Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Hegel, Georg Wilhelm Friedrich: Wissenschaft der Logik. Bd. 1,2. Nürnberg, 1813.

Bild:
<< vorherige Seite

Zweytes Buch. I. Abschnitt.
sich nicht auf anderes beziehende Unterschied;
er schließt als Entgegensetzung die Identität von sich aus;
aber somit sich selbst, denn als Beziehung auf sich
bestimmt er sich als die Identität selbst, die er ausschließt.

2. Der Widerspruch löst sich auf.

In der sich selbst ausschliessenden Reflexion, die be-
trachtet wurde, hebt das Positive und das Negative je-
des in seiner Selbstständigkeit sich selbst auf; jedes ist
schlechthin das Uebergehen oder vielmehr das sich Ueber-
setzen seiner in sein Gegentheil. Diß rastlose Verschwin-
den der Entgegengesetzten in ihnen selbst ist die nächste
Einheit
, welche durch den Widerspruch zu Stande
kommt; sie ist die Null.

Der Widerspruch enthält aber nicht bloß das Ne-
gative
sondern auch das Positive; oder die sich selbst
ausschliessende Reflexion ist zugleich setzende Reflexion;
das Resultat des Widerspruchs ist nicht nur Null. --
Das Positive und Negative machen das Gesetztseyn
der Selbstständigkeit aus; die Negation ihrer durch sie
selbst hebt das Gesetztseyn der Selbstständigkeit auf.
Diß ist es, was in Wahrheit im Widerspruche zu Grund
geht.

Die Reflexion in sich, wodurch die Seiten des Ge-
gensatzes sich zu selbstständigen Beziehungen auf sich ma-
chen, ist zunächst ihre Selbstständigkeit als unter-
schiedener
Momente; sie sind so nur an sich diese
Selbstständigkeit, denn sie sind noch entgegengesetzte, und
daß sie es an sich sind, macht ihr Gesetztseyn aus.
Aber ihre ausschliessende Reflexion hebt diß Gesetztseyn
auf, macht sie zu fürsichseyenden Selbstständigen, zu sol-
chen, die nicht nur an sich, sondern durch ihre negati-

ve

Zweytes Buch. I. Abſchnitt.
ſich nicht auf anderes beziehende Unterſchied;
er ſchließt als Entgegenſetzung die Identitaͤt von ſich aus;
aber ſomit ſich ſelbſt, denn als Beziehung auf ſich
beſtimmt er ſich als die Identitaͤt ſelbſt, die er ausſchließt.

2. Der Widerſpruch loͤst ſich auf.

In der ſich ſelbſt ausſchlieſſenden Reflexion, die be-
trachtet wurde, hebt das Poſitive und das Negative je-
des in ſeiner Selbſtſtaͤndigkeit ſich ſelbſt auf; jedes iſt
ſchlechthin das Uebergehen oder vielmehr das ſich Ueber-
ſetzen ſeiner in ſein Gegentheil. Diß raſtloſe Verſchwin-
den der Entgegengeſetzten in ihnen ſelbſt iſt die naͤchſte
Einheit
, welche durch den Widerſpruch zu Stande
kommt; ſie iſt die Null.

Der Widerſpruch enthaͤlt aber nicht bloß das Ne-
gative
ſondern auch das Poſitive; oder die ſich ſelbſt
ausſchlieſſende Reflexion iſt zugleich ſetzende Reflexion;
das Reſultat des Widerſpruchs iſt nicht nur Null. —
Das Poſitive und Negative machen das Geſetztſeyn
der Selbſtſtaͤndigkeit aus; die Negation ihrer durch ſie
ſelbſt hebt das Geſetztſeyn der Selbſtſtaͤndigkeit auf.
Diß iſt es, was in Wahrheit im Widerſpruche zu Grund
geht.

Die Reflexion in ſich, wodurch die Seiten des Ge-
genſatzes ſich zu ſelbſtſtaͤndigen Beziehungen auf ſich ma-
chen, iſt zunaͤchſt ihre Selbſtſtaͤndigkeit als unter-
ſchiedener
Momente; ſie ſind ſo nur an ſich dieſe
Selbſtſtaͤndigkeit, denn ſie ſind noch entgegengeſetzte, und
daß ſie es an ſich ſind, macht ihr Geſetztſeyn aus.
Aber ihre ausſchlieſſende Reflexion hebt diß Geſetztſeyn
auf, macht ſie zu fuͤrſichſeyenden Selbſtſtaͤndigen, zu ſol-
chen, die nicht nur an ſich, ſondern durch ihre negati-

ve
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <div n="3">
            <div n="4">
              <div n="5">
                <p><pb facs="#f0080" n="68"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#g">Zweytes Buch</hi>. <hi rendition="#aq">I.</hi><hi rendition="#g">Ab&#x017F;chnitt</hi>.</fw><lb/>
&#x017F;ich <hi rendition="#g">nicht auf anderes beziehende</hi> Unter&#x017F;chied;<lb/>
er &#x017F;chließt als Entgegen&#x017F;etzung die Identita&#x0364;t von &#x017F;ich aus;<lb/>
aber &#x017F;omit &#x017F;ich &#x017F;elb&#x017F;t, denn als <hi rendition="#g">Beziehung auf &#x017F;ich</hi><lb/>
be&#x017F;timmt er &#x017F;ich als die Identita&#x0364;t &#x017F;elb&#x017F;t, die er aus&#x017F;chließt.</p><lb/>
                <div n="6">
                  <head>2. <hi rendition="#g">Der Wider&#x017F;pruch lo&#x0364;st &#x017F;ich auf</hi>.</head><lb/>
                  <p>In der &#x017F;ich &#x017F;elb&#x017F;t aus&#x017F;chlie&#x017F;&#x017F;enden Reflexion, die be-<lb/>
trachtet wurde, hebt das Po&#x017F;itive und das Negative je-<lb/>
des in &#x017F;einer Selb&#x017F;t&#x017F;ta&#x0364;ndigkeit &#x017F;ich &#x017F;elb&#x017F;t auf; jedes i&#x017F;t<lb/>
&#x017F;chlechthin das Uebergehen oder vielmehr das &#x017F;ich Ueber-<lb/>
&#x017F;etzen &#x017F;einer in &#x017F;ein Gegentheil. Diß ra&#x017F;tlo&#x017F;e Ver&#x017F;chwin-<lb/>
den der Entgegenge&#x017F;etzten in ihnen &#x017F;elb&#x017F;t i&#x017F;t die <hi rendition="#g">na&#x0364;ch&#x017F;te<lb/>
Einheit</hi>, welche durch den Wider&#x017F;pruch zu Stande<lb/>
kommt; &#x017F;ie i&#x017F;t die <hi rendition="#g">Null</hi>.</p><lb/>
                  <p>Der Wider&#x017F;pruch entha&#x0364;lt aber nicht bloß das <hi rendition="#g">Ne-<lb/>
gative</hi> &#x017F;ondern auch das <hi rendition="#g">Po&#x017F;itive</hi>; oder die &#x017F;ich &#x017F;elb&#x017F;t<lb/>
aus&#x017F;chlie&#x017F;&#x017F;ende Reflexion i&#x017F;t zugleich <hi rendition="#g">&#x017F;etzende</hi> Reflexion;<lb/>
das Re&#x017F;ultat des Wider&#x017F;pruchs i&#x017F;t nicht nur Null. &#x2014;<lb/>
Das Po&#x017F;itive und Negative machen das <hi rendition="#g">Ge&#x017F;etzt&#x017F;eyn</hi><lb/>
der Selb&#x017F;t&#x017F;ta&#x0364;ndigkeit aus; die Negation ihrer durch &#x017F;ie<lb/>
&#x017F;elb&#x017F;t hebt das <hi rendition="#g">Ge&#x017F;etzt&#x017F;eyn</hi> der Selb&#x017F;t&#x017F;ta&#x0364;ndigkeit auf.<lb/>
Diß i&#x017F;t es, was in Wahrheit im Wider&#x017F;pruche zu Grund<lb/>
geht.</p><lb/>
                  <p>Die Reflexion in &#x017F;ich, wodurch die Seiten des Ge-<lb/>
gen&#x017F;atzes &#x017F;ich zu &#x017F;elb&#x017F;t&#x017F;ta&#x0364;ndigen Beziehungen auf &#x017F;ich ma-<lb/>
chen, i&#x017F;t zuna&#x0364;ch&#x017F;t ihre Selb&#x017F;t&#x017F;ta&#x0364;ndigkeit als <hi rendition="#g">unter-<lb/>
&#x017F;chiedener</hi> Momente; &#x017F;ie &#x017F;ind &#x017F;o nur <hi rendition="#g">an &#x017F;ich</hi> die&#x017F;e<lb/>
Selb&#x017F;t&#x017F;ta&#x0364;ndigkeit, denn &#x017F;ie &#x017F;ind noch entgegenge&#x017F;etzte, und<lb/>
daß &#x017F;ie es <hi rendition="#g">an &#x017F;ich</hi> &#x017F;ind, macht ihr Ge&#x017F;etzt&#x017F;eyn aus.<lb/>
Aber ihre aus&#x017F;chlie&#x017F;&#x017F;ende Reflexion hebt diß Ge&#x017F;etzt&#x017F;eyn<lb/>
auf, macht &#x017F;ie zu fu&#x0364;r&#x017F;ich&#x017F;eyenden Selb&#x017F;t&#x017F;ta&#x0364;ndigen, zu &#x017F;ol-<lb/>
chen, die nicht nur <hi rendition="#g">an &#x017F;ich</hi>, &#x017F;ondern durch ihre negati-<lb/>
<fw place="bottom" type="catch">ve</fw><lb/></p>
                </div>
              </div>
            </div>
          </div>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[68/0080] Zweytes Buch. I. Abſchnitt. ſich nicht auf anderes beziehende Unterſchied; er ſchließt als Entgegenſetzung die Identitaͤt von ſich aus; aber ſomit ſich ſelbſt, denn als Beziehung auf ſich beſtimmt er ſich als die Identitaͤt ſelbſt, die er ausſchließt. 2. Der Widerſpruch loͤst ſich auf. In der ſich ſelbſt ausſchlieſſenden Reflexion, die be- trachtet wurde, hebt das Poſitive und das Negative je- des in ſeiner Selbſtſtaͤndigkeit ſich ſelbſt auf; jedes iſt ſchlechthin das Uebergehen oder vielmehr das ſich Ueber- ſetzen ſeiner in ſein Gegentheil. Diß raſtloſe Verſchwin- den der Entgegengeſetzten in ihnen ſelbſt iſt die naͤchſte Einheit, welche durch den Widerſpruch zu Stande kommt; ſie iſt die Null. Der Widerſpruch enthaͤlt aber nicht bloß das Ne- gative ſondern auch das Poſitive; oder die ſich ſelbſt ausſchlieſſende Reflexion iſt zugleich ſetzende Reflexion; das Reſultat des Widerſpruchs iſt nicht nur Null. — Das Poſitive und Negative machen das Geſetztſeyn der Selbſtſtaͤndigkeit aus; die Negation ihrer durch ſie ſelbſt hebt das Geſetztſeyn der Selbſtſtaͤndigkeit auf. Diß iſt es, was in Wahrheit im Widerſpruche zu Grund geht. Die Reflexion in ſich, wodurch die Seiten des Ge- genſatzes ſich zu ſelbſtſtaͤndigen Beziehungen auf ſich ma- chen, iſt zunaͤchſt ihre Selbſtſtaͤndigkeit als unter- ſchiedener Momente; ſie ſind ſo nur an ſich dieſe Selbſtſtaͤndigkeit, denn ſie ſind noch entgegengeſetzte, und daß ſie es an ſich ſind, macht ihr Geſetztſeyn aus. Aber ihre ausſchlieſſende Reflexion hebt diß Geſetztſeyn auf, macht ſie zu fuͤrſichſeyenden Selbſtſtaͤndigen, zu ſol- chen, die nicht nur an ſich, ſondern durch ihre negati- ve

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/hegel_logik0102_1813
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/hegel_logik0102_1813/80
Zitationshilfe: Hegel, Georg Wilhelm Friedrich: Wissenschaft der Logik. Bd. 1,2. Nürnberg, 1813, S. 68. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/hegel_logik0102_1813/80>, abgerufen am 20.04.2024.