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Hegel, Georg Wilhelm Friedrich: Wissenschaft der Logik. Bd. 1,1. Nürnberg, 1812.

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es sind zwey Momente, das einfache Fürsichseyn, und
das Seyn-für-eines; jedes für sich betrachtet, und je-
des ist auch so für sich, denn jedes ist auch das Ganze,
sinkt in der einfachen Beziehung auf sich in die Unmit-
telbarkeit zusammen, und damit in das Daseyn gegen-
einander, in eine Beziehung von solchen, die nicht nur
als Bezogene, sondern auch unmittelbar sind.

Anmerkung.

Das Eins in dieser Form von Daseyn ist die Stuf-
fe der Kategorie, die bey den Alten, als das Atomi-
stische Princip
vorgekommen ist, nach welchem das
Wesen der Dinge ist, das Atome und das Leere,
(to atomon oder ta atoma kai tokenon.) Die Abstraction
zu dieser Form gediehen, hat eine größere Bestimmtheit
gewonnen, als das Seyn des Parmenides und das
Werden des Heraklits. So hoch sie steht, indem sie
diese einfache Bestimmtheit des Eins und des Leeren zum
Princip aller Dinge macht, die unendliche Mannichfal-
tigkeit der Welt auf diesen einfachen Gegensatz zurück-
führt und sie aus ihm zu erkennen sich erkühnt, so leicht
ist es für das vorstellende Reflectiren, sich hier Atome
und daneben das Leere vorzustellen. Es ist daher
kein Wunder, daß das atomistische Princip sich jederzeit
erhalten hat; das gleich triviale und äusserliche Verhält-
niß der Zusammensetzung, das noch hinzukommen
muß, um zum Scheine einer Verschiedenheit und Man-
nichfaltigkeit zu gelangen, ist eben so populär als die
Atome selbst und das Leere. Das Eins und das Leere
ist das Fürsichseyn, das höchste Insichseyn zur völligen
Aeusserlichkeit herabgesunken; denn im Eins ist die Un-
mittelbarkeit oder das Seyn vorhanden, das, weil es
die Negation alles Andersseyns ist, nicht mehr bestimm-
bar und veränderlich ist, also auch nicht wieder in sich

zurück-
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Qualitaͤt.
es ſind zwey Momente, das einfache Fuͤrſichſeyn, und
das Seyn-fuͤr-eines; jedes fuͤr ſich betrachtet, und je-
des iſt auch ſo fuͤr ſich, denn jedes iſt auch das Ganze,
ſinkt in der einfachen Beziehung auf ſich in die Unmit-
telbarkeit zuſammen, und damit in das Daſeyn gegen-
einander, in eine Beziehung von ſolchen, die nicht nur
als Bezogene, ſondern auch unmittelbar ſind.

Anmerkung.

Das Eins in dieſer Form von Daſeyn iſt die Stuf-
fe der Kategorie, die bey den Alten, als das Atomi-
ſtiſche Princip
vorgekommen iſt, nach welchem das
Weſen der Dinge iſt, das Atome und das Leere,
(το ἀτομον oder τα ἀτομα και τοκενον.) Die Abſtraction
zu dieſer Form gediehen, hat eine groͤßere Beſtimmtheit
gewonnen, als das Seyn des Parmenides und das
Werden des Heraklits. So hoch ſie ſteht, indem ſie
dieſe einfache Beſtimmtheit des Eins und des Leeren zum
Princip aller Dinge macht, die unendliche Mannichfal-
tigkeit der Welt auf dieſen einfachen Gegenſatz zuruͤck-
fuͤhrt und ſie aus ihm zu erkennen ſich erkuͤhnt, ſo leicht
iſt es fuͤr das vorſtellende Reflectiren, ſich hier Atome
und daneben das Leere vorzuſtellen. Es iſt daher
kein Wunder, daß das atomiſtiſche Princip ſich jederzeit
erhalten hat; das gleich triviale und aͤuſſerliche Verhaͤlt-
niß der Zuſammenſetzung, das noch hinzukommen
muß, um zum Scheine einer Verſchiedenheit und Man-
nichfaltigkeit zu gelangen, iſt eben ſo populaͤr als die
Atome ſelbſt und das Leere. Das Eins und das Leere
iſt das Fuͤrſichſeyn, das hoͤchſte Inſichſeyn zur voͤlligen
Aeuſſerlichkeit herabgeſunken; denn im Eins iſt die Un-
mittelbarkeit oder das Seyn vorhanden, das, weil es
die Negation alles Andersſeyns iſt, nicht mehr beſtimm-
bar und veraͤnderlich iſt, alſo auch nicht wieder in ſich

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[103/0151] Qualitaͤt. es ſind zwey Momente, das einfache Fuͤrſichſeyn, und das Seyn-fuͤr-eines; jedes fuͤr ſich betrachtet, und je- des iſt auch ſo fuͤr ſich, denn jedes iſt auch das Ganze, ſinkt in der einfachen Beziehung auf ſich in die Unmit- telbarkeit zuſammen, und damit in das Daſeyn gegen- einander, in eine Beziehung von ſolchen, die nicht nur als Bezogene, ſondern auch unmittelbar ſind. Anmerkung. Das Eins in dieſer Form von Daſeyn iſt die Stuf- fe der Kategorie, die bey den Alten, als das Atomi- ſtiſche Princip vorgekommen iſt, nach welchem das Weſen der Dinge iſt, das Atome und das Leere, (το ἀτομον oder τα ἀτομα και τοκενον.) Die Abſtraction zu dieſer Form gediehen, hat eine groͤßere Beſtimmtheit gewonnen, als das Seyn des Parmenides und das Werden des Heraklits. So hoch ſie ſteht, indem ſie dieſe einfache Beſtimmtheit des Eins und des Leeren zum Princip aller Dinge macht, die unendliche Mannichfal- tigkeit der Welt auf dieſen einfachen Gegenſatz zuruͤck- fuͤhrt und ſie aus ihm zu erkennen ſich erkuͤhnt, ſo leicht iſt es fuͤr das vorſtellende Reflectiren, ſich hier Atome und daneben das Leere vorzuſtellen. Es iſt daher kein Wunder, daß das atomiſtiſche Princip ſich jederzeit erhalten hat; das gleich triviale und aͤuſſerliche Verhaͤlt- niß der Zuſammenſetzung, das noch hinzukommen muß, um zum Scheine einer Verſchiedenheit und Man- nichfaltigkeit zu gelangen, iſt eben ſo populaͤr als die Atome ſelbſt und das Leere. Das Eins und das Leere iſt das Fuͤrſichſeyn, das hoͤchſte Inſichſeyn zur voͤlligen Aeuſſerlichkeit herabgeſunken; denn im Eins iſt die Un- mittelbarkeit oder das Seyn vorhanden, das, weil es die Negation alles Andersſeyns iſt, nicht mehr beſtimm- bar und veraͤnderlich iſt, alſo auch nicht wieder in ſich zuruͤck- J 2

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Zitationshilfe: Hegel, Georg Wilhelm Friedrich: Wissenschaft der Logik. Bd. 1,1. Nürnberg, 1812, S. 103. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/hegel_logik0101_1812/151>, abgerufen am 28.03.2024.