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Staats/ und Gelehrte Zeitung des Hollsteinischen Correspondenten. Nr. 38, Hamburg, 5. September 1721.

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[Spaltenumbruch] let werden. Ein dieser Tagen aus Schweden
alhier angelangter Kauffmann berichtet, wie daß
es mit dem Friedens-Wercke gar langsam von
statten gienge, und daß man befürchtete, selbiges
möchte noch weit entfernet seyn; weil der Czaar
anfing sich des Hertzogs von Hollstein Besten
über alles Vermuhten recht eifrig anzunehmen,
und schlechterdings begehrete, selbigen als Schwe-
dischen Erb- und Cron-Printzen zu erklären; Wei-
ter berichtet besagter Kauffman auch, wie daß der
Senat hierüber nicht einig werden könte, und be-
fürchtete man, daß es gar unter diesen Herren Ver-
bitterungen setzen dürfte: woraus der dortige Zu-
stand je länger je schlechter gemacht würde.

Am 27. pas-
sato wurde alhier das Andencken zweyer wider
den Feind zur See mit denen Galeeren befochte-
nen Victorien, deren erstere nemlich Anno 1714.
bey Hang Udde sich zugetragen, wobey man eine
Fregatte, 6. Galeeren und 2. Scheer-Böthe ero-
bert, wie auch den Schaut bey Nacht nebst noch
andern gefangen bekommen; und nachgehends
Anno 1720. da sich zwischen denen Finnischen
Scheeren 4. feindliche Fregatten an die Unsrigen
ergeben müssen, feyerlich alhier begangen. Und
weiln sothane durch Göttlichen Beystand erhal-
tene Victorien in gedachten Jahren eben auf ei-
nen Tag, als den 27. Julii vorgefallen, so be-
gaben sich gestern so wohl des Czaaren als der
Czaarin Majest. Majest. nebst allen Senatoren,
Generals und andern vornehmen Standes-Per-
sohnen in die Heil. Dreyfaltigkeits Kirche zur Li-
turgie, da dann nach deroselben Vollendung und
nach angehörter Predigt, für solche Victorien,
unter Lösung der Canons von der Vestung Pe-
tersburg, von der Admiralitäts-Citadelle, und
denen Galeeren, das Te Deum Laudamus abge-
sungen wurde. Nachmittags aber verfügten sich
gleichfals beyderseits Majest. Majest. zusammt
vorerwehnter Suite, worunter sich auch viele vor-
nehme Dames befunden, imgleichen der Hertzog
von Hollstein mit seiner Suite, und nächst dem al-
le ausländische Ministri, wie auch die vornehm-
sten Russischen Geistlichen, auf vorheriges aus
dreyen Canons von der Vestung gegebenes Si-
gnal nach der Admiralitätal, wo ein neu gebautes
Schiff von 60. Canons, der Pantelemon und Vi-
ctorie genandt, vom Stapel gelassen ward. Und
weilen es sonderbar gut abgelauffen, haben sich
Jh. Maj. biß 12. Uhr in der Nacht unter vielmah-
liger Lösung der Canons, darauf lustig gemacht.

Wir leben
hier noch immer in grosser Ungewißheit, weil bald
[Spaltenumbruch] Zeitung von dem nahe seyenden Frieden, bald a-
ber von einem besorgenden Einfall der Feinde an-
kommt, welches uns biß dato zwischen Furcht und
Hoffnung stecken läst; zumahln da der Czaar von
einer Verlängerung des Waffen-Stillstandes
nichts mehr hören wil, sondern schon die grösten
Zubereitungen zu neuen Feindseligkeiten gemacht
hat. Unser König nebst dem Senat sollen begehrt
haben, daß die Englische Flotte so lange hier blei-
ben möchte, biß entweder ein gewisser Friedens-
Schluß erfolget, oder auch die Jahrs-Zeit vorbey,
da man eines feindlichen Uberfalls nicht mehr ver-
muhtend seyn kan. Wiewohl viele nicht sehen
wie die grossen Schiffe denen kleinen Russischen
Fahr-Zeugen beykommen können; es wäre dann,
daß sie mit der Moscowitischen Haupt-Flotte et-
was zu tuhn bekommen möchten, welches sich bald
weisen wird. Zu Stockholm sind wieder von un-
sern Gevollmächtigten aus Nystädt Couriers an-
kommen, es ist aber noch unbekandt, ob sie Krieg
oder Frieden mitgebracht. Man hat sich zwar
flattiret gehabt, es solle der Czaar von dem Jnter-
esse des Herrn Hertzogs von Hollstein abstehen;
viele aber meynen, daß er solches durchaus nicht
tuhn wolle, und dadurch sey eben der Friede bißher
aufgehalten. Das Gewisseste lehret die Zeit.

Unser König ist
noch mit Munsterung einiger Trouppen auf dem
Lande beschäfftiget, und sol gesinnet seyn, selbst
nach Gefle zu gehen, um alda alle Veranstaltun-
gen in Augenschein zu nehmen, wo etwan ein feind-
licher Einfall geschehen solte. Alle Regimenter
sind hier Marsch fertig, und 1000. Soldaten sind
auf die Flotte gesand worden. Der Graf Horn
bedienet sich des Baades zu Waarbu, dahin der
Kayserl. Minister Graf Freytag sich auch bege-
ben. Der Holländische Resident Herr Rumpff
hat eine Reise nach Ooster-Gottland getahn.

Käyserliche Affairen.

Jhro Käyserl. Ma-
jestät haben die Sache wegen des Dohms zu Min-
den dem Reichs-Hof-Raht zu untersuchen über-
geben, und weil sie gerne solche in der Güte möch-
ten beygeleget wissen, so sol befohlen seyn, dieselbe
sehr behutsam zu handeln. Am 20. langte alhier
ein Courier von dem Hrn. Bischoffe von Würtz-
burg an, dessen Mitbringen aber überaus geheim
gehalten wird. Weil itzige Conjuncturen so gar
wunderlich unter einander lauffen, so wird gar oft
geheimer Raht gehalten, und wollen viele zwei-
feln, ob Se. Käyserl. Majestät einen Bevollmäch-
tigten nach Cammerich auf den bevorseyenden
Friedens-Congreß schicken werden, ehe und bevor

[Spaltenumbruch] let werden. Ein dieſer Tagen aus Schweden
alhier angelangter Kauffmann berichtet, wie daß
es mit dem Friedens-Wercke gar langſam von
ſtatten gienge, und daß man befuͤrchtete, ſelbiges
moͤchte noch weit entfernet ſeyn; weil der Czaar
anfing ſich des Hertzogs von Hollſtein Beſten
uͤber alles Vermuhten recht eifrig anzunehmen,
und ſchlechterdings begehrete, ſelbigẽ als Schwe-
diſchen Erb- und Cron-Printzen zu erklaͤren; Wei-
ter berichtet beſagter Kauffman auch, wie daß der
Senat hieruͤber nicht einig werden koͤnte, und be-
fuͤrchtete man, daß es gar unter dieſen Herren Ver-
bitterungen ſetzen duͤrfte: woraus der dortige Zu-
ſtand je laͤnger je ſchlechter gemacht wuͤrde.

Am 27. paſ-
ſato wurde alhier das Andencken zweyer wider
den Feind zur See mit denen Galeeren befochte-
nen Victorien, deren erſtere nemlich Anno 1714.
bey Hang Udde ſich zugetragen, wobey man eine
Fregatte, 6. Galeeren und 2. Scheer-Boͤthe ero-
bert, wie auch den Schaut bey Nacht nebſt noch
andern gefangen bekommen; und nachgehends
Anno 1720. da ſich zwiſchen denen Finniſchen
Scheeren 4. feindliche Fregatten an die Unſrigen
ergeben muͤſſen, feyerlich alhier begangen. Und
weiln ſothane durch Goͤttlichen Beyſtand erhal-
tene Victorien in gedachten Jahren eben auf ei-
nen Tag, als den 27. Julii vorgefallen, ſo be-
gaben ſich geſtern ſo wohl des Czaaren als der
Czaarin Majeſt. Majeſt. nebſt allen Senatoren,
Generals und andern vornehmen Standes-Per-
ſohnen in die Heil. Dreyfaltigkeits Kirche zur Li-
turgie, da dann nach deroſelben Vollendung und
nach angehoͤrter Predigt, fuͤr ſolche Victorien,
unter Loͤſung der Canons von der Veſtung Pe-
tersburg, von der Admiralitaͤts-Citadelle, und
denen Galeeren, das Te Deum Laudamus abge-
ſungen wurde. Nachmittags aber verfuͤgten ſich
gleichfals beyderſeits Majeſt. Majeſt. zuſammt
vorerwehnter Suite, worunter ſich auch viele vor-
nehme Dames befunden, imgleichen der Hertzog
von Hollſtein mit ſeiner Suite, und naͤchſt dem al-
le auslaͤndiſche Miniſtri, wie auch die vornehm-
ſten Rusſiſchen Geiſtlichen, auf vorheriges aus
dreyen Canons von der Veſtung gegebenes Si-
gnal nach der Admiralitaͤtal, wo ein neu gebautes
Schiff von 60. Canons, der Pantelemon und Vi-
ctorie genandt, vom Stapel gelaſſen ward. Und
weilen es ſonderbar gut abgelauffen, haben ſich
Jh. Maj. biß 12. Uhr in der Nacht unter vielmah-
liger Loͤſung der Canons, darauf luſtig gemacht.

Wir leben
hier noch immer in groſſer Ungewißheit, weil bald
[Spaltenumbruch] Zeitung von dem nahe ſeyenden Frieden, bald a-
ber von einem beſorgenden Einfall der Feinde an-
kommt, welches uns biß dato zwiſchen Furcht und
Hoffnung ſtecken laͤſt; zumahln da der Czaar von
einer Verlaͤngerung des Waffen-Stillſtandes
nichts mehr hoͤren wil, ſondern ſchon die groͤſten
Zubereitungen zu neuen Feindſeligkeiten gemacht
hat. Unſer Koͤnig nebſt dem Senat ſollen begehrt
haben, daß die Engliſche Flotte ſo lange hier blei-
ben moͤchte, biß entweder ein gewiſſer Friedens-
Schluß erfolget, oder auch die Jahrs-Zeit vorbey,
da man eines feindlichen Uberfalls nicht mehr ver-
muhtend ſeyn kan. Wiewohl viele nicht ſehen
wie die groſſen Schiffe denen kleinen Rusſiſchen
Fahr-Zeugen beykommen koͤnnen; es waͤre dann,
daß ſie mit der Moſcowitiſchen Haupt-Flotte et-
was zu tuhn bekommen moͤchten, welches ſich bald
weiſen wird. Zu Stockholm ſind wieder von un-
ſern Gevollmaͤchtigten aus Nyſtaͤdt Couriers an-
kommen, es iſt aber noch unbekandt, ob ſie Krieg
oder Frieden mitgebracht. Man hat ſich zwar
flattiret gehabt, es ſolle der Czaar von dem Jnter-
eſſe des Herrn Hertzogs von Hollſtein abſtehen;
viele aber meynen, daß er ſolches durchaus nicht
tuhn wolle, und dadurch ſey eben der Friede bißher
aufgehalten. Das Gewiſſeſte lehret die Zeit.

Unſer Koͤnig iſt
noch mit Munſterung einiger Trouppen auf dem
Lande beſchaͤfftiget, und ſol geſinnet ſeyn, ſelbſt
nach Gefle zu gehen, um alda alle Veranſtaltun-
gen in Augenſchein zu nehmen, wo etwan ein feind-
licher Einfall geſchehen ſolte. Alle Regimenter
ſind hier Marſch fertig, und 1000. Soldaten ſind
auf die Flotte geſand worden. Der Graf Horn
bedienet ſich des Baades zu Waarbu, dahin der
Kayſerl. Miniſter Graf Freytag ſich auch bege-
ben. Der Hollaͤndiſche Reſident Herr Rumpff
hat eine Reiſe nach Ooſter-Gottland getahn.

Kaͤyſerliche Affairen.

Jhro Kaͤyſerl. Ma-
jeſtaͤt haben die Sache wegen des Dohms zu Min-
den dem Reichs-Hof-Raht zu unterſuchen uͤber-
geben, und weil ſie gerne ſolche in der Guͤte moͤch-
ten beygeleget wiſſen, ſo ſol befohlen ſeyn, dieſelbe
ſehr behutſam zu handeln. Am 20. langte alhier
ein Courier von dem Hrn. Biſchoffe von Wuͤrtz-
burg an, deſſen Mitbringen aber uͤberaus geheim
gehalten wird. Weil itzige Conjuncturen ſo gar
wunderlich unter einander lauffen, ſo wird gar oft
geheimer Raht gehalten, und wollen viele zwei-
feln, ob Se. Kaͤyſerl. Majeſtaͤt einen Bevollmaͤch-
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[[2]/0002] let werden. Ein dieſer Tagen aus Schweden alhier angelangter Kauffmann berichtet, wie daß es mit dem Friedens-Wercke gar langſam von ſtatten gienge, und daß man befuͤrchtete, ſelbiges moͤchte noch weit entfernet ſeyn; weil der Czaar anfing ſich des Hertzogs von Hollſtein Beſten uͤber alles Vermuhten recht eifrig anzunehmen, und ſchlechterdings begehrete, ſelbigẽ als Schwe- diſchen Erb- und Cron-Printzen zu erklaͤren; Wei- ter berichtet beſagter Kauffman auch, wie daß der Senat hieruͤber nicht einig werden koͤnte, und be- fuͤrchtete man, daß es gar unter dieſen Herren Ver- bitterungen ſetzen duͤrfte: woraus der dortige Zu- ſtand je laͤnger je ſchlechter gemacht wuͤrde. Petersburg/ den 4. Auguſt. Am 27. paſ- ſato wurde alhier das Andencken zweyer wider den Feind zur See mit denen Galeeren befochte- nen Victorien, deren erſtere nemlich Anno 1714. bey Hang Udde ſich zugetragen, wobey man eine Fregatte, 6. Galeeren und 2. 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Majeſt. zuſammt vorerwehnter Suite, worunter ſich auch viele vor- nehme Dames befunden, imgleichen der Hertzog von Hollſtein mit ſeiner Suite, und naͤchſt dem al- le auslaͤndiſche Miniſtri, wie auch die vornehm- ſten Rusſiſchen Geiſtlichen, auf vorheriges aus dreyen Canons von der Veſtung gegebenes Si- gnal nach der Admiralitaͤtal, wo ein neu gebautes Schiff von 60. Canons, der Pantelemon und Vi- ctorie genandt, vom Stapel gelaſſen ward. Und weilen es ſonderbar gut abgelauffen, haben ſich Jh. Maj. biß 12. Uhr in der Nacht unter vielmah- liger Loͤſung der Canons, darauf luſtig gemacht. Aus Schweden/ den 18. Auguſt. Wir leben hier noch immer in groſſer Ungewißheit, weil bald Zeitung von dem nahe ſeyenden Frieden, bald a- ber von einem beſorgenden Einfall der Feinde an- kommt, welches uns biß dato zwiſchen Furcht und Hoffnung ſtecken laͤſt; zumahln da der Czaar von einer Verlaͤngerung des Waffen-Stillſtandes nichts mehr hoͤren wil, ſondern ſchon die groͤſten Zubereitungen zu neuen Feindſeligkeiten gemacht hat. Unſer Koͤnig nebſt dem Senat ſollen begehrt haben, daß die Engliſche Flotte ſo lange hier blei- ben moͤchte, biß entweder ein gewiſſer Friedens- Schluß erfolget, oder auch die Jahrs-Zeit vorbey, da man eines feindlichen Uberfalls nicht mehr ver- muhtend ſeyn kan. Wiewohl viele nicht ſehen wie die groſſen Schiffe denen kleinen Rusſiſchen Fahr-Zeugen beykommen koͤnnen; es waͤre dann, daß ſie mit der Moſcowitiſchen Haupt-Flotte et- was zu tuhn bekommen moͤchten, welches ſich bald weiſen wird. Zu Stockholm ſind wieder von un- ſern Gevollmaͤchtigten aus Nyſtaͤdt Couriers an- kommen, es iſt aber noch unbekandt, ob ſie Krieg oder Frieden mitgebracht. Man hat ſich zwar flattiret gehabt, es ſolle der Czaar von dem Jnter- eſſe des Herrn Hertzogs von Hollſtein abſtehen; viele aber meynen, daß er ſolches durchaus nicht tuhn wolle, und dadurch ſey eben der Friede bißher aufgehalten. Das Gewiſſeſte lehret die Zeit. Stockholm/ den 16. Auguſt. Unſer Koͤnig iſt noch mit Munſterung einiger Trouppen auf dem Lande beſchaͤfftiget, und ſol geſinnet ſeyn, ſelbſt nach Gefle zu gehen, um alda alle Veranſtaltun- gen in Augenſchein zu nehmen, wo etwan ein feind- licher Einfall geſchehen ſolte. Alle Regimenter ſind hier Marſch fertig, und 1000. Soldaten ſind auf die Flotte geſand worden. Der Graf Horn bedienet ſich des Baades zu Waarbu, dahin der Kayſerl. Miniſter Graf Freytag ſich auch bege- ben. Der Hollaͤndiſche Reſident Herr Rumpff hat eine Reiſe nach Ooſter-Gottland getahn. Kaͤyſerliche Affairen. Wien/ den 25. Auguſt. Jhro Kaͤyſerl. Ma- jeſtaͤt haben die Sache wegen des Dohms zu Min- den dem Reichs-Hof-Raht zu unterſuchen uͤber- geben, und weil ſie gerne ſolche in der Guͤte moͤch- ten beygeleget wiſſen, ſo ſol befohlen ſeyn, dieſelbe ſehr behutſam zu handeln. Am 20. langte alhier ein Courier von dem Hrn. Biſchoffe von Wuͤrtz- burg an, deſſen Mitbringen aber uͤberaus geheim gehalten wird. Weil itzige Conjuncturen ſo gar wunderlich unter einander lauffen, ſo wird gar oft geheimer Raht gehalten, und wollen viele zwei- feln, ob Se. Kaͤyſerl. Majeſtaͤt einen Bevollmaͤch- tigten nach Cammerich auf den bevorſeyenden Friedens-Congreß ſchicken werden, ehe und bevor

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Manuel Wille: Bereitstellung der Texttranskription. (2014-07-01T14:43:40Z) Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme des Werkes in das DTA entsprechen muss.
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Zitationshilfe: Staats/ und Gelehrte Zeitung des Hollsteinischen Correspondenten. Nr. 38, Hamburg, 5. September 1721, S. [2]. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/hc_380509_1721/2>, abgerufen am 28.03.2024.