Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Heeren, Arnold H. L.: Geschichte des Europäischen Staatensystems und seiner Kolonien. Göttingen, 1809.

Bild:
<< vorherige Seite
I. Per. I. Th. Gesch. d. südl. Eur. Staatensyst.
alle künstliche Form, aber durch den Reichthum der Mate-
rialien, und den Posten des Verf., der k. Gesandte zu Ma-
drid war, gleich wichtig. -- Auszug daraus von Hrn. Hof-
rath Kunde; Leipzig 1778. 4 Th. 8. Er geht bis 1594.

1. Der Zeitraum von Elisabeth und Phi-
lipp
, von Wilhelm von Oranien und Hein-
rich
IV. weckt schon durch diese Nahmen Erinne-
rungen, die zugleich im voraus seinen Charakter im
Allgemeinen bestimmen; als desjenigen, wo die Re-
formation die Haupttriebfeder der Europäischen Poli-
tik wurde. Was ließ sich auch anders erwarten,
als gerade in dem Zeitpunkt, da ihr Sieg immer ent-
scheidender wurde, Philipp gegen sie in offner
Fehde die Inquisition, die Jesuiten in gehei-
mer gegen sie die Cabinette bewaffneten? Mit der
baldigen Auflösung des Tridentinischen Concilii
mußten alle die alten Träume von einer Vereinigung
auf diesem Wege, und die darauf gebauten Hoffnun-
gen, ohnehin verschwinden.

Der große Einfluß der Jesuiten auf die Cabi-
nette, besonders als Beichtväter, verbreitete sich bereits in
diesem Zeitraum über die meisten Länder von Europa; da
sie in Portugall unter Sebastian herrschten; in Spanien an
Philipp II., in Frankreich nach langem und heftigem Wider-
stande an Catharina von Medicis und den Guisen, in
Deutschland an Albrecht V. von Bayern u. a. mächtige Be-
schützer fanden; und nicht weniger im Norden (s. unten)
thätig waren.

Gänzliche Auflösung des Tridentinischen
Concilii
, das, nach seiner Zersprengung, sich Jan. 1562

wie-
I. Per. I. Th. Geſch. d. ſuͤdl. Eur. Staatenſyſt.
alle kuͤnſtliche Form, aber durch den Reichthum der Mate-
rialien, und den Poſten des Verf., der k. Geſandte zu Ma-
drid war, gleich wichtig. — Auszug daraus von Hrn. Hof-
rath Kunde; Leipzig 1778. 4 Th. 8. Er geht bis 1594.

1. Der Zeitraum von Eliſabeth und Phi-
lipp
, von Wilhelm von Oranien und Hein-
rich
IV. weckt ſchon durch dieſe Nahmen Erinne-
rungen, die zugleich im voraus ſeinen Charakter im
Allgemeinen beſtimmen; als desjenigen, wo die Re-
formation die Haupttriebfeder der Europaͤiſchen Poli-
tik wurde. Was ließ ſich auch anders erwarten,
als gerade in dem Zeitpunkt, da ihr Sieg immer ent-
ſcheidender wurde, Philipp gegen ſie in offner
Fehde die Inquiſition, die Jeſuiten in gehei-
mer gegen ſie die Cabinette bewaffneten? Mit der
baldigen Aufloͤſung des Tridentiniſchen Concilii
mußten alle die alten Traͤume von einer Vereinigung
auf dieſem Wege, und die darauf gebauten Hoffnun-
gen, ohnehin verſchwinden.

Der große Einfluß der Jeſuiten auf die Cabi-
nette, beſonders als Beichtvaͤter, verbreitete ſich bereits in
dieſem Zeitraum uͤber die meiſten Laͤnder von Europa; da
ſie in Portugall unter Sebaſtian herrſchten; in Spanien an
Philipp II., in Frankreich nach langem und heftigem Wider-
ſtande an Catharina von Medicis und den Guiſen, in
Deutſchland an Albrecht V. von Bayern u. a. maͤchtige Be-
ſchuͤtzer fanden; und nicht weniger im Norden (ſ. unten)
thaͤtig waren.

Gaͤnzliche Aufloͤſung des Tridentiniſchen
Concilii
, das, nach ſeiner Zerſprengung, ſich Jan. 1562

wie-
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <div n="3">
            <div n="4">
              <list>
                <item>
                  <pb facs="#f0130" n="92"/>
                  <fw place="top" type="header"> <hi rendition="#b"><hi rendition="#aq">I.</hi> Per. <hi rendition="#aq">I.</hi> Th. Ge&#x017F;ch. d. &#x017F;u&#x0364;dl. Eur. Staaten&#x017F;y&#x017F;t.</hi> </fw><lb/> <hi rendition="#et">alle ku&#x0364;n&#x017F;tliche Form, aber durch den Reichthum der Mate-<lb/>
rialien, und den Po&#x017F;ten des Verf., der k. Ge&#x017F;andte zu Ma-<lb/>
drid war, gleich wichtig. &#x2014; Auszug daraus von Hrn. Hof-<lb/>
rath <hi rendition="#fr">Kunde</hi>; Leipzig 1778. 4 Th. 8. Er geht bis 1594.</hi> </item>
              </list><lb/>
              <p>1. Der Zeitraum von <hi rendition="#g">Eli&#x017F;abeth</hi> und <hi rendition="#g">Phi-<lb/>
lipp</hi>, von <hi rendition="#g">Wilhelm von Oranien</hi> und <hi rendition="#g">Hein-<lb/>
rich</hi> <hi rendition="#aq">IV.</hi> weckt &#x017F;chon durch die&#x017F;e Nahmen Erinne-<lb/>
rungen, die zugleich im voraus &#x017F;einen Charakter im<lb/>
Allgemeinen be&#x017F;timmen; als desjenigen, wo die Re-<lb/>
formation die Haupttriebfeder der Europa&#x0364;i&#x017F;chen Poli-<lb/>
tik wurde. Was ließ &#x017F;ich auch anders erwarten,<lb/>
als gerade in dem Zeitpunkt, da ihr Sieg immer ent-<lb/>
&#x017F;cheidender wurde, <hi rendition="#g">Philipp</hi> gegen &#x017F;ie in offner<lb/>
Fehde die <hi rendition="#g">Inqui&#x017F;ition</hi>, die <hi rendition="#g">Je&#x017F;uiten</hi> in gehei-<lb/>
mer gegen &#x017F;ie die Cabinette bewaffneten? Mit der<lb/>
baldigen Auflo&#x0364;&#x017F;ung des Tridentini&#x017F;chen Concilii<lb/>
mußten alle die alten Tra&#x0364;ume von einer Vereinigung<lb/>
auf die&#x017F;em Wege, und die darauf gebauten Hoffnun-<lb/>
gen, ohnehin ver&#x017F;chwinden.</p><lb/>
              <p> <hi rendition="#et">Der große <hi rendition="#g">Einfluß der Je&#x017F;uiten</hi> auf die Cabi-<lb/>
nette, be&#x017F;onders als Beichtva&#x0364;ter, verbreitete &#x017F;ich bereits in<lb/>
die&#x017F;em Zeitraum u&#x0364;ber die mei&#x017F;ten La&#x0364;nder von Europa; da<lb/>
&#x017F;ie in Portugall unter Seba&#x017F;tian herr&#x017F;chten; in Spanien an<lb/>
Philipp <hi rendition="#aq">II.</hi>, in Frankreich nach langem und heftigem Wider-<lb/>
&#x017F;tande an Catharina von Medicis und den Gui&#x017F;en, in<lb/>
Deut&#x017F;chland an Albrecht <hi rendition="#aq">V.</hi> von Bayern u. a. ma&#x0364;chtige Be-<lb/>
&#x017F;chu&#x0364;tzer fanden; und nicht weniger im Norden (&#x017F;. <hi rendition="#g">unten</hi>)<lb/>
tha&#x0364;tig waren.</hi> </p><lb/>
              <p> <hi rendition="#et"><hi rendition="#g">Ga&#x0364;nzliche Auflo&#x0364;&#x017F;ung des Tridentini&#x017F;chen<lb/>
Concilii</hi>, das, nach &#x017F;einer Zer&#x017F;prengung, &#x017F;ich Jan. 1562</hi><lb/>
                <fw place="bottom" type="catch">wie-</fw><lb/>
              </p>
            </div>
          </div>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[92/0130] I. Per. I. Th. Geſch. d. ſuͤdl. Eur. Staatenſyſt. alle kuͤnſtliche Form, aber durch den Reichthum der Mate- rialien, und den Poſten des Verf., der k. Geſandte zu Ma- drid war, gleich wichtig. — Auszug daraus von Hrn. Hof- rath Kunde; Leipzig 1778. 4 Th. 8. Er geht bis 1594. 1. Der Zeitraum von Eliſabeth und Phi- lipp, von Wilhelm von Oranien und Hein- rich IV. weckt ſchon durch dieſe Nahmen Erinne- rungen, die zugleich im voraus ſeinen Charakter im Allgemeinen beſtimmen; als desjenigen, wo die Re- formation die Haupttriebfeder der Europaͤiſchen Poli- tik wurde. Was ließ ſich auch anders erwarten, als gerade in dem Zeitpunkt, da ihr Sieg immer ent- ſcheidender wurde, Philipp gegen ſie in offner Fehde die Inquiſition, die Jeſuiten in gehei- mer gegen ſie die Cabinette bewaffneten? Mit der baldigen Aufloͤſung des Tridentiniſchen Concilii mußten alle die alten Traͤume von einer Vereinigung auf dieſem Wege, und die darauf gebauten Hoffnun- gen, ohnehin verſchwinden. Der große Einfluß der Jeſuiten auf die Cabi- nette, beſonders als Beichtvaͤter, verbreitete ſich bereits in dieſem Zeitraum uͤber die meiſten Laͤnder von Europa; da ſie in Portugall unter Sebaſtian herrſchten; in Spanien an Philipp II., in Frankreich nach langem und heftigem Wider- ſtande an Catharina von Medicis und den Guiſen, in Deutſchland an Albrecht V. von Bayern u. a. maͤchtige Be- ſchuͤtzer fanden; und nicht weniger im Norden (ſ. unten) thaͤtig waren. Gaͤnzliche Aufloͤſung des Tridentiniſchen Concilii, das, nach ſeiner Zerſprengung, ſich Jan. 1562 wie-

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/heeren_staatensystem_1809
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/heeren_staatensystem_1809/130
Zitationshilfe: Heeren, Arnold H. L.: Geschichte des Europäischen Staatensystems und seiner Kolonien. Göttingen, 1809, S. 92. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/heeren_staatensystem_1809/130>, abgerufen am 19.03.2024.