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Hebel, Johann Peter: Schatzkästlein des rheinischen Hausfreundes. Tübingen, 1811.

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gesehen. Aber das größte ist der Wallfisch, der bis zu einer Länge von 120 Fuß wachsen kann, und seine 1,000 Centner und drüber wiegt.

In den fabelhaften Zeiten hat man geglaubt, daß es eine ganze Nation von Menschen gebe, die von dem Boden weg nur 2 Fuß hoch seyen. Der Lügenprophet Mahomet aber behauptete einmal, er habe den Erzengel Gabriel gesehen, und es sey von seinem rechten Auge über den Nasenwinkel bis zum linken, ein Zwischenraum von 70,000 Tagreisen.


Hohes Alter.

In Schottland giebt es Leute, welche sehr alt werden. Ein Reisender begegnete einmal einem betagten Sechziger, welcher schluchzte. Auf die Frage, was ihm fehle, sagte dieser: Der Vater habe ihm eine Ohrfeige geben. Das kam dem Fremden fast unglaublich vor, daß ein Mann von solchen Jahren noch einen Vater am Leben haben, und noch unter seiner Zucht stehen soll. Als er ihn aber nach der Ursache der Ohrfeige fragte, so sagte der Sechziger: Drum habe er den Großvater schier fallen lassen, als er ihm habe sollen ins Bett helfen. Als das der Fremde hörte, ließ er sich von dem Mann ins Haus führen, ob es auch so sey, wie er sagte. Ja, es war so. Der Bube war 62 Jahr alt, der Vater 96, und der Großvater 130. Und der Fremde sagte nachher, als er es wieder erzählte, es werde einem ganz curios zu Muthe, wenn man so 288 unter drey Hüten beyeinandersehe.

gesehen. Aber das größte ist der Wallfisch, der bis zu einer Länge von 120 Fuß wachsen kann, und seine 1,000 Centner und drüber wiegt.

In den fabelhaften Zeiten hat man geglaubt, daß es eine ganze Nation von Menschen gebe, die von dem Boden weg nur 2 Fuß hoch seyen. Der Lügenprophet Mahomet aber behauptete einmal, er habe den Erzengel Gabriel gesehen, und es sey von seinem rechten Auge über den Nasenwinkel bis zum linken, ein Zwischenraum von 70,000 Tagreisen.


Hohes Alter.

In Schottland giebt es Leute, welche sehr alt werden. Ein Reisender begegnete einmal einem betagten Sechziger, welcher schluchzte. Auf die Frage, was ihm fehle, sagte dieser: Der Vater habe ihm eine Ohrfeige geben. Das kam dem Fremden fast unglaublich vor, daß ein Mann von solchen Jahren noch einen Vater am Leben haben, und noch unter seiner Zucht stehen soll. Als er ihn aber nach der Ursache der Ohrfeige fragte, so sagte der Sechziger: Drum habe er den Großvater schier fallen lassen, als er ihm habe sollen ins Bett helfen. Als das der Fremde hörte, ließ er sich von dem Mann ins Haus führen, ob es auch so sey, wie er sagte. Ja, es war so. Der Bube war 62 Jahr alt, der Vater 96, und der Großvater 130. Und der Fremde sagte nachher, als er es wieder erzählte, es werde einem ganz curios zu Muthe, wenn man so 288 unter drey Hüten beyeinandersehe.

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[185/0193] gesehen. Aber das größte ist der Wallfisch, der bis zu einer Länge von 120 Fuß wachsen kann, und seine 1,000 Centner und drüber wiegt. In den fabelhaften Zeiten hat man geglaubt, daß es eine ganze Nation von Menschen gebe, die von dem Boden weg nur 2 Fuß hoch seyen. Der Lügenprophet Mahomet aber behauptete einmal, er habe den Erzengel Gabriel gesehen, und es sey von seinem rechten Auge über den Nasenwinkel bis zum linken, ein Zwischenraum von 70,000 Tagreisen. Hohes Alter. In Schottland giebt es Leute, welche sehr alt werden. Ein Reisender begegnete einmal einem betagten Sechziger, welcher schluchzte. Auf die Frage, was ihm fehle, sagte dieser: Der Vater habe ihm eine Ohrfeige geben. Das kam dem Fremden fast unglaublich vor, daß ein Mann von solchen Jahren noch einen Vater am Leben haben, und noch unter seiner Zucht stehen soll. Als er ihn aber nach der Ursache der Ohrfeige fragte, so sagte der Sechziger: Drum habe er den Großvater schier fallen lassen, als er ihm habe sollen ins Bett helfen. Als das der Fremde hörte, ließ er sich von dem Mann ins Haus führen, ob es auch so sey, wie er sagte. Ja, es war so. Der Bube war 62 Jahr alt, der Vater 96, und der Großvater 130. Und der Fremde sagte nachher, als er es wieder erzählte, es werde einem ganz curios zu Muthe, wenn man so 288 unter drey Hüten beyeinandersehe.

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Zitationshilfe: Hebel, Johann Peter: Schatzkästlein des rheinischen Hausfreundes. Tübingen, 1811, S. 185. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/hebel_schatzkaestlein_1811/193>, abgerufen am 25.04.2024.