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Staats- und Gelehrte Zeitung des Hamburgischen unpartheyischen Correspondenten. Nr. 122, Hamburg, 1. August 1789.

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Mit allergnädigster Kayserlichen Freyheit.
Staats- und [Abbildung] Gelehrte
Zei- tung
des Hamburgischen unpartheyischen
CORRESPONDENTEN.

Anno 1789.    (Am Sonnabend, den 1 August.)    
Num. 122.



[Beginn Spaltensatz]

Den 22sten schrieb der König an den Marquis de
la Fayette, General Commandanten der Bürgermiliz
von Paris, den folgenden Brief:

"Jch habe die Nach-
richt erhalten, mein Herr, daß eine ansehnliche Anzahl
Soldaten von verschiedenen Regimentern die Fahnen
derselben verlassen, und sich mit den Truppen von
Paris vereinigt habe. Jch bevollmächtige Sie, alle
diejenigen, die sich zu selbigen begeben haben, ehe Sie
diesen Brief empfiengen, zu behalten, es wäre denn,
daß sie wieder zu ihren respectiven Corps, mit einem
Billet von Jhnen, zurückkehren wollten, in welchem
Fall selbigen nichts unangenehmes wiederfahren soll.
Was die Französischen Garden betrifft, so gebe ich sel-
bigen die Erlaubniß, unter die bürgerliche Miliz Mei-
ner Hauptstadt zu gehen, und ihr Sold und Nahrung
soll fortdauern, bis Meine Stadt Paris Maaßregeln zu
ihrer Unterhaltung genommen haben wird. Die
4 Compagnien, welche hier zu Versailles zu Meiner
Wache sind, werden den Dienst fortsetzen, und Jch
werde Sorge für sie tragen.

Louis."

Dieser Brief war desto nothwendiger, da täglich
eine große Menge Soldaten die Fahnen ihrer Regimen-
ter verließ und unter die Bürgermiliz gieng, so daß
die Stadt deren nicht mehr annehmen konnte. Es
scheint, die Stadt werde, außer den Französischen Gar-
den, nur wenige von den übrigen Soldaten behalten.

Außer den Grafen von Montmorin und St. Priest
ist noch kein anderer Minister ernannt worden, und
diese Ernennung dürfte auch nicht eher Statt haben,
bis Herr Necker zurückgekommen seyn wird, den man
täglich erwartet. Der Graf de la Luzerne verwaltet
noch die Geschäffte des Ministers der Marine, man
glaubt aber, er werde diese Stelle niederlegen und
auf Reisen gehen.

Jch schicke Jhnen hier einen kurzen Abriß von dem,
[Spaltenumbruch] was seit meinem vorigen Schreiben in der National-
Versammlung vorgegangen ist. Jn der Sitzung vom
20sten
nahm der Herzog von Liancourt seine Stelle
als Präsident. Der Bischof von Chartres, welcher
sich, auf Verordnung der Versammlung, nebst einigen
anderen Deputirten, nach St. Germain und Poissy be-
geben hatte, um daselbst den Tumult zu stillen, stattete
Bericht ab, wie der Pöbel einen dortigen Müller
massacrirt habe, von dem er geglaubt hatte, er habe
Korn aufgekauft, um es theurer zu machen. (Man
weiß jetzt, daß dieser arme Müller unschuldig gewesen,
und sein Andenken soll gerechtfertigt werden.) Als
die Deputirten zu St. Germain ankamen, fanden sie
einen Wagen mit Korn, welchen das Volk einem
Ackersmann abgenommen hatte, der auch der Aufkäu-
ferey beschuldigt ward. Der Landmann war auf dem
Wagen mit einem Strick um den Hals, und das Volk
würde ihn gehenkt haben, hätten es die Deputirten
nicht verhindert. Er ist nun zu Versailles im Gefängniß.
Jn eben dieser Sitzung ward die Wahl der Bischöfe
von Ypern und Tournay, zu Deputirten, als nichtig
erklärt, weil sie Fremde wären. Noch stattete in die-
ser Sitzung der erste Parlements-Präsident des großen
Raths der Nationalversammlung den Dank des Par-
lements ab für die getroffenen Maaßregeln zur Wieder-
herstellung der Ruhe. Hierauf hielt der Herr von
Lally Tolendal eine Rede, worinn er zu erkennen gab,
wie nöthig es sey, daß, nach abgelegten Proben des
Patriotismus der Bürger, und nach empfangenen Be-
weisen der Liebe des Königs zu seinem Volke, nunmehr
alle Unordnungen aufhören, und die Gesetze ihre Kraft
wieder erhalten müßten. Er verlangte zu dem Ende,
daß man in allen Städten eine bürgerliche Miliz er-
richte, aber nicht auf dem Lande, als welches von der
Miliz der benachbarten Städte geschützt werden sollte.
Er verlangte ferner, die Versammlung möchte vest-

Mit allergnaͤdigſter Kayſerlichen Freyheit.
Staats- und [Abbildung] Gelehrte
Zei- tung
des Hamburgiſchen unpartheyiſchen
CORRESPONDENTEN.

Anno 1789.    (Am Sonnabend, den 1 Auguſt.)    
Num. 122.



[Beginn Spaltensatz]

Den 22ſten ſchrieb der Koͤnig an den Marquis de
la Fayette, General Commandanten der Buͤrgermiliz
von Paris, den folgenden Brief:

“Jch habe die Nach-
richt erhalten, mein Herr, daß eine anſehnliche Anzahl
Soldaten von verſchiedenen Regimentern die Fahnen
derſelben verlaſſen, und ſich mit den Truppen von
Paris vereinigt habe. Jch bevollmaͤchtige Sie, alle
diejenigen, die ſich zu ſelbigen begeben haben, ehe Sie
dieſen Brief empfiengen, zu behalten, es waͤre denn,
daß ſie wieder zu ihren reſpectiven Corps, mit einem
Billet von Jhnen, zuruͤckkehren wollten, in welchem
Fall ſelbigen nichts unangenehmes wiederfahren ſoll.
Was die Franzoͤſiſchen Garden betrifft, ſo gebe ich ſel-
bigen die Erlaubniß, unter die buͤrgerliche Miliz Mei-
ner Hauptſtadt zu gehen, und ihr Sold und Nahrung
ſoll fortdauern, bis Meine Stadt Paris Maaßregeln zu
ihrer Unterhaltung genommen haben wird. Die
4 Compagnien, welche hier zu Verſailles zu Meiner
Wache ſind, werden den Dienſt fortſetzen, und Jch
werde Sorge fuͤr ſie tragen.

Louis.

Dieſer Brief war deſto nothwendiger, da taͤglich
eine große Menge Soldaten die Fahnen ihrer Regimen-
ter verließ und unter die Buͤrgermiliz gieng, ſo daß
die Stadt deren nicht mehr annehmen konnte. Es
ſcheint, die Stadt werde, außer den Franzoͤſiſchen Gar-
den, nur wenige von den uͤbrigen Soldaten behalten.

Außer den Grafen von Montmorin und St. Prieſt
iſt noch kein anderer Miniſter ernannt worden, und
dieſe Ernennung duͤrfte auch nicht eher Statt haben,
bis Herr Necker zuruͤckgekommen ſeyn wird, den man
taͤglich erwartet. Der Graf de la Luzerne verwaltet
noch die Geſchaͤffte des Miniſters der Marine, man
glaubt aber, er werde dieſe Stelle niederlegen und
auf Reiſen gehen.

Jch ſchicke Jhnen hier einen kurzen Abriß von dem,
[Spaltenumbruch] was ſeit meinem vorigen Schreiben in der National-
Verſammlung vorgegangen iſt. Jn der Sitzung vom
20ſten
nahm der Herzog von Liancourt ſeine Stelle
als Praͤſident. Der Biſchof von Chartres, welcher
ſich, auf Verordnung der Verſammlung, nebſt einigen
anderen Deputirten, nach St. Germain und Poiſſy be-
geben hatte, um daſelbſt den Tumult zu ſtillen, ſtattete
Bericht ab, wie der Poͤbel einen dortigen Muͤller
maſſacrirt habe, von dem er geglaubt hatte, er habe
Korn aufgekauft, um es theurer zu machen. (Man
weiß jetzt, daß dieſer arme Muͤller unſchuldig geweſen,
und ſein Andenken ſoll gerechtfertigt werden.) Als
die Deputirten zu St. Germain ankamen, fanden ſie
einen Wagen mit Korn, welchen das Volk einem
Ackersmann abgenommen hatte, der auch der Aufkaͤu-
ferey beſchuldigt ward. Der Landmann war auf dem
Wagen mit einem Strick um den Hals, und das Volk
wuͤrde ihn gehenkt haben, haͤtten es die Deputirten
nicht verhindert. Er iſt nun zu Verſailles im Gefaͤngniß.
Jn eben dieſer Sitzung ward die Wahl der Biſchoͤfe
von Ypern und Tournay, zu Deputirten, als nichtig
erklaͤrt, weil ſie Fremde waͤren. Noch ſtattete in die-
ſer Sitzung der erſte Parlements-Praͤſident des großen
Raths der Nationalverſammlung den Dank des Par-
lements ab fuͤr die getroffenen Maaßregeln zur Wieder-
herſtellung der Ruhe. Hierauf hielt der Herr von
Lally Tolendal eine Rede, worinn er zu erkennen gab,
wie noͤthig es ſey, daß, nach abgelegten Proben des
Patriotismus der Buͤrger, und nach empfangenen Be-
weiſen der Liebe des Koͤnigs zu ſeinem Volke, nunmehr
alle Unordnungen aufhoͤren, und die Geſetze ihre Kraft
wieder erhalten muͤßten. Er verlangte zu dem Ende,
daß man in allen Staͤdten eine buͤrgerliche Miliz er-
richte, aber nicht auf dem Lande, als welches von der
Miliz der benachbarten Staͤdte geſchuͤtzt werden ſollte.
Er verlangte ferner, die Verſammlung moͤchte veſt-

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[[1]/0001] Mit allergnaͤdigſter Kayſerlichen Freyheit. Staats- und [Abbildung] Gelehrte Zei- tung des Hamburgiſchen unpartheyiſchen CORRESPONDENTEN. Anno 1789. (Am Sonnabend, den 1 Auguſt.) Num. 122. Schreiben aus Paris, vom 24 Julii. Den 22ſten ſchrieb der Koͤnig an den Marquis de la Fayette, General Commandanten der Buͤrgermiliz von Paris, den folgenden Brief: “Jch habe die Nach- richt erhalten, mein Herr, daß eine anſehnliche Anzahl Soldaten von verſchiedenen Regimentern die Fahnen derſelben verlaſſen, und ſich mit den Truppen von Paris vereinigt habe. Jch bevollmaͤchtige Sie, alle diejenigen, die ſich zu ſelbigen begeben haben, ehe Sie dieſen Brief empfiengen, zu behalten, es waͤre denn, daß ſie wieder zu ihren reſpectiven Corps, mit einem Billet von Jhnen, zuruͤckkehren wollten, in welchem Fall ſelbigen nichts unangenehmes wiederfahren ſoll. Was die Franzoͤſiſchen Garden betrifft, ſo gebe ich ſel- bigen die Erlaubniß, unter die buͤrgerliche Miliz Mei- ner Hauptſtadt zu gehen, und ihr Sold und Nahrung ſoll fortdauern, bis Meine Stadt Paris Maaßregeln zu ihrer Unterhaltung genommen haben wird. Die 4 Compagnien, welche hier zu Verſailles zu Meiner Wache ſind, werden den Dienſt fortſetzen, und Jch werde Sorge fuͤr ſie tragen. Louis.” Dieſer Brief war deſto nothwendiger, da taͤglich eine große Menge Soldaten die Fahnen ihrer Regimen- ter verließ und unter die Buͤrgermiliz gieng, ſo daß die Stadt deren nicht mehr annehmen konnte. Es ſcheint, die Stadt werde, außer den Franzoͤſiſchen Gar- den, nur wenige von den uͤbrigen Soldaten behalten. Außer den Grafen von Montmorin und St. Prieſt iſt noch kein anderer Miniſter ernannt worden, und dieſe Ernennung duͤrfte auch nicht eher Statt haben, bis Herr Necker zuruͤckgekommen ſeyn wird, den man taͤglich erwartet. Der Graf de la Luzerne verwaltet noch die Geſchaͤffte des Miniſters der Marine, man glaubt aber, er werde dieſe Stelle niederlegen und auf Reiſen gehen. Jch ſchicke Jhnen hier einen kurzen Abriß von dem, was ſeit meinem vorigen Schreiben in der National- Verſammlung vorgegangen iſt. Jn der Sitzung vom 20ſten nahm der Herzog von Liancourt ſeine Stelle als Praͤſident. Der Biſchof von Chartres, welcher ſich, auf Verordnung der Verſammlung, nebſt einigen anderen Deputirten, nach St. Germain und Poiſſy be- geben hatte, um daſelbſt den Tumult zu ſtillen, ſtattete Bericht ab, wie der Poͤbel einen dortigen Muͤller maſſacrirt habe, von dem er geglaubt hatte, er habe Korn aufgekauft, um es theurer zu machen. (Man weiß jetzt, daß dieſer arme Muͤller unſchuldig geweſen, und ſein Andenken ſoll gerechtfertigt werden.) Als die Deputirten zu St. Germain ankamen, fanden ſie einen Wagen mit Korn, welchen das Volk einem Ackersmann abgenommen hatte, der auch der Aufkaͤu- ferey beſchuldigt ward. Der Landmann war auf dem Wagen mit einem Strick um den Hals, und das Volk wuͤrde ihn gehenkt haben, haͤtten es die Deputirten nicht verhindert. Er iſt nun zu Verſailles im Gefaͤngniß. Jn eben dieſer Sitzung ward die Wahl der Biſchoͤfe von Ypern und Tournay, zu Deputirten, als nichtig erklaͤrt, weil ſie Fremde waͤren. Noch ſtattete in die- ſer Sitzung der erſte Parlements-Praͤſident des großen Raths der Nationalverſammlung den Dank des Par- lements ab fuͤr die getroffenen Maaßregeln zur Wieder- herſtellung der Ruhe. Hierauf hielt der Herr von Lally Tolendal eine Rede, worinn er zu erkennen gab, wie noͤthig es ſey, daß, nach abgelegten Proben des Patriotismus der Buͤrger, und nach empfangenen Be- weiſen der Liebe des Koͤnigs zu ſeinem Volke, nunmehr alle Unordnungen aufhoͤren, und die Geſetze ihre Kraft wieder erhalten muͤßten. Er verlangte zu dem Ende, daß man in allen Staͤdten eine buͤrgerliche Miliz er- richte, aber nicht auf dem Lande, als welches von der Miliz der benachbarten Staͤdte geſchuͤtzt werden ſollte. Er verlangte ferner, die Verſammlung moͤchte veſt-

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Zitationshilfe: Staats- und Gelehrte Zeitung des Hamburgischen unpartheyischen Correspondenten. Nr. 122, Hamburg, 1. August 1789, S. [1]. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/hc_1220108_1789/1>, abgerufen am 28.03.2024.