Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Heeren, Arnold H. L.: Geschichte des Europäischen Staatensystems und seiner Kolonien. Göttingen, 1809.

Bild:
<< vorherige Seite
II. Per. C. I. Gesch. d. südl. Eur. Staatensyst.
b. Von der Verbindung Oestreichs und Frankreichs bis zu den
Frieden zu Paris und Hubertsburg 1756--1763.

42. Diese große Umformung des Europäischen
Staatensystems, die dasselbe in seinen Grundfesten
erschütterte, würde allein schon hingereicht haben,
einen großen Krieg zu erregen, da sie zu einer Zeit
zu Stande kam, wo schon ein Angriff auf Preu-
ßen im voraus beschlossen war. Aber auch noch
auf einer andern Seite hatte sich seit lange der
Stoff zu einem Kriege gesammelt, der, wie ver-
schieden auch in seinem Ursprunge, doch mit jenem
zusammenschmelzen mußte, und in Colonialverhält-
nissen Englands und Frankreichs seinen Grund
hatte.

43. Seitdem es in dem vorigen Kriege den
Engländern zum erstenmal gelungen war, die See-
macht ihrer Feinde zu vernichten, waren sie wenig
geneigt, ihre Rivalen, die mit seltner Thätigkeit
ihre Flotten herstellten, wieder aufkommen zu las-
sen. Die frühern freundschaftlichen Verhältnisse
mit Frankreich hatten die Ausbrüche der Rivalität
zwischen den Regierungen zurückgehalten; jetzt stieg
diese in gleichem Verhältnisse als der auswärtige
Handel stieg, der wiederum an die Colonien ge-
knüpft war. Erst jetzt zeigten sich die unglücklichen
Folgen der geographischen Verflechtung von

diesen
II. Per. C. I. Geſch. d. ſuͤdl. Eur. Staatenſyſt.
b. Von der Verbindung Oeſtreichs und Frankreichs bis zu den
Frieden zu Paris und Hubertsburg 1756—1763.

42. Dieſe große Umformung des Europaͤiſchen
Staatenſyſtems, die dasſelbe in ſeinen Grundfeſten
erſchuͤtterte, wuͤrde allein ſchon hingereicht haben,
einen großen Krieg zu erregen, da ſie zu einer Zeit
zu Stande kam, wo ſchon ein Angriff auf Preu-
ßen im voraus beſchloſſen war. Aber auch noch
auf einer andern Seite hatte ſich ſeit lange der
Stoff zu einem Kriege geſammelt, der, wie ver-
ſchieden auch in ſeinem Urſprunge, doch mit jenem
zuſammenſchmelzen mußte, und in Colonialverhaͤlt-
niſſen Englands und Frankreichs ſeinen Grund
hatte.

43. Seitdem es in dem vorigen Kriege den
Englaͤndern zum erſtenmal gelungen war, die See-
macht ihrer Feinde zu vernichten, waren ſie wenig
geneigt, ihre Rivalen, die mit ſeltner Thaͤtigkeit
ihre Flotten herſtellten, wieder aufkommen zu laſ-
ſen. Die fruͤhern freundſchaftlichen Verhaͤltniſſe
mit Frankreich hatten die Ausbruͤche der Rivalitaͤt
zwiſchen den Regierungen zuruͤckgehalten; jetzt ſtieg
dieſe in gleichem Verhaͤltniſſe als der auswaͤrtige
Handel ſtieg, der wiederum an die Colonien ge-
knuͤpft war. Erſt jetzt zeigten ſich die ungluͤcklichen
Folgen der geographiſchen Verflechtung von

dieſen
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <div n="3">
            <div n="4">
              <div n="5">
                <pb facs="#f0432" n="394"/>
                <fw place="top" type="header"> <hi rendition="#b"><hi rendition="#aq">II.</hi> Per. <hi rendition="#aq">C. I.</hi> Ge&#x017F;ch. d. &#x017F;u&#x0364;dl. Eur. Staaten&#x017F;y&#x017F;t.</hi> </fw><lb/>
                <div n="6">
                  <head><hi rendition="#aq">b.</hi> Von der Verbindung Oe&#x017F;treichs und Frankreichs bis zu den<lb/>
Frieden zu Paris und Hubertsburg 1756&#x2014;1763.</head><lb/>
                  <p>42. Die&#x017F;e große Umformung des Europa&#x0364;i&#x017F;chen<lb/>
Staaten&#x017F;y&#x017F;tems, die das&#x017F;elbe in &#x017F;einen Grundfe&#x017F;ten<lb/>
er&#x017F;chu&#x0364;tterte, wu&#x0364;rde allein &#x017F;chon hingereicht haben,<lb/>
einen großen Krieg zu erregen, da &#x017F;ie zu einer Zeit<lb/>
zu Stande kam, wo &#x017F;chon ein Angriff auf Preu-<lb/>
ßen im voraus be&#x017F;chlo&#x017F;&#x017F;en war. Aber auch noch<lb/>
auf einer andern Seite hatte &#x017F;ich &#x017F;eit lange der<lb/>
Stoff zu einem Kriege ge&#x017F;ammelt, der, wie ver-<lb/>
&#x017F;chieden auch in &#x017F;einem Ur&#x017F;prunge, doch mit jenem<lb/>
zu&#x017F;ammen&#x017F;chmelzen mußte, und in Colonialverha&#x0364;lt-<lb/>
ni&#x017F;&#x017F;en Englands und Frankreichs &#x017F;einen Grund<lb/>
hatte.</p><lb/>
                  <p>43. Seitdem es in dem vorigen Kriege den<lb/>
Engla&#x0364;ndern zum er&#x017F;tenmal gelungen war, die See-<lb/>
macht ihrer Feinde zu vernichten, waren &#x017F;ie wenig<lb/>
geneigt, ihre Rivalen, die mit &#x017F;eltner Tha&#x0364;tigkeit<lb/>
ihre Flotten her&#x017F;tellten, wieder aufkommen zu la&#x017F;-<lb/>
&#x017F;en. Die fru&#x0364;hern freund&#x017F;chaftlichen Verha&#x0364;ltni&#x017F;&#x017F;e<lb/>
mit Frankreich hatten die Ausbru&#x0364;che der Rivalita&#x0364;t<lb/>
zwi&#x017F;chen den Regierungen zuru&#x0364;ckgehalten; jetzt &#x017F;tieg<lb/>
die&#x017F;e in gleichem Verha&#x0364;ltni&#x017F;&#x017F;e als der auswa&#x0364;rtige<lb/>
Handel &#x017F;tieg, der wiederum an die Colonien ge-<lb/>
knu&#x0364;pft war. Er&#x017F;t jetzt zeigten &#x017F;ich die unglu&#x0364;cklichen<lb/>
Folgen der <hi rendition="#g">geographi&#x017F;chen Verflechtung</hi> von<lb/>
<fw place="bottom" type="catch">die&#x017F;en</fw><lb/></p>
                </div>
              </div>
            </div>
          </div>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[394/0432] II. Per. C. I. Geſch. d. ſuͤdl. Eur. Staatenſyſt. b. Von der Verbindung Oeſtreichs und Frankreichs bis zu den Frieden zu Paris und Hubertsburg 1756—1763. 42. Dieſe große Umformung des Europaͤiſchen Staatenſyſtems, die dasſelbe in ſeinen Grundfeſten erſchuͤtterte, wuͤrde allein ſchon hingereicht haben, einen großen Krieg zu erregen, da ſie zu einer Zeit zu Stande kam, wo ſchon ein Angriff auf Preu- ßen im voraus beſchloſſen war. Aber auch noch auf einer andern Seite hatte ſich ſeit lange der Stoff zu einem Kriege geſammelt, der, wie ver- ſchieden auch in ſeinem Urſprunge, doch mit jenem zuſammenſchmelzen mußte, und in Colonialverhaͤlt- niſſen Englands und Frankreichs ſeinen Grund hatte. 43. Seitdem es in dem vorigen Kriege den Englaͤndern zum erſtenmal gelungen war, die See- macht ihrer Feinde zu vernichten, waren ſie wenig geneigt, ihre Rivalen, die mit ſeltner Thaͤtigkeit ihre Flotten herſtellten, wieder aufkommen zu laſ- ſen. Die fruͤhern freundſchaftlichen Verhaͤltniſſe mit Frankreich hatten die Ausbruͤche der Rivalitaͤt zwiſchen den Regierungen zuruͤckgehalten; jetzt ſtieg dieſe in gleichem Verhaͤltniſſe als der auswaͤrtige Handel ſtieg, der wiederum an die Colonien ge- knuͤpft war. Erſt jetzt zeigten ſich die ungluͤcklichen Folgen der geographiſchen Verflechtung von dieſen

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/heeren_staatensystem_1809
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/heeren_staatensystem_1809/432
Zitationshilfe: Heeren, Arnold H. L.: Geschichte des Europäischen Staatensystems und seiner Kolonien. Göttingen, 1809, S. 394. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/heeren_staatensystem_1809/432>, abgerufen am 23.04.2024.