Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Hegel, Georg Wilhelm Friedrich: System der Wissenschaft. Erster Theil: Die Phänomenologie des Geistes. Bamberg u. a., 1807.

Bild:
<< vorherige Seite

C.
Der seiner selbst gewisse Geist.
Die Moralität
.


Die sittliche Welt zeigte den in ihr nur abgeschied-
nen Geist, das einzelne Selbst, als ihr Schicksal und
ihre Wahrheit. Diese Person des Rechts aber hat
ihre Substanz und Erfüllung ausser ihr. Die Bewe-
gung der Welt der Bildung und des Glaubens hebt
diese Abstraction der Person auf, und durch die vol-
lendete Entfremdung, durch die höchste Abstraction,
wird dem Selbst des Geistes die Substanz zuerst zum
allgemeinen Willen, und endlich zu seinem Eigen-
thum. Hier also scheint das Wissen endlich seiner
Wahrheit vollkommen gleich geworden zu seyn;
denn seine Wahrheit ist diss Wissen selbst, und
aller Gegensatz beyder Seiten verschwunden; und
zwar nicht für uns, oder an sich, sondern für das
Selbstbewusstseyn selbst. Es ist nemlich über den
Gegensatz des Bewusstseyns selbst Meister geworden,
Dieses beruht auf dem Gegensatze der Gewissheit
seiner selbst und des Gegenstandes; nun aber ist der
Gegenstand ihm selbst die Gewissheit seiner, das
Wisien -- so wie die Gewissheit seiner selbst als


C.
Der seiner selbst gewiſse Geist.
Die Moralität
.


Die sittliche Welt zeigte den in ihr nur abgeschied-
nen Geiſt, das einzelne Selbſt, als ihr Schicksal und
ihre Wahrheit. Dieſe Person des Rechts aber hat
ihre Subſtanz und Erfüllung auſſer ihr. Die Bewe-
gung der Welt der Bildung und des Glaubens hebt
diese Abſtraction der Person auf, und durch die vol-
lendete Entfremdung, durch die höchſte Abſtraction,
wird dem Selbſt des Geiſtes die Subſtanz zuerſt zum
allgemeinen Willen, und endlich zu seinem Eigen-
thum. Hier also scheint das Wissen endlich seiner
Wahrheit vollkommen gleich geworden zu seyn;
denn seine Wahrheit ist diſs Wissen selbſt, und
aller Gegensatz beyder Seiten verschwunden; und
zwar nicht für uns, oder an sich, sondern für das
Selbstbewuſstseyn selbſt. Es ist nemlich über den
Gegensatz des Bewuſstseyns selbſt Meister geworden,
Dieses beruht auf dem Gegensatze der Gewiſsheit
seiner selbſt und des Gegenſtandes; nun aber ist der
Gegenſtand ihm selbſt die Gewiſsheit seiner, das
Wiſien — so wie die Gewiſsheit seiner selbst als

<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <pb facs="#f0657" n="548"/>
          <milestone rendition="#hr" unit="section"/>
          <div n="3">
            <head>C.<lb/><hi rendition="#g">Der seiner selbst gewi&#x017F;se Geist.<lb/>
Die Moralität</hi>.</head><lb/>
            <milestone rendition="#hr" unit="section"/>
            <p><hi rendition="#in">D</hi>ie sittliche Welt zeigte den in ihr nur abgeschied-<lb/>
nen Gei&#x017F;t, <hi rendition="#i">das einzelne Selb&#x017F;t</hi>, als ihr Schicksal und<lb/>
ihre Wahrheit. Die&#x017F;e <hi rendition="#i">Person</hi> des <hi rendition="#i">Rechts</hi> aber hat<lb/>
ihre Sub&#x017F;tanz und Erfüllung au&#x017F;&#x017F;er ihr. Die Bewe-<lb/>
gung der Welt der Bildung und des Glaubens hebt<lb/>
diese Ab&#x017F;traction der Person auf, und durch die vol-<lb/>
lendete Entfremdung, durch die höch&#x017F;te Ab&#x017F;traction,<lb/>
wird dem Selb&#x017F;t des Gei&#x017F;tes die Sub&#x017F;tanz zuer&#x017F;t zum<lb/><hi rendition="#i">allgemeinen Willen</hi>, und endlich zu seinem Eigen-<lb/>
thum. Hier also scheint das Wissen endlich seiner<lb/>
Wahrheit vollkommen gleich geworden zu seyn;<lb/>
denn seine Wahrheit ist di&#x017F;s Wissen selb&#x017F;t, und<lb/>
aller Gegensatz beyder Seiten verschwunden; und<lb/>
zwar nicht <hi rendition="#i">für uns</hi>, oder <hi rendition="#i">an sich</hi>, sondern für das<lb/>
Selbstbewu&#x017F;stseyn selb&#x017F;t. Es ist nemlich über den<lb/>
Gegensatz des Bewu&#x017F;stseyns selb&#x017F;t Meister geworden,<lb/>
Dieses beruht auf dem Gegensatze der Gewi&#x017F;sheit<lb/>
seiner selb&#x017F;t und des Gegen&#x017F;tandes; nun aber ist der<lb/>
Gegen&#x017F;tand ihm selb&#x017F;t die Gewi&#x017F;sheit seiner, das<lb/>
Wi&#x017F;ien &#x2014; so wie die Gewi&#x017F;sheit seiner selbst als<lb/></p>
          </div>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[548/0657] C. Der seiner selbst gewiſse Geist. Die Moralität. Die sittliche Welt zeigte den in ihr nur abgeschied- nen Geiſt, das einzelne Selbſt, als ihr Schicksal und ihre Wahrheit. Dieſe Person des Rechts aber hat ihre Subſtanz und Erfüllung auſſer ihr. Die Bewe- gung der Welt der Bildung und des Glaubens hebt diese Abſtraction der Person auf, und durch die vol- lendete Entfremdung, durch die höchſte Abſtraction, wird dem Selbſt des Geiſtes die Subſtanz zuerſt zum allgemeinen Willen, und endlich zu seinem Eigen- thum. Hier also scheint das Wissen endlich seiner Wahrheit vollkommen gleich geworden zu seyn; denn seine Wahrheit ist diſs Wissen selbſt, und aller Gegensatz beyder Seiten verschwunden; und zwar nicht für uns, oder an sich, sondern für das Selbstbewuſstseyn selbſt. Es ist nemlich über den Gegensatz des Bewuſstseyns selbſt Meister geworden, Dieses beruht auf dem Gegensatze der Gewiſsheit seiner selbſt und des Gegenſtandes; nun aber ist der Gegenſtand ihm selbſt die Gewiſsheit seiner, das Wiſien — so wie die Gewiſsheit seiner selbst als

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/hegel_phaenomenologie_1807
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/hegel_phaenomenologie_1807/657
Zitationshilfe: Hegel, Georg Wilhelm Friedrich: System der Wissenschaft. Erster Theil: Die Phänomenologie des Geistes. Bamberg u. a., 1807, S. 548. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/hegel_phaenomenologie_1807/657>, abgerufen am 24.04.2024.