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Staats- und Gelehrte Zeitung des Hamburgischen unpartheyischen Correspondenten. Nr. 98, Hamburg, 20. Juni 1789.

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[Spaltenumbruch] frachtet, und nebst den an der Mündung befindlichen
Wohnungen in Asche verwandelt.

Den 2ten May sahen sie bey Annäherung zu dem
Vorgebirge Karakarman 2 nicht große von dem Flecken
Constantia aussegelnde Fahrzeuge. Unsre Kreuzer mach-
ten gleich Jagd auf sie, jene aber kehrten zurück, und
retteten sich zu dem bevestigten und mit 2 Kanonen
versehenen Haven. Die Kreuzer verfolgten sie bis an
das Ufer, wo sie mit einem starken Flinten- und Kano-
nenfeuer aus dem Haren begrüßt wurden. Dem ohn-
erachtet kamen sie in beständig erhaltener Ordnung dem
Ufer so nahe wie es nur möglich war, und bey Eröff-
nung der Kanonade von den Fahrzeugen stürmte der
Major Tschaponi, nachdem er die Barkasen mit 322
Mann von dem griechischen Regiment, und mit 300
Kreuzer-Matrosen versehen, grade auf das Ufer, das
sowol von der feindlichen Reuterey als Jnfanterie be-
schützt wurde. Der Widerstand der Türken war sehr
hartnäckig; dennoch gelang es dem Major Tschaponi,
mit den seinigen aufs veste Land zu dringen, und unter
Aufsteckung der Rußischen Fahnen, das feindliche Gerüste
zu zerstöhren. Er vertrieb den Feind aus seinen Schan-
zen, ward Meister dieser Anhöhe, schnitt ihm den Weg
zum vesten Lande ab, und nöthigte ihn dadurch, sich
zum Ufer zu flüchten. Hierdurch wurde auf ihn von
den Fahrzeugen mit Kugeln und Cartätschen gefeuert,
so daß 50 Mann auf der Stelle blieben, die übrigen
aber mit der Flucht ihre Rettung suchten. Und obgleich
von der Vestung von Karakarman eine Menge Reuterey
diesem Ort zur Hülfe eilte, so wurde er doch von den
Unsrigen gänzlich verheert, und 6 Moscheen, eine
Menge Häuser, 15 Mühlen, und 5 mit Waizen, Gerste
und Zwiebacken angefüllte Magazine wurden in Asche
verwandelt. Unter dieser und der sonstigen großen
Beute fanden sich auch 2 meßingene Kanonen. Auch
nahmen wir einen Türken gefangen. Wir aber hatten nur
einen sehr geringen Verlust an Todten und Verwundeten.

Den 9ten fiengen unsere Kreuzer bey dem Karakar-
manschen Vorgebirge ein aus Constantinopel nach der
Donau laufendes Fahrzeug mit verschiedenen Waaren
auf. Der Eigenthümer desselben, und 3 andere Tür-
ken und 4 Griechen, geriethen in unsere Gefangenschast.

Diese Kreuzer stellen jetzt nach Verrichtung des Be-
meldeten ihre weitere Versuche bey dem Akerman,
Kotschabe und der Donau an.

Fortsetzung der Nachrichten von den Bewegungen
der Finnländischen Armee.

Nachdem durch unsere Truppen von dem Rußkol-
schen Posten gethanen Versuche, von dem in den Zei-
tungen schon gemeldet worden, erschien der Feind den
17ten May, um Mitternacht, vor dem erwähnten
Posten, und gieng in 2 Colonnen mit 6 Kanonen grade
auf unsre daselbst aufgeworfene Redoute los, in der
sich eine Musquetier-Compagnie von dem Beloserischen
Regiment, nur wenige Jäger und 2 Kanonen befanden.
Um diese von beyden Seiten zu umgeben, formirte der
Feind aus jeder seiner Colonne eine besondere[irrelevantes Material - 1 Zeichen fehlt] Fronte,
feuerte heftig aus großem und kleinem Geschütz, rückte
auf diese Weise ziemlich nahe zu unserer Feldbevestigung
an, und hielt unser Feuer unerschrocken und sogar toll-
kühn aus. Ein unverhofter Vorfall aber gab der Sache
eine ganz andere Wendung. Statt, daß die Unsrigen
ihre Vertheidigung in der Redoute mit desto größerer
Bequemlichkeit, und einem größern Nachtheile für den
[Spaltenumbruch] Feind, um je näher er ihnen kam, hätten fortsetzen
können, nöthigte die von dem starken Feuer entstandene,
und das Hintergebäude, wo einige Ammunitionssachen
und der Officier- und Soldatengeräthschaft aufbewahrt
waren, angreifende Feuersbrunst, die Belagerten, aufs
freye Feld herauszurücken. Jn eben dem Augenblicke
kam noch eine Musquetier-Compagnie zu ihrer Verstär-
kung an, mit der sie sich sogleich vereinigten, und auf
beyde Fronten mit einer solchen Tapferkeit eindrangen,
daß sie nach einem kleinen Widerstande sich schleunigst
zurückzogen, und auf der Stelle bis 87 Mann Todte
nachließen; die Verwundeten, unter denen sich auch
ein Vornehmer befinden mußte, der, wie man bemer-
ken konnte, unter die Fahnen weggebracht wurde, sind
in dieser Zahl nicht eingerechnet. Unsere Jäger ver-
folgten die Fliehenden bis an die Grenze, und nahmen
3 von ihnen gefangen. Nach Aussage von diesen be-
stand das feindliche Detaschement aus dem ganzen Sa-
volakschen Regiment. Unser Verlust bestand an Todten
in einem Sergeanten, 10 Gemeinen und 37 Verwun-
deten, zu welcher Zahl auch der Lieutenant Borowikow
gehört, der sich während des 5 Stunden hindurch mit
gleicher Hartnäckigkeit von beyden Seiten fortgesetzten
Gefechts durch vorzügliche Bravour und Unerschrocken-
heit auszeichnete. Eben so bewies sich auch der Capi-
tain Owsänikow, als einen gewandten im Streite un-
zuermüdenden Officier. Ueberhaupt, alle waren ent-
brannt vom Eifer, dem Feinde zu obsiegen.




Von gelehrten Sachen.
Laura, oder Briefe einiger Frauenzimmer in der
Französischen Schweitz. Vom Verfasser der Camille.
4 Bände.
gr. 8 Leipzig in der Dykischen Buchhandlung.

Von diesem Werke sind im Französischen drey Aus-
gaben in Zeit von 12 Monaten erschienen, und die
Englische Uebersetzung davon ist bereits auch zweymal
aufgelegt worden. Allerdings muß ein Werk wie dieses
und die Camille auch in allen Sprachen gefallen; weil
der Verfasser mehr das menschliche Herz, als die Sitten
des Orts schildert, wo er lebt: diese dienen ihm, so
wie jedem wirklich großen dramatischen und erzählenden
Dichter, nur zur Decoration. Sehr freuen wir uns,
daß ein paar so vorzügliche Bücher, wie diese beyden,
Dichtern von anerkanntem Werth zur Uebersetzung auf-
getragen worden sind, welche den empfindungsvollen
mit Raisonnements vermischten weiblichen Briefton
mit solcher Geschicklichkeit und Feinheit übergetragen
haben, daß man sich kaum überreden kann, die Briefe
wären ursprünglich in einer andern als der Deutschen
Sprache geschrieben. Das Verhältniß der Laura zur
Camille ist ungefähr das des Grandison zur Clarisse.
Ein trauriger Ausgang läßt immer einen tiefern Ein-
druck in der Seele des Lesers zurück, als ein fröhlicher;
aber ihn gehörig zu motiviren, erfordert eben so viel
Kunst von Seiten des Dichters. -- Eine weitere Aus-
führung der Schönheiten dieses Romans gehört nicht
für diese Blätter; wir können aber nicht umhin, auf
die N. Bibl. der sch. W. deshalb zu verweisen, wo
man im 2ten Stücke des 36sten B. eine musterhafte
Beurtheilung davon findet. Herr Chodowieky, der
uns zwölf Blätter aus der Camille zum Berliner Ca-
lender 1788 geliefert hat, wird uns hoffentlich fürs
künftige Jahr mit 12 ähnlichen reizenden Blättern aus
der Laura beschenken.


[Spaltenumbruch] frachtet, und nebſt den an der Muͤndung befindlichen
Wohnungen in Aſche verwandelt.

Den 2ten May ſahen ſie bey Annaͤherung zu dem
Vorgebirge Karakarman 2 nicht große von dem Flecken
Conſtantia ausſegelnde Fahrzeuge. Unſre Kreuzer mach-
ten gleich Jagd auf ſie, jene aber kehrten zuruͤck, und
retteten ſich zu dem beveſtigten und mit 2 Kanonen
verſehenen Haven. Die Kreuzer verfolgten ſie bis an
das Ufer, wo ſie mit einem ſtarken Flinten- und Kano-
nenfeuer aus dem Haren begruͤßt wurden. Dem ohn-
erachtet kamen ſie in beſtaͤndig erhaltener Ordnung dem
Ufer ſo nahe wie es nur moͤglich war, und bey Eroͤff-
nung der Kanonade von den Fahrzeugen ſtuͤrmte der
Major Tſchaponi, nachdem er die Barkaſen mit 322
Mann von dem griechiſchen Regiment, und mit 300
Kreuzer-Matroſen verſehen, grade auf das Ufer, das
ſowol von der feindlichen Reuterey als Jnfanterie be-
ſchuͤtzt wurde. Der Widerſtand der Tuͤrken war ſehr
hartnaͤckig; dennoch gelang es dem Major Tſchaponi,
mit den ſeinigen aufs veſte Land zu dringen, und unter
Aufſteckung der Rußiſchen Fahnen, das feindliche Geruͤſte
zu zerſtoͤhren. Er vertrieb den Feind aus ſeinen Schan-
zen, ward Meiſter dieſer Anhoͤhe, ſchnitt ihm den Weg
zum veſten Lande ab, und noͤthigte ihn dadurch, ſich
zum Ufer zu fluͤchten. Hierdurch wurde auf ihn von
den Fahrzeugen mit Kugeln und Cartaͤtſchen gefeuert,
ſo daß 50 Mann auf der Stelle blieben, die uͤbrigen
aber mit der Flucht ihre Rettung ſuchten. Und obgleich
von der Veſtung von Karakarman eine Menge Reuterey
dieſem Ort zur Huͤlfe eilte, ſo wurde er doch von den
Unſrigen gaͤnzlich verheert, und 6 Moſcheen, eine
Menge Haͤuſer, 15 Muͤhlen, und 5 mit Waizen, Gerſte
und Zwiebacken angefuͤllte Magazine wurden in Aſche
verwandelt. Unter dieſer und der ſonſtigen großen
Beute fanden ſich auch 2 meßingene Kanonen. Auch
nahmen wir einen Tuͤrken gefangen. Wir aber hatten nur
einen ſehr geringen Verluſt an Todten und Verwundeten.

Den 9ten fiengen unſere Kreuzer bey dem Karakar-
manſchen Vorgebirge ein aus Conſtantinopel nach der
Donau laufendes Fahrzeug mit verſchiedenen Waaren
auf. Der Eigenthuͤmer deſſelben, und 3 andere Tuͤr-
ken und 4 Griechen, geriethen in unſere Gefangenſchaſt.

Dieſe Kreuzer ſtellen jetzt nach Verrichtung des Be-
meldeten ihre weitere Verſuche bey dem Akerman,
Kotſchabe und der Donau an.

Fortſetzung der Nachrichten von den Bewegungen
der Finnlaͤndiſchen Armee.

Nachdem durch unſere Truppen von dem Rußkol-
ſchen Poſten gethanen Verſuche, von dem in den Zei-
tungen ſchon gemeldet worden, erſchien der Feind den
17ten May, um Mitternacht, vor dem erwaͤhnten
Poſten, und gieng in 2 Colonnen mit 6 Kanonen grade
auf unſre daſelbſt aufgeworfene Redoute los, in der
ſich eine Musquetier-Compagnie von dem Beloſeriſchen
Regiment, nur wenige Jaͤger und 2 Kanonen befanden.
Um dieſe von beyden Seiten zu umgeben, formirte der
Feind aus jeder ſeiner Colonne eine beſondere[irrelevantes Material – 1 Zeichen fehlt] Fronte,
feuerte heftig aus großem und kleinem Geſchuͤtz, ruͤckte
auf dieſe Weiſe ziemlich nahe zu unſerer Feldbeveſtigung
an, und hielt unſer Feuer unerſchrocken und ſogar toll-
kuͤhn aus. Ein unverhofter Vorfall aber gab der Sache
eine ganz andere Wendung. Statt, daß die Unſrigen
ihre Vertheidigung in der Redoute mit deſto groͤßerer
Bequemlichkeit, und einem groͤßern Nachtheile fuͤr den
[Spaltenumbruch] Feind, um je naͤher er ihnen kam, haͤtten fortſetzen
koͤnnen, noͤthigte die von dem ſtarken Feuer entſtandene,
und das Hintergebaͤude, wo einige Ammunitionsſachen
und der Officier- und Soldatengeraͤthſchaft aufbewahrt
waren, angreifende Feuersbrunſt, die Belagerten, aufs
freye Feld herauszuruͤcken. Jn eben dem Augenblicke
kam noch eine Musquetier-Compagnie zu ihrer Verſtaͤr-
kung an, mit der ſie ſich ſogleich vereinigten, und auf
beyde Fronten mit einer ſolchen Tapferkeit eindrangen,
daß ſie nach einem kleinen Widerſtande ſich ſchleunigſt
zuruͤckzogen, und auf der Stelle bis 87 Mann Todte
nachließen; die Verwundeten, unter denen ſich auch
ein Vornehmer befinden mußte, der, wie man bemer-
ken konnte, unter die Fahnen weggebracht wurde, ſind
in dieſer Zahl nicht eingerechnet. Unſere Jaͤger ver-
folgten die Fliehenden bis an die Grenze, und nahmen
3 von ihnen gefangen. Nach Ausſage von dieſen be-
ſtand das feindliche Detaſchement aus dem ganzen Sa-
volakſchen Regiment. Unſer Verluſt beſtand an Todten
in einem Sergeanten, 10 Gemeinen und 37 Verwun-
deten, zu welcher Zahl auch der Lieutenant Borowikow
gehoͤrt, der ſich waͤhrend des 5 Stunden hindurch mit
gleicher Hartnaͤckigkeit von beyden Seiten fortgeſetzten
Gefechts durch vorzuͤgliche Bravour und Unerſchrocken-
heit auszeichnete. Eben ſo bewies ſich auch der Capi-
tain Owſaͤnikow, als einen gewandten im Streite un-
zuermuͤdenden Officier. Ueberhaupt, alle waren ent-
brannt vom Eifer, dem Feinde zu obſiegen.




Von gelehrten Sachen.
Laura, oder Briefe einiger Frauenzimmer in der
Franzoͤſiſchen Schweitz. Vom Verfaſſer der Camille.
4 Baͤnde.
gr. 8 Leipzig in der Dykiſchen Buchhandlung.

Von dieſem Werke ſind im Franzoͤſiſchen drey Aus-
gaben in Zeit von 12 Monaten erſchienen, und die
Engliſche Ueberſetzung davon iſt bereits auch zweymal
aufgelegt worden. Allerdings muß ein Werk wie dieſes
und die Camille auch in allen Sprachen gefallen; weil
der Verfaſſer mehr das menſchliche Herz, als die Sitten
des Orts ſchildert, wo er lebt: dieſe dienen ihm, ſo
wie jedem wirklich großen dramatiſchen und erzaͤhlenden
Dichter, nur zur Decoration. Sehr freuen wir uns,
daß ein paar ſo vorzuͤgliche Buͤcher, wie dieſe beyden,
Dichtern von anerkanntem Werth zur Ueberſetzung auf-
getragen worden ſind, welche den empfindungsvollen
mit Raiſonnements vermiſchten weiblichen Briefton
mit ſolcher Geſchicklichkeit und Feinheit uͤbergetragen
haben, daß man ſich kaum uͤberreden kann, die Briefe
waͤren urſpruͤnglich in einer andern als der Deutſchen
Sprache geſchrieben. Das Verhaͤltniß der Laura zur
Camille iſt ungefaͤhr das des Grandiſon zur Clariſſe.
Ein trauriger Ausgang laͤßt immer einen tiefern Ein-
druck in der Seele des Leſers zuruͤck, als ein froͤhlicher;
aber ihn gehoͤrig zu motiviren, erfordert eben ſo viel
Kunſt von Seiten des Dichters. — Eine weitere Aus-
fuͤhrung der Schoͤnheiten dieſes Romans gehoͤrt nicht
fuͤr dieſe Blaͤtter; wir koͤnnen aber nicht umhin, auf
die N. Bibl. der ſch. W. deshalb zu verweiſen, wo
man im 2ten Stuͤcke des 36ſten B. eine muſterhafte
Beurtheilung davon findet. Herr Chodowieky, der
uns zwoͤlf Blaͤtter aus der Camille zum Berliner Ca-
lender 1788 geliefert hat, wird uns hoffentlich fuͤrs
kuͤnftige Jahr mit 12 aͤhnlichen reizenden Blaͤttern aus
der Laura beſchenken.


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[[6]/0006] frachtet, und nebſt den an der Muͤndung befindlichen Wohnungen in Aſche verwandelt. Den 2ten May ſahen ſie bey Annaͤherung zu dem Vorgebirge Karakarman 2 nicht große von dem Flecken Conſtantia ausſegelnde Fahrzeuge. Unſre Kreuzer mach- ten gleich Jagd auf ſie, jene aber kehrten zuruͤck, und retteten ſich zu dem beveſtigten und mit 2 Kanonen verſehenen Haven. Die Kreuzer verfolgten ſie bis an das Ufer, wo ſie mit einem ſtarken Flinten- und Kano- nenfeuer aus dem Haren begruͤßt wurden. Dem ohn- erachtet kamen ſie in beſtaͤndig erhaltener Ordnung dem Ufer ſo nahe wie es nur moͤglich war, und bey Eroͤff- nung der Kanonade von den Fahrzeugen ſtuͤrmte der Major Tſchaponi, nachdem er die Barkaſen mit 322 Mann von dem griechiſchen Regiment, und mit 300 Kreuzer-Matroſen verſehen, grade auf das Ufer, das ſowol von der feindlichen Reuterey als Jnfanterie be- ſchuͤtzt wurde. 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Um dieſe von beyden Seiten zu umgeben, formirte der Feind aus jeder ſeiner Colonne eine beſondere_ Fronte, feuerte heftig aus großem und kleinem Geſchuͤtz, ruͤckte auf dieſe Weiſe ziemlich nahe zu unſerer Feldbeveſtigung an, und hielt unſer Feuer unerſchrocken und ſogar toll- kuͤhn aus. Ein unverhofter Vorfall aber gab der Sache eine ganz andere Wendung. Statt, daß die Unſrigen ihre Vertheidigung in der Redoute mit deſto groͤßerer Bequemlichkeit, und einem groͤßern Nachtheile fuͤr den Feind, um je naͤher er ihnen kam, haͤtten fortſetzen koͤnnen, noͤthigte die von dem ſtarken Feuer entſtandene, und das Hintergebaͤude, wo einige Ammunitionsſachen und der Officier- und Soldatengeraͤthſchaft aufbewahrt waren, angreifende Feuersbrunſt, die Belagerten, aufs freye Feld herauszuruͤcken. Jn eben dem Augenblicke kam noch eine Musquetier-Compagnie zu ihrer Verſtaͤr- kung an, mit der ſie ſich ſogleich vereinigten, und auf beyde Fronten mit einer ſolchen Tapferkeit eindrangen, daß ſie nach einem kleinen Widerſtande ſich ſchleunigſt zuruͤckzogen, und auf der Stelle bis 87 Mann Todte nachließen; die Verwundeten, unter denen ſich auch ein Vornehmer befinden mußte, der, wie man bemer- ken konnte, unter die Fahnen weggebracht wurde, ſind in dieſer Zahl nicht eingerechnet. Unſere Jaͤger ver- folgten die Fliehenden bis an die Grenze, und nahmen 3 von ihnen gefangen. Nach Ausſage von dieſen be- ſtand das feindliche Detaſchement aus dem ganzen Sa- volakſchen Regiment. Unſer Verluſt beſtand an Todten in einem Sergeanten, 10 Gemeinen und 37 Verwun- deten, zu welcher Zahl auch der Lieutenant Borowikow gehoͤrt, der ſich waͤhrend des 5 Stunden hindurch mit gleicher Hartnaͤckigkeit von beyden Seiten fortgeſetzten Gefechts durch vorzuͤgliche Bravour und Unerſchrocken- heit auszeichnete. 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Sehr freuen wir uns, daß ein paar ſo vorzuͤgliche Buͤcher, wie dieſe beyden, Dichtern von anerkanntem Werth zur Ueberſetzung auf- getragen worden ſind, welche den empfindungsvollen mit Raiſonnements vermiſchten weiblichen Briefton mit ſolcher Geſchicklichkeit und Feinheit uͤbergetragen haben, daß man ſich kaum uͤberreden kann, die Briefe waͤren urſpruͤnglich in einer andern als der Deutſchen Sprache geſchrieben. Das Verhaͤltniß der Laura zur Camille iſt ungefaͤhr das des Grandiſon zur Clariſſe. Ein trauriger Ausgang laͤßt immer einen tiefern Ein- druck in der Seele des Leſers zuruͤck, als ein froͤhlicher; aber ihn gehoͤrig zu motiviren, erfordert eben ſo viel Kunſt von Seiten des Dichters. — Eine weitere Aus- fuͤhrung der Schoͤnheiten dieſes Romans gehoͤrt nicht fuͤr dieſe Blaͤtter; wir koͤnnen aber nicht umhin, auf die N. Bibl. der ſch. W. deshalb zu verweiſen, wo man im 2ten Stuͤcke des 36ſten B. eine muſterhafte Beurtheilung davon findet. Herr Chodowieky, der uns zwoͤlf Blaͤtter aus der Camille zum Berliner Ca- lender 1788 geliefert hat, wird uns hoffentlich fuͤrs kuͤnftige Jahr mit 12 aͤhnlichen reizenden Blaͤttern aus der Laura beſchenken.

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Britt-Marie Schuster, Manuel Wille, Arnika Lutz: Bereitstellung der Texttranskription. (2014-07-07T10:32:49Z) Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme des Werkes in das DTA entsprechen muss.

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Zitationshilfe: Staats- und Gelehrte Zeitung des Hamburgischen unpartheyischen Correspondenten. Nr. 98, Hamburg, 20. Juni 1789, S. [6]. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/hc_982006_1789/6>, abgerufen am 24.04.2024.