Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Der Hollsteinische unpartheyische Correspondente. Nr. 24, Hamburg, 10. September 1712.

Bild:
<< vorherige Seite

[Spaltenumbruch] weit Bornholm mit der Schwedischen in Action ge-
wesen/ wovon man mit Verlangen einige Nachricht
zu haben gewärtig ist. Passagiers aber wollen ver-
sichern/ daß nachdem unser Admiral durch 2 ausge-
sandte und wieder zurück gekommene Fregatten ver-
nommen/ daß die Schwedische Flotte ihm mit 12 bis
14 Krieges-Schiffen überlegen/ er sich wiederum
nach der Kögerbucht gewendet habe. Was daran
sey/ oder ob ein Treffen vorgangen/ stehet mit dem er-
sten zu vernehmen.

Die Dänische Schif-
fe/ samt den embarquirten Sächsischen und Mosco-
witischen Trouppen/ liegen noch in dieser Gegend/
haben aber bis dato noch nichts auf der Jnsul Rügen
tentiret. Unterdessen sind wir unsern Transport
mit 16000 Mann/ unterm General Steinbock/ von
welchem man per Expressen Versicherung bekommen/
daß er balde hier seyn wolle/ ehistens erwartend.
Der Hr. Gen. Dücker hat sich mit 8000 Mann auf
der Jnsul Rügen sehr formidabel gesetzet/ und ver-
meynet die Ankommende damit genugsahm abhal-
ten zu können. Der Czaar befindet sich gegenwär-
tig zu Wolgast/ allwo auch der König von Pohlen
angelanget/ und allda einen grossen Krieges-Raht
mit beygewohnet.

Jhro Kön. Maj. von Poh-
len kamen gestern Morgen frühe hier an. Diesen
Tag ist man continuirlich wegen der Operationes in
Conferentz gewesen/ worbey auch der Vice-Admiral
Sehstätt im Namen Jh. Kön. Majest. von Dänne-
marck aßistiret; und hat sich der Czaar die soliden
Remonstrationes J. K. M. von Dännemarck und
auch J. K. M. von Pohlen gefallen lassen/ daß das
vorhin formirte Concept in seinen völligen Wesen
bleiben solle/ vorerst die Jnsul Rügen zu attaquiren/
worzu man 150 Schiffe zu debarquiren bereit hat/
welche zugleich mit der grossen Artillerie aus Dänne-
marck angelanget.


Observation wegen der Jnsul Rügen:

Rügen/ eine Jnsul auf der Ost-See gegen Stral-
sund über/ an der Pommerischen Küste (ohngefähr
7. teutsche Meilen in die Länge und Breite vierecket
ausgestrecket/ jedoch aber durch verschiedene und teils
tieffe See-Buchten hie und da unterbrochen) war
ehmahls mit der Süd-Ostwerts liegenden Jnsul Ru-
den vereinbahret/ biß im Jahr 1309. ein Theil des
Landes zwischen beyden abgerissen wurde/ und so
tief hinein sank/ daß Schiffe durchhin segeln können.
Sie hat sonst verschiedene kleine Jnseln umher/ und
nebst allerhand Arten von Thieren einen so frucht-
baren Boden/ daß sie auch der Benachbarten Korn-
Hauß genennet worden. Die Einwohner nahmen
[Spaltenumbruch] Ä. 813 die Christliche Religion/ bald aber an deren
statt sehr viele Abergläubische Gebräuche/ nebst den
Mantchäischen Lehrsätzen an/ biß sie König Walde-
mar in Dännemarck A. 1168. wieder zum Christli-
chen Glauben brachte. König Erich in Dänne-
marck übergab sie A. 1438. seinem Anverwandten
dem Hertzog in Pommern. Endlich haben die Schwe-
den im 30. Jährigen Kriege dieses weiland anschn-
liche Fürstenthum nebst Pommern an sich gebracht/
und durch den Westphälischen Friedens-Schluß A.
1648. eigentühmlich behalten. Vor Zeiten waren
darauff/ nebst einer grossen Menge Dörffer und klei-
ner Adelichen Höfe/ etliche Volckreiche Städte und
Vestungen/ welche aber durch die in vorigen Jahren
geführte Kriege anitzo wüste liegen/ und fast gantz
ruiniret sind; Bergen ist noch die Haupt-Stadt/ und
hat der Probst daselbst über andere Prediger der
Jnsul die Jnspection.


Vom Türckis. Frieden mit Moscau/ und
der Retour des Königs in Schweden.

Ob wol Briefe aus Crohn-
stadt vom 12 Jul. melden/ daß zu Bender alle Anstalt
zum Auffbruch und Abmarch J. K. M. von Schwe-
den gemacht worden/ und von dem Türckischen Kay-
ser viele Wagen und Pferde ankommen/ auch bereits
Türckische und Schwedische Commissarien nach Poh-
len voraus gegangen wären; so hat doch der Schwe-
dische Secretarius Sternhöck noch nicht die gering-
ste Nachricht hievon a drittura erhalten: Vielmehr
bleibet derselbe der Meynung/ Jh. Kön. Maj. wür-
den eher nicht von da auffbrechen/ bis der so lang
erwartete Schwedische Trausport angelanget; von
welchem er zu wissen vorgiebet/ daß derselbe/ wo er
bereits nicht unterweges sey/ dennoch in kurtzen gantz
gewiß/ und zwar nicht in Pommern/ sondern an einem
andern Ohrte/ der Pohlen näher gelegen/ ankommen
werde/ und Sie sich hiedurch a la tete einer eigenen
Armee in Pohlen setzen könten/ wann auch ihre Deut-
sche Provintzien gar verlohren gehen solten.

Es ist hier ein Major vom
Czeremetoff angekommen/ mit Ordre/ um hier so lan-
ge zu bleiben/ bis er von des Königs von Schweden
Abreise gewisse Nachricht erhalten; wovon er als-
dann besagten Czeremetoff durch Post-Relais so fort
Nachricht ertheilen solte.


Von den Schweitzerischen Troublen.

Dem Abt zu St. Gallen
ist ein Termin gesetzet/ Vermöge welchem er zu Baa-
den oder Arau erscheinen/ oder von allen Cantons
auff ewig excludiret werden solle/ dessen Resolution
stehet nächstens zu vernehmen.



Vom

[Spaltenumbruch] weit Bornholm mit der Schwediſchen in Action ge-
weſen/ wovon man mit Verlangen einige Nachricht
zu haben gewaͤrtig iſt. Paſſagiers aber wollen ver-
ſichern/ daß nachdem unſer Admiral durch 2 ausge-
ſandte und wieder zuruͤck gekommene Fregatten ver-
nommen/ daß die Schwediſche Flotte ihm mit 12 bis
14 Krieges-Schiffen uͤberlegen/ er ſich wiederum
nach der Koͤgerbucht gewendet habe. Was daran
ſey/ oder ob ein Treffen vorgangen/ ſtehet mit dem er-
ſten zu vernehmen.

Die Daͤniſche Schif-
fe/ ſamt den embarquirten Saͤchſiſchen und Moſco-
witiſchen Trouppen/ liegen noch in dieſer Gegend/
haben aber bis dato noch nichts auf der Jnſul Ruͤgen
tentiret. Unterdeſſen ſind wir unſern Tranſport
mit 16000 Mann/ unterm General Steinbock/ von
welchem man per Expreſſen Veꝛſicherung bekommen/
daß er balde hier ſeyn wolle/ ehiſtens erwartend.
Der Hr. Gen. Duͤcker hat ſich mit 8000 Mann auf
der Jnſul Ruͤgen ſehr formidabel geſetzet/ und ver-
meynet die Ankommende damit genugſahm abhal-
ten zu koͤnnen. Der Czaar befindet ſich gegenwaͤr-
tig zu Wolgaſt/ allwo auch der Koͤnig von Pohlen
angelanget/ und allda einen groſſen Krieges-Raht
mit beygewohnet.

Jhro Koͤn. Maj. von Poh-
len kamen geſtern Morgen fruͤhe hier an. Dieſen
Tag iſt man continuirlich wegen der Operationes in
Conferentz geweſen/ worbey auch der Vice-Admiral
Sehſtaͤtt im Namen Jh. Koͤn. Majeſt. von Daͤnne-
marck aßiſtiret; und hat ſich der Czaar die ſoliden
Remonſtrationes J. K. M. von Daͤnnemarck und
auch J. K. M. von Pohlen gefallen laſſen/ daß das
vorhin formirte Concept in ſeinen voͤlligen Weſen
bleiben ſolle/ vorerſt die Jnſul Ruͤgen zu attaquiren/
worzu man 150 Schiffe zu debarquiren bereit hat/
welche zugleich mit der groſſen Artillerie aus Daͤnne-
marck angelanget.


Observation wegen der Jnſul Ruͤgen:

Ruͤgen/ eine Jnſul auf der Oſt-See gegen Stral-
ſund uͤber/ an der Pommeriſchen Kuͤſte (ohngefaͤhr
7. teutſche Meilen in die Laͤnge und Breite vierecket
ausgeſtrecket/ jedoch aber durch verſchiedene und teils
tieffe See-Buchten hie und da unterbrochen) war
ehmahls mit der Suͤd-Oſtwerts liegenden Jnſul Ru-
den vereinbahret/ biß im Jahr 1309. ein Theil des
Landes zwiſchen beyden abgeriſſen wurde/ und ſo
tief hinein ſank/ daß Schiffe durchhin ſegeln koͤnnen.
Sie hat ſonſt verſchiedene kleine Jnſeln umher/ und
nebſt allerhand Arten von Thieren einen ſo frucht-
baren Boden/ daß ſie auch der Benachbarten Korn-
Hauß genennet worden. Die Einwohner nahmen
[Spaltenumbruch] Ä. 813 die Chriſtliche Religion/ bald aber an deren
ſtatt ſehr viele Aberglaͤubiſche Gebraͤuche/ nebſt den
Mantchaͤiſchen Lehrſaͤtzen an/ biß ſie Koͤnig Walde-
mar in Daͤnnemarck A. 1168. wieder zum Chriſtli-
chen Glauben brachte. Koͤnig Erich in Daͤnne-
marck uͤbergab ſie A. 1438. ſeinem Anverwandten
dem Hertzog in Pommern. Endlich haben die Schwe-
den im 30. Jaͤhrigen Kriege dieſes weiland anſchn-
liche Fuͤrſtenthum nebſt Pommern an ſich gebracht/
und durch den Weſtphaͤliſchen Friedens-Schluß A.
1648. eigentuͤhmlich behalten. Vor Zeiten waren
darauff/ nebſt einer groſſen Menge Doͤrffer und klei-
ner Adelichen Hoͤfe/ etliche Volckreiche Staͤdte und
Veſtungen/ welche aber durch die in vorigen Jahren
gefuͤhrte Kriege anitzo wuͤſte liegen/ und faſt gantz
ruiniret ſind; Bergen iſt noch die Haupt-Stadt/ und
hat der Probſt daſelbſt uͤber andere Prediger der
Jnſul die Jnſpection.


Vom Tuͤrckiſ. Frieden mit Moſcau/ und
der Retour des Koͤnigs in Schweden.

Ob wol Briefe aus Crohn-
ſtadt vom 12 Jul. melden/ daß zu Bender alle Anſtalt
zum Auffbruch und Abmarch J. K. M. von Schwe-
den gemacht worden/ und von dem Tuͤrckiſchen Kay-
ſer viele Wagen und Pferde ankommen/ auch bereits
Tuͤrckiſche und Schwediſche Com̃iſſarien nach Poh-
len voraus gegangen waͤren; ſo hat doch der Schwe-
diſche Secretarius Sternhoͤck noch nicht die gering-
ſte Nachricht hievon a drittura erhalten: Vielmehr
bleibet derſelbe der Meynung/ Jh. Koͤn. Maj. wuͤr-
den eher nicht von da auffbrechen/ bis der ſo lang
erwartete Schwediſche Trauſport angelanget; von
welchem er zu wiſſen vorgiebet/ daß derſelbe/ wo er
bereits nicht unterweges ſey/ dennoch in kurtzen gantz
gewiß/ und zwar nicht in Pom̃ern/ ſondern an einem
andern Ohrte/ der Pohlen naͤher gelegen/ ankommen
werde/ und Sie ſich hiedurch a la tete einer eigenen
Armee in Pohlen ſetzen koͤnten/ wann auch ihre Deut-
ſche Provintzien gar verlohren gehen ſolten.

Es iſt hier ein Major vom
Czeremetoff angekommen/ mit Ordre/ um hier ſo lan-
ge zu bleiben/ bis er von des Koͤnigs von Schweden
Abreiſe gewiſſe Nachricht erhalten; wovon er als-
dann beſagten Czeremetoff durch Poſt-Relais ſo fort
Nachricht ertheilen ſolte.


Von den Schweitzeriſchen Troublen.

Dem Abt zu St. Gallen
iſt ein Termin geſetzet/ Vermoͤge welchem er zu Baa-
den oder Arau erſcheinen/ oder von allen Cantons
auff ewig excludiret werden ſolle/ deſſen Reſolution
ſtehet naͤchſtens zu vernehmen.



Vom
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div type="jPoliticalNews">
          <div type="jPoliticalNews">
            <div type="jArticle">
              <p><pb facs="#f0002" n="[2]"/><cb/>
weit Bornholm mit der Schwedi&#x017F;chen in Action ge-<lb/>
we&#x017F;en/                 wovon man mit Verlangen einige Nachricht<lb/>
zu haben gewa&#x0364;rtig i&#x017F;t.                 Pa&#x017F;&#x017F;agiers aber wollen ver-<lb/>
&#x017F;ichern/ daß nachdem                 un&#x017F;er Admiral durch 2 ausge-<lb/>
&#x017F;andte und wieder zuru&#x0364;ck                 gekommene Fregatten ver-<lb/>
nommen/ daß die Schwedi&#x017F;che Flotte ihm mit 12                 bis<lb/>
14 Krieges-Schiffen u&#x0364;berlegen/ er &#x017F;ich wiederum<lb/>
nach der                 Ko&#x0364;gerbucht gewendet habe. Was daran<lb/>
&#x017F;ey/ oder ob ein Treffen                 vorgangen/ &#x017F;tehet mit dem er-<lb/>
&#x017F;ten zu vernehmen.</p>
            </div><lb/>
            <div type="jArticle">
              <dateline> Strahl&#x017F;und/ vom 2 Sept.</dateline>
              <p>Die Da&#x0364;ni&#x017F;che Schif-<lb/>
fe/ &#x017F;amt den embarquirten                 Sa&#x0364;ch&#x017F;i&#x017F;chen und Mo&#x017F;co-<lb/>
witi&#x017F;chen Trouppen/                 liegen noch in die&#x017F;er Gegend/<lb/>
haben aber bis dato noch nichts auf der                 Jn&#x017F;ul Ru&#x0364;gen<lb/>
tentiret. Unterde&#x017F;&#x017F;en &#x017F;ind wir                 un&#x017F;ern Tran&#x017F;port<lb/>
mit 16000 Mann/ unterm General Steinbock/                 von<lb/>
welchem man per Expre&#x017F;&#x017F;en Ve&#xA75B;&#x017F;icherung                 bekommen/<lb/>
daß er balde hier &#x017F;eyn wolle/ ehi&#x017F;tens                 erwartend.<lb/>
Der Hr. Gen. Du&#x0364;cker hat &#x017F;ich mit 8000 Mann auf<lb/>
der                 Jn&#x017F;ul Ru&#x0364;gen &#x017F;ehr formidabel ge&#x017F;etzet/ und                 ver-<lb/>
meynet die Ankommende damit genug&#x017F;ahm abhal-<lb/>
ten zu                 ko&#x0364;nnen. Der Czaar befindet &#x017F;ich gegenwa&#x0364;r-<lb/>
tig zu                 Wolga&#x017F;t/ allwo auch der Ko&#x0364;nig von Pohlen<lb/>
angelanget/ und allda                 einen gro&#x017F;&#x017F;en Krieges-Raht<lb/>
mit beygewohnet.</p>
            </div><lb/>
            <div type="jArticle">
              <dateline> Wolga&#x017F;t/ den 31 Aug.</dateline>
              <p>Jhro Ko&#x0364;n. Maj. von Poh-<lb/>
len kamen ge&#x017F;tern Morgen fru&#x0364;he                 hier an. Die&#x017F;en<lb/>
Tag i&#x017F;t man continuirlich wegen der Operationes                 in<lb/>
Conferentz gewe&#x017F;en/ worbey auch der                 Vice-Admiral<lb/>
Seh&#x017F;ta&#x0364;tt im Namen Jh. Ko&#x0364;n. Maje&#x017F;t.                 von Da&#x0364;nne-<lb/>
marck aßi&#x017F;tiret; und hat &#x017F;ich der Czaar die                 &#x017F;oliden<lb/>
Remon&#x017F;trationes J. K. M. von Da&#x0364;nnemarck                 und<lb/>
auch J. K. M. von Pohlen gefallen la&#x017F;&#x017F;en/ daß das<lb/>
vorhin                 formirte Concept in &#x017F;einen vo&#x0364;lligen We&#x017F;en<lb/>
bleiben                 &#x017F;olle/ vorer&#x017F;t die Jn&#x017F;ul Ru&#x0364;gen zu attaquiren/<lb/>
worzu                 man 150 Schiffe zu debarquiren bereit hat/<lb/>
welche zugleich mit der                 gro&#x017F;&#x017F;en Artillerie aus Da&#x0364;nne-<lb/>
marck angelanget.</p>
            </div><lb/>
          </div>
          <div type="jPoliticalNews">
            <head> <hi rendition="#c"><hi rendition="#aq">Observation</hi> wegen der Jn&#x017F;ul Ru&#x0364;gen:</hi> </head><lb/>
            <div type="jArticle">
              <p>Ru&#x0364;gen/ eine Jn&#x017F;ul auf der O&#x017F;t-See gegen Stral-<lb/>
&#x017F;und             u&#x0364;ber/ an der Pommeri&#x017F;chen Ku&#x0364;&#x017F;te (ohngefa&#x0364;hr<lb/>
7.             teut&#x017F;che Meilen in die La&#x0364;nge und Breite             vierecket<lb/>
ausge&#x017F;trecket/ jedoch aber durch ver&#x017F;chiedene und             teils<lb/>
tieffe See-Buchten hie und da unterbrochen) war<lb/>
ehmahls mit der             Su&#x0364;d-O&#x017F;twerts liegenden Jn&#x017F;ul Ru-<lb/>
den vereinbahret/ biß im Jahr             1309. ein Theil des<lb/>
Landes zwi&#x017F;chen beyden abgeri&#x017F;&#x017F;en wurde/             und &#x017F;o<lb/>
tief hinein &#x017F;ank/ daß Schiffe durchhin &#x017F;egeln             ko&#x0364;nnen.<lb/>
Sie hat &#x017F;on&#x017F;t ver&#x017F;chiedene kleine Jn&#x017F;eln             umher/ und<lb/>
neb&#x017F;t allerhand Arten von Thieren einen &#x017F;o             frucht-<lb/>
baren Boden/ daß &#x017F;ie auch der Benachbarten Korn-<lb/>
Hauß genennet             worden. Die Einwohner nahmen<lb/><cb/>
Ä. 813 die Chri&#x017F;tliche Religion/ bald aber             an deren<lb/>
&#x017F;tatt &#x017F;ehr viele Abergla&#x0364;ubi&#x017F;che             Gebra&#x0364;uche/ neb&#x017F;t den<lb/>
Mantcha&#x0364;i&#x017F;chen             Lehr&#x017F;a&#x0364;tzen an/ biß &#x017F;ie Ko&#x0364;nig Walde-<lb/>
mar in             Da&#x0364;nnemarck A. 1168. wieder zum Chri&#x017F;tli-<lb/>
chen Glauben brachte.             Ko&#x0364;nig Erich in Da&#x0364;nne-<lb/>
marck u&#x0364;bergab &#x017F;ie A. 1438.             &#x017F;einem Anverwandten<lb/>
dem Hertzog in Pommern. Endlich haben die Schwe-<lb/>
den             im 30. Ja&#x0364;hrigen Kriege die&#x017F;es weiland an&#x017F;chn-<lb/>
liche             Fu&#x0364;r&#x017F;tenthum neb&#x017F;t Pommern an &#x017F;ich gebracht/<lb/>
und durch             den We&#x017F;tpha&#x0364;li&#x017F;chen Friedens-Schluß A.<lb/>
1648.             eigentu&#x0364;hmlich behalten. Vor Zeiten waren<lb/>
darauff/ neb&#x017F;t einer             gro&#x017F;&#x017F;en Menge Do&#x0364;rffer und klei-<lb/>
ner Adelichen Ho&#x0364;fe/             etliche Volckreiche Sta&#x0364;dte und<lb/>
Ve&#x017F;tungen/ welche aber durch die in             vorigen Jahren<lb/>
gefu&#x0364;hrte Kriege anitzo wu&#x0364;&#x017F;te liegen/ und             fa&#x017F;t gantz<lb/>
ruiniret &#x017F;ind; Bergen i&#x017F;t noch die Haupt-Stadt/             und<lb/>
hat der Prob&#x017F;t da&#x017F;elb&#x017F;t u&#x0364;ber andere Prediger             der<lb/>
Jn&#x017F;ul die Jn&#x017F;pection.</p><lb/>
            </div>
          </div>
          <div type="jPoliticalNews">
            <head> <hi rendition="#c"> <hi rendition="#fr">Vom Tu&#x0364;rcki&#x017F;. Frieden mit Mo&#x017F;cau/ und<lb/>
der               Retour des Ko&#x0364;nigs in Schweden.</hi> </hi> </head><lb/>
            <div type="jArticle">
              <dateline> Wien/ vom 27 Aug.</dateline>
              <p>Ob wol Briefe aus Crohn-<lb/>
&#x017F;tadt vom 12 Jul. melden/ daß zu Bender alle                 An&#x017F;talt<lb/>
zum Auffbruch und Abmarch J. K. M. von Schwe-<lb/>
den gemacht                 worden/ und von dem Tu&#x0364;rcki&#x017F;chen Kay-<lb/>
&#x017F;er viele Wagen und                 Pferde ankommen/ auch bereits<lb/>
Tu&#x0364;rcki&#x017F;che und Schwedi&#x017F;che                 Com&#x0303;i&#x017F;&#x017F;arien nach Poh-<lb/>
len voraus gegangen wa&#x0364;ren;                 &#x017F;o hat doch der Schwe-<lb/>
di&#x017F;che Secretarius Sternho&#x0364;ck noch                 nicht die gering-<lb/>
&#x017F;te Nachricht hievon <hi rendition="#aq">a                   drittura</hi> erhalten: Vielmehr<lb/>
bleibet der&#x017F;elbe der Meynung/ Jh.                 Ko&#x0364;n. Maj. wu&#x0364;r-<lb/>
den eher nicht von da auffbrechen/ bis der                 &#x017F;o lang<lb/>
erwartete Schwedi&#x017F;che Trau&#x017F;port angelanget;                 von<lb/>
welchem er zu wi&#x017F;&#x017F;en vorgiebet/ daß der&#x017F;elbe/ wo                 er<lb/>
bereits nicht unterweges &#x017F;ey/ dennoch in kurtzen gantz<lb/>
gewiß/ und                 zwar nicht in Pom&#x0303;ern/ &#x017F;ondern an einem<lb/>
andern Ohrte/ der Pohlen                 na&#x0364;her gelegen/ ankommen<lb/>
werde/ und Sie &#x017F;ich hiedurch <hi rendition="#aq">a la tete</hi> einer eigenen<lb/>
Armee in Pohlen &#x017F;etzen                 ko&#x0364;nten/ wann auch ihre Deut-<lb/>
&#x017F;che Provintzien gar verlohren gehen                 &#x017F;olten.</p>
            </div><lb/>
            <div type="jArticle">
              <dateline> Caminieck/ vom 2 Aug.</dateline>
              <p>Es i&#x017F;t hier ein Major vom<lb/>
Czeremetoff angekommen/ mit Ordre/ um hier             &#x017F;o lan-<lb/>
ge zu bleiben/ bis er von des Ko&#x0364;nigs von             Schweden<lb/>
Abrei&#x017F;e gewi&#x017F;&#x017F;e Nachricht erhalten; wovon er             als-<lb/>
dann be&#x017F;agten Czeremetoff durch Po&#x017F;t-Relais &#x017F;o             fort<lb/>
Nachricht ertheilen &#x017F;olte.</p><lb/>
            </div>
          </div>
          <div type="jPoliticalNews">
            <head> <hi rendition="#c"> <hi rendition="#fr">Von den Schweitzeri&#x017F;chen Troublen.</hi> </hi> </head><lb/>
            <div type="jArticle">
              <dateline> Franckfurt/ vom 3 Sept.</dateline>
              <p>Dem Abt zu St. Gallen<lb/>
i&#x017F;t ein Termin ge&#x017F;etzet/ Vermo&#x0364;ge             welchem er zu Baa-<lb/>
den oder Arau er&#x017F;cheinen/ oder von allen Cantons<lb/>
auff             ewig excludiret werden &#x017F;olle/ de&#x017F;&#x017F;en             Re&#x017F;olution<lb/>
&#x017F;tehet na&#x0364;ch&#x017F;tens zu vernehmen.</p><lb/>
            </div>
          </div>
          <div type="jPoliticalNews">
            <head>
              <fw place="bottom" type="catch">Vom</fw><lb/>
            </head>
          </div>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[[2]/0002] weit Bornholm mit der Schwediſchen in Action ge- weſen/ wovon man mit Verlangen einige Nachricht zu haben gewaͤrtig iſt. Paſſagiers aber wollen ver- ſichern/ daß nachdem unſer Admiral durch 2 ausge- ſandte und wieder zuruͤck gekommene Fregatten ver- nommen/ daß die Schwediſche Flotte ihm mit 12 bis 14 Krieges-Schiffen uͤberlegen/ er ſich wiederum nach der Koͤgerbucht gewendet habe. Was daran ſey/ oder ob ein Treffen vorgangen/ ſtehet mit dem er- ſten zu vernehmen. Strahlſund/ vom 2 Sept. Die Daͤniſche Schif- fe/ ſamt den embarquirten Saͤchſiſchen und Moſco- witiſchen Trouppen/ liegen noch in dieſer Gegend/ haben aber bis dato noch nichts auf der Jnſul Ruͤgen tentiret. Unterdeſſen ſind wir unſern Tranſport mit 16000 Mann/ unterm General Steinbock/ von welchem man per Expreſſen Veꝛſicherung bekommen/ daß er balde hier ſeyn wolle/ ehiſtens erwartend. Der Hr. Gen. Duͤcker hat ſich mit 8000 Mann auf der Jnſul Ruͤgen ſehr formidabel geſetzet/ und ver- meynet die Ankommende damit genugſahm abhal- ten zu koͤnnen. Der Czaar befindet ſich gegenwaͤr- tig zu Wolgaſt/ allwo auch der Koͤnig von Pohlen angelanget/ und allda einen groſſen Krieges-Raht mit beygewohnet. Wolgaſt/ den 31 Aug. Jhro Koͤn. Maj. von Poh- len kamen geſtern Morgen fruͤhe hier an. Dieſen Tag iſt man continuirlich wegen der Operationes in Conferentz geweſen/ worbey auch der Vice-Admiral Sehſtaͤtt im Namen Jh. Koͤn. Majeſt. von Daͤnne- marck aßiſtiret; und hat ſich der Czaar die ſoliden Remonſtrationes J. K. M. von Daͤnnemarck und auch J. K. M. von Pohlen gefallen laſſen/ daß das vorhin formirte Concept in ſeinen voͤlligen Weſen bleiben ſolle/ vorerſt die Jnſul Ruͤgen zu attaquiren/ worzu man 150 Schiffe zu debarquiren bereit hat/ welche zugleich mit der groſſen Artillerie aus Daͤnne- marck angelanget. Observation wegen der Jnſul Ruͤgen: Ruͤgen/ eine Jnſul auf der Oſt-See gegen Stral- ſund uͤber/ an der Pommeriſchen Kuͤſte (ohngefaͤhr 7. teutſche Meilen in die Laͤnge und Breite vierecket ausgeſtrecket/ jedoch aber durch verſchiedene und teils tieffe See-Buchten hie und da unterbrochen) war ehmahls mit der Suͤd-Oſtwerts liegenden Jnſul Ru- den vereinbahret/ biß im Jahr 1309. ein Theil des Landes zwiſchen beyden abgeriſſen wurde/ und ſo tief hinein ſank/ daß Schiffe durchhin ſegeln koͤnnen. Sie hat ſonſt verſchiedene kleine Jnſeln umher/ und nebſt allerhand Arten von Thieren einen ſo frucht- baren Boden/ daß ſie auch der Benachbarten Korn- Hauß genennet worden. Die Einwohner nahmen Ä. 813 die Chriſtliche Religion/ bald aber an deren ſtatt ſehr viele Aberglaͤubiſche Gebraͤuche/ nebſt den Mantchaͤiſchen Lehrſaͤtzen an/ biß ſie Koͤnig Walde- mar in Daͤnnemarck A. 1168. wieder zum Chriſtli- chen Glauben brachte. Koͤnig Erich in Daͤnne- marck uͤbergab ſie A. 1438. ſeinem Anverwandten dem Hertzog in Pommern. Endlich haben die Schwe- den im 30. Jaͤhrigen Kriege dieſes weiland anſchn- liche Fuͤrſtenthum nebſt Pommern an ſich gebracht/ und durch den Weſtphaͤliſchen Friedens-Schluß A. 1648. eigentuͤhmlich behalten. Vor Zeiten waren darauff/ nebſt einer groſſen Menge Doͤrffer und klei- ner Adelichen Hoͤfe/ etliche Volckreiche Staͤdte und Veſtungen/ welche aber durch die in vorigen Jahren gefuͤhrte Kriege anitzo wuͤſte liegen/ und faſt gantz ruiniret ſind; Bergen iſt noch die Haupt-Stadt/ und hat der Probſt daſelbſt uͤber andere Prediger der Jnſul die Jnſpection. Vom Tuͤrckiſ. Frieden mit Moſcau/ und der Retour des Koͤnigs in Schweden. Wien/ vom 27 Aug. Ob wol Briefe aus Crohn- ſtadt vom 12 Jul. melden/ daß zu Bender alle Anſtalt zum Auffbruch und Abmarch J. K. M. von Schwe- den gemacht worden/ und von dem Tuͤrckiſchen Kay- ſer viele Wagen und Pferde ankommen/ auch bereits Tuͤrckiſche und Schwediſche Com̃iſſarien nach Poh- len voraus gegangen waͤren; ſo hat doch der Schwe- diſche Secretarius Sternhoͤck noch nicht die gering- ſte Nachricht hievon a drittura erhalten: Vielmehr bleibet derſelbe der Meynung/ Jh. Koͤn. Maj. wuͤr- den eher nicht von da auffbrechen/ bis der ſo lang erwartete Schwediſche Trauſport angelanget; von welchem er zu wiſſen vorgiebet/ daß derſelbe/ wo er bereits nicht unterweges ſey/ dennoch in kurtzen gantz gewiß/ und zwar nicht in Pom̃ern/ ſondern an einem andern Ohrte/ der Pohlen naͤher gelegen/ ankommen werde/ und Sie ſich hiedurch a la tete einer eigenen Armee in Pohlen ſetzen koͤnten/ wann auch ihre Deut- ſche Provintzien gar verlohren gehen ſolten. Caminieck/ vom 2 Aug. Es iſt hier ein Major vom Czeremetoff angekommen/ mit Ordre/ um hier ſo lan- ge zu bleiben/ bis er von des Koͤnigs von Schweden Abreiſe gewiſſe Nachricht erhalten; wovon er als- dann beſagten Czeremetoff durch Poſt-Relais ſo fort Nachricht ertheilen ſolte. Von den Schweitzeriſchen Troublen. Franckfurt/ vom 3 Sept. Dem Abt zu St. Gallen iſt ein Termin geſetzet/ Vermoͤge welchem er zu Baa- den oder Arau erſcheinen/ oder von allen Cantons auff ewig excludiret werden ſolle/ deſſen Reſolution ſtehet naͤchſtens zu vernehmen. Vom

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

Britt-Marie Schuster: Bereitstellung der Texttranskription. (2014-07-01T14:43:40Z) Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme des Werkes in das DTA entsprechen muss.
Manuel Wille: Bereitstellung der Texttranskription. (2014-07-01T14:43:40Z) Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme des Werkes in das DTA entsprechen muss.
Arnika Lutz: Bereitstellung der Texttranskription. (2014-07-01T14:43:40Z) Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme des Werkes in das DTA entsprechen muss.

Weitere Informationen:

Die Transkription erfolgte nach den unter http://www.deutschestextarchiv.de/doku/basisformat formulierten Richtlinien.

Verfahren der Texterfassung: manuell (doppelt erfasst).




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/hc_241009_1712
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/hc_241009_1712/2
Zitationshilfe: Der Hollsteinische unpartheyische Correspondente. Nr. 24, Hamburg, 10. September 1712, S. [2]. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/hc_241009_1712/2>, abgerufen am 19.04.2024.