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Heeren, Arnold H. L.: Geschichte des Europäischen Staatensystems und seiner Kolonien. Göttingen, 1809.

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I. Per. I. Th. Gesch. d. südl. Eur. Staatensyst.
führung eines kunstmäßigen Bergbaues geschah erst
sehr langsam.

Entdeckung der reichen Gruben von Zacotecas in Mexico
1532, und Potosi in Peru 1545; seit welcher man im Durch-
schnitt eine jährliche allgemeine Ausbeute von 20 Millionen
Piaster rechnet, wovon etwa die Hälfte nach Europa geht.
Die dem Könige bestimmte Abgabe mußte von 20 p. C. all-
mählig auf 5 p. C. herabgesetzt werden; und dennoch blieb
in den reichsten Ländern der Erde die Anlage von Vergwer-
ken ein solches Glücksspiel, daß bey weitem die meisten da-
bey zu Grunde giengen.

8. Diese Arbeiten in den Bergwerken und den
wenigen angelegten Pflanzungen waren es, die, zur
Schonung der dazu unfähigen Indianer, zur Einfüh-
rung der Neger aus Afrika führten, und dem greuelvol-
len Sclavenhandel -- hauptsächlich auf den Vor-
schlag von las Casas -- sein Daseyn gaben. Zwar
trieben die Spanier ihn nie selbst; aber die Regie-
rung schloß einen Pacht-Contract (Assiento) zu
der Einführung einer bestimmten Anzahl von Sclaven
mit Fremden, welche der Gewinn dazu reizte.

Der Sclavenhandel der Europäer ging hervor aus den
Entdeckungen und Eroberungen der Portugiesen an der
Küste von Afrika, und ward von ihnen schon vor der Ent-
deckung Amerikas getrieben. Auch kamen schon vor las Ca-
sas Vorschlage Neger nach Westindien: allein ihm zu Folge
ward 1517 dieser Handel regelmäßig eingerichtet; indem
Carl V. seinem Günstling la Bresa das Monopol zu jährlich
4000 Sclaven ertheilte, das dieser an die Genueser verkauf-
te. Diese erhielten sie aber von den Portugiesen, in deren

Händen

I. Per. I. Th. Geſch. d. ſuͤdl. Eur. Staatenſyſt.
fuͤhrung eines kunſtmaͤßigen Bergbaues geſchah erſt
ſehr langſam.

Entdeckung der reichen Gruben von Zacotecas in Mexico
1532, und Potoſi in Peru 1545; ſeit welcher man im Durch-
ſchnitt eine jaͤhrliche allgemeine Ausbeute von 20 Millionen
Piaſter rechnet, wovon etwa die Haͤlfte nach Europa geht.
Die dem Koͤnige beſtimmte Abgabe mußte von 20 p. C. all-
maͤhlig auf 5 p. C. herabgeſetzt werden; und dennoch blieb
in den reichſten Laͤndern der Erde die Anlage von Vergwer-
ken ein ſolches Gluͤcksſpiel, daß bey weitem die meiſten da-
bey zu Grunde giengen.

8. Dieſe Arbeiten in den Bergwerken und den
wenigen angelegten Pflanzungen waren es, die, zur
Schonung der dazu unfaͤhigen Indianer, zur Einfuͤh-
rung der Neger aus Afrika fuͤhrten, und dem greuelvol-
len Sclavenhandel — hauptſaͤchlich auf den Vor-
ſchlag von las Caſas — ſein Daſeyn gaben. Zwar
trieben die Spanier ihn nie ſelbſt; aber die Regie-
rung ſchloß einen Pacht-Contract (Aſſiento) zu
der Einfuͤhrung einer beſtimmten Anzahl von Sclaven
mit Fremden, welche der Gewinn dazu reizte.

Der Sclavenhandel der Europaͤer ging hervor aus den
Entdeckungen und Eroberungen der Portugieſen an der
Kuͤſte von Afrika, und ward von ihnen ſchon vor der Ent-
deckung Amerikas getrieben. Auch kamen ſchon vor las Ca-
ſas Vorſchlage Neger nach Weſtindien: allein ihm zu Folge
ward 1517 dieſer Handel regelmaͤßig eingerichtet; indem
Carl V. ſeinem Guͤnſtling la Breſa das Monopol zu jaͤhrlich
4000 Sclaven ertheilte, das dieſer an die Genueſer verkauf-
te. Dieſe erhielten ſie aber von den Portugieſen, in deren

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[86/0124] I. Per. I. Th. Geſch. d. ſuͤdl. Eur. Staatenſyſt. fuͤhrung eines kunſtmaͤßigen Bergbaues geſchah erſt ſehr langſam. Entdeckung der reichen Gruben von Zacotecas in Mexico 1532, und Potoſi in Peru 1545; ſeit welcher man im Durch- ſchnitt eine jaͤhrliche allgemeine Ausbeute von 20 Millionen Piaſter rechnet, wovon etwa die Haͤlfte nach Europa geht. Die dem Koͤnige beſtimmte Abgabe mußte von 20 p. C. all- maͤhlig auf 5 p. C. herabgeſetzt werden; und dennoch blieb in den reichſten Laͤndern der Erde die Anlage von Vergwer- ken ein ſolches Gluͤcksſpiel, daß bey weitem die meiſten da- bey zu Grunde giengen. 8. Dieſe Arbeiten in den Bergwerken und den wenigen angelegten Pflanzungen waren es, die, zur Schonung der dazu unfaͤhigen Indianer, zur Einfuͤh- rung der Neger aus Afrika fuͤhrten, und dem greuelvol- len Sclavenhandel — hauptſaͤchlich auf den Vor- ſchlag von las Caſas — ſein Daſeyn gaben. Zwar trieben die Spanier ihn nie ſelbſt; aber die Regie- rung ſchloß einen Pacht-Contract (Aſſiento) zu der Einfuͤhrung einer beſtimmten Anzahl von Sclaven mit Fremden, welche der Gewinn dazu reizte. Der Sclavenhandel der Europaͤer ging hervor aus den Entdeckungen und Eroberungen der Portugieſen an der Kuͤſte von Afrika, und ward von ihnen ſchon vor der Ent- deckung Amerikas getrieben. Auch kamen ſchon vor las Ca- ſas Vorſchlage Neger nach Weſtindien: allein ihm zu Folge ward 1517 dieſer Handel regelmaͤßig eingerichtet; indem Carl V. ſeinem Guͤnſtling la Breſa das Monopol zu jaͤhrlich 4000 Sclaven ertheilte, das dieſer an die Genueſer verkauf- te. Dieſe erhielten ſie aber von den Portugieſen, in deren Haͤnden

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Zitationshilfe: Heeren, Arnold H. L.: Geschichte des Europäischen Staatensystems und seiner Kolonien. Göttingen, 1809, S. 86. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/heeren_staatensystem_1809/124>, abgerufen am 29.03.2024.