Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Stats- und Gelehrte Zeitung des Hamburgischen unpartheyischen Correspondenten. Nr. 134, Hamburg, 24. August 1731.

Bild:
<< vorherige Seite


nigl. Majest vor dem ihm zugeschickten Orden des
weissen Adlers sich unterthänigst zu bedancken.
Von Einfall und Räubereyen auf dem Lande wird
allhier sehr gesprochen.


Die im leztern erwehnte Feuersbrunst ist den 1.
dieses entstanden, wodurch 100. Häuser in hiesi-
ger Stadt in die Asche geleget worden, und kaum
20. übrig geblieben; die Jesuiter-Kirche, Colle-
gium und Schulen sind bis auf den Grund ausge-
brannt; und da bey währender sehr hefftiger Feu-
ersbrunst sich sehr viele Leute in ein Gewölbe,
wo die Todten liegen, verkrochen hatten, so wären
wol bis 150. derselben dergestalt von dem Feuer
umschlossen und in dieser Grufft geängstiget wor-
den, daß selbige an einer Errettung gezweiffelt,
und daher sich völlig zum Tode bereitet hätten.
Man ist ihnen doch zu Hülffe gekommen, mit Durch-
brechung eines allda befindlichen Gitters und Dar-
reichung einiger Seilen, mit welchen man diese
arme Leute heraus gezogen; von welchen aber vie-
le durch die Gluth sehr beschädiget worden. Das
Rathhaus, Post-Ammt, Probstey, die Capelle des
heiligen Creuzes bey der Pfarr-Kirchen, die Schu-
len der Patrum Piarum Scholarum, wie auch eini-
ge ihnen zugehörige Höfgen, sind auch völlig in
die Asche geleget, und hat dieses Feuer so sehr um
sich gegriffen, daß so gar viele Häuser auf den
Vorstädten abgebrandt.


Der hiesige Hof hat der den Catholischen Religi-
on zugethanenen Königen von Europa eine Ab-
schrifft von dem Proceß mitgetheilet, welcher dem
Cardinal Cosica bißher gemacht worde, und sich zu-
gleich gerechtfertiget, weßwegen derselbe des Erz-
Bißthums Benevento entsezet worden. Als Hr.
Fiorelli neulich dem Herrn Sardini angedeutet,
daß sein Proceß geendiget sey, und er sich einen gu-
ten Advocaten, zur Vertheidigung seiner Sache,
erwählen möchte, hat er geantwortet: der Cardi-
nal Corsini ist mein Advocat; und der Pabst mein
Richter. Ohngeachtet ein neuer Kayserl. Groß-
Bothschaffter allhier ankommen wird, so soll dem
Verlaut nach, der Cardinal Cinfuegos dem ohnge-
achtet als Reichs-Protector allhier verbleiben.
Sonst versichert man, daß Ihro Kayserl. Maj. dem
Herzog von Corsini den Titul eines Reichs-Fürsten
ertheilen werden; welchen dieses Haus allbereit
1362. von Kayser Carln den Vierdten erhalten:
sich aber aus Bescheidenheit über ein ganzes Jahr-
[Spaltenumbruch]
hundert mit dem Marquis-Titul vergnügt. Fer-
ner will man wissen, daß der Pabst diesen Herzog,
Bartholomäum Corsini zum General des Päbstli-
chen Stuhls erklären werde: wiewohl auf solche
Weise, daß diese Würde der Päbstl. Cammer zu
keiner Last gereichen solle: indem er keine Besol-
dung deßwegen heben wird. Weil die Zwistigkei-
ten zwischen dem hiesigen und dem Portugiesischen
Hofe, wegen der von Portugall zu haben begehr-
ten Exclusiva im Conclave, auf das neue hiziger
zu werden anfänget; auch der Portugiesische Car-
dinal Pereira Anstallt machet, um nach Portugal
zu gehen: so wird Herr Bichi allem Ansehen nach
bey künfftiger Cardinals-Ernennung den Hut
abermahls nicht bekommen. Inzwischen hat doch
dieser Prälat dem Pabst leztlich ein Memorial über-
reichet, darinnen er seine Person sehr nachdrück-
lich recommendiret; und hat Se. Heiligkeit dieses
Prälaten wegen eine besondere Congregation an-
geordnet. Der Cardinal Cosica bewohnet den
Pallast des Herzogs von Calabrito zu St. Carlo
Delle Mortelle; welcher auf einen hohen Hügel
lieget, von dem er die schönste Aussicht hat. Dabey
befindet er sich ganz munter und vergnügt.


In dem grossen Saal des hiesigen Herzoglichen
Pallastes ist alles zur Niederkunfft Ihro Durchl.
der verwittibten Herzogin veranstaltet. Dero
Cammer ist in demselben von Brettern erbauet
und rundherum andere, für die frembden Mini-
stres, welche Zeugen der Entbindung seyn sollen.
Es stehen auch 15. Couriers und 50. Laquayen be-
reit, die Zeitung von der Gebuhrt an verschiedene
Oerter zu überbringen.


Am Sonnabend haben Ihro Königl. Majestät
ein Türckisches Bogenschiessen im Königl. Hof-
Schieß-Hause zu halten allergnädigst beliebet.
Jüngsthin hat ein gewisser Hof-Minister das Un-
glück gehabt, als er vom Pferde gestiegen, das
Bein zu zerbrechen. Vorgestern hat man einige Ar-
restanten, wegen einer, in einem benachbarten
Dorffe gehabten Anfalls eingebracht. Man ver-
nimmt daß Ihro Königl. Majestät gesonnen seyn,
die hier in Pirna, Pillniz und dort herum stehende
Janitscharen deutsch kleiden zu lassen und beritten
zu machen.


Den 18. dieses sind allhier selig verstorben Seine
Excellenz, Herr Ludwig Otto, Edler von Plotho,
[Spaltenumbruch]


nigl. Majeſt vor dem ihm zugeſchickten Orden des
weiſſen Adlers ſich unterthaͤnigſt zu bedancken.
Von Einfall und Raͤubereyen auf dem Lande wird
allhier ſehr geſprochen.


Die im leztern erwehnte Feuersbrunſt iſt den 1.
dieſes entſtanden, wodurch 100. Haͤuſer in hieſi-
ger Stadt in die Aſche geleget worden, und kaum
20. uͤbrig geblieben; die Jeſuiter-Kirche, Colle-
gium und Schulen ſind bis auf den Grund ausge-
brannt; und da bey waͤhrender ſehr hefftiger Feu-
ersbrunſt ſich ſehr viele Leute in ein Gewoͤlbe,
wo die Todten liegen, verkrochen hatten, ſo waͤren
wol bis 150. derſelben dergeſtalt von dem Feuer
umſchloſſen und in dieſer Grufft geaͤngſtiget wor-
den, daß ſelbige an einer Errettung gezweiffelt,
und daher ſich voͤllig zum Tode bereitet haͤtten.
Man iſt ihnen doch zu Huͤlffe gekom̃en, mit Durch-
brechung eines allda befindlichen Gitters und Dar-
reichung einiger Seilen, mit welchen man dieſe
arme Leute heraus gezogen; von welchen aber vie-
le durch die Gluth ſehr beſchaͤdiget worden. Das
Rathhaus, Poſt-Ammt, Probſtey, die Capelle des
heiligen Creuzes bey der Pfarr-Kirchen, die Schu-
len der Patrum Piarum Scholarum, wie auch eini-
ge ihnen zugehoͤrige Hoͤfgen, ſind auch voͤllig in
die Aſche geleget, und hat dieſes Feuer ſo ſehr um
ſich gegriffen, daß ſo gar viele Haͤuſer auf den
Vorſtaͤdten abgebrandt.


Der hieſige Hof hat der den Catholiſchen Religi-
on zugethanenen Koͤnigen von Europa eine Ab-
ſchrifft von dem Proceß mitgetheilet, welcher dem
Cardinal Coſica bißher gemacht wordē, und ſich zu-
gleich gerechtfertiget, weßwegen derſelbe des Erz-
Bißthums Benevento entſezet worden. Als Hr.
Fiorelli neulich dem Herrn Sardini angedeutet,
daß ſein Proceß geendiget ſey, und er ſich einen gu-
ten Advocaten, zur Vertheidigung ſeiner Sache,
erwaͤhlen moͤchte, hat er geantwortet: der Cardi-
nal Corſini iſt mein Advocat; und der Pabſt mein
Richter. Ohngeachtet ein neuer Kayſerl. Groß-
Bothſchaffter allhier ankommen wird, ſo ſoll dem
Verlaut nach, der Cardinal Cinfuegos dem ohnge-
achtet als Reichs-Protector allhier verbleiben.
Sonſt verſichert man, daß Ihro Kayſerl. Maj. dem
Herzog von Corſini den Titul eines Reichs-Fuͤrſten
ertheilen werden; welchen dieſes Haus allbereit
1362. von Kayſer Carln den Vierdten erhalten:
ſich aber aus Beſcheidenheit uͤber ein ganzes Jahr-
[Spaltenumbruch]
hundert mit dem Marquis-Titul vergnuͤgt. Fer-
ner will man wiſſen, daß der Pabſt dieſen Herzog,
Bartholomaͤum Corſini zum General des Paͤbſtli-
chen Stuhls erklaͤren werde: wiewohl auf ſolche
Weiſe, daß dieſe Wuͤrde der Paͤbſtl. Cammer zu
keiner Laſt gereichen ſolle: indem er keine Beſol-
dung deßwegen heben wird. Weil die Zwiſtigkei-
ten zwiſchen dem hieſigen und dem Portugieſiſchen
Hofe, wegen der von Portugall zu haben begehr-
ten Excluſiva im Conclave, auf das neue hiziger
zu werden anfaͤnget; auch der Portugieſiſche Car-
dinal Pereira Anſtallt machet, um nach Portugal
zu gehen: ſo wird Herr Bichi allem Anſehen nach
bey kuͤnfftiger Cardinals-Ernennung den Hut
abermahls nicht bekommen. Inzwiſchen hat doch
dieſer Praͤlat dem Pabſt leztlich ein Memorial uͤber-
reichet, darinnen er ſeine Perſon ſehr nachdruͤck-
lich recommendiret; und hat Se. Heiligkeit dieſes
Praͤlaten wegen eine beſondere Congregation an-
geordnet. Der Cardinal Coſica bewohnet den
Pallaſt des Herzogs von Calabrito zu St. Carlo
Delle Mortelle; welcher auf einen hohen Huͤgel
lieget, von dem er die ſchoͤnſte Ausſicht hat. Dabey
befindet er ſich ganz munter und vergnuͤgt.


In dem groſſen Saal des hieſigen Herzoglichen
Pallaſtes iſt alles zur Niederkunfft Ihro Durchl.
der verwittibten Herzogin veranſtaltet. Dero
Cammer iſt in demſelben von Brettern erbauet
und rundherum andere, fuͤr die frembden Mini-
ſtres, welche Zeugen der Entbindung ſeyn ſollen.
Es ſtehen auch 15. Couriers und 50. Laquayen be-
reit, die Zeitung von der Gebuhrt an verſchiedene
Oerter zu uͤberbringen.


Am Sonnabend haben Ihro Koͤnigl. Majeſtaͤt
ein Tuͤrckiſches Bogenſchieſſen im Koͤnigl. Hof-
Schieß-Hauſe zu halten allergnaͤdigſt beliebet.
Juͤngſthin hat ein gewiſſer Hof-Miniſter das Un-
gluͤck gehabt, als er vom Pferde geſtiegen, das
Bein zu zerbrechen. Vorgeſtern hat man einige Ar-
reſtanten, wegen einer, in einem benachbarten
Dorffe gehabten Anfalls eingebracht. Man ver-
nimmt daß Ihro Koͤnigl. Majeſtaͤt geſonnen ſeyn,
die hier in Pirna, Pillniz und dort herum ſtehende
Janitſcharen deutſch kleiden zu laſſen und beritten
zu machen.


Den 18. dieſes ſind allhier ſelig verſtorben Seine
Excellenz, Herr Ludwig Otto, Edler von Plotho,
[Spaltenumbruch]

<TEI>
  <text>
    <body>
      <div type="jPoliticalNews">
        <div type="jArticle">
          <p><pb facs="#f0003" n="[3]"/><lb/>
nigl. Maje&#x017F;t vor dem ihm                   zuge&#x017F;chickten Orden des<lb/>
wei&#x017F;&#x017F;en Adlers &#x017F;ich untertha&#x0364;nig&#x017F;t zu                   bedancken.<lb/>
Von Einfall und Ra&#x0364;ubereyen auf dem Lande wird<lb/>
allhier &#x017F;ehr                   ge&#x017F;prochen.</p>
        </div><lb/>
        <div type="jArticle">
          <dateline> <hi rendition="#c">Peterkau, den 5. Augu&#x017F;t.</hi> </dateline><lb/>
          <p>Die im leztern erwehnte Feuersbrun&#x017F;t i&#x017F;t den 1.<lb/>
die&#x017F;es ent&#x017F;tanden, wodurch                   100. Ha&#x0364;u&#x017F;er in hie&#x017F;i-<lb/>
ger Stadt in die A&#x017F;che geleget worden, und kaum<lb/>
20. u&#x0364;brig geblieben; die Je&#x017F;uiter-Kirche, Colle-<lb/>
gium und Schulen &#x017F;ind                   bis auf den Grund ausge-<lb/>
brannt; und da bey wa&#x0364;hrender &#x017F;ehr hefftiger                   Feu-<lb/>
ersbrun&#x017F;t &#x017F;ich &#x017F;ehr viele Leute in ein Gewo&#x0364;lbe,<lb/>
wo die Todten                   liegen, verkrochen hatten, &#x017F;o wa&#x0364;ren<lb/>
wol bis 150. der&#x017F;elben derge&#x017F;talt von dem                   Feuer<lb/>
um&#x017F;chlo&#x017F;&#x017F;en und in die&#x017F;er Grufft gea&#x0364;ng&#x017F;tiget wor-<lb/>
den, daß &#x017F;elbige                   an einer Errettung gezweiffelt,<lb/>
und daher &#x017F;ich vo&#x0364;llig zum Tode bereitet                   ha&#x0364;tten.<lb/>
Man i&#x017F;t ihnen doch zu Hu&#x0364;lffe gekom&#x0303;en, mit Durch-<lb/>
brechung eines                   allda befindlichen Gitters und Dar-<lb/>
reichung einiger Seilen, mit welchen man                   die&#x017F;e<lb/>
arme Leute heraus gezogen; von welchen aber vie-<lb/>
le durch die Gluth                   &#x017F;ehr be&#x017F;cha&#x0364;diget worden. Das<lb/>
Rathhaus, Po&#x017F;t-Ammt, Prob&#x017F;tey, die Capelle                   des<lb/>
heiligen Creuzes bey der Pfarr-Kirchen, die Schu-<lb/>
len der Patrum                   Piarum Scholarum, wie auch eini-<lb/>
ge ihnen zugeho&#x0364;rige Ho&#x0364;fgen, &#x017F;ind auch                   vo&#x0364;llig in<lb/>
die A&#x017F;che geleget, und hat die&#x017F;es Feuer &#x017F;o &#x017F;ehr um<lb/>
&#x017F;ich                   gegriffen, daß &#x017F;o gar viele Ha&#x0364;u&#x017F;er auf den<lb/>
Vor&#x017F;ta&#x0364;dten abgebrandt.</p>
        </div><lb/>
        <div type="jArticle">
          <dateline> <hi rendition="#c">Rom, den 4. Aug.</hi> </dateline><lb/>
          <p>Der hie&#x017F;ige Hof hat der den Catholi&#x017F;chen Religi-<lb/>
on zugethanenen Ko&#x0364;nigen von                   Europa eine Ab-<lb/>
&#x017F;chrifft von dem Proceß mitgetheilet, welcher dem<lb/>
Cardinal Co&#x017F;ica bißher gemacht word&#x0113;, und &#x017F;ich zu-<lb/>
gleich                   gerechtfertiget, weßwegen der&#x017F;elbe des Erz-<lb/>
Bißthums Benevento ent&#x017F;ezet                   worden. Als Hr.<lb/>
Fiorelli neulich dem Herrn Sardini angedeutet,<lb/>
daß &#x017F;ein                   Proceß geendiget &#x017F;ey, und er &#x017F;ich einen gu-<lb/>
ten Advocaten, zur Vertheidigung                   &#x017F;einer Sache,<lb/>
erwa&#x0364;hlen mo&#x0364;chte, hat er geantwortet: der Cardi-<lb/>
nal                   Cor&#x017F;ini i&#x017F;t mein Advocat; und der Pab&#x017F;t mein<lb/>
Richter. Ohngeachtet ein neuer                   Kay&#x017F;erl. Groß-<lb/>
Both&#x017F;chaffter allhier ankommen wird, &#x017F;o &#x017F;oll dem<lb/>
Verlaut                   nach, der Cardinal Cinfuegos dem ohnge-<lb/>
achtet als Reichs-Protector allhier                   verbleiben.<lb/>
Son&#x017F;t ver&#x017F;ichert man, daß Ihro Kay&#x017F;erl. Maj. dem<lb/>
Herzog von                   Cor&#x017F;ini den Titul eines Reichs-Fu&#x0364;r&#x017F;ten<lb/>
ertheilen werden; welchen die&#x017F;es Haus                   allbereit<lb/>
1362. von Kay&#x017F;er Carln den Vierdten erhalten:<lb/>
&#x017F;ich aber aus                   Be&#x017F;cheidenheit u&#x0364;ber ein ganzes Jahr-<lb/><cb/><lb/>
hundert mit dem Marquis-Titul                   vergnu&#x0364;gt. Fer-<lb/>
ner will man wi&#x017F;&#x017F;en, daß der Pab&#x017F;t die&#x017F;en                   Herzog,<lb/>
Bartholoma&#x0364;um Cor&#x017F;ini zum General des Pa&#x0364;b&#x017F;tli-<lb/>
chen Stuhls                   erkla&#x0364;ren werde: wiewohl auf &#x017F;olche<lb/>
Wei&#x017F;e, daß die&#x017F;e Wu&#x0364;rde der Pa&#x0364;b&#x017F;tl.                   Cammer zu<lb/>
keiner La&#x017F;t gereichen &#x017F;olle: indem er keine Be&#x017F;ol-<lb/>
dung deßwegen                   heben wird. Weil die Zwi&#x017F;tigkei-<lb/>
ten zwi&#x017F;chen dem hie&#x017F;igen und dem                   Portugie&#x017F;i&#x017F;chen<lb/>
Hofe, wegen der von Portugall zu haben begehr-<lb/>
ten                   Exclu&#x017F;iva im Conclave, auf das neue hiziger<lb/>
zu werden anfa&#x0364;nget; auch der                   Portugie&#x017F;i&#x017F;che Car-<lb/>
dinal Pereira An&#x017F;tallt machet, um nach Portugal<lb/>
zu                   gehen: &#x017F;o wird Herr Bichi allem An&#x017F;ehen nach<lb/>
bey ku&#x0364;nfftiger                   Cardinals-Ernennung den Hut<lb/>
abermahls nicht bekommen. Inzwi&#x017F;chen hat doch<lb/>
die&#x017F;er Pra&#x0364;lat dem Pab&#x017F;t leztlich ein Memorial u&#x0364;ber-<lb/>
reichet, darinnen                   er &#x017F;eine Per&#x017F;on &#x017F;ehr nachdru&#x0364;ck-<lb/>
lich recommendiret; und hat Se. Heiligkeit                   die&#x017F;es<lb/>
Pra&#x0364;laten wegen eine be&#x017F;ondere Congregation an-<lb/>
geordnet. Der                   Cardinal Co&#x017F;ica bewohnet den<lb/>
Palla&#x017F;t des Herzogs von Calabrito zu St. Carlo<lb/>
Delle Mortelle; welcher auf einen hohen Hu&#x0364;gel<lb/>
lieget, von dem er die                   &#x017F;cho&#x0364;n&#x017F;te Aus&#x017F;icht hat. Dabey<lb/>
befindet er &#x017F;ich ganz munter und vergnu&#x0364;gt.</p>
        </div><lb/>
        <div type="jArticle">
          <dateline> <hi rendition="#c">Parma, den 8. Aug.</hi> </dateline><lb/>
          <p>In dem gro&#x017F;&#x017F;en Saal des hie&#x017F;igen Herzoglichen<lb/>
Palla&#x017F;tes i&#x017F;t alles zur                   Niederkunfft Ihro Durchl.<lb/>
der verwittibten Herzogin veran&#x017F;taltet. Dero<lb/>
Cammer i&#x017F;t in dem&#x017F;elben von Brettern erbauet<lb/>
und rundherum andere, fu&#x0364;r                   die frembden Mini-<lb/>
&#x017F;tres, welche Zeugen der Entbindung &#x017F;eyn &#x017F;ollen.<lb/>
Es                   &#x017F;tehen auch 15. Couriers und 50. Laquayen be-<lb/>
reit, die Zeitung von der                   Gebuhrt an ver&#x017F;chiedene<lb/>
Oerter zu u&#x0364;berbringen.</p>
        </div><lb/>
        <div type="jArticle">
          <dateline> <hi rendition="#c">Dreßden, den 14. Aug.</hi> </dateline><lb/>
          <p>Am Sonnabend haben Ihro Ko&#x0364;nigl. Maje&#x017F;ta&#x0364;t<lb/>
ein Tu&#x0364;rcki&#x017F;ches Bogen&#x017F;chie&#x017F;&#x017F;en im                   Ko&#x0364;nigl. Hof-<lb/>
Schieß-Hau&#x017F;e zu halten allergna&#x0364;dig&#x017F;t beliebet.<lb/>
Ju&#x0364;ng&#x017F;thin                   hat ein gewi&#x017F;&#x017F;er Hof-Mini&#x017F;ter das Un-<lb/>
glu&#x0364;ck gehabt, als er vom Pferde                   ge&#x017F;tiegen, das<lb/>
Bein zu zerbrechen. Vorge&#x017F;tern hat man einige                   Ar-<lb/>
re&#x017F;tanten, wegen einer, in einem benachbarten<lb/>
Dorffe gehabten Anfalls                   eingebracht. Man ver-<lb/>
nimmt daß Ihro Ko&#x0364;nigl. Maje&#x017F;ta&#x0364;t ge&#x017F;onnen &#x017F;eyn,<lb/>
die hier in Pirna, Pillniz und dort herum &#x017F;tehende<lb/>
Janit&#x017F;charen deut&#x017F;ch                   kleiden zu la&#x017F;&#x017F;en und beritten<lb/>
zu machen.</p>
        </div><lb/>
        <div type="jArticle">
          <dateline> <hi rendition="#c">Berlin, den 21. Aug.</hi> </dateline><lb/>
          <p>Den 18. die&#x017F;es &#x017F;ind allhier &#x017F;elig ver&#x017F;torben Seine<lb/>
Excellenz, Herr Ludwig                   Otto, Edler von Plotho,<lb/><cb/>
</p>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[[3]/0003] nigl. Majeſt vor dem ihm zugeſchickten Orden des weiſſen Adlers ſich unterthaͤnigſt zu bedancken. Von Einfall und Raͤubereyen auf dem Lande wird allhier ſehr geſprochen. Peterkau, den 5. Auguſt. Die im leztern erwehnte Feuersbrunſt iſt den 1. dieſes entſtanden, wodurch 100. Haͤuſer in hieſi- ger Stadt in die Aſche geleget worden, und kaum 20. uͤbrig geblieben; die Jeſuiter-Kirche, Colle- gium und Schulen ſind bis auf den Grund ausge- brannt; und da bey waͤhrender ſehr hefftiger Feu- ersbrunſt ſich ſehr viele Leute in ein Gewoͤlbe, wo die Todten liegen, verkrochen hatten, ſo waͤren wol bis 150. derſelben dergeſtalt von dem Feuer umſchloſſen und in dieſer Grufft geaͤngſtiget wor- den, daß ſelbige an einer Errettung gezweiffelt, und daher ſich voͤllig zum Tode bereitet haͤtten. Man iſt ihnen doch zu Huͤlffe gekom̃en, mit Durch- brechung eines allda befindlichen Gitters und Dar- reichung einiger Seilen, mit welchen man dieſe arme Leute heraus gezogen; von welchen aber vie- le durch die Gluth ſehr beſchaͤdiget worden. Das Rathhaus, Poſt-Ammt, Probſtey, die Capelle des heiligen Creuzes bey der Pfarr-Kirchen, die Schu- len der Patrum Piarum Scholarum, wie auch eini- ge ihnen zugehoͤrige Hoͤfgen, ſind auch voͤllig in die Aſche geleget, und hat dieſes Feuer ſo ſehr um ſich gegriffen, daß ſo gar viele Haͤuſer auf den Vorſtaͤdten abgebrandt. Rom, den 4. Aug. Der hieſige Hof hat der den Catholiſchen Religi- on zugethanenen Koͤnigen von Europa eine Ab- ſchrifft von dem Proceß mitgetheilet, welcher dem Cardinal Coſica bißher gemacht wordē, und ſich zu- gleich gerechtfertiget, weßwegen derſelbe des Erz- Bißthums Benevento entſezet worden. Als Hr. Fiorelli neulich dem Herrn Sardini angedeutet, daß ſein Proceß geendiget ſey, und er ſich einen gu- ten Advocaten, zur Vertheidigung ſeiner Sache, erwaͤhlen moͤchte, hat er geantwortet: der Cardi- nal Corſini iſt mein Advocat; und der Pabſt mein Richter. Ohngeachtet ein neuer Kayſerl. Groß- Bothſchaffter allhier ankommen wird, ſo ſoll dem Verlaut nach, der Cardinal Cinfuegos dem ohnge- achtet als Reichs-Protector allhier verbleiben. Sonſt verſichert man, daß Ihro Kayſerl. Maj. dem Herzog von Corſini den Titul eines Reichs-Fuͤrſten ertheilen werden; welchen dieſes Haus allbereit 1362. von Kayſer Carln den Vierdten erhalten: ſich aber aus Beſcheidenheit uͤber ein ganzes Jahr- hundert mit dem Marquis-Titul vergnuͤgt. Fer- ner will man wiſſen, daß der Pabſt dieſen Herzog, Bartholomaͤum Corſini zum General des Paͤbſtli- chen Stuhls erklaͤren werde: wiewohl auf ſolche Weiſe, daß dieſe Wuͤrde der Paͤbſtl. Cammer zu keiner Laſt gereichen ſolle: indem er keine Beſol- dung deßwegen heben wird. Weil die Zwiſtigkei- ten zwiſchen dem hieſigen und dem Portugieſiſchen Hofe, wegen der von Portugall zu haben begehr- ten Excluſiva im Conclave, auf das neue hiziger zu werden anfaͤnget; auch der Portugieſiſche Car- dinal Pereira Anſtallt machet, um nach Portugal zu gehen: ſo wird Herr Bichi allem Anſehen nach bey kuͤnfftiger Cardinals-Ernennung den Hut abermahls nicht bekommen. Inzwiſchen hat doch dieſer Praͤlat dem Pabſt leztlich ein Memorial uͤber- reichet, darinnen er ſeine Perſon ſehr nachdruͤck- lich recommendiret; und hat Se. Heiligkeit dieſes Praͤlaten wegen eine beſondere Congregation an- geordnet. Der Cardinal Coſica bewohnet den Pallaſt des Herzogs von Calabrito zu St. Carlo Delle Mortelle; welcher auf einen hohen Huͤgel lieget, von dem er die ſchoͤnſte Ausſicht hat. Dabey befindet er ſich ganz munter und vergnuͤgt. Parma, den 8. Aug. In dem groſſen Saal des hieſigen Herzoglichen Pallaſtes iſt alles zur Niederkunfft Ihro Durchl. der verwittibten Herzogin veranſtaltet. Dero Cammer iſt in demſelben von Brettern erbauet und rundherum andere, fuͤr die frembden Mini- ſtres, welche Zeugen der Entbindung ſeyn ſollen. Es ſtehen auch 15. Couriers und 50. Laquayen be- reit, die Zeitung von der Gebuhrt an verſchiedene Oerter zu uͤberbringen. Dreßden, den 14. Aug. Am Sonnabend haben Ihro Koͤnigl. Majeſtaͤt ein Tuͤrckiſches Bogenſchieſſen im Koͤnigl. Hof- Schieß-Hauſe zu halten allergnaͤdigſt beliebet. Juͤngſthin hat ein gewiſſer Hof-Miniſter das Un- gluͤck gehabt, als er vom Pferde geſtiegen, das Bein zu zerbrechen. Vorgeſtern hat man einige Ar- reſtanten, wegen einer, in einem benachbarten Dorffe gehabten Anfalls eingebracht. Man ver- nimmt daß Ihro Koͤnigl. Majeſtaͤt geſonnen ſeyn, die hier in Pirna, Pillniz und dort herum ſtehende Janitſcharen deutſch kleiden zu laſſen und beritten zu machen. Berlin, den 21. Aug. Den 18. dieſes ſind allhier ſelig verſtorben Seine Excellenz, Herr Ludwig Otto, Edler von Plotho,

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

Britt-Marie Schuster, Manuel Wille, Arnika Lutz, Fabienne Wollny: Bereitstellung der Texttranskription. (2014-07-07T10:12:03Z) Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme des Werkes in das DTA entsprechen muss.

Weitere Informationen:

Die Transkription erfolgte nach den unter http://www.deutschestextarchiv.de/doku/basisformat formulierten Richtlinien.

Verfahren der Texterfassung: manuell (einfach erfasst).

I/J in Fraktur: Lautwert transkribiert




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/hc_1342408_1731
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/hc_1342408_1731/3
Zitationshilfe: Stats- und Gelehrte Zeitung des Hamburgischen unpartheyischen Correspondenten. Nr. 134, Hamburg, 24. August 1731, S. [3]. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/hc_1342408_1731/3>, abgerufen am 28.03.2024.