Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Staats/ und Gelehrte Zeitung des Hollsteinischen Correspondenten. Nr. 40, Hamburg, 12. September 1721.

Bild:
<< vorherige Seite

[Spaltenumbruch] ters noch nicht zurück geleget hatte, die damahls
berühmte Universität Giessen. Zwey Jahre dar-
auf gieng er nach Jena; Anno 1670. aber von dort
nach Wittenberg. Er brachte gantze acht Jahre
an diesen Orten zu, und wuste sich alles daselbst so
wohl zu Nutze zu machen, daß ihm zu Wittenberg
Anno 1671. die Magister-Würde ertheilet, und
unter 22. Candidaten die vornehmste Stelle ein-
geräumet wurde. Seitdem er nun im Jahre
1672. zu Hause geruffen worden, so ward er
auch Anno 1674. den 11ten Decembr. zu dem Re-
ctorat
an der Schule seiner Vater-Stadt beruffen,
und am 25ten Januar. des folgenden Jahres or-
dentlich dazu eingeführet. Jn diesem Ampte
that er sich dermassen hervor, daß er, nach achtjäh-
riger Verwaltung desselben, Anno 1683. von der
Königl. Schwedischen Regierung, ohne sein Vor-
wissen, zum General-Superintendenten der Her-
tzogthümer Bremen und Verden vorgeschlagen,
und am 14ten Februar. desselben Jahres von Sei-
ner Majestät Carolo XI. würcklich dazu verordnet
wurde. Nachdem er sich folgends am 3ten Apr.
in der Dom-Kirche zu Schleßwig von dem damah-
ligen General-Superintendenten, Herrn Doct. Se-
bastian Niemann, ordini
ren lassen, so disputirte
er zugleich auf der Universität Kiel progradu Do-
ctoris Theologiae.
Hierauf wurde er, als Königl.
Schwedischer Consistorial-Raht, den 15ten Maji
in das Consistorium zu Stade eingeführet, und ü-
bernahm des folgenden Tages, als General-Su-
perintendens,
dieses hochwichtige Ampt durch ei-
ne ordentliche Antritts-Predigt. Wie zahlreich
nun auch die Gemeinen dieser beyden Hertzogthü-
mer, deren 120. sind, welche mit 145. Predigern
besetzet, so ist er doch ihnen allen mit unermüde-
ter Sorgfalt vorgestanden. Er hat 350. Can-
didatos examini
ret, 200. derselben zum Predig-
Ampte ordiniret, und ausser diesen noch 73. intro-
duci
ret; Wobey er zugleich 65. Synodos und 34.
General-Visitationes gehalten. Er verehligte
sich im Jahre 1675. den 27ten Decembr. zu Bre-
men mit Jungfer Sophia Ursula Ragerin, einer
Tochter Herrn Michaelis Rageri, Superintenden-
ten
des Hertzogthums Verden. Ob nun gleich
dieselbe fast gantze 24. Jahr in beständiger Un-
päßlichkeit zugebracht; so wurde dennoch diese
Ehe mit 13. Kindern, nemlich 8. Söhnen und 5.
Töchtern, gesegnet. Fünff davon versturben zwar
noch in seinem Leben; die meisten der übrigen a-
ber hat er nicht allein im Ehren-sondern auch im
Ehe-Stande gesehen, und 23. Kindes-Kinder von
ihnen erlebet. Jm Jahre 1712. als die Hertzog-
thümer Bremen und Verden mit Krieg überzogen
[Spaltenumbruch] wurden, nöhtigte ihn der Befehl seiner Obern, mit
den Seinigen die Flucht zu ergreiffen, und lebte er
biß ins 4te Jahr bey seinem Schwieger-Sohne,
Herrn Petro Vagt, Past. der Königl. Haupt- und
Dom-Kirche in Bremen. Er litte in währender
Belagerung nicht allein an zeitlichen Güthern ei-
nen mercklichen Schaden; sondern nach Erobe-
rung der Stadt wurde auch sein Hauß, nebst der
kostbaren Bibliotheque, confisciret. Wiewohl
ihm beydes, auf hohe Intercession eines gewissen
Potentaten, bald wieder frey gegeben wurde. Da
auch nachgehends beyde Hertzogthümer an Seine
Königl. Majestät von Groß-Britannien abgetre-
ten wurden: Jst er Anno 1715. am 28ten Nov.
von deroselben zur Verwaltung seines Amptes
aufs neue beruffen worden. Er war überhaupt
von einer starcken Natur, und konte sich, zum Prei-
se Göttlicher Güte, rühmen, daß er niemahls sol-
che Kranckheit gehabt, dadurch er an ordentlichen
Ampts-Geschäfften wäre gehindert worden. Von
der Hypochondrie, als dem gemeinen Ungemach
der Gelehrten, hat er zwar in seinem Mittel-Alter
viele Anfechtung gehabt, auch in den 2. letzten
Jahren eine starcke Engbrüstigkeit verspühret;
wovon er aber gäntzlich wieder befreyet worden.
Dennoch gefiel es GOtt, denselben am 4ten Julii
des 1720sten Jahres durch einen schleunigen Ab-
schied, und zwar in einem Catharro suffocativo, aus
diesem Leben abzufodern, nachdem er den vorigen
Tag von einer verrichteten Ordination gesund und
wohl zu Hause gekommen war, und wenig Tage
zuvor sein 73stes Jahr zurück geleget hatte. Die
Evangelische Kirche hat an ihm, wie schon gedacht,
einen eiffrigen und rechtschaffenen Theologum,
das gemeine Wesen aber einen grossen Polyhisto-
rem
verlohren, dem zugleich die Teutsche Sprache
gar vieles zu dancken hatte. Er hat sich durch sei-
ne ungemeine Gelehrsamkeit und durch verschie-
dene wichtige Schrifften gar besonderen Ruhm er-
worben, deren Erzählung wir aber aufs künfftige
verspahren.

Hamburg. Jn dem letzt-angeführten Gedich-
te vom Herrn Lic. Brockes, ist ungeachtet aller Be-
hutsamkeit, dennoch in der 10ten Zeile ein Druck-
Fehler eingeschlichen: Wil man also hiemit erin-
nern, daß an statt verworrner/ verworfner
daselbst stehen müsse. Wenn im übrigen dasselbe
überall völlige Approbation gefunden, und sonder-
lich von Sr. Kayserl. Majest, allergnädigst auf-
genommen worden; so ist es den Liebhabern zu
Gefallen auch in Folio a parte abgedruckt, und bey
Piscator in der Knochenhauer-Strasse zu haben.


Verfolg des

[Spaltenumbruch] ters noch nicht zuruͤck geleget hatte, die damahls
beruͤhmte Univerſitaͤt Gieſſen. Zwey Jahre dar-
auf gieng er nach Jena; Anno 1670. aber von dort
nach Wittenberg. Er brachte gantze acht Jahre
an dieſen Orten zu, und wuſte ſich alles daſelbſt ſo
wohl zu Nutze zu machen, daß ihm zu Wittenberg
Anno 1671. die Magiſter-Wuͤrde ertheilet, und
unter 22. Candidaten die vornehmſte Stelle ein-
geraͤumet wurde. Seitdem er nun im Jahre
1672. zu Hauſe geruffen worden, ſo ward er
auch Anno 1674. den 11ten Decembr. zu dem Re-
ctorat
an der Schule ſeiner Vater-Stadt beruffen,
und am 25ten Januar. des folgenden Jahres or-
dentlich dazu eingefuͤhret. Jn dieſem Ampte
that er ſich dermaſſen hervor, daß er, nach achtjaͤh-
riger Verwaltung deſſelben, Anno 1683. von der
Koͤnigl. Schwediſchen Regierung, ohne ſein Vor-
wiſſen, zum General-Superintendenten der Her-
tzogthuͤmer Bremen und Verden vorgeſchlagen,
und am 14ten Februar. deſſelben Jahres von Sei-
ner Majeſtaͤt Carolo XI. wuͤrcklich dazu verordnet
wurde. Nachdem er ſich folgends am 3ten Apr.
in der Dom-Kirche zu Schleßwig von dem damah-
ligen General-Superintendenten, Herrn Doct. Se-
baſtian Niemann, ordini
ren laſſen, ſo diſputirte
er zugleich auf der Univerſitaͤt Kiel progradu Do-
ctoris Theologiæ.
Hierauf wurde er, als Koͤnigl.
Schwediſcher Conſiſtorial-Raht, den 15ten Maji
in das Conſiſtorium zu Stade eingefuͤhret, und uͤ-
bernahm des folgenden Tages, als General-Su-
perintendens,
dieſes hochwichtige Ampt durch ei-
ne ordentliche Antritts-Predigt. Wie zahlreich
nun auch die Gemeinen dieſer beyden Hertzogthuͤ-
mer, deren 120. ſind, welche mit 145. Predigern
beſetzet, ſo iſt er doch ihnen allen mit unermuͤde-
ter Sorgfalt vorgeſtanden. Er hat 350. Can-
didatos examini
ret, 200. derſelben zum Predig-
Ampte ordiniret, und auſſer dieſen noch 73. intro-
duci
ret; Wobey er zugleich 65. Synodos und 34.
General-Viſitationes gehalten. Er verehligte
ſich im Jahre 1675. den 27ten Decembr. zu Bre-
men mit Jungfer Sophia Urſula Ragerin, einer
Tochter Herrn Michaelis Rageri, Superintenden-
ten
des Hertzogthums Verden. Ob nun gleich
dieſelbe faſt gantze 24. Jahr in beſtaͤndiger Un-
paͤßlichkeit zugebracht; ſo wurde dennoch dieſe
Ehe mit 13. Kindern, nemlich 8. Soͤhnen und 5.
Toͤchtern, geſegnet. Fuͤnff davon verſturben zwar
noch in ſeinem Leben; die meiſten der uͤbrigen a-
ber hat er nicht allein im Ehren-ſondern auch im
Ehe-Stande geſehen, und 23. Kindes-Kinder von
ihnen erlebet. Jm Jahre 1712. als die Hertzog-
thuͤmer Bremen und Verden mit Krieg uͤberzogen
[Spaltenumbruch] wurden, noͤhtigte ihn der Befehl ſeiner Obern, mit
den Seinigen die Flucht zu ergreiffen, und lebte er
biß ins 4te Jahr bey ſeinem Schwieger-Sohne,
Herrn Petro Vagt, Paſt. der Koͤnigl. Haupt- und
Dom-Kirche in Bremen. Er litte in waͤhrender
Belagerung nicht allein an zeitlichen Guͤthern ei-
nen mercklichen Schaden; ſondern nach Erobe-
rung der Stadt wurde auch ſein Hauß, nebſt der
koſtbaren Bibliotheque, confiſciret. Wiewohl
ihm beydes, auf hohe Intercesſion eines gewiſſen
Potentaten, bald wieder frey gegeben wurde. Da
auch nachgehends beyde Hertzogthuͤmer an Seine
Koͤnigl. Majeſtaͤt von Groß-Britannien abgetre-
ten wurden: Jſt er Anno 1715. am 28ten Nov.
von deroſelben zur Verwaltung ſeines Amptes
aufs neue beruffen worden. Er war uͤberhaupt
von einer ſtarcken Natur, und konte ſich, zum Prei-
ſe Goͤttlicher Guͤte, ruͤhmen, daß er niemahls ſol-
che Kranckheit gehabt, dadurch er an ordentlichen
Ampts-Geſchaͤfften waͤre gehindert worden. Von
der Hypochondrie, als dem gemeinen Ungemach
der Gelehrten, hat er zwar in ſeinem Mittel-Alter
viele Anfechtung gehabt, auch in den 2. letzten
Jahren eine ſtarcke Engbruͤſtigkeit verſpuͤhret;
wovon er aber gaͤntzlich wieder befreyet worden.
Dennoch gefiel es GOtt, denſelben am 4ten Julii
des 1720ſten Jahres durch einen ſchleunigen Ab-
ſchied, und zwar in einem Catharro ſuffocativo, aus
dieſem Leben abzufodern, nachdem er den vorigen
Tag von einer verrichteten Ordination geſund und
wohl zu Hauſe gekommen war, und wenig Tage
zuvor ſein 73ſtes Jahr zuruͤck geleget hatte. Die
Evangeliſche Kirche hat an ihm, wie ſchon gedacht,
einen eiffrigen und rechtſchaffenen Theologum,
das gemeine Weſen aber einen groſſen Polyhiſto-
rem
verlohren, dem zugleich die Teutſche Sprache
gar vieles zu dancken hatte. Er hat ſich durch ſei-
ne ungemeine Gelehrſamkeit und durch verſchie-
dene wichtige Schrifften gar beſonderen Ruhm er-
worben, deren Erzaͤhlung wir aber aufs kuͤnfftige
verſpahren.

Hamburg. Jn dem letzt-angefuͤhrten Gedich-
te vom Herrn Lic. Brockes, iſt ungeachtet aller Be-
hutſamkeit, dennoch in der 10ten Zeile ein Druck-
Fehler eingeſchlichen: Wil man alſo hiemit erin-
nern, daß an ſtatt verworrner/ verworfner
daſelbſt ſtehen muͤſſe. Wenn im uͤbrigen daſſelbe
uͤberall voͤllige Approbation gefunden, und ſonder-
lich von Sr. Kayſerl. Majeſt, allergnaͤdigſt auf-
genommen worden; ſo iſt es den Liebhabern zu
Gefallen auch in Folio a parte abgedruckt, und bey
Piſcator in der Knochenhauer-Straſſe zu haben.


Verfolg des
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div type="jFeuilleton">
          <div type="jArticle">
            <p><pb facs="#f0004" n="[4]"/><cb/>
ters noch nicht zuru&#x0364;ck geleget hatte, die                         damahls<lb/>
beru&#x0364;hmte <hi rendition="#aq">Univer&#x017F;it</hi>a&#x0364;t Gie&#x017F;&#x017F;en. Zwey Jahre                         dar-<lb/>
auf gieng er nach Jena; <hi rendition="#aq">Anno</hi> 1670. aber                         von dort<lb/>
nach Wittenberg. Er brachte gantze acht Jahre<lb/>
an                         die&#x017F;en Orten zu, und wu&#x017F;te &#x017F;ich alles                         da&#x017F;elb&#x017F;t &#x017F;o<lb/>
wohl zu Nutze zu machen, daß ihm zu                             Wittenberg<lb/><hi rendition="#aq">Anno</hi> 1671. die <hi rendition="#aq">Magi&#x017F;ter-</hi>Wu&#x0364;rde ertheilet,                         und<lb/>
unter 22. <hi rendition="#aq">Candidaten</hi> die vornehm&#x017F;te                         Stelle ein-<lb/>
gera&#x0364;umet wurde. Seitdem er nun im Jahre<lb/>
1672. zu                         Hau&#x017F;e geruffen worden, &#x017F;o ward er<lb/>
auch <hi rendition="#aq">Anno</hi> 1674. den 11ten <hi rendition="#aq">Decembr.</hi> zu dem <hi rendition="#aq">Re-<lb/>
ctorat</hi> an der Schule &#x017F;einer                         Vater-Stadt beruffen,<lb/>
und am 25ten <hi rendition="#aq">Januar.</hi> des                         folgenden Jahres or-<lb/>
dentlich dazu eingefu&#x0364;hret. Jn die&#x017F;em                         Ampte<lb/>
that er &#x017F;ich derma&#x017F;&#x017F;en hervor, daß er, nach                         achtja&#x0364;h-<lb/>
riger Verwaltung de&#x017F;&#x017F;elben, <hi rendition="#aq">Anno</hi> 1683. von der<lb/>
Ko&#x0364;nigl.                         Schwedi&#x017F;chen Regierung, ohne &#x017F;ein                         Vor-<lb/>
wi&#x017F;&#x017F;en, zum <hi rendition="#aq">General-Superintendenten</hi> der Her-<lb/>
tzogthu&#x0364;mer Bremen                         und Verden vorge&#x017F;chlagen,<lb/>
und am 14ten <hi rendition="#aq">Februar.</hi> de&#x017F;&#x017F;elben Jahres von Sei-<lb/>
ner                         Maje&#x017F;ta&#x0364;t <hi rendition="#aq">Carolo XI.</hi> wu&#x0364;rcklich dazu verordnet<lb/>
wurde. Nachdem er &#x017F;ich folgends                         am 3ten <hi rendition="#aq">Apr.</hi><lb/>
in der Dom-Kirche zu Schleßwig von                         dem damah-<lb/>
ligen <hi rendition="#aq">General-Superintendenten,</hi> Herrn <hi rendition="#aq">Doct. Se-<lb/>
ba&#x017F;tian Niemann,                         ordini</hi>ren la&#x017F;&#x017F;en, &#x017F;o <hi rendition="#aq">di&#x017F;putirte</hi><lb/>
er zugleich auf der <hi rendition="#aq">Univer&#x017F;it</hi>a&#x0364;t Kiel <hi rendition="#aq">progradu                             Do-<lb/>
ctoris Theologiæ.</hi> Hierauf wurde er, als                         Ko&#x0364;nigl.<lb/>
Schwedi&#x017F;cher <hi rendition="#aq">Con&#x017F;i&#x017F;torial-</hi>Raht, den 15ten <hi rendition="#aq">Maji</hi><lb/>
in das <hi rendition="#aq">Con&#x017F;i&#x017F;torium</hi> zu Stade eingefu&#x0364;hret, und                         u&#x0364;-<lb/>
bernahm des folgenden Tages, als <hi rendition="#aq">General-Su-<lb/>
perintendens,</hi> die&#x017F;es hochwichtige Ampt                         durch ei-<lb/>
ne ordentliche Antritts-Predigt. Wie zahlreich<lb/>
nun auch                         die Gemeinen die&#x017F;er beyden Hertzogthu&#x0364;-<lb/>
mer, deren 120.                         &#x017F;ind, welche mit 145. Predigern<lb/>
be&#x017F;etzet, &#x017F;o                         i&#x017F;t er doch ihnen allen mit unermu&#x0364;de-<lb/>
ter Sorgfalt                         vorge&#x017F;tanden. Er hat 350. <hi rendition="#aq">Can-<lb/>
didatos                             examini</hi>ret, 200. der&#x017F;elben zum Predig-<lb/>
Ampte <hi rendition="#aq">ordini</hi>ret, und au&#x017F;&#x017F;er die&#x017F;en                         noch 73. <hi rendition="#aq">intro-<lb/>
duci</hi>ret; Wobey er zugleich 65. <hi rendition="#aq">Synodos</hi> und 34.<lb/><hi rendition="#aq">General-Vi&#x017F;itationes</hi> gehalten. Er                         verehligte<lb/>
&#x017F;ich im Jahre 1675. den 27ten <hi rendition="#aq">Decembr.</hi> zu Bre-<lb/>
men mit Jungfer <hi rendition="#aq">Sophia                             Ur&#x017F;ula Ragerin,</hi> einer<lb/>
Tochter Herrn <hi rendition="#aq">Michaelis Rageri, Superintenden-<lb/>
ten</hi> des Hertzogthums Verden.                         Ob nun gleich<lb/>
die&#x017F;elbe fa&#x017F;t gantze 24. Jahr in                         be&#x017F;ta&#x0364;ndiger Un-<lb/>
pa&#x0364;ßlichkeit zugebracht; &#x017F;o                         wurde dennoch die&#x017F;e<lb/>
Ehe mit 13. Kindern, nemlich 8.                         So&#x0364;hnen und 5.<lb/>
To&#x0364;chtern, ge&#x017F;egnet. Fu&#x0364;nff                         davon ver&#x017F;turben zwar<lb/>
noch in &#x017F;einem Leben; die                         mei&#x017F;ten der u&#x0364;brigen a-<lb/>
ber hat er nicht allein im                         Ehren-&#x017F;ondern auch im<lb/>
Ehe-Stande ge&#x017F;ehen, und 23.                         Kindes-Kinder von<lb/>
ihnen erlebet. Jm Jahre 1712. als die                         Hertzog-<lb/>
thu&#x0364;mer Bremen und Verden mit Krieg                         u&#x0364;berzogen<lb/><cb/>
wurden, no&#x0364;htigte ihn der Befehl                         &#x017F;einer Obern, mit<lb/>
den Seinigen die Flucht zu ergreiffen, und                         lebte er<lb/>
biß ins 4te Jahr bey &#x017F;einem Schwieger-Sohne,<lb/>
Herrn <hi rendition="#aq">Petro Vagt, Pa&#x017F;t.</hi> der Ko&#x0364;nigl.                         Haupt- und<lb/>
Dom-Kirche in Bremen. Er litte in                         wa&#x0364;hrender<lb/>
Belagerung nicht allein an zeitlichen Gu&#x0364;thern                         ei-<lb/>
nen mercklichen Schaden; &#x017F;ondern nach Erobe-<lb/>
rung der                         Stadt wurde auch &#x017F;ein Hauß, neb&#x017F;t der<lb/>
ko&#x017F;tbaren <hi rendition="#aq">Bibliotheque, confi&#x017F;ci</hi>ret. Wiewohl<lb/>
ihm                         beydes, auf hohe <hi rendition="#aq">Interces&#x017F;ion</hi> eines                         gewi&#x017F;&#x017F;en<lb/>
Potentaten, bald wieder frey gegeben wurde.                         Da<lb/>
auch nachgehends beyde Hertzogthu&#x0364;mer an                         Seine<lb/>
Ko&#x0364;nigl. Maje&#x017F;ta&#x0364;t von Groß-Britannien                         abgetre-<lb/>
ten wurden: J&#x017F;t er <hi rendition="#aq">Anno</hi> 1715.                         am 28ten <hi rendition="#aq">Nov.</hi><lb/>
von dero&#x017F;elben zur                         Verwaltung &#x017F;eines Amptes<lb/>
aufs neue beruffen worden. Er war                         u&#x0364;berhaupt<lb/>
von einer &#x017F;tarcken Natur, und konte                         &#x017F;ich, zum Prei-<lb/>
&#x017F;e Go&#x0364;ttlicher Gu&#x0364;te,                         ru&#x0364;hmen, daß er niemahls &#x017F;ol-<lb/>
che Kranckheit gehabt,                         dadurch er an ordentlichen<lb/>
Ampts-Ge&#x017F;cha&#x0364;fften wa&#x0364;re                         gehindert worden. Von<lb/>
der <hi rendition="#aq">Hypochondrie,</hi> als dem                         gemeinen Ungemach<lb/>
der Gelehrten, hat er zwar in &#x017F;einem                         Mittel-Alter<lb/>
viele Anfechtung gehabt, auch in den 2. letzten<lb/>
Jahren                         eine &#x017F;tarcke Engbru&#x0364;&#x017F;tigkeit                         ver&#x017F;pu&#x0364;hret;<lb/>
wovon er aber ga&#x0364;ntzlich wieder                         befreyet worden.<lb/>
Dennoch gefiel es GOtt, den&#x017F;elben am 4ten <hi rendition="#aq">Julii</hi><lb/>
des 1720&#x017F;ten Jahres durch einen                         &#x017F;chleunigen Ab-<lb/>
&#x017F;chied, und zwar in einem <hi rendition="#aq">Catharro &#x017F;uffocativo,</hi> aus<lb/>
die&#x017F;em                         Leben abzufodern, nachdem er den vorigen<lb/>
Tag von einer verrichteten <hi rendition="#aq">Ordination</hi> ge&#x017F;und und<lb/>
wohl zu                         Hau&#x017F;e gekommen war, und wenig Tage<lb/>
zuvor &#x017F;ein                         73&#x017F;tes Jahr zuru&#x0364;ck geleget hatte. Die<lb/>
Evangeli&#x017F;che                         Kirche hat an ihm, wie &#x017F;chon gedacht,<lb/>
einen eiffrigen und                         recht&#x017F;chaffenen <hi rendition="#aq">Theologum,</hi><lb/>
das gemeine                         We&#x017F;en aber einen gro&#x017F;&#x017F;en <hi rendition="#aq">Polyhi&#x017F;to-<lb/>
rem</hi> verlohren, dem zugleich die                         Teut&#x017F;che Sprache<lb/>
gar vieles zu dancken hatte. Er hat &#x017F;ich                         durch &#x017F;ei-<lb/>
ne ungemeine Gelehr&#x017F;amkeit und durch                         ver&#x017F;chie-<lb/>
dene wichtige Schrifften gar be&#x017F;onderen Ruhm                         er-<lb/>
worben, deren Erza&#x0364;hlung wir aber aufs                         ku&#x0364;nfftige<lb/>
ver&#x017F;pahren.</p>
          </div><lb/>
          <div type="jArticle">
            <p><hi rendition="#fr">Hamburg.</hi> Jn dem letzt-angefu&#x0364;hrten                         Gedich-<lb/>
te vom Herrn <hi rendition="#aq">Lic. Brockes,</hi> i&#x017F;t                         ungeachtet aller Be-<lb/>
hut&#x017F;amkeit, dennoch in der 10ten Zeile ein                         Druck-<lb/>
Fehler einge&#x017F;chlichen: Wil man al&#x017F;o hiemit                         erin-<lb/>
nern, daß an &#x017F;tatt <hi rendition="#fr">verworrner/                             verworfner</hi><lb/>
da&#x017F;elb&#x017F;t &#x017F;tehen                         mu&#x0364;&#x017F;&#x017F;e. Wenn im u&#x0364;brigen                         da&#x017F;&#x017F;elbe<lb/>
u&#x0364;berall vo&#x0364;llige <hi rendition="#aq">Approbation</hi> gefunden, und &#x017F;onder-<lb/>
lich                         von Sr. Kay&#x017F;erl. Maje&#x017F;t, allergna&#x0364;dig&#x017F;t                         auf-<lb/>
genommen worden; &#x017F;o i&#x017F;t es den Liebhabern                         zu<lb/>
Gefallen auch in <hi rendition="#aq">Folio a parte</hi> abgedruckt,                         und bey<lb/>
Pi&#x017F;cator in der Knochenhauer-Stra&#x017F;&#x017F;e zu                         haben.</p><lb/>
            <p>
              <fw place="bottom" type="catch"> <hi rendition="#et"> <hi rendition="#fr">Verfolg des</hi> </hi> </fw>
            </p><lb/>
          </div>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[[4]/0004] ters noch nicht zuruͤck geleget hatte, die damahls beruͤhmte Univerſitaͤt Gieſſen. Zwey Jahre dar- auf gieng er nach Jena; Anno 1670. aber von dort nach Wittenberg. Er brachte gantze acht Jahre an dieſen Orten zu, und wuſte ſich alles daſelbſt ſo wohl zu Nutze zu machen, daß ihm zu Wittenberg Anno 1671. die Magiſter-Wuͤrde ertheilet, und unter 22. Candidaten die vornehmſte Stelle ein- geraͤumet wurde. Seitdem er nun im Jahre 1672. zu Hauſe geruffen worden, ſo ward er auch Anno 1674. den 11ten Decembr. zu dem Re- ctorat an der Schule ſeiner Vater-Stadt beruffen, und am 25ten Januar. des folgenden Jahres or- dentlich dazu eingefuͤhret. Jn dieſem Ampte that er ſich dermaſſen hervor, daß er, nach achtjaͤh- riger Verwaltung deſſelben, Anno 1683. von der Koͤnigl. Schwediſchen Regierung, ohne ſein Vor- wiſſen, zum General-Superintendenten der Her- tzogthuͤmer Bremen und Verden vorgeſchlagen, und am 14ten Februar. deſſelben Jahres von Sei- ner Majeſtaͤt Carolo XI. wuͤrcklich dazu verordnet wurde. Nachdem er ſich folgends am 3ten Apr. in der Dom-Kirche zu Schleßwig von dem damah- ligen General-Superintendenten, Herrn Doct. Se- baſtian Niemann, ordiniren laſſen, ſo diſputirte er zugleich auf der Univerſitaͤt Kiel progradu Do- ctoris Theologiæ. Hierauf wurde er, als Koͤnigl. Schwediſcher Conſiſtorial-Raht, den 15ten Maji in das Conſiſtorium zu Stade eingefuͤhret, und uͤ- bernahm des folgenden Tages, als General-Su- perintendens, dieſes hochwichtige Ampt durch ei- ne ordentliche Antritts-Predigt. Wie zahlreich nun auch die Gemeinen dieſer beyden Hertzogthuͤ- mer, deren 120. ſind, welche mit 145. Predigern beſetzet, ſo iſt er doch ihnen allen mit unermuͤde- ter Sorgfalt vorgeſtanden. Er hat 350. Can- didatos examiniret, 200. derſelben zum Predig- Ampte ordiniret, und auſſer dieſen noch 73. intro- duciret; Wobey er zugleich 65. Synodos und 34. General-Viſitationes gehalten. Er verehligte ſich im Jahre 1675. den 27ten Decembr. zu Bre- men mit Jungfer Sophia Urſula Ragerin, einer Tochter Herrn Michaelis Rageri, Superintenden- ten des Hertzogthums Verden. Ob nun gleich dieſelbe faſt gantze 24. Jahr in beſtaͤndiger Un- paͤßlichkeit zugebracht; ſo wurde dennoch dieſe Ehe mit 13. Kindern, nemlich 8. Soͤhnen und 5. Toͤchtern, geſegnet. Fuͤnff davon verſturben zwar noch in ſeinem Leben; die meiſten der uͤbrigen a- ber hat er nicht allein im Ehren-ſondern auch im Ehe-Stande geſehen, und 23. Kindes-Kinder von ihnen erlebet. Jm Jahre 1712. als die Hertzog- thuͤmer Bremen und Verden mit Krieg uͤberzogen wurden, noͤhtigte ihn der Befehl ſeiner Obern, mit den Seinigen die Flucht zu ergreiffen, und lebte er biß ins 4te Jahr bey ſeinem Schwieger-Sohne, Herrn Petro Vagt, Paſt. der Koͤnigl. Haupt- und Dom-Kirche in Bremen. Er litte in waͤhrender Belagerung nicht allein an zeitlichen Guͤthern ei- nen mercklichen Schaden; ſondern nach Erobe- rung der Stadt wurde auch ſein Hauß, nebſt der koſtbaren Bibliotheque, confiſciret. Wiewohl ihm beydes, auf hohe Intercesſion eines gewiſſen Potentaten, bald wieder frey gegeben wurde. Da auch nachgehends beyde Hertzogthuͤmer an Seine Koͤnigl. Majeſtaͤt von Groß-Britannien abgetre- ten wurden: Jſt er Anno 1715. am 28ten Nov. von deroſelben zur Verwaltung ſeines Amptes aufs neue beruffen worden. Er war uͤberhaupt von einer ſtarcken Natur, und konte ſich, zum Prei- ſe Goͤttlicher Guͤte, ruͤhmen, daß er niemahls ſol- che Kranckheit gehabt, dadurch er an ordentlichen Ampts-Geſchaͤfften waͤre gehindert worden. Von der Hypochondrie, als dem gemeinen Ungemach der Gelehrten, hat er zwar in ſeinem Mittel-Alter viele Anfechtung gehabt, auch in den 2. letzten Jahren eine ſtarcke Engbruͤſtigkeit verſpuͤhret; wovon er aber gaͤntzlich wieder befreyet worden. Dennoch gefiel es GOtt, denſelben am 4ten Julii des 1720ſten Jahres durch einen ſchleunigen Ab- ſchied, und zwar in einem Catharro ſuffocativo, aus dieſem Leben abzufodern, nachdem er den vorigen Tag von einer verrichteten Ordination geſund und wohl zu Hauſe gekommen war, und wenig Tage zuvor ſein 73ſtes Jahr zuruͤck geleget hatte. Die Evangeliſche Kirche hat an ihm, wie ſchon gedacht, einen eiffrigen und rechtſchaffenen Theologum, das gemeine Weſen aber einen groſſen Polyhiſto- rem verlohren, dem zugleich die Teutſche Sprache gar vieles zu dancken hatte. Er hat ſich durch ſei- ne ungemeine Gelehrſamkeit und durch verſchie- dene wichtige Schrifften gar beſonderen Ruhm er- worben, deren Erzaͤhlung wir aber aufs kuͤnfftige verſpahren. Hamburg. Jn dem letzt-angefuͤhrten Gedich- te vom Herrn Lic. Brockes, iſt ungeachtet aller Be- hutſamkeit, dennoch in der 10ten Zeile ein Druck- Fehler eingeſchlichen: Wil man alſo hiemit erin- nern, daß an ſtatt verworrner/ verworfner daſelbſt ſtehen muͤſſe. Wenn im uͤbrigen daſſelbe uͤberall voͤllige Approbation gefunden, und ſonder- lich von Sr. Kayſerl. Majeſt, allergnaͤdigſt auf- genommen worden; ſo iſt es den Liebhabern zu Gefallen auch in Folio a parte abgedruckt, und bey Piſcator in der Knochenhauer-Straſſe zu haben. Verfolg des

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

Britt-Marie Schuster: Bereitstellung der Texttranskription. (2014-07-01T14:43:40Z) Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme des Werkes in das DTA entsprechen muss.
Manuel Wille: Bereitstellung der Texttranskription. (2014-07-01T14:43:40Z) Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme des Werkes in das DTA entsprechen muss.
Arnika Lutz: Bereitstellung der Texttranskription. (2014-07-01T14:43:40Z) Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme des Werkes in das DTA entsprechen muss.

Weitere Informationen:

Die Transkription erfolgte nach den unter http://www.deutschestextarchiv.de/doku/basisformat formulierten Richtlinien.

Verfahren der Texterfassung: manuell (doppelt erfasst).




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/hc_401209_1721
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/hc_401209_1721/4
Zitationshilfe: Staats/ und Gelehrte Zeitung des Hollsteinischen Correspondenten. Nr. 40, Hamburg, 12. September 1721, S. [4]. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/hc_401209_1721/4>, abgerufen am 29.03.2024.