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Staats/ und Gelehrte Zeitung des Hollsteinischen Correspondenten. Nr. 32, Hamburg, 15. August 1721.

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[Spaltenumbruch] gefallen. Man vernimmt auch, daß Seine Kö-
nigl. Majest. von Preussen aufs neue den Dom zu
Minden sollen haben sperren lassen, aus Ursachen,
weil es mit Chur-Pfaltz wegen der völligen Wie-
derherstellung der Evangelischen zu keinen End-
Zweck gelangen wolle, und der Chur-Fürst noch
immer neue Hindernisse herfür suche. Diese
Nachricht hat man gewiß aus der Pfaltz, daß es
mit wieder Erstattung der entnommenen Kirchen-
Güther noch gar nicht fort wil; ja daß der Pater
Standacker dem Chur-Fürsten weiß mache, Er
könne ohne schwere Beleidigung seines Gewis-
sens die Kirchen Güther nicht wieder geben, wel-
ches ja artlich lautet.

Allerhand Staats- u. Neben- Affairen.

Die in dem Schlos-
se Pillnitz angefangene Königl. Lustbarkeiten con-
tinuiren noch immer, wie denn vorgestern das
Gänse- und Entenschiessen auf der Elbe, gestern
das Bogen- und Wasserschiessen nach der Scheibe,
heute aber das Taubenschiessen im Fluge gewesen;
anbey erlustiget sich der Hoff täglich des Abends
mit Commödien. Gestern ist das Beylager mit
dem Königl. Dänischen Cron-Printzen und der
Marg-Gräfl. Brandenb. Bayreuth-Culmbachi-
schen Princeßin in dem Schlosse Pretzsch gehalten
worden; zu dem Ende der Hr. General Feld-Mar-
schall Graff von Flemming, der Herr Ober-Con-
sistorial-Präsident von Leipziger, und der hiesige
Ober-Hoff-Prediger Hr. Docter Pipping, vorge-
stern dahin gereiset sind.

Wie man
aus dem Hollsteinischen vernimmt, so ist am 5. die-
ses von Jtzehoe die Leiche Jhro Hoch fürstl. Durchl.
der Gottseeligen Hertzogin und Aebtißin des hoch-
adlichen Fräulein-Klosters daselbst von dannen
nach Glücksburg in das Hochfürstl. Begräbniß
abgeführet worden. Sie hat geheissen Doro-
thea Louisa, ist aus dem Hochfürstl. Hause Augu-
stusburg Anno 1663. den 11. October gebohren,
und 1686. zur Aebtißin desselben hochadlichen
Stiffts erklähret; Aber gestorben am 2. April die-
ses Jahrs, und ist also 57. Jahr und etliche Mo-
nat alt worden. Laut Nachricht aus Bayern hat
der Chur-Fürst von Bayern 10 Millionen fl. von
seinen Unterthanen gefordert, zu Einlösung seiner
in Holland versetzten Jubelen; die Land-Stände
haben aber kaum die Hälffte bewilligen können,
obgleich so wol Geistlich- als Weltliche ihr Antheil
tragen, und die Jesuiten allein 100000. fl. auf-
bringen sollen. Zu Bologne in Jtalien ist so ein
schrecklich Gewitter gewesen, dergleichen Men-
[Spaltenumbruch] schen nie wissen, dabey Hagel-Steine von 4. 5. biß
9. Pfund gefallen, und allein in der Stadt mehr
als für 150000. Rthlr. Schaden gethan, ohne
was auf dem Lande geschehen, da die Bäume
aus der Erden gerissen und die Häuser einge-
stürtzt worden.




Von neuen merckwürdigen
gelehrten Sachen.
Zu Florentz

werden jetzo Cassiodori Senatoris
Complexiones in Epistolas & Acta Apostolorum &
Apocalypsin,
gedrucket. Der gelehrte Scipio Maf-
fey
hat dieses Werck aus einem alten Cod. Mem-
bran.
abschreiben lassen, hie und da Anmerckungen
hinbey gefüget, und die Vorrede hinzu getahn, in
welcher er unter andern von einer durch seiner Be-
mühung entdeckten, und zu Zeiten Caroli Magni ge-
sammleten Bibliothec Nachricht giebet.

Hamburg.

Jn der Schiller- und Kisnerischen
Buchhandlung ist nunmehro das ohnlängst ver-
heissene Poetische Werck unter folgendem Titul
würcklich zu haben: Hn. B. H. Brockes, Lti. Reip.
Hamb. Sen.
Jrdisches Vergnügen in GOtt;
bestehend in verschiedenen aus der Natur- und
Sitten-Lehre hergenommenen Gedichten, nebst
einem Anhange etlicher hieher gehörigen Uber-
setzungen von den Fabeln des Hn. de la Motte.
Herausgegeben und mit einer Vorrede versehen
von C. F. Weichmann. Wer dieses Buch des be-
rühmten Herrn Licent. Brocks mit Nachsinnen
durchlieset, wird gestehen müssen, daß nicht nur
die fürtrefliche Materie und edele Gedancken, son-
dern auch ins besondere die mit gehöriger Kunst
sehr wohl ausgeschmückte Beschreibungen, Gleich-
nisse und anständige Bey-Wörter, so in diesem
Jrdischen Vergnügen anzutreffen, ein geheim
und angenehmes Vergnügen bey ihm selbst er-
wecken. Man leget sonst beydes den alten als
auch neuen Römern insgemein das Lob bey, daß
ihre Poesie in diesen Stücken für andern den Vor-
zug habe; Allein Hr. Weichmann, ein geschickter
Beurtheiler und Liebhaber der deutschen Poesie,
hat mit angeführten Proben in der diesem Wercke
vorgesetzten Vorrede dargetahn, daß des Hn. Lic.
Brocks Poesie
der ihrigen völlig gleich komme.
Man hat um so viel mehr Ursache, dem fürtrefli-
chen Herrn Verfasser alle Gemühts- und Leibes-
Kräffte anzuwünschen, das unter Händen haben-
de grosse Physicalische Werck, wovon in der Vor-
rede gedacht wird, künfftig zum Stande zu bringen.




Hierbey folget jedesmal des Nachmittags noch
ein a partes Bladt ohne Entgelt.

[Ende Spaltensatz]

[Spaltenumbruch] gefallen. Man vernimmt auch, daß Seine Koͤ-
nigl. Majeſt. von Preuſſen aufs neue den Dom zu
Minden ſollen haben ſperren laſſen, aus Urſachen,
weil es mit Chur-Pfaltz wegen der voͤlligen Wie-
derherſtellung der Evangeliſchen zu keinen End-
Zweck gelangen wolle, und der Chur-Fuͤrſt noch
immer neue Hinderniſſe herfuͤr ſuche. Dieſe
Nachricht hat man gewiß aus der Pfaltz, daß es
mit wieder Erſtattung der entnommenen Kirchen-
Guͤther noch gar nicht fort wil; ja daß der Pater
Standacker dem Chur-Fuͤrſten weiß mache, Er
koͤnne ohne ſchwere Beleidigung ſeines Gewiſ-
ſens die Kirchen Guͤther nicht wieder geben, wel-
ches ja artlich lautet.

Allerhand Staats- u. Neben- Affairen.

Die in dem Schloſ-
ſe Pillnitz angefangene Koͤnigl. Luſtbarkeiten con-
tinuiren noch immer, wie denn vorgeſtern das
Gaͤnſe- und Entenſchieſſen auf der Elbe, geſtern
das Bogen- und Waſſerſchieſſen nach der Scheibe,
heute aber das Taubenſchieſſen im Fluge geweſen;
anbey erluſtiget ſich der Hoff taͤglich des Abends
mit Commoͤdien. Geſtern iſt das Beylager mit
dem Koͤnigl. Daͤniſchen Cron-Printzen und der
Marg-Graͤfl. Brandenb. Bayreuth-Culmbachi-
ſchen Princeßin in dem Schloſſe Pretzſch gehalten
worden; zu dem Ende der Hr. General Feld-Mar-
ſchall Graff von Flemming, der Herr Ober-Con-
ſiſtorial-Praͤſident von Leipziger, und der hieſige
Ober-Hoff-Prediger Hr. Docter Pipping, vorge-
ſtern dahin gereiſet ſind.

Wie man
aus dem Hollſteiniſchen vernimmt, ſo iſt am 5. die-
ſes von Jtzehoe die Leiche Jhro Hoch fuͤrſtl. Durchl.
der Gottſeeligen Hertzogin und Aebtißin des hoch-
adlichen Fraͤulein-Kloſters daſelbſt von dannen
nach Gluͤcksburg in das Hochfuͤrſtl. Begraͤbniß
abgefuͤhret worden. Sie hat geheiſſen Doro-
thea Louiſa, iſt aus dem Hochfuͤrſtl. Hauſe Augu-
ſtusburg Anno 1663. den 11. October gebohren,
und 1686. zur Aebtißin deſſelben hochadlichen
Stiffts erklaͤhret; Aber geſtorben am 2. April die-
ſes Jahrs, und iſt alſo 57. Jahr und etliche Mo-
nat alt worden. Laut Nachricht aus Bayern hat
der Chur-Fuͤrſt von Bayern 10 Millionen fl. von
ſeinen Unterthanen gefordert, zu Einloͤſung ſeiner
in Holland verſetzten Jubelen; die Land-Staͤnde
haben aber kaum die Haͤlffte bewilligen koͤnnen,
obgleich ſo wol Geiſtlich- als Weltliche ihr Antheil
tragen, und die Jeſuiten allein 100000. fl. auf-
bringen ſollen. Zu Bologne in Jtalien iſt ſo ein
ſchrecklich Gewitter geweſen, dergleichen Men-
[Spaltenumbruch] ſchen nie wiſſen, dabey Hagel-Steine von 4. 5. biß
9. Pfund gefallen, und allein in der Stadt mehr
als fuͤr 150000. Rthlr. Schaden gethan, ohne
was auf dem Lande geſchehen, da die Baͤume
aus der Erden geriſſen und die Haͤuſer einge-
ſtuͤrtzt worden.




Von neuen merckwuͤrdigen
gelehrten Sachen.
Zu Florentz

werden jetzo Casſiodori Senatoris
Complexiones in Epiſtolas & Acta Apoſtolorum &
Apocalypſin,
gedrucket. Der gelehrte Scipio Maf-
fey
hat dieſes Werck aus einem alten Cod. Mem-
bran.
abſchreiben laſſen, hie und da Anmerckungen
hinbey gefuͤget, und die Vorrede hinzu getahn, in
welcher er unter andern von einer durch ſeiner Be-
muͤhung entdeckten, und zu Zeiten Caroli Magni ge-
ſammleten Bibliothec Nachricht giebet.

Hamburg.

Jn der Schiller- und Kisneriſchen
Buchhandlung iſt nunmehro das ohnlaͤngſt ver-
heiſſene Poetiſche Werck unter folgendem Titul
wuͤrcklich zu haben: Hn. B. H. Brockes, Lti. Reip.
Hamb. Sen.
Jrdiſches Vergnuͤgen in GOtt;
beſtehend in verſchiedenen aus der Natur- und
Sitten-Lehre hergenommenen Gedichten, nebſt
einem Anhange etlicher hieher gehoͤrigen Uber-
ſetzungen von den Fabeln des Hn. de la Motte.
Herausgegeben und mit einer Vorrede verſehen
von C. F. Weichmann. Wer dieſes Buch des be-
ruͤhmten Herrn Licent. Brocks mit Nachſinnen
durchlieſet, wird geſtehen muͤſſen, daß nicht nur
die fuͤrtrefliche Materie und edele Gedancken, ſon-
dern auch ins beſondere die mit gehoͤriger Kunſt
ſehr wohl ausgeſchmuͤckte Beſchreibungen, Gleich-
niſſe und anſtaͤndige Bey-Woͤrter, ſo in dieſem
Jrdiſchen Vergnuͤgen anzutreffen, ein geheim
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wecken. Man leget ſonſt beydes den alten als
auch neuen Roͤmern insgemein das Lob bey, daß
ihre Poeſie in dieſen Stuͤcken fuͤr andern den Vor-
zug habe; Allein Hr. Weichmann, ein geſchickter
Beurtheiler und Liebhaber der deutſchen Poeſie,
hat mit angefuͤhrten Proben in der dieſem Wercke
vorgeſetzten Vorrede dargetahn, daß des Hn. Lic.
Brocks Poeſie
der ihrigen voͤllig gleich komme.
Man hat um ſo viel mehr Urſache, dem fuͤrtrefli-
chen Herrn Verfaſſer alle Gemuͤhts- und Leibes-
Kraͤffte anzuwuͤnſchen, das unter Haͤnden haben-
de groſſe Phyſicaliſche Werck, wovon in der Vor-
rede gedacht wird, kuͤnfftig zum Stande zu bringẽ.




Hierbey folget jedesmal des Nachmittags noch
ein a partes Bladt ohne Entgelt.

[Ende Spaltensatz]
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[[4]/0004] gefallen. Man vernimmt auch, daß Seine Koͤ- nigl. Majeſt. von Preuſſen aufs neue den Dom zu Minden ſollen haben ſperren laſſen, aus Urſachen, weil es mit Chur-Pfaltz wegen der voͤlligen Wie- derherſtellung der Evangeliſchen zu keinen End- Zweck gelangen wolle, und der Chur-Fuͤrſt noch immer neue Hinderniſſe herfuͤr ſuche. Dieſe Nachricht hat man gewiß aus der Pfaltz, daß es mit wieder Erſtattung der entnommenen Kirchen- Guͤther noch gar nicht fort wil; ja daß der Pater Standacker dem Chur-Fuͤrſten weiß mache, Er koͤnne ohne ſchwere Beleidigung ſeines Gewiſ- ſens die Kirchen Guͤther nicht wieder geben, wel- ches ja artlich lautet. Allerhand Staats- u. Neben- Affairen. Dreßden/ den 8. Auguſti. Die in dem Schloſ- ſe Pillnitz angefangene Koͤnigl. Luſtbarkeiten con- tinuiren noch immer, wie denn vorgeſtern das Gaͤnſe- und Entenſchieſſen auf der Elbe, geſtern das Bogen- und Waſſerſchieſſen nach der Scheibe, heute aber das Taubenſchieſſen im Fluge geweſen; anbey erluſtiget ſich der Hoff taͤglich des Abends mit Commoͤdien. Geſtern iſt das Beylager mit dem Koͤnigl. Daͤniſchen Cron-Printzen und der Marg-Graͤfl. Brandenb. Bayreuth-Culmbachi- ſchen Princeßin in dem Schloſſe Pretzſch gehalten worden; zu dem Ende der Hr. General Feld-Mar- ſchall Graff von Flemming, der Herr Ober-Con- ſiſtorial-Praͤſident von Leipziger, und der hieſige Ober-Hoff-Prediger Hr. Docter Pipping, vorge- ſtern dahin gereiſet ſind. Nieder-Elbe/ den 14. Auguſti. Wie man aus dem Hollſteiniſchen vernimmt, ſo iſt am 5. die- ſes von Jtzehoe die Leiche Jhro Hoch fuͤrſtl. Durchl. der Gottſeeligen Hertzogin und Aebtißin des hoch- adlichen Fraͤulein-Kloſters daſelbſt von dannen nach Gluͤcksburg in das Hochfuͤrſtl. Begraͤbniß abgefuͤhret worden. Sie hat geheiſſen Doro- thea Louiſa, iſt aus dem Hochfuͤrſtl. Hauſe Augu- ſtusburg Anno 1663. den 11. October gebohren, und 1686. zur Aebtißin deſſelben hochadlichen Stiffts erklaͤhret; Aber geſtorben am 2. April die- ſes Jahrs, und iſt alſo 57. Jahr und etliche Mo- nat alt worden. Laut Nachricht aus Bayern hat der Chur-Fuͤrſt von Bayern 10 Millionen fl. von ſeinen Unterthanen gefordert, zu Einloͤſung ſeiner in Holland verſetzten Jubelen; die Land-Staͤnde haben aber kaum die Haͤlffte bewilligen koͤnnen, obgleich ſo wol Geiſtlich- als Weltliche ihr Antheil tragen, und die Jeſuiten allein 100000. fl. auf- bringen ſollen. Zu Bologne in Jtalien iſt ſo ein ſchrecklich Gewitter geweſen, dergleichen Men- ſchen nie wiſſen, dabey Hagel-Steine von 4. 5. biß 9. Pfund gefallen, und allein in der Stadt mehr als fuͤr 150000. Rthlr. Schaden gethan, ohne was auf dem Lande geſchehen, da die Baͤume aus der Erden geriſſen und die Haͤuſer einge- ſtuͤrtzt worden. Von neuen merckwuͤrdigen gelehrten Sachen. Zu Florentz werden jetzo Casſiodori Senatoris Complexiones in Epiſtolas & Acta Apoſtolorum & Apocalypſin, gedrucket. Der gelehrte Scipio Maf- fey hat dieſes Werck aus einem alten Cod. Mem- bran. abſchreiben laſſen, hie und da Anmerckungen hinbey gefuͤget, und die Vorrede hinzu getahn, in welcher er unter andern von einer durch ſeiner Be- muͤhung entdeckten, und zu Zeiten Caroli Magni ge- ſammleten Bibliothec Nachricht giebet. Hamburg. Jn der Schiller- und Kisneriſchen Buchhandlung iſt nunmehro das ohnlaͤngſt ver- heiſſene Poetiſche Werck unter folgendem Titul wuͤrcklich zu haben: Hn. B. H. Brockes, Lti. Reip. Hamb. Sen. Jrdiſches Vergnuͤgen in GOtt; beſtehend in verſchiedenen aus der Natur- und Sitten-Lehre hergenommenen Gedichten, nebſt einem Anhange etlicher hieher gehoͤrigen Uber- ſetzungen von den Fabeln des Hn. de la Motte. Herausgegeben und mit einer Vorrede verſehen von C. F. Weichmann. Wer dieſes Buch des be- ruͤhmten Herrn Licent. Brocks mit Nachſinnen durchlieſet, wird geſtehen muͤſſen, daß nicht nur die fuͤrtrefliche Materie und edele Gedancken, ſon- dern auch ins beſondere die mit gehoͤriger Kunſt ſehr wohl ausgeſchmuͤckte Beſchreibungen, Gleich- niſſe und anſtaͤndige Bey-Woͤrter, ſo in dieſem Jrdiſchen Vergnuͤgen anzutreffen, ein geheim und angenehmes Vergnuͤgen bey ihm ſelbſt er- wecken. Man leget ſonſt beydes den alten als auch neuen Roͤmern insgemein das Lob bey, daß ihre Poeſie in dieſen Stuͤcken fuͤr andern den Vor- zug habe; Allein Hr. Weichmann, ein geſchickter Beurtheiler und Liebhaber der deutſchen Poeſie, hat mit angefuͤhrten Proben in der dieſem Wercke vorgeſetzten Vorrede dargetahn, daß des Hn. Lic. Brocks Poeſie der ihrigen voͤllig gleich komme. Man hat um ſo viel mehr Urſache, dem fuͤrtrefli- chen Herrn Verfaſſer alle Gemuͤhts- und Leibes- Kraͤffte anzuwuͤnſchen, das unter Haͤnden haben- de groſſe Phyſicaliſche Werck, wovon in der Vor- rede gedacht wird, kuͤnfftig zum Stande zu bringẽ. Hierbey folget jedesmal des Nachmittags noch ein a partes Bladt ohne Entgelt.

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Zitationshilfe: Staats/ und Gelehrte Zeitung des Hollsteinischen Correspondenten. Nr. 32, Hamburg, 15. August 1721, S. [4]. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/hc_321508_1721/4>, abgerufen am 24.04.2024.