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Stats- u. Gelehrte Zeitung des Hollsteinischen Correspondenten. Nr. 74, Hamburg, 9. Mai 1725.

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[Spaltenumbruch] zu erstatten, er selbiges vor der Beschuldigung wie-
der heraus gegeben, mit der Ordre, dieselbe zum Be-
sten derer Clienten anzuwenden, und nur 1850. Pf.
Sterling von dem Präsent, welches der Herr Elde
ihm gesandt hätte, behalten habe, etc.


Man sagt, daß der Capitain Scott die Escadre,
so den König nach Holland überbringen wird, gelei-
ten solle. Und daß Sr. Majest. Reise gegen den
21. May vest gestellet. Am. 26 passato war der
Geburts-Tag des Printzen William Augustus, der in
sein 5tes Jahr trat; worüber der Hof die Compli-
menten von dem groß- und kleinen Adel, auch von
den fremden Ministers, empfienge. Heute kam der
König mit gewöhnlichen Ceremonien ins Ober-Haus,
und als er die Gemeinde dahin entbohten, gab er sei-
nen Königl. Consens zu einer Bill, um eine Mil-
lion Pfund Sterling für die civile Lyste aufzuneh-
men; zu einer Bill, die Erwählungen von der Stadt
Londen zu reguliren; zu einer Bill, die Revier Ninn
von Peterboroug bis Nordhampton fahrbar zu ma-
chen, und zu 11. particulier Bills. Heute über 8.
Tage wird das Parlement bis gegen den Winter
scheiden. Die Aussprache des Processes von dem
gewesenen Cantzler Graff Macclesfield ist bis auf
künftige Sitzung des Parlements verschoben. Die
Gräfin von Darlington, vordem Baronesse von
Kielmannsegge, ist diesen Morgen zu St. James
gestorben.


Am vergangenen Freytage ward in Gegenwart
des Königs grosser Naht über die Sachen von Franck-
reich gehalten, doch höret man noch nicht, daß deß-
wegen ein finaler Schluß genommen; und wie es
scheinet, so dürffte die Zurücksendung unserer Jnsan-
tin almählig aus den Gedanken entfallen, ohne sol-
che durch Krafft der Waffen zu rächen, wie man an-
fangs sagte. Der Jnfant Don Carlos fängt auch an
sich zu trösten über den Abzug der Mademois. von
Beaujolois, und man unterlässet nicht, ihme dieselbe
aus dem Sinn zu bringen. Man wartet noch mit
Ungeduld auf die Wiederkunfft des wegen obgemeld-
ter Sachen nach Rom gesandten Expressen, um zu
wissen, ob der Pabst dem Könige von Franckreich
die Dispensation zugestanden, sich mit einer andern,
allhier noch unbekandten Printzeßinn, zu trauen.
Viele Herrn und Dames, welche die Jnfantin auf
unsern Grentzen müssen empfangen, und hieher ge-
leiten, sind bereits nach St. Jan de Lux gezogen,
denen die Ubrigen in wenig Tagen folgen werden.
[Spaltenumbruch] Die Printzeßin soll nur kleine Tag-Reisen tuhn, zum
Behuf ihrer Gesundheit. Jnzwischen hat Don
Lawles Ordres, sich auf der Post nach Hofe
zu begeben, so bald er nur auf unsern Frontieren an-
gelanget seyn wird, um aus seinem Munde zu hö-
ren, was dieser Sache halber in Franckreich paßiret
ist. Hier gehet zwar ein Gerücht von einer neuen
Heyraht der gemeldten Jnfantin mit dem Printz
von Braßilien, doch es ist alles ohne Grund. Man
ist eifrig beschäfftiget, des Königs Trouppen zu re-
crutiren, und dieselbe auf guten Fuß zu stellen, wel-
ches ohne grosse Unkosten nicht wird geschehen können.
Vorgestern empfing die Königin einen Expressen von
ihrem Vater, dem Hertzog von Parma, mit einem
Brief wegen zurücksendung der Jnfantin ihrer Toch-
ter, und es scheinet, daß Sie fint der Zeit darüber
viel ruhiger gewesen. Man sagt, daß in kurtzem
eine Persohn ohne Character wegen des Königs von
Franckreich hieher kommen soll, um einen Vergleich
vorzustellen, und diese Differentz in der Güte bey-
zulegen.


Der König belustigte sich am 25. auf der Jagd bey
Rambouillet, und wird morgen wieder zu Versailles
erwartet, wegen Unpäßlichkeit des Grafen von Thou-
louse. Man hat Zeitung, daß unsere Consuls in Spa-
nien in dem Haven von Toulon angekommen seyn.
Gestern ist ein Helden-Gedicht zum Lobe König Lud-
wig des XV. heraus kommen. Die Printzeßin des Sta-
nislai, von der man sagt, daß sie mit einem sichern Printz
trauen soll, ist 20jährig, und mit aller artigen Manier-
lichkeit begabt; Sie paßiret für eine sehr wohl erzoge-
ne Printzeßin, ist so frey, als wohl gestalt, und von sehr
hohem Verstande. Sie ist zu Tours in einem Kloster
auferzogen, und hat folglich eine gantz Frantzösische Er-
ziehung: Vor einiger Zeit wolte Selbe eine Nonne
werden, aber nun scheinet Sie anders gesinnet zu seyn.
Das Schreiben der Aebtißin von Chelles, wovon
Jhro Hoh. noch täglich einige Copeyen unterschrei-
bet, macht hier noch immer grosses Auffsehen, und
der P. Terrasson von dem Oratorio, ihr Beicht-
Vater, ist sehr unvergnügt, daß sie denselben public ge-
machet, wogegen er sich aus allen Kräften, jedoch verge-
bens, gesträubet. Der Gewissens-Raht, welcher über
gedachtem allenthalben Beyfall findenden Schreiben
sehr embarraßiret war, beschloß an die Printzeßin von
Chelles zu schreiben, und zu vernehmen, ob sie an itzt
berührtem Briefe Theil hätte; es war aber keiner
von den Prälaten, die Mittglieder dieses Rahts
sind, der solche Commißion über sich nehmen wollte,

[Spaltenumbruch] zu erſtatten, er ſelbiges vor der Beſchuldigung wie-
der heraus gegeben, mit der Ordre, dieſelbe zum Be-
ſten derer Clienten anzuwenden, und nur 1850. Pf.
Sterling von dem Praͤſent, welches der Herr Elde
ihm geſandt haͤtte, behalten habe, ꝛc.


Man ſagt, daß der Capitain Scott die Eſcadre,
ſo den Koͤnig nach Holland uͤberbringen wird, gelei-
ten ſolle. Und daß Sr. Majeſt. Reiſe gegen den
21. May veſt geſtellet. Am. 26 paſſato war der
Geburts-Tag des Printzen William Auguſtus, der in
ſein 5tes Jahr trat; woruͤber der Hof die Compli-
menten von dem groß- und kleinen Adel, auch von
den fremden Miniſters, empfienge. Heute kam der
Koͤnig mit gewoͤhnlichen Ceremonien ins Ober-Haus,
und als er die Gemeinde dahin entbohten, gab er ſei-
nen Koͤnigl. Conſens zu einer Bill, um eine Mil-
lion Pfund Sterling fuͤr die civile Lyſte aufzuneh-
men; zu einer Bill, die Erwaͤhlungen von der Stadt
Londen zu reguliren; zu einer Bill, die Revier Ninn
von Peterboroug bis Nordhampton fahrbar zu ma-
chen, und zu 11. particulier Bills. Heute uͤber 8.
Tage wird das Parlement bis gegen den Winter
ſcheiden. Die Ausſprache des Proceſſes von dem
geweſenen Cantzler Graff Macclesfield iſt bis auf
kuͤnftige Sitzung des Parlements verſchoben. Die
Graͤfin von Darlington, vordem Baroneſſe von
Kielmannsegge, iſt dieſen Morgen zu St. James
geſtorben.


Am vergangenen Freytage ward in Gegenwart
des Koͤnigs groſſer Naht uͤber die Sachen von Franck-
reich gehalten, doch hoͤret man noch nicht, daß deß-
wegen ein finaler Schluß genommen; und wie es
ſcheinet, ſo duͤrffte die Zuruͤckſendung unſerer Jnſan-
tin almaͤhlig aus den Gedanken entfallen, ohne ſol-
che durch Krafft der Waffen zu raͤchen, wie man an-
fangs ſagte. Der Jnfant Don Carlos faͤngt auch an
ſich zu troͤſten uͤber den Abzug der Mademoiſ. von
Beaujolois, und man unterlaͤſſet nicht, ihme dieſelbe
aus dem Sinn zu bringen. Man wartet noch mit
Ungeduld auf die Wiederkunfft des wegen obgemeld-
ter Sachen nach Rom geſandten Expreſſen, um zu
wiſſen, ob der Pabſt dem Koͤnige von Franckreich
die Diſpenſation zugeſtanden, ſich mit einer andern,
allhier noch unbekandten Printzeßinn, zu trauen.
Viele Herrn und Dames, welche die Jnfantin auf
unſern Grentzen muͤſſen empfangen, und hieher ge-
leiten, ſind bereits nach St. Jan de Lux gezogen,
denen die Ubrigen in wenig Tagen folgen werden.
[Spaltenumbruch] Die Printzeßin ſoll nur kleine Tag-Reiſen tuhn, zum
Behuf ihrer Geſundheit. Jnzwiſchen hat Don
Lawles Ordres, ſich auf der Poſt nach Hofe
zu begeben, ſo bald er nur auf unſern Frontieren an-
gelanget ſeyn wird, um aus ſeinem Munde zu hoͤ-
ren, was dieſer Sache halber in Franckreich paßiret
iſt. Hier gehet zwar ein Geruͤcht von einer neuen
Heyraht der gemeldten Jnfantin mit dem Printz
von Braßilien, doch es iſt alles ohne Grund. Man
iſt eifrig beſchaͤfftiget, des Koͤnigs Trouppen zu re-
crutiren, und dieſelbe auf guten Fuß zu ſtellen, wel-
ches ohne groſſe Unkoſten nicht wird geſchehen koͤnnen.
Vorgeſtern empfing die Koͤnigin einen Expreſſen von
ihrem Vater, dem Hertzog von Parma, mit einem
Brief wegen zuruͤckſendung der Jnfantin ihrer Toch-
ter, und es ſcheinet, daß Sie fint der Zeit daruͤber
viel ruhiger geweſen. Man ſagt, daß in kurtzem
eine Perſohn ohne Character wegen des Koͤnigs von
Franckreich hieher kommen ſoll, um einen Vergleich
vorzuſtellen, und dieſe Differentz in der Guͤte bey-
zulegen.


Der Koͤnig beluſtigte ſich am 25. auf der Jagd bey
Rambouillet, und wird morgen wieder zu Verſailles
erwartet, wegen Unpaͤßlichkeit des Grafen von Thou-
louſe. Man hat Zeitung, daß unſere Conſuls in Spa-
nien in dem Haven von Toulon angekommen ſeyn.
Geſtern iſt ein Helden-Gedicht zum Lobe Koͤnig Lud-
wig des XV. heraus kommen. Die Printzeßin des Sta-
nislai, von der man ſagt, daß ſie mit einem ſichern Printz
trauen ſoll, iſt 20jaͤhrig, und mit aller artigen Manier-
lichkeit begabt; Sie paßiret fuͤr eine ſehr wohl erzoge-
ne Printzeßin, iſt ſo frey, als wohl geſtalt, und von ſehr
hohem Verſtande. Sie iſt zu Tours in einem Kloſter
auferzogen, und hat folglich eine gantz Frantzoͤſiſche Er-
ziehung: Vor einiger Zeit wolte Selbe eine Nonne
werden, aber nun ſcheinet Sie anders geſinnet zu ſeyn.
Das Schreiben der Aebtißin von Chelles, wovon
Jhro Hoh. noch taͤglich einige Copeyen unterſchrei-
bet, macht hier noch immer groſſes Auffſehen, und
der P. Terraſſon von dem Oratorio, ihr Beicht-
Vater, iſt ſehr unvergnuͤgt, daß ſie denſelben public ge-
machet, wogegen er ſich aus allen Kraͤften, jedoch verge-
bens, geſtraͤubet. Der Gewiſſens-Raht, welcher uͤber
gedachtem allenthalben Beyfall findenden Schreiben
ſehr embarraßiret war, beſchloß an die Printzeßin von
Chelles zu ſchreiben, und zu vernehmen, ob ſie an itzt
beruͤhrtem Briefe Theil haͤtte; es war aber keiner
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[[2]/0002] zu erſtatten, er ſelbiges vor der Beſchuldigung wie- der heraus gegeben, mit der Ordre, dieſelbe zum Be- ſten derer Clienten anzuwenden, und nur 1850. Pf. Sterling von dem Praͤſent, welches der Herr Elde ihm geſandt haͤtte, behalten habe, ꝛc. Ein anders von Londen, den 1. May. Man ſagt, daß der Capitain Scott die Eſcadre, ſo den Koͤnig nach Holland uͤberbringen wird, gelei- ten ſolle. Und daß Sr. Majeſt. Reiſe gegen den 21. May veſt geſtellet. Am. 26 paſſato war der Geburts-Tag des Printzen William Auguſtus, der in ſein 5tes Jahr trat; woruͤber der Hof die Compli- menten von dem groß- und kleinen Adel, auch von den fremden Miniſters, empfienge. Heute kam der Koͤnig mit gewoͤhnlichen Ceremonien ins Ober-Haus, und als er die Gemeinde dahin entbohten, gab er ſei- nen Koͤnigl. Conſens zu einer Bill, um eine Mil- lion Pfund Sterling fuͤr die civile Lyſte aufzuneh- men; zu einer Bill, die Erwaͤhlungen von der Stadt Londen zu reguliren; zu einer Bill, die Revier Ninn von Peterboroug bis Nordhampton fahrbar zu ma- chen, und zu 11. particulier Bills. Heute uͤber 8. Tage wird das Parlement bis gegen den Winter ſcheiden. Die Ausſprache des Proceſſes von dem geweſenen Cantzler Graff Macclesfield iſt bis auf kuͤnftige Sitzung des Parlements verſchoben. Die Graͤfin von Darlington, vordem Baroneſſe von Kielmannsegge, iſt dieſen Morgen zu St. James geſtorben. Madrit, den 10. April. Am vergangenen Freytage ward in Gegenwart des Koͤnigs groſſer Naht uͤber die Sachen von Franck- reich gehalten, doch hoͤret man noch nicht, daß deß- wegen ein finaler Schluß genommen; und wie es ſcheinet, ſo duͤrffte die Zuruͤckſendung unſerer Jnſan- tin almaͤhlig aus den Gedanken entfallen, ohne ſol- che durch Krafft der Waffen zu raͤchen, wie man an- fangs ſagte. Der Jnfant Don Carlos faͤngt auch an ſich zu troͤſten uͤber den Abzug der Mademoiſ. von Beaujolois, und man unterlaͤſſet nicht, ihme dieſelbe aus dem Sinn zu bringen. Man wartet noch mit Ungeduld auf die Wiederkunfft des wegen obgemeld- ter Sachen nach Rom geſandten Expreſſen, um zu wiſſen, ob der Pabſt dem Koͤnige von Franckreich die Diſpenſation zugeſtanden, ſich mit einer andern, allhier noch unbekandten Printzeßinn, zu trauen. Viele Herrn und Dames, welche die Jnfantin auf unſern Grentzen muͤſſen empfangen, und hieher ge- leiten, ſind bereits nach St. Jan de Lux gezogen, denen die Ubrigen in wenig Tagen folgen werden. Die Printzeßin ſoll nur kleine Tag-Reiſen tuhn, zum Behuf ihrer Geſundheit. Jnzwiſchen hat Don Lawles Ordres, ſich auf der Poſt nach Hofe zu begeben, ſo bald er nur auf unſern Frontieren an- gelanget ſeyn wird, um aus ſeinem Munde zu hoͤ- ren, was dieſer Sache halber in Franckreich paßiret iſt. Hier gehet zwar ein Geruͤcht von einer neuen Heyraht der gemeldten Jnfantin mit dem Printz von Braßilien, doch es iſt alles ohne Grund. Man iſt eifrig beſchaͤfftiget, des Koͤnigs Trouppen zu re- crutiren, und dieſelbe auf guten Fuß zu ſtellen, wel- ches ohne groſſe Unkoſten nicht wird geſchehen koͤnnen. Vorgeſtern empfing die Koͤnigin einen Expreſſen von ihrem Vater, dem Hertzog von Parma, mit einem Brief wegen zuruͤckſendung der Jnfantin ihrer Toch- ter, und es ſcheinet, daß Sie fint der Zeit daruͤber viel ruhiger geweſen. Man ſagt, daß in kurtzem eine Perſohn ohne Character wegen des Koͤnigs von Franckreich hieher kommen ſoll, um einen Vergleich vorzuſtellen, und dieſe Differentz in der Guͤte bey- zulegen. Paris, den 27. April. Der Koͤnig beluſtigte ſich am 25. auf der Jagd bey Rambouillet, und wird morgen wieder zu Verſailles erwartet, wegen Unpaͤßlichkeit des Grafen von Thou- louſe. Man hat Zeitung, daß unſere Conſuls in Spa- nien in dem Haven von Toulon angekommen ſeyn. Geſtern iſt ein Helden-Gedicht zum Lobe Koͤnig Lud- wig des XV. heraus kommen. Die Printzeßin des Sta- nislai, von der man ſagt, daß ſie mit einem ſichern Printz trauen ſoll, iſt 20jaͤhrig, und mit aller artigen Manier- lichkeit begabt; Sie paßiret fuͤr eine ſehr wohl erzoge- ne Printzeßin, iſt ſo frey, als wohl geſtalt, und von ſehr hohem Verſtande. Sie iſt zu Tours in einem Kloſter auferzogen, und hat folglich eine gantz Frantzoͤſiſche Er- ziehung: Vor einiger Zeit wolte Selbe eine Nonne werden, aber nun ſcheinet Sie anders geſinnet zu ſeyn. Das Schreiben der Aebtißin von Chelles, wovon Jhro Hoh. noch taͤglich einige Copeyen unterſchrei- bet, macht hier noch immer groſſes Auffſehen, und der P. Terraſſon von dem Oratorio, ihr Beicht- Vater, iſt ſehr unvergnuͤgt, daß ſie denſelben public ge- machet, wogegen er ſich aus allen Kraͤften, jedoch verge- bens, geſtraͤubet. Der Gewiſſens-Raht, welcher uͤber gedachtem allenthalben Beyfall findenden Schreiben ſehr embarraßiret war, beſchloß an die Printzeßin von Chelles zu ſchreiben, und zu vernehmen, ob ſie an itzt beruͤhrtem Briefe Theil haͤtte; es war aber keiner von den Praͤlaten, die Mittglieder dieſes Rahts ſind, der ſolche Commißion uͤber ſich nehmen wollte,

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Zitationshilfe: Stats- u. Gelehrte Zeitung des Hollsteinischen Correspondenten. Nr. 74, Hamburg, 9. Mai 1725, S. [2]. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/hc_740905_1725/2>, abgerufen am 29.03.2024.