Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Heffter, August Wilhelm: Das Europäische Völkerrecht der Gegenwart. Berlin, 1844.

Bild:
<< vorherige Seite
§. 55. Völkerrecht im Zustand des Friedens.

Ein Recht des Asyls für dritte ist, wenigstens zugestandener
Maaßen, damit nicht verbunden.

Völkerrechtliches Verhältniß der Familie des Souveräns.

55. Auch die Mitglieder der Familie eines Souveräns haben
wenigstens in Erbmonarchieen einen approximativen Antheil an
den Prärogativen des regierenden Familienhauptes. So theilt die
Gemahlin desselben bei vollgiltiger Ehe Rang und Titel 1 und be-
hält sie auch als Wittwe, wiewohl sie der Gemahlin des alsdann
Regierenden in cerimonieller Hinsicht nachsteht. 2 Welche Rechte
dem Gemahl einer Souveränin zustehen sollen, ist zunächst Verfas-
sungssache eines jeden Staates. 3

Alle übrigen Mitglieder einer souveränen Familie führen durch-
gängig gewisse Titel und Prädicate, welche dieser Stellung entspre-
chen, gewöhnlich aber, wenigstens in Kaiserlichen und Königlichen
Häusern, etwas geringer sind als die des Regierenden selbst,
nämlich

die Prinzen und Prinzessinnen in Kaiserhäusern das Prädicat:
Kaiserliche Hoheit,
die Prinzen und Prinzessinnen in Könighäusern: Königliche
Hoheit
,

so weit sie selbst schon von Kaisern und Königen abstammen, oder
jene Prädicate besonders erworben haben; in Großherzoglichen
Häusern und im Hessischen Curhause: Hoheit, wiewohl in jenen
dem präsumtiven Erbfolger aus der Descendenz des regierenden
Großherzogs als Erbgroßherzog häufig schon das väterliche Prädi-
cat: "Königliche Hoheit" gegeben wird und gegeben werden darf. 4
Alle Glieder herzoglicher und fürstlicher Familien von bereits fürst-
licher Abkunft führen das Prädikat Durchlaucht.


1 Moser, Versuch I, 316. Staatsr. XX, 352.
2 Klüber, öffentl. R. des t. B. §. 248. de Neum. in Wolffsfeld J. Princ.
priv. t. II, tit.
29. §. 361.
3 Verschiedenes darüber bei Schwertner, de matrimonio feminae imperan-
tis cum subdito. Lips. 1686. Pathenius, Diss. II. de marito reginae.
Gryphisw.
1707. Moser, Vers. I, 314. J. J. Surland, vom Gemahl
einer Königin. Halle 1777. v. Steck, vom Gemahl einer Königin. Berl.
1777.
4 S. oben S. 50.
§. 55. Voͤlkerrecht im Zuſtand des Friedens.

Ein Recht des Aſyls für dritte iſt, wenigſtens zugeſtandener
Maaßen, damit nicht verbunden.

Völkerrechtliches Verhältniß der Familie des Souveräns.

55. Auch die Mitglieder der Familie eines Souveräns haben
wenigſtens in Erbmonarchieen einen approximativen Antheil an
den Prärogativen des regierenden Familienhauptes. So theilt die
Gemahlin deſſelben bei vollgiltiger Ehe Rang und Titel 1 und be-
hält ſie auch als Wittwe, wiewohl ſie der Gemahlin des alsdann
Regierenden in cerimonieller Hinſicht nachſteht. 2 Welche Rechte
dem Gemahl einer Souveränin zuſtehen ſollen, iſt zunächſt Verfaſ-
ſungsſache eines jeden Staates. 3

Alle übrigen Mitglieder einer ſouveränen Familie führen durch-
gängig gewiſſe Titel und Prädicate, welche dieſer Stellung entſpre-
chen, gewöhnlich aber, wenigſtens in Kaiſerlichen und Königlichen
Häuſern, etwas geringer ſind als die des Regierenden ſelbſt,
nämlich

die Prinzen und Prinzeſſinnen in Kaiſerhäuſern das Prädicat:
Kaiſerliche Hoheit,
die Prinzen und Prinzeſſinnen in Könighäuſern: Königliche
Hoheit
,

ſo weit ſie ſelbſt ſchon von Kaiſern und Königen abſtammen, oder
jene Prädicate beſonders erworben haben; in Großherzoglichen
Häuſern und im Heſſiſchen Curhauſe: Hoheit, wiewohl in jenen
dem präſumtiven Erbfolger aus der Descendenz des regierenden
Großherzogs als Erbgroßherzog häufig ſchon das väterliche Prädi-
cat: „Königliche Hoheit“ gegeben wird und gegeben werden darf. 4
Alle Glieder herzoglicher und fürſtlicher Familien von bereits fürſt-
licher Abkunft führen das Prädikat Durchlaucht.


1 Moſer, Verſuch I, 316. Staatsr. XX, 352.
2 Klüber, öffentl. R. des t. B. §. 248. de Neum. in Wolffsfeld J. Princ.
priv. t. II, tit.
29. §. 361.
3 Verſchiedenes darüber bei Schwertner, de matrimonio feminae imperan-
tis cum subdito. Lips. 1686. Pathenius, Diss. II. de marito reginae.
Gryphisw.
1707. Moſer, Verſ. I, 314. J. J. Surland, vom Gemahl
einer Königin. Halle 1777. v. Steck, vom Gemahl einer Königin. Berl.
1777.
4 S. oben S. 50.
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <div n="3">
            <div n="4">
              <pb facs="#f0125" n="101"/>
              <fw place="top" type="header">§. 55. <hi rendition="#g">Vo&#x0364;lkerrecht im Zu&#x017F;tand des Friedens</hi>.</fw><lb/>
              <p>Ein Recht des A&#x017F;yls für dritte i&#x017F;t, wenig&#x017F;tens zuge&#x017F;tandener<lb/>
Maaßen, damit nicht verbunden.</p>
            </div><lb/>
            <div n="4">
              <head>Völkerrechtliches Verhältniß der Familie des Souveräns.</head><lb/>
              <p>55. Auch die Mitglieder der Familie eines Souveräns haben<lb/>
wenig&#x017F;tens in Erbmonarchieen einen approximativen Antheil an<lb/>
den Prärogativen des regierenden Familienhauptes. So theilt die<lb/>
Gemahlin de&#x017F;&#x017F;elben bei vollgiltiger Ehe Rang und Titel <note place="foot" n="1">Mo&#x017F;er, Ver&#x017F;uch <hi rendition="#aq">I,</hi> 316. Staatsr. <hi rendition="#aq">XX,</hi> 352.</note> und be-<lb/>
hält &#x017F;ie auch als Wittwe, wiewohl &#x017F;ie der Gemahlin des alsdann<lb/>
Regierenden in cerimonieller Hin&#x017F;icht nach&#x017F;teht. <note place="foot" n="2">Klüber, öffentl. R. des t. B. §. 248. <hi rendition="#aq">de Neum. in Wolffsfeld J. Princ.<lb/>
priv. t. II, tit.</hi> 29. §. 361.</note> Welche Rechte<lb/>
dem Gemahl einer Souveränin zu&#x017F;tehen &#x017F;ollen, i&#x017F;t zunäch&#x017F;t Verfa&#x017F;-<lb/>
&#x017F;ungs&#x017F;ache eines jeden Staates. <note place="foot" n="3">Ver&#x017F;chiedenes darüber bei <hi rendition="#aq">Schwertner, de matrimonio feminae imperan-<lb/>
tis cum subdito. Lips. 1686. Pathenius, Diss. II. de marito reginae.<lb/>
Gryphisw.</hi> 1707. Mo&#x017F;er, Ver&#x017F;. <hi rendition="#aq">I,</hi> 314. J. J. Surland, vom Gemahl<lb/>
einer Königin. Halle 1777. v. Steck, vom Gemahl einer Königin. Berl.<lb/>
1777.</note></p><lb/>
              <p>Alle übrigen Mitglieder einer &#x017F;ouveränen Familie führen durch-<lb/>
gängig gewi&#x017F;&#x017F;e Titel und Prädicate, welche die&#x017F;er Stellung ent&#x017F;pre-<lb/>
chen, gewöhnlich aber, wenig&#x017F;tens in Kai&#x017F;erlichen und Königlichen<lb/>
Häu&#x017F;ern, etwas geringer &#x017F;ind als die des Regierenden &#x017F;elb&#x017F;t,<lb/>
nämlich</p><lb/>
              <list>
                <item>die Prinzen und Prinze&#x017F;&#x017F;innen in Kai&#x017F;erhäu&#x017F;ern das Prädicat:<lb/><hi rendition="#g">Kai&#x017F;erliche Hoheit</hi>,</item><lb/>
                <item>die Prinzen und Prinze&#x017F;&#x017F;innen in Könighäu&#x017F;ern: <hi rendition="#g">Königliche<lb/>
Hoheit</hi>,</item>
              </list><lb/>
              <p>&#x017F;o weit &#x017F;ie &#x017F;elb&#x017F;t &#x017F;chon von Kai&#x017F;ern und Königen ab&#x017F;tammen, oder<lb/>
jene Prädicate be&#x017F;onders erworben haben; in Großherzoglichen<lb/>
Häu&#x017F;ern und im He&#x017F;&#x017F;i&#x017F;chen Curhau&#x017F;e: <hi rendition="#g">Hoheit</hi>, wiewohl in jenen<lb/>
dem prä&#x017F;umtiven Erbfolger aus der Descendenz des regierenden<lb/>
Großherzogs als Erbgroßherzog häufig &#x017F;chon das väterliche Prädi-<lb/>
cat: &#x201E;Königliche Hoheit&#x201C; gegeben wird und gegeben werden darf. <note place="foot" n="4">S. oben S. 50.</note><lb/>
Alle Glieder herzoglicher und für&#x017F;tlicher Familien von bereits für&#x017F;t-<lb/>
licher Abkunft führen das Prädikat <hi rendition="#g">Durchlaucht</hi>.</p><lb/>
            </div>
          </div>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[101/0125] §. 55. Voͤlkerrecht im Zuſtand des Friedens. Ein Recht des Aſyls für dritte iſt, wenigſtens zugeſtandener Maaßen, damit nicht verbunden. Völkerrechtliches Verhältniß der Familie des Souveräns. 55. Auch die Mitglieder der Familie eines Souveräns haben wenigſtens in Erbmonarchieen einen approximativen Antheil an den Prärogativen des regierenden Familienhauptes. So theilt die Gemahlin deſſelben bei vollgiltiger Ehe Rang und Titel 1 und be- hält ſie auch als Wittwe, wiewohl ſie der Gemahlin des alsdann Regierenden in cerimonieller Hinſicht nachſteht. 2 Welche Rechte dem Gemahl einer Souveränin zuſtehen ſollen, iſt zunächſt Verfaſ- ſungsſache eines jeden Staates. 3 Alle übrigen Mitglieder einer ſouveränen Familie führen durch- gängig gewiſſe Titel und Prädicate, welche dieſer Stellung entſpre- chen, gewöhnlich aber, wenigſtens in Kaiſerlichen und Königlichen Häuſern, etwas geringer ſind als die des Regierenden ſelbſt, nämlich die Prinzen und Prinzeſſinnen in Kaiſerhäuſern das Prädicat: Kaiſerliche Hoheit, die Prinzen und Prinzeſſinnen in Könighäuſern: Königliche Hoheit, ſo weit ſie ſelbſt ſchon von Kaiſern und Königen abſtammen, oder jene Prädicate beſonders erworben haben; in Großherzoglichen Häuſern und im Heſſiſchen Curhauſe: Hoheit, wiewohl in jenen dem präſumtiven Erbfolger aus der Descendenz des regierenden Großherzogs als Erbgroßherzog häufig ſchon das väterliche Prädi- cat: „Königliche Hoheit“ gegeben wird und gegeben werden darf. 4 Alle Glieder herzoglicher und fürſtlicher Familien von bereits fürſt- licher Abkunft führen das Prädikat Durchlaucht. 1 Moſer, Verſuch I, 316. Staatsr. XX, 352. 2 Klüber, öffentl. R. des t. B. §. 248. de Neum. in Wolffsfeld J. Princ. priv. t. II, tit. 29. §. 361. 3 Verſchiedenes darüber bei Schwertner, de matrimonio feminae imperan- tis cum subdito. Lips. 1686. Pathenius, Diss. II. de marito reginae. Gryphisw. 1707. Moſer, Verſ. I, 314. J. J. Surland, vom Gemahl einer Königin. Halle 1777. v. Steck, vom Gemahl einer Königin. Berl. 1777. 4 S. oben S. 50.

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/heffter_voelkerrecht_1844
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/heffter_voelkerrecht_1844/125
Zitationshilfe: Heffter, August Wilhelm: Das Europäische Völkerrecht der Gegenwart. Berlin, 1844, S. 101. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/heffter_voelkerrecht_1844/125>, abgerufen am 28.03.2024.