Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Heeren, Arnold H. L.: Geschichte des Europäischen Staatensystems und seiner Kolonien. Göttingen, 1809.

Bild:
<< vorherige Seite

1. Staatshändel in Europa b. 1756--1763.
diesen in ihrer ganzen Stärke. Ewige Reibungen
und Zänkereyen dauerten hier fort; und wären
auch selbst, wie es vielleicht möglich war, die da-
mals streitigen Puncte in dem Aachner Frieden aus-
geglichen; -- kann man zweifeln, daß dennoch bald
andere entstanden seyn würden? Die Brittische
Politik verband damit die neue Verfahrungsart,
wenn man ihr die Genugthuung über die Beein-
trächtigungen, über welche sie auf dem Lande klagte,
nicht sofort geben wollte, sie sich ohne weiteres zur
See zu nehmen, und den Krieg anzufangen, noch
ehe er erklärt war.

Streitige Puncte zwischen England und Frankreich. 1.
Ueber die Grenzen von Neu-Schottland, (im Utrechter
Frieden nach seinen alten Grenzen abgetreten; s. oben
S. 291.), da England auch Neu-Braunschweig hinzurech-
nete. Wer konnte entscheiden, wo nie Grenzen gezogen wa-
ren? Die natürliche Begrenzung schien für Frankreich, al-
ter Glaube für England zu sprechen. 2. Ueber die An-
lage der Forts am Ohio, um Louisiana und Canada zu ver-
binden, die England nicht zugeben wollte, das hier schon
Forts hatte. Anfang der Feindseligkeiten, durch wechselsei-
tige Wegnahme von Forts bereits 1754 und 1755. 3. Ue-
ber die Besetzung der neutralen Inseln unter den Antillen,
Tabago, St. Vincent, Dominique, St. Lucie, durch die
Franzosen, gegen frühere Verträge. 4. Dazu kam die nun
in Ostindien (s. unten) auf Coromandel entstandene
Rivalität. Anfang der Gewaltthätigkeiten der Engländer
zur See durch Wegnahme mehrerer Kauffahrer und zweyer
Linienschiffe bereits 10. Jun. 1755 als Repressalien.

44.

1. Staatshaͤndel in Europa b. 1756--1763.
dieſen in ihrer ganzen Staͤrke. Ewige Reibungen
und Zaͤnkereyen dauerten hier fort; und waͤren
auch ſelbſt, wie es vielleicht moͤglich war, die da-
mals ſtreitigen Puncte in dem Aachner Frieden aus-
geglichen; — kann man zweifeln, daß dennoch bald
andere entſtanden ſeyn wuͤrden? Die Brittiſche
Politik verband damit die neue Verfahrungsart,
wenn man ihr die Genugthuung uͤber die Beein-
traͤchtigungen, uͤber welche ſie auf dem Lande klagte,
nicht ſofort geben wollte, ſie ſich ohne weiteres zur
See zu nehmen, und den Krieg anzufangen, noch
ehe er erklaͤrt war.

Streitige Puncte zwiſchen England und Frankreich. 1.
Ueber die Grenzen von Neu-Schottland, (im Utrechter
Frieden nach ſeinen alten Grenzen abgetreten; ſ. oben
S. 291.), da England auch Neu-Braunſchweig hinzurech-
nete. Wer konnte entſcheiden, wo nie Grenzen gezogen wa-
ren? Die natuͤrliche Begrenzung ſchien fuͤr Frankreich, al-
ter Glaube fuͤr England zu ſprechen. 2. Ueber die An-
lage der Forts am Ohio, um Louiſiana und Canada zu ver-
binden, die England nicht zugeben wollte, das hier ſchon
Forts hatte. Anfang der Feindſeligkeiten, durch wechſelſei-
tige Wegnahme von Forts bereits 1754 und 1755. 3. Ue-
ber die Beſetzung der neutralen Inſeln unter den Antillen,
Tabago, St. Vincent, Dominique, St. Lucie, durch die
Franzoſen, gegen fruͤhere Vertraͤge. 4. Dazu kam die nun
in Oſtindien (ſ. unten) auf Coromandel entſtandene
Rivalitaͤt. Anfang der Gewaltthaͤtigkeiten der Englaͤnder
zur See durch Wegnahme mehrerer Kauffahrer und zweyer
Linienſchiffe bereits 10. Jun. 1755 als Repreſſalien.

44.
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <div n="3">
            <div n="4">
              <div n="5">
                <div n="6">
                  <p><pb facs="#f0433" n="395"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#b">1. Staatsha&#x0364;ndel in Europa <hi rendition="#aq">b.</hi> 1756--1763.</hi></fw><lb/>
die&#x017F;en in ihrer ganzen Sta&#x0364;rke. Ewige Reibungen<lb/>
und Za&#x0364;nkereyen dauerten hier fort; und wa&#x0364;ren<lb/>
auch &#x017F;elb&#x017F;t, wie es vielleicht mo&#x0364;glich war, die da-<lb/>
mals &#x017F;treitigen Puncte in dem Aachner Frieden aus-<lb/>
geglichen; &#x2014; kann man zweifeln, daß dennoch bald<lb/>
andere ent&#x017F;tanden &#x017F;eyn wu&#x0364;rden? Die Britti&#x017F;che<lb/>
Politik verband damit die neue Verfahrungsart,<lb/>
wenn man ihr die Genugthuung u&#x0364;ber die Beein-<lb/>
tra&#x0364;chtigungen, u&#x0364;ber welche &#x017F;ie auf dem Lande klagte,<lb/>
nicht &#x017F;ofort geben wollte, &#x017F;ie &#x017F;ich ohne weiteres zur<lb/>
See zu nehmen, und den Krieg anzufangen, noch<lb/>
ehe er erkla&#x0364;rt war.</p><lb/>
                  <p> <hi rendition="#et">Streitige Puncte zwi&#x017F;chen England und Frankreich. 1.<lb/>
Ueber die Grenzen von Neu-Schottland, (im Utrechter<lb/>
Frieden nach &#x017F;einen <hi rendition="#g">alten</hi> Grenzen abgetreten; &#x017F;. <hi rendition="#g">oben</hi><lb/>
S. 291.), da England auch Neu-Braun&#x017F;chweig hinzurech-<lb/>
nete. Wer konnte ent&#x017F;cheiden, wo nie Grenzen gezogen wa-<lb/>
ren? Die natu&#x0364;rliche Begrenzung &#x017F;chien fu&#x0364;r Frankreich, al-<lb/>
ter Glaube fu&#x0364;r England zu &#x017F;prechen. 2. Ueber die An-<lb/>
lage der Forts am Ohio, um Loui&#x017F;iana und Canada zu ver-<lb/>
binden, die England nicht zugeben wollte, das hier &#x017F;chon<lb/>
Forts hatte. Anfang der Feind&#x017F;eligkeiten, durch wech&#x017F;el&#x017F;ei-<lb/>
tige Wegnahme von Forts bereits 1754 und 1755. 3. Ue-<lb/>
ber die Be&#x017F;etzung der neutralen In&#x017F;eln unter den Antillen,<lb/>
Tabago, St. Vincent, Dominique, St. Lucie, durch die<lb/>
Franzo&#x017F;en, gegen fru&#x0364;here Vertra&#x0364;ge. 4. Dazu kam die nun<lb/>
in <hi rendition="#g">O&#x017F;tindien (&#x017F;. unten)</hi> auf Coromandel ent&#x017F;tandene<lb/>
Rivalita&#x0364;t. Anfang der Gewalttha&#x0364;tigkeiten der Engla&#x0364;nder<lb/>
zur See durch Wegnahme mehrerer Kauffahrer und zweyer<lb/>
Linien&#x017F;chiffe bereits 10. Jun. 1755 als Repre&#x017F;&#x017F;alien.</hi> </p><lb/>
                  <fw place="bottom" type="catch">44.</fw><lb/>
                </div>
              </div>
            </div>
          </div>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[395/0433] 1. Staatshaͤndel in Europa b. 1756--1763. dieſen in ihrer ganzen Staͤrke. Ewige Reibungen und Zaͤnkereyen dauerten hier fort; und waͤren auch ſelbſt, wie es vielleicht moͤglich war, die da- mals ſtreitigen Puncte in dem Aachner Frieden aus- geglichen; — kann man zweifeln, daß dennoch bald andere entſtanden ſeyn wuͤrden? Die Brittiſche Politik verband damit die neue Verfahrungsart, wenn man ihr die Genugthuung uͤber die Beein- traͤchtigungen, uͤber welche ſie auf dem Lande klagte, nicht ſofort geben wollte, ſie ſich ohne weiteres zur See zu nehmen, und den Krieg anzufangen, noch ehe er erklaͤrt war. Streitige Puncte zwiſchen England und Frankreich. 1. Ueber die Grenzen von Neu-Schottland, (im Utrechter Frieden nach ſeinen alten Grenzen abgetreten; ſ. oben S. 291.), da England auch Neu-Braunſchweig hinzurech- nete. Wer konnte entſcheiden, wo nie Grenzen gezogen wa- ren? Die natuͤrliche Begrenzung ſchien fuͤr Frankreich, al- ter Glaube fuͤr England zu ſprechen. 2. Ueber die An- lage der Forts am Ohio, um Louiſiana und Canada zu ver- binden, die England nicht zugeben wollte, das hier ſchon Forts hatte. Anfang der Feindſeligkeiten, durch wechſelſei- tige Wegnahme von Forts bereits 1754 und 1755. 3. Ue- ber die Beſetzung der neutralen Inſeln unter den Antillen, Tabago, St. Vincent, Dominique, St. Lucie, durch die Franzoſen, gegen fruͤhere Vertraͤge. 4. Dazu kam die nun in Oſtindien (ſ. unten) auf Coromandel entſtandene Rivalitaͤt. Anfang der Gewaltthaͤtigkeiten der Englaͤnder zur See durch Wegnahme mehrerer Kauffahrer und zweyer Linienſchiffe bereits 10. Jun. 1755 als Repreſſalien. 44.

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/heeren_staatensystem_1809
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/heeren_staatensystem_1809/433
Zitationshilfe: Heeren, Arnold H. L.: Geschichte des Europäischen Staatensystems und seiner Kolonien. Göttingen, 1809, S. 395. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/heeren_staatensystem_1809/433>, abgerufen am 25.04.2024.