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[Hebel, Johann Peter]: Allemannische Gedichte. Karlsruhe, 1803.

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Der Wächter
in der Mitternacht
.


"Loset, was i euch will sage!
"D' Glocke het zwölfi gschlage."
Wie still isch alles! Wie verborgen isch,
was Lebe heißt, im Schoß der Mitternacht
uf Stroß und Feld! Es tönt kei Mensche-
Tritt;
es fahrt kei Wagen us der Ferni her;
kei Husthür gahret, und kei Othem schnuft,
und nit emol e Möhnli rüeft im Bach.
's lit alles hinterm Umhang iez und schloft,
und öb mit liichtem Fuß und stillem Tritt
e Geist vorüber wandlet, weißi nit.
Doch was i sag! ruuscht nit der Tiich?
Er schießt
Der Waͤchter
in der Mitternacht
.


Loſet, was i euch will ſage!
„D’ Glocke het zwoͤlfi gſchlage.“
Wie ſtill iſch alles! Wie verborgen iſch,
was Lebe heißt, im Schoß der Mitternacht
uf Stroß und Feld! Es toͤnt kei Menſche-
Tritt;
es fahrt kei Wagen us der Ferni her;
kei Husthuͤr gahret, und kei Othem ſchnuft,
und nit emol e Moͤhnli ruͤeft im Bach.
’s lit alles hinterm Umhang iez und ſchloft,
und oͤb mit liichtem Fuß und ſtillem Tritt
e Geiſt voruͤber wandlet, weißi nit.
Doch was i ſag! ruuſcht nit der Tiich?
Er ſchießt
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[166/0188] Der Waͤchter in der Mitternacht. „Loſet, was i euch will ſage! „D’ Glocke het zwoͤlfi gſchlage.“ Wie ſtill iſch alles! Wie verborgen iſch, was Lebe heißt, im Schoß der Mitternacht uf Stroß und Feld! Es toͤnt kei Menſche- Tritt; es fahrt kei Wagen us der Ferni her; kei Husthuͤr gahret, und kei Othem ſchnuft, und nit emol e Moͤhnli ruͤeft im Bach. ’s lit alles hinterm Umhang iez und ſchloft, und oͤb mit liichtem Fuß und ſtillem Tritt e Geiſt voruͤber wandlet, weißi nit. Doch was i ſag! ruuſcht nit der Tiich? Er ſchießt

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Zitationshilfe: [Hebel, Johann Peter]: Allemannische Gedichte. Karlsruhe, 1803, S. 166. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/hebel_gedichte_1803/188>, abgerufen am 18.04.2024.