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Hegel, Georg Wilhelm Friedrich: Wissenschaft der Logik. Bd. 1,1. Nürnberg, 1812.

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Das Maaß.
mend betrachtet, dagegen von den verschiedenen in ihr
befindlichen Körpern verschieden aufgenommen wird, in-
dem dieselben durch ihr immanentes Maaß die äusserlich
empfangene Temperatur bestimmen. Insofern verschie-
dene Körper in einer und derselben Temperatur vergli-
chen werden, so geben die Verhältnißzahlen der Verglei-
chung ihre specifischen Wärmen, oder ihre Capacitäten.
Aber die Capacitäten der Körper ändern sich in verschie-
denen Temperaturen. Es zeigt sich in der Vermehrung
oder Verminderung der Temperatur eine besondere Spe-
cification. Das Verhältniß der Temperatur, die als
äusserliche vorgestellt wird, zur Temperatur eines be-
stimmten Körpers hat nicht einen festen Verhältnißexpo-
nenten; die Vermehrung oder Verminderung der am Kör-
per daseyenden Wärme geht nicht gleichförmig mit der
Zu- und Abnahme der äusserlichen fort. Wenn daher die
äussere als eine Abscisse, die andere als Ordinate vor-
gestellt würde, so würde, indem jene gleichförmig wüch-
se, durch die entsprechende Veränderung von dieser eine
krumme Linie beschrieben werden. -- Es wird dabey ei-
ne Temperatur als äusserlich überhaupt angenommen,
deren Veränderung bloß äusserlich oder rein quantitativ
sey. Aber sie ist Temperatur der Luft oder sonst specifi-
sche Temperatur, und näher betrachtet, würde daher
das Verhältniß eigentlich nicht als Verhältniß von einem
bloß quantitativen zu einem qualificirenden, sondern von
zwey specifischen Quantis zu nehmen seyn. Wie sich
das specificirende Verhältniß gleich weiter bestimmen
wird, daß die Momente des Maaßes nicht nur in einer
quantitativen und einer das Quantum qualificirenden
Seite einer und derselben Qualität bestehen, sondern im
Verhältnisse zweyer Qualitäten, welche an ihnen selbst
Maaße sind.

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U

Das Maaß.
mend betrachtet, dagegen von den verſchiedenen in ihr
befindlichen Koͤrpern verſchieden aufgenommen wird, in-
dem dieſelben durch ihr immanentes Maaß die aͤuſſerlich
empfangene Temperatur beſtimmen. Inſofern verſchie-
dene Koͤrper in einer und derſelben Temperatur vergli-
chen werden, ſo geben die Verhaͤltnißzahlen der Verglei-
chung ihre ſpecifiſchen Waͤrmen, oder ihre Capacitaͤten.
Aber die Capacitaͤten der Koͤrper aͤndern ſich in verſchie-
denen Temperaturen. Es zeigt ſich in der Vermehrung
oder Verminderung der Temperatur eine beſondere Spe-
cification. Das Verhaͤltniß der Temperatur, die als
aͤuſſerliche vorgeſtellt wird, zur Temperatur eines be-
ſtimmten Koͤrpers hat nicht einen feſten Verhaͤltnißexpo-
nenten; die Vermehrung oder Verminderung der am Koͤr-
per daſeyenden Waͤrme geht nicht gleichfoͤrmig mit der
Zu- und Abnahme der aͤuſſerlichen fort. Wenn daher die
aͤuſſere als eine Abſciſſe, die andere als Ordinate vor-
geſtellt wuͤrde, ſo wuͤrde, indem jene gleichfoͤrmig wuͤch-
ſe, durch die entſprechende Veraͤnderung von dieſer eine
krumme Linie beſchrieben werden. — Es wird dabey ei-
ne Temperatur als aͤuſſerlich uͤberhaupt angenommen,
deren Veraͤnderung bloß aͤuſſerlich oder rein quantitativ
ſey. Aber ſie iſt Temperatur der Luft oder ſonſt ſpecifi-
ſche Temperatur, und naͤher betrachtet, wuͤrde daher
das Verhaͤltniß eigentlich nicht als Verhaͤltniß von einem
bloß quantitativen zu einem qualificirenden, ſondern von
zwey ſpecifiſchen Quantis zu nehmen ſeyn. Wie ſich
das ſpecificirende Verhaͤltniß gleich weiter beſtimmen
wird, daß die Momente des Maaßes nicht nur in einer
quantitativen und einer das Quantum qualificirenden
Seite einer und derſelben Qualitaͤt beſtehen, ſondern im
Verhaͤltniſſe zweyer Qualitaͤten, welche an ihnen ſelbſt
Maaße ſind.

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[277/0325] Das Maaß. mend betrachtet, dagegen von den verſchiedenen in ihr befindlichen Koͤrpern verſchieden aufgenommen wird, in- dem dieſelben durch ihr immanentes Maaß die aͤuſſerlich empfangene Temperatur beſtimmen. Inſofern verſchie- dene Koͤrper in einer und derſelben Temperatur vergli- chen werden, ſo geben die Verhaͤltnißzahlen der Verglei- chung ihre ſpecifiſchen Waͤrmen, oder ihre Capacitaͤten. Aber die Capacitaͤten der Koͤrper aͤndern ſich in verſchie- denen Temperaturen. Es zeigt ſich in der Vermehrung oder Verminderung der Temperatur eine beſondere Spe- cification. Das Verhaͤltniß der Temperatur, die als aͤuſſerliche vorgeſtellt wird, zur Temperatur eines be- ſtimmten Koͤrpers hat nicht einen feſten Verhaͤltnißexpo- nenten; die Vermehrung oder Verminderung der am Koͤr- per daſeyenden Waͤrme geht nicht gleichfoͤrmig mit der Zu- und Abnahme der aͤuſſerlichen fort. Wenn daher die aͤuſſere als eine Abſciſſe, die andere als Ordinate vor- geſtellt wuͤrde, ſo wuͤrde, indem jene gleichfoͤrmig wuͤch- ſe, durch die entſprechende Veraͤnderung von dieſer eine krumme Linie beſchrieben werden. — Es wird dabey ei- ne Temperatur als aͤuſſerlich uͤberhaupt angenommen, deren Veraͤnderung bloß aͤuſſerlich oder rein quantitativ ſey. Aber ſie iſt Temperatur der Luft oder ſonſt ſpecifi- ſche Temperatur, und naͤher betrachtet, wuͤrde daher das Verhaͤltniß eigentlich nicht als Verhaͤltniß von einem bloß quantitativen zu einem qualificirenden, ſondern von zwey ſpecifiſchen Quantis zu nehmen ſeyn. Wie ſich das ſpecificirende Verhaͤltniß gleich weiter beſtimmen wird, daß die Momente des Maaßes nicht nur in einer quantitativen und einer das Quantum qualificirenden Seite einer und derſelben Qualitaͤt beſtehen, ſondern im Verhaͤltniſſe zweyer Qualitaͤten, welche an ihnen ſelbſt Maaße ſind. 3. Un- U

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Zitationshilfe: Hegel, Georg Wilhelm Friedrich: Wissenschaft der Logik. Bd. 1,1. Nürnberg, 1812, S. 277. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/hegel_logik0101_1812/325>, abgerufen am 19.04.2024.