Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Heeren, Arnold H. L.: Geschichte des Europäischen Staatensystems und seiner Kolonien. Göttingen, 1809.

Bild:
<< vorherige Seite

A. 2. Gesch. d. Entst. d. Colon. 1492--1515.
und erwachsen bey dem Fortgange zu einer wahren
Nation. 2. Pflanzungs-Colonien. Ihr
Zweck ist Erzeugung bestimmter Naturproducte in
Plantagen für Europa. Die Colonisten, wenn gleich
Landbesitzer, werden doch weniger einheimisch, und
ihre Zahl bleibt auch meist zu gering, als daß sie zu
einer Nation erwachsen könnten. In ihnen ist Scla-
verey
vorzugsweise zu Hause. 3. Bergbau-Co-
lonien
. Ihr Zweck ist die Gewinnung der Metalle.
Die Colonisten werden in ihnen einheimisch. Sie
können sehr ausgedehnt, aber als bloße Bergbau-Co-
lonien nicht sehr volkreich werden. 4. Handels-
Colonien
. Ihr Zweck ist Handel mit den Natur-
producten des Landes oder des Meers, (Fische-
reyen), und den Kunstproducten der einheimischen
Völker. Sie bestanden anfangs nur aus Niederlas-
sungen zu Stapelplätzen des Handels; aber durch Ge-
walt und List erweiterten sich diese zu Eroberungen,
ohne daß doch der Hauptzweck sich änderte. Die
Fremden, wenn gleich Herren, werden doch in ihnen
zu wenig Landbesitzer, um einheimisch zu werden. --
Wenn gleich mehrere dieser Zwecke sich bey denselben
Colonien vereinigen lassen, so wird doch Einer dersel-
ben immer Hauptzweck seyn; und nach diesem der
ganze Charakter der Colonie sich bestimmen.

2. Was Colonien jeder Art für den Mutter-
staat
seyn können, mußte erst eine langsame Erfah-

rung
C

A. 2. Geſch. d. Entſt. d. Colon. 1492--1515.
und erwachſen bey dem Fortgange zu einer wahren
Nation. 2. Pflanzungs-Colonien. Ihr
Zweck iſt Erzeugung beſtimmter Naturproducte in
Plantagen fuͤr Europa. Die Coloniſten, wenn gleich
Landbeſitzer, werden doch weniger einheimiſch, und
ihre Zahl bleibt auch meiſt zu gering, als daß ſie zu
einer Nation erwachſen koͤnnten. In ihnen iſt Scla-
verey
vorzugsweiſe zu Hauſe. 3. Bergbau-Co-
lonien
. Ihr Zweck iſt die Gewinnung der Metalle.
Die Coloniſten werden in ihnen einheimiſch. Sie
koͤnnen ſehr ausgedehnt, aber als bloße Bergbau-Co-
lonien nicht ſehr volkreich werden. 4. Handels-
Colonien
. Ihr Zweck iſt Handel mit den Natur-
producten des Landes oder des Meers, (Fiſche-
reyen), und den Kunſtproducten der einheimiſchen
Voͤlker. Sie beſtanden anfangs nur aus Niederlaſ-
ſungen zu Stapelplaͤtzen des Handels; aber durch Ge-
walt und Liſt erweiterten ſich dieſe zu Eroberungen,
ohne daß doch der Hauptzweck ſich aͤnderte. Die
Fremden, wenn gleich Herren, werden doch in ihnen
zu wenig Landbeſitzer, um einheimiſch zu werden. —
Wenn gleich mehrere dieſer Zwecke ſich bey denſelben
Colonien vereinigen laſſen, ſo wird doch Einer derſel-
ben immer Hauptzweck ſeyn; und nach dieſem der
ganze Charakter der Colonie ſich beſtimmen.

2. Was Colonien jeder Art fuͤr den Mutter-
ſtaat
ſeyn koͤnnen, mußte erſt eine langſame Erfah-

rung
C
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <div n="3">
            <div n="4">
              <div n="5">
                <p><pb facs="#f0071" n="33"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#b"><hi rendition="#aq">A.</hi> 2. Ge&#x017F;ch. d. Ent&#x017F;t. d. Colon. 1492--1515.</hi></fw><lb/>
und erwach&#x017F;en bey dem Fortgange zu einer wahren<lb/><hi rendition="#g">Nation. 2. Pflanzungs-Colonien</hi>. Ihr<lb/>
Zweck i&#x017F;t Erzeugung be&#x017F;timmter Naturproducte in<lb/>
Plantagen fu&#x0364;r Europa. Die Coloni&#x017F;ten, wenn gleich<lb/>
Landbe&#x017F;itzer, werden doch weniger einheimi&#x017F;ch, und<lb/>
ihre Zahl bleibt auch mei&#x017F;t zu gering, als daß &#x017F;ie zu<lb/>
einer Nation erwach&#x017F;en ko&#x0364;nnten. In ihnen i&#x017F;t <hi rendition="#g">Scla-<lb/>
verey</hi> vorzugswei&#x017F;e zu Hau&#x017F;e. 3. <hi rendition="#g">Bergbau-Co-<lb/>
lonien</hi>. Ihr Zweck i&#x017F;t die Gewinnung der Metalle.<lb/>
Die Coloni&#x017F;ten werden in ihnen einheimi&#x017F;ch. Sie<lb/>
ko&#x0364;nnen &#x017F;ehr ausgedehnt, aber als bloße Bergbau-Co-<lb/>
lonien nicht &#x017F;ehr volkreich werden. 4. <hi rendition="#g">Handels-<lb/>
Colonien</hi>. Ihr Zweck i&#x017F;t Handel mit den Natur-<lb/>
producten des Landes oder des Meers, (Fi&#x017F;che-<lb/>
reyen), und den Kun&#x017F;tproducten der <hi rendition="#g">einheimi&#x017F;chen</hi><lb/>
Vo&#x0364;lker. Sie be&#x017F;tanden anfangs nur aus Niederla&#x017F;-<lb/>
&#x017F;ungen zu Stapelpla&#x0364;tzen des Handels; aber durch Ge-<lb/>
walt und Li&#x017F;t erweiterten &#x017F;ich die&#x017F;e zu Eroberungen,<lb/>
ohne daß doch der Hauptzweck &#x017F;ich a&#x0364;nderte. Die<lb/>
Fremden, wenn gleich Herren, werden doch in ihnen<lb/>
zu wenig Landbe&#x017F;itzer, um einheimi&#x017F;ch zu werden. &#x2014;<lb/>
Wenn gleich mehrere die&#x017F;er Zwecke &#x017F;ich bey den&#x017F;elben<lb/>
Colonien vereinigen la&#x017F;&#x017F;en, &#x017F;o wird doch Einer der&#x017F;el-<lb/>
ben immer Hauptzweck &#x017F;eyn; und nach die&#x017F;em der<lb/>
ganze Charakter der Colonie &#x017F;ich be&#x017F;timmen.</p><lb/>
                <p>2. Was Colonien jeder Art <hi rendition="#g">fu&#x0364;r den Mutter-<lb/>
&#x017F;taat</hi> &#x017F;eyn <hi rendition="#g">ko&#x0364;nnen</hi>, mußte er&#x017F;t eine lang&#x017F;ame Erfah-<lb/>
<fw place="bottom" type="sig">C</fw><fw place="bottom" type="catch">rung</fw><lb/></p>
              </div>
            </div>
          </div>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[33/0071] A. 2. Geſch. d. Entſt. d. Colon. 1492--1515. und erwachſen bey dem Fortgange zu einer wahren Nation. 2. Pflanzungs-Colonien. Ihr Zweck iſt Erzeugung beſtimmter Naturproducte in Plantagen fuͤr Europa. Die Coloniſten, wenn gleich Landbeſitzer, werden doch weniger einheimiſch, und ihre Zahl bleibt auch meiſt zu gering, als daß ſie zu einer Nation erwachſen koͤnnten. In ihnen iſt Scla- verey vorzugsweiſe zu Hauſe. 3. Bergbau-Co- lonien. Ihr Zweck iſt die Gewinnung der Metalle. Die Coloniſten werden in ihnen einheimiſch. Sie koͤnnen ſehr ausgedehnt, aber als bloße Bergbau-Co- lonien nicht ſehr volkreich werden. 4. Handels- Colonien. Ihr Zweck iſt Handel mit den Natur- producten des Landes oder des Meers, (Fiſche- reyen), und den Kunſtproducten der einheimiſchen Voͤlker. Sie beſtanden anfangs nur aus Niederlaſ- ſungen zu Stapelplaͤtzen des Handels; aber durch Ge- walt und Liſt erweiterten ſich dieſe zu Eroberungen, ohne daß doch der Hauptzweck ſich aͤnderte. Die Fremden, wenn gleich Herren, werden doch in ihnen zu wenig Landbeſitzer, um einheimiſch zu werden. — Wenn gleich mehrere dieſer Zwecke ſich bey denſelben Colonien vereinigen laſſen, ſo wird doch Einer derſel- ben immer Hauptzweck ſeyn; und nach dieſem der ganze Charakter der Colonie ſich beſtimmen. 2. Was Colonien jeder Art fuͤr den Mutter- ſtaat ſeyn koͤnnen, mußte erſt eine langſame Erfah- rung C

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/heeren_staatensystem_1809
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/heeren_staatensystem_1809/71
Zitationshilfe: Heeren, Arnold H. L.: Geschichte des Europäischen Staatensystems und seiner Kolonien. Göttingen, 1809, S. 33. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/heeren_staatensystem_1809/71>, abgerufen am 16.04.2024.