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Hebbel, Friedrich: Maria Magdalene. Hamburg, 1844.

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Adam.
(zeigt ein Papier) Kann Er geschriebene Schrift lesen?
Meister Anton.
Soll ich können, was nicht einmal mein Schul-
meister konnte?
Adam.
So hör' Er! Sein Sohn hat Juwelen gestohlen.
Den Dieb haben wir schon. Nun wollen wir Haus-
suchung halten!
Mutter.
Jesus! (fällt um und stirbt).
Klara.
Mutter! Mutter! Was sie für Augen macht!
Leonhard.
Ich will einen Arzt holen!
Meister Anton.
Nicht nöthig! Das ist das letzte Gesicht! Sah's
hundert Mal. Gute Nacht, Therese! Du starbst,
als Du's hörtest! Das soll man Dir auf's Grab
setzen!
Leonhard.
Es ist doch vielleicht -- -- (abgehend) Schrecklich!
Aber gut für mich!
(ab).
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Adam.
(zeigt ein Papier) Kann Er geſchriebene Schrift leſen?
Meiſter Anton.
Soll ich können, was nicht einmal mein Schul-
meiſter konnte?
Adam.
So hör’ Er! Sein Sohn hat Juwelen geſtohlen.
Den Dieb haben wir ſchon. Nun wollen wir Haus-
ſuchung halten!
Mutter.
Jeſus! (fällt um und ſtirbt).
Klara.
Mutter! Mutter! Was ſie für Augen macht!
Leonhard.
Ich will einen Arzt holen!
Meiſter Anton.
Nicht nöthig! Das iſt das letzte Geſicht! Sah’s
hundert Mal. Gute Nacht, Thereſe! Du ſtarbſt,
als Du’s hörteſt! Das ſoll man Dir auf’s Grab
ſetzen!
Leonhard.
Es iſt doch vielleicht — — (abgehend) Schrecklich!
Aber gut für mich!
(ab).
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[51/0119] Adam. (zeigt ein Papier) Kann Er geſchriebene Schrift leſen? Meiſter Anton. Soll ich können, was nicht einmal mein Schul- meiſter konnte? Adam. So hör’ Er! Sein Sohn hat Juwelen geſtohlen. Den Dieb haben wir ſchon. Nun wollen wir Haus- ſuchung halten! Mutter. Jeſus! (fällt um und ſtirbt). Klara. Mutter! Mutter! Was ſie für Augen macht! Leonhard. Ich will einen Arzt holen! Meiſter Anton. Nicht nöthig! Das iſt das letzte Geſicht! Sah’s hundert Mal. Gute Nacht, Thereſe! Du ſtarbſt, als Du’s hörteſt! Das ſoll man Dir auf’s Grab ſetzen! Leonhard. Es iſt doch vielleicht — — (abgehend) Schrecklich! Aber gut für mich! (ab). 4*

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Zitationshilfe: Hebbel, Friedrich: Maria Magdalene. Hamburg, 1844, S. 51. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/hebbel_magdalene_1844/119>, abgerufen am 19.04.2024.