 Meilen entfernt iſt, der einen Canal vor ſich hat, welcher mit Veſtungen und Batterien verſehen, der von allen Seiten und hinter ſich ein weitlaͤuftiges Reich, und ein vollkommen freyes Meer hat, woher er mit allem Noͤthigen kann verſorget werden, fuͤr bloquirt anſehen wollte. Dies wuͤrde gerade ſo ſeyn, als wenn man vorgaͤbe, man ſolle deshalb mit einer Flotte in dem Sund kreuzen, um Luͤbeck zu bloquiren, ohne zu bedenken, daß dieſe Stadt von der Oſtſee und aus Deutſchland uͤberfluͤßige Zufuhr erhalten koͤnne. Aber das iſt gewiß ohne Beyſpiel, daß man unter dieſem Vorwand einer Bloquade, die Freyheit der Handlung mit Waaren, die keine Mundproviſion ſind, aufhebet; und wenn ich den Nachrichten, die ich aus Morea erhalten, glauben kann, ſo ſind aufs neue 3 Franzoͤſiſche Schiffe, die zum Theil mit Tuch bela- den, an den Kuͤſten dieſer Provinz von Rußiſchen Kapern genommen worden. Ich erſuche Ew. Excellenz um eine cathegoriſche Antwort uͤber die Zuruͤckgabe der Ladung und der Paſ- ſagiers des Capitain Jordans, Claudio Michele, und anderer, von deren Arreſt ich noch keine Nachricht er- halten habe; uͤber die Zuruͤckbehaltung der Franzoͤſi- ſchen Fahrzeuge, welche die Rußiſchen Kaper genom- men, insbeſondere uͤber die, welche ſich zu Lemnos befinden, und endlich uͤber die von dem Contre-Admi- ral Elphinſton behauptete Meynung, ſo wie auch uͤber die in Morea weggenommenen 3 Franzoͤſiſchen Fahr- zeuge, im Fall die erhaltene Nachricht davon wahr ſeyn ſollte, welches ich doch nicht glauben kann. Der Koͤnig, mein Souverain, hat mir befohlen, daß ich Ihm die Antwort von Ew. Excellenz durch einen Courier uͤberſchicken ſoll. Se. Majeſtaͤt werden nach ſelbiger die ſchleunigſten und Ihrer Ehre, der Si- cherheit Ihrer Flagge und der Wuͤrde Ihrer Krone anſtaͤndigſten Maaßregeln nehmen. Ich bin ꝛc. Conſtantinopel, den 4ten Sept. 1770. Ueberſetzung des Briefes von Sr. Excellenz, dem Herrn Grafen von Orlow, Plenipotentario Ihrer Ma- jeſtaͤt, der Kayſerinn aller Reußen, oberſtem Befehlsha- ber der Armeen in der Levante, welcher an den Herrn Ambaſſadeur von Frankreich zu Conſtantinopel zur Ant- wort auf deſſen vorhergehendes geſchrieben worden. Lemnos, den 21ſten September, 1770. Mein Herr! Ich habe das Schreiben empfangen, womit mich Ew. Excellenz beehrt haben. Gleich der Anfang deſſelben befremdete mich recht ſehr; der Schluß aber ſetzte mich in Erſtaunen. Ich muß Ihnen alſo eiligſt durch meine Antwort den Irrthum zu benehmen ſuchen, in welchen Sie durch verſchiedene falſche und ungegruͤndete Nach- richten gerathen ſind. Habe ich alsdenn die Gruͤnde Ihrer Forderungen widerlegt, ſo werde ich auch noth- wendig die Folgerungen derſelben uͤber den Haufen werfen. Ich werde Ihr Schreiben beſtaͤndig vor Au- gen haben, und es Punkt fuͤr Punkt beantworten. Der Capitain Jordan hat mit ſeinem Fahrzeuge, dem heiligen Joſeph, in der Bay von Coron, ziemlich weit von der Veſtung, und noch viel weiter von unſerer Flotte, Anker geworfen. Als er die Rußiſche Flagge geſehen hatte, kam er ſelbſt in Begleitung eines Fran- zoͤſiſchen Officiers an Bord des Admiralſchiffes, ſagte aus, woher er kaͤme, daß er Tuͤrken und Negers am Bord haͤtte, die mit ihren Ladungen nach Smirna woll- ten, daß er nicht gewiß ſagen koͤnnte, worinn dieſe La- dung eigentlich beſtuͤnde, daß er aber uͤberhaupt wuͤßte, ſie waͤre außerordentlich reich. Der Herr Admiral wollte anfangs eine Galeere zur Unterſuchung des ge- dachten Fahrzeuges beordern; der Capitain Jordan aber hat recht ſehr, es moͤchten, anſtatt einer Galeere, zwo Fregatten dahin geſchickt werden, weil ſeine Paſſagiers, die Tuͤrken und Araber, bewaffnet waͤren, und ſich ge- wiß gegen die Galeere vertheidigen, oder auch den An- ker lichten, und in die weite See gehen wuͤrden. In dem einen oder andern Fall waͤre der Verluſt ſeines Schiffes unvermeidlich. Sein Anſuchen wurde bewil- liget. Es wurden 2 Fregatten abgeſchickt, welche das Fahrzeug zur Flotte brachten, und man fand, daß die Tuͤrken und Neger bewaffnet waren, und daß die ganze Ladung ihnen gehoͤre. Hievon haben wir redende Zeu- gen, welche der Feind ſelbſt keiner falſchen Ausſage wird uͤberfuͤhren koͤnnen. Weil nun Capitain Jordan ſich freywillig gemeldet, und eine ſo freye und aufrich- tige Erklaͤrung von unſern Feinden gethan hatte, ſo ward ihm nicht nur ſeine Fracht bezahlet, ſondern er erhielt auch noch ein beſonderes Geſchenk. Dieſe ganze

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Zitationshilfe: Staats- und Gelehrte Zeitung Des Hamburgischen unpartheyischen Correspondenten. Nr. 105, Hamburg, 2. Julii 1771, S. [2]. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/hc_1050207_1771/2>, abgerufen am 18.04.2024.