Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Heeren, Arnold H. L.: Geschichte des Europäischen Staatensystems und seiner Kolonien. Göttingen, 1809.

Bild:
<< vorherige Seite

Gesch. d. nördl. Staatensyst. 1523--1660.
Throns durch die Auflösung der Calmarischen
Union; und durch die Reformation. Die
förmliche Auflösung jener Verbindung, welche die
drey Nordischen Reiche unter Einen Regenten hatte
stellen wollen, ohne je völlig ihren Zweck zu errei-
chen, schuf eine Reihe unabhängiger Staaten im
Norden, deren Verhältnisse, sobald gemeinschaftli-
che Berührungspuncte sich fanden, sich auch sehr
eng in einander verschlangen.

3. Die Reformation wurde für den Nor-
den von Europa fast noch politisch wichtiger, als
für den Süden. Sie fand in drey Hauptländern,
Dänemark, Norwegen und Schweden, einen so gro-
ßen Eingang, daß sie bald hier herrschend wur-
de; sie ward in dem letztern sogleich, in den bey-
den andern nachmals, die Grundlage der Verfas-
sung; sie bestimmte die ganzen nachfolgenden Ver-
hältnisse von Preußen; und auch das künftige
Schicksal Polens ward großentheils durch sie vor-
bereitet.

4. Die herrschenden Völker des Nordens wa-
ren von doppelter, theils germanischer, theils
slavischer Abkunft; und diese Verschiedenheit
zeigte sich auch in den Verfassungen. Bey den er-
stern
hatte sich auf eine ähnliche Weise wie in dem

westli-

Geſch. d. noͤrdl. Staatenſyſt. 1523--1660.
Throns durch die Aufloͤſung der Calmariſchen
Union; und durch die Reformation. Die
foͤrmliche Aufloͤſung jener Verbindung, welche die
drey Nordiſchen Reiche unter Einen Regenten hatte
ſtellen wollen, ohne je voͤllig ihren Zweck zu errei-
chen, ſchuf eine Reihe unabhaͤngiger Staaten im
Norden, deren Verhaͤltniſſe, ſobald gemeinſchaftli-
che Beruͤhrungspuncte ſich fanden, ſich auch ſehr
eng in einander verſchlangen.

3. Die Reformation wurde fuͤr den Nor-
den von Europa faſt noch politiſch wichtiger, als
fuͤr den Suͤden. Sie fand in drey Hauptlaͤndern,
Daͤnemark, Norwegen und Schweden, einen ſo gro-
ßen Eingang, daß ſie bald hier herrſchend wur-
de; ſie ward in dem letztern ſogleich, in den bey-
den andern nachmals, die Grundlage der Verfaſ-
ſung; ſie beſtimmte die ganzen nachfolgenden Ver-
haͤltniſſe von Preußen; und auch das kuͤnftige
Schickſal Polens ward großentheils durch ſie vor-
bereitet.

4. Die herrſchenden Voͤlker des Nordens wa-
ren von doppelter, theils germaniſcher, theils
ſlaviſcher Abkunft; und dieſe Verſchiedenheit
zeigte ſich auch in den Verfaſſungen. Bey den er-
ſtern
hatte ſich auf eine aͤhnliche Weiſe wie in dem

weſtli-
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <div n="3">
            <p><pb facs="#f0225" n="187"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#b">Ge&#x017F;ch. d. no&#x0364;rdl. Staaten&#x017F;y&#x017F;t. 1523--1660.</hi></fw><lb/><hi rendition="#g">Throns</hi> durch die Auflo&#x0364;&#x017F;ung der Calmari&#x017F;chen<lb/>
Union; und durch <hi rendition="#g">die Reformation</hi>. Die<lb/>
fo&#x0364;rmliche Auflo&#x0364;&#x017F;ung jener Verbindung, welche die<lb/>
drey Nordi&#x017F;chen Reiche unter Einen Regenten hatte<lb/>
&#x017F;tellen wollen, ohne je vo&#x0364;llig ihren Zweck zu errei-<lb/>
chen, &#x017F;chuf eine Reihe unabha&#x0364;ngiger Staaten im<lb/>
Norden, deren Verha&#x0364;ltni&#x017F;&#x017F;e, &#x017F;obald gemein&#x017F;chaftli-<lb/>
che Beru&#x0364;hrungspuncte &#x017F;ich fanden, &#x017F;ich auch &#x017F;ehr<lb/>
eng in einander ver&#x017F;chlangen.</p><lb/>
            <p>3. Die <hi rendition="#g">Reformation</hi> wurde fu&#x0364;r den Nor-<lb/>
den von Europa fa&#x017F;t noch politi&#x017F;ch wichtiger, als<lb/>
fu&#x0364;r den Su&#x0364;den. Sie fand in <hi rendition="#g">drey</hi> Hauptla&#x0364;ndern,<lb/>
Da&#x0364;nemark, Norwegen und Schweden, einen &#x017F;o gro-<lb/>
ßen Eingang, daß &#x017F;ie bald hier <hi rendition="#g">herr&#x017F;chend</hi> wur-<lb/>
de; &#x017F;ie ward in dem letztern &#x017F;ogleich, in den bey-<lb/>
den andern nachmals, die Grundlage der Verfa&#x017F;-<lb/>
&#x017F;ung; &#x017F;ie be&#x017F;timmte die ganzen nachfolgenden Ver-<lb/>
ha&#x0364;ltni&#x017F;&#x017F;e von Preußen; und auch das ku&#x0364;nftige<lb/>
Schick&#x017F;al Polens ward großentheils durch &#x017F;ie vor-<lb/>
bereitet.</p><lb/>
            <p>4. Die herr&#x017F;chenden Vo&#x0364;lker des Nordens wa-<lb/>
ren von doppelter, theils <hi rendition="#g">germani&#x017F;cher</hi>, theils<lb/><hi rendition="#g">&#x017F;lavi&#x017F;cher</hi> Abkunft; und die&#x017F;e Ver&#x017F;chiedenheit<lb/>
zeigte &#x017F;ich auch in den Verfa&#x017F;&#x017F;ungen. Bey den <hi rendition="#g">er-<lb/>
&#x017F;tern</hi> hatte &#x017F;ich auf eine a&#x0364;hnliche Wei&#x017F;e wie in dem<lb/>
<fw place="bottom" type="catch">we&#x017F;tli-</fw><lb/></p>
          </div>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[187/0225] Geſch. d. noͤrdl. Staatenſyſt. 1523--1660. Throns durch die Aufloͤſung der Calmariſchen Union; und durch die Reformation. Die foͤrmliche Aufloͤſung jener Verbindung, welche die drey Nordiſchen Reiche unter Einen Regenten hatte ſtellen wollen, ohne je voͤllig ihren Zweck zu errei- chen, ſchuf eine Reihe unabhaͤngiger Staaten im Norden, deren Verhaͤltniſſe, ſobald gemeinſchaftli- che Beruͤhrungspuncte ſich fanden, ſich auch ſehr eng in einander verſchlangen. 3. Die Reformation wurde fuͤr den Nor- den von Europa faſt noch politiſch wichtiger, als fuͤr den Suͤden. Sie fand in drey Hauptlaͤndern, Daͤnemark, Norwegen und Schweden, einen ſo gro- ßen Eingang, daß ſie bald hier herrſchend wur- de; ſie ward in dem letztern ſogleich, in den bey- den andern nachmals, die Grundlage der Verfaſ- ſung; ſie beſtimmte die ganzen nachfolgenden Ver- haͤltniſſe von Preußen; und auch das kuͤnftige Schickſal Polens ward großentheils durch ſie vor- bereitet. 4. Die herrſchenden Voͤlker des Nordens wa- ren von doppelter, theils germaniſcher, theils ſlaviſcher Abkunft; und dieſe Verſchiedenheit zeigte ſich auch in den Verfaſſungen. Bey den er- ſtern hatte ſich auf eine aͤhnliche Weiſe wie in dem weſtli-

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/heeren_staatensystem_1809
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/heeren_staatensystem_1809/225
Zitationshilfe: Heeren, Arnold H. L.: Geschichte des Europäischen Staatensystems und seiner Kolonien. Göttingen, 1809, S. 187. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/heeren_staatensystem_1809/225>, abgerufen am 25.04.2024.