Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Hegel, Georg Wilhelm Friedrich: Wissenschaft der Logik. Bd. 2. Nürnberg, 1816.

Bild:
<< vorherige Seite

I. Kapitel. Das Leben.
aber zugleich reelle Beziehung nach Aussen; die
Reflexion der Besonderheit oder Irritabilität gegen
ein Anderes
, gegen die objective Welt. Der
innerhalb des Individuum eingeschlossene Proceß des Le-
bens geht in die Beziehung zur vorausgesetzten Objecti-
vität als solcher dadurch über, daß das Individuum,
indem es sich als subjective Totalität setzt, auch das
Moment seiner Bestimmtheit als Beziehung
auf die Aeusserlichkeit, zur Totalität wird.


B.
Der Lebens-Proceß.

Daß das lebendige Individuum sich in sich selbst
gestaltet, damit spannt es sich gegen sein ursprüngliches
Voraussetzen, und stellt sich als an und für sich seyen-
des Subject, der vorausgesetzten objectiven Welt gegen-
über. Das Subject ist der Selbstzweck, der Begriff,
welcher an der ihm unterworfenen Objectivität sein Mit-
tel und subjective Realität hat; hiedurch ist es als die
an und für sich seyende Idee und als das wesentliche
Selbstständige constituirt, gegen welches die vorausge-
setzte äusserliche Welt nur den Werth eines Negativen
und Unselbstständigen hat. In seinem Selbstgefühle
hat das Lebendige diese Gewißheit von der an sich
seyenden Nichtigkeit des ihm gegenüberstehenden
Andersseyns. Sein Trieb ist das Bedürfniß, diß
Andersseyn aufzuheben, und sich die Wahrheit jener Ge-
wißheit zu geben. Das Individuum ist als Subject zu-
nächst erst der Begriff der Idee des Lebens; sein sub-
jectiver Proceß in sich, in welchem es aus sich selbst
zehrt, und die unmittelbare Objectivität, welche es als

na-
T

I. Kapitel. Das Leben.
aber zugleich reelle Beziehung nach Auſſen; die
Reflexion der Beſonderheit oder Irritabilitaͤt gegen
ein Anderes
, gegen die objective Welt. Der
innerhalb des Individuum eingeſchloſſene Proceß des Le-
bens geht in die Beziehung zur vorausgeſetzten Objecti-
vitaͤt als ſolcher dadurch uͤber, daß das Individuum,
indem es ſich als ſubjective Totalitaͤt ſetzt, auch das
Moment ſeiner Beſtimmtheit als Beziehung
auf die Aeuſſerlichkeit, zur Totalitaͤt wird.


B.
Der Lebens-Proceß.

Daß das lebendige Individuum ſich in ſich ſelbſt
geſtaltet, damit ſpannt es ſich gegen ſein urſpruͤngliches
Vorausſetzen, und ſtellt ſich als an und fuͤr ſich ſeyen-
des Subject, der vorausgeſetzten objectiven Welt gegen-
uͤber. Das Subject iſt der Selbſtzweck, der Begriff,
welcher an der ihm unterworfenen Objectivitaͤt ſein Mit-
tel und ſubjective Realitaͤt hat; hiedurch iſt es als die
an und fuͤr ſich ſeyende Idee und als das weſentliche
Selbſtſtaͤndige conſtituirt, gegen welches die vorausge-
ſetzte aͤuſſerliche Welt nur den Werth eines Negativen
und Unſelbſtſtaͤndigen hat. In ſeinem Selbſtgefuͤhle
hat das Lebendige dieſe Gewißheit von der an ſich
ſeyenden Nichtigkeit des ihm gegenuͤberſtehenden
Andersſeyns. Sein Trieb iſt das Beduͤrfniß, diß
Andersſeyn aufzuheben, und ſich die Wahrheit jener Ge-
wißheit zu geben. Das Individuum iſt als Subject zu-
naͤchſt erſt der Begriff der Idee des Lebens; ſein ſub-
jectiver Proceß in ſich, in welchem es aus ſich ſelbſt
zehrt, und die unmittelbare Objectivitaͤt, welche es als

na-
T
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <div n="3">
            <div n="4">
              <p><pb facs="#f0307" n="289"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#aq">I.</hi><hi rendition="#g">Kapitel. Das Leben</hi>.</fw><lb/>
aber zugleich reelle <hi rendition="#g">Beziehung nach Au&#x017F;&#x017F;en</hi>; die<lb/>
Reflexion der <hi rendition="#g">Be&#x017F;onderheit</hi> oder Irritabilita&#x0364;t <hi rendition="#g">gegen<lb/>
ein Anderes</hi>, gegen die <hi rendition="#g">objective</hi> Welt. Der<lb/>
innerhalb des Individuum einge&#x017F;chlo&#x017F;&#x017F;ene Proceß des Le-<lb/>
bens geht in die Beziehung zur vorausge&#x017F;etzten Objecti-<lb/>
vita&#x0364;t als &#x017F;olcher dadurch u&#x0364;ber, daß das Individuum,<lb/>
indem es &#x017F;ich als <hi rendition="#g">&#x017F;ubjective</hi> Totalita&#x0364;t &#x017F;etzt, auch das<lb/><hi rendition="#g">Moment &#x017F;einer Be&#x017F;timmtheit</hi> als <hi rendition="#g">Beziehung</hi><lb/>
auf die Aeu&#x017F;&#x017F;erlichkeit, zur <hi rendition="#g">Totalita&#x0364;t</hi> wird.</p>
            </div><lb/>
            <milestone rendition="#hr" unit="section"/>
            <div n="4">
              <head><hi rendition="#aq">B.</hi><lb/><hi rendition="#g">Der Lebens-Proceß</hi>.</head><lb/>
              <p>Daß das lebendige Individuum &#x017F;ich in &#x017F;ich &#x017F;elb&#x017F;t<lb/>
ge&#x017F;taltet, damit &#x017F;pannt es &#x017F;ich gegen &#x017F;ein ur&#x017F;pru&#x0364;ngliches<lb/>
Voraus&#x017F;etzen, und &#x017F;tellt &#x017F;ich als an und fu&#x0364;r &#x017F;ich &#x017F;eyen-<lb/>
des Subject, der vorausge&#x017F;etzten objectiven Welt gegen-<lb/>
u&#x0364;ber. Das Subject i&#x017F;t der Selb&#x017F;tzweck, der Begriff,<lb/>
welcher an der ihm unterworfenen Objectivita&#x0364;t &#x017F;ein Mit-<lb/>
tel und &#x017F;ubjective Realita&#x0364;t hat; hiedurch i&#x017F;t es als die<lb/>
an und fu&#x0364;r &#x017F;ich &#x017F;eyende Idee und als das we&#x017F;entliche<lb/>
Selb&#x017F;t&#x017F;ta&#x0364;ndige con&#x017F;tituirt, gegen welches die vorausge-<lb/>
&#x017F;etzte a&#x0364;u&#x017F;&#x017F;erliche Welt nur den Werth eines Negativen<lb/>
und Un&#x017F;elb&#x017F;t&#x017F;ta&#x0364;ndigen hat. In &#x017F;einem Selb&#x017F;tgefu&#x0364;hle<lb/>
hat das Lebendige die&#x017F;e <hi rendition="#g">Gewißheit</hi> von der an &#x017F;ich<lb/>
&#x017F;eyenden <hi rendition="#g">Nichtigkeit</hi> des ihm gegenu&#x0364;ber&#x017F;tehenden<lb/><hi rendition="#g">Anders&#x017F;eyns</hi>. Sein Trieb i&#x017F;t das Bedu&#x0364;rfniß, diß<lb/>
Anders&#x017F;eyn aufzuheben, und &#x017F;ich die Wahrheit jener Ge-<lb/>
wißheit zu geben. Das Individuum i&#x017F;t als Subject zu-<lb/>
na&#x0364;ch&#x017F;t er&#x017F;t der <hi rendition="#g">Begriff</hi> der Idee des Lebens; &#x017F;ein &#x017F;ub-<lb/>
jectiver Proceß in &#x017F;ich, in welchem es aus &#x017F;ich &#x017F;elb&#x017F;t<lb/>
zehrt, und die unmittelbare Objectivita&#x0364;t, welche es als<lb/>
<fw place="bottom" type="sig">T</fw><fw place="bottom" type="catch">na-</fw><lb/></p>
            </div>
          </div>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[289/0307] I. Kapitel. Das Leben. aber zugleich reelle Beziehung nach Auſſen; die Reflexion der Beſonderheit oder Irritabilitaͤt gegen ein Anderes, gegen die objective Welt. Der innerhalb des Individuum eingeſchloſſene Proceß des Le- bens geht in die Beziehung zur vorausgeſetzten Objecti- vitaͤt als ſolcher dadurch uͤber, daß das Individuum, indem es ſich als ſubjective Totalitaͤt ſetzt, auch das Moment ſeiner Beſtimmtheit als Beziehung auf die Aeuſſerlichkeit, zur Totalitaͤt wird. B. Der Lebens-Proceß. Daß das lebendige Individuum ſich in ſich ſelbſt geſtaltet, damit ſpannt es ſich gegen ſein urſpruͤngliches Vorausſetzen, und ſtellt ſich als an und fuͤr ſich ſeyen- des Subject, der vorausgeſetzten objectiven Welt gegen- uͤber. Das Subject iſt der Selbſtzweck, der Begriff, welcher an der ihm unterworfenen Objectivitaͤt ſein Mit- tel und ſubjective Realitaͤt hat; hiedurch iſt es als die an und fuͤr ſich ſeyende Idee und als das weſentliche Selbſtſtaͤndige conſtituirt, gegen welches die vorausge- ſetzte aͤuſſerliche Welt nur den Werth eines Negativen und Unſelbſtſtaͤndigen hat. In ſeinem Selbſtgefuͤhle hat das Lebendige dieſe Gewißheit von der an ſich ſeyenden Nichtigkeit des ihm gegenuͤberſtehenden Andersſeyns. Sein Trieb iſt das Beduͤrfniß, diß Andersſeyn aufzuheben, und ſich die Wahrheit jener Ge- wißheit zu geben. Das Individuum iſt als Subject zu- naͤchſt erſt der Begriff der Idee des Lebens; ſein ſub- jectiver Proceß in ſich, in welchem es aus ſich ſelbſt zehrt, und die unmittelbare Objectivitaͤt, welche es als na- T

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/hegel_logik02_1816
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/hegel_logik02_1816/307
Zitationshilfe: Hegel, Georg Wilhelm Friedrich: Wissenschaft der Logik. Bd. 2. Nürnberg, 1816, S. 289. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/hegel_logik02_1816/307>, abgerufen am 24.04.2024.