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Heine, Heinrich: Buch der Lieder. Hamburg, 1827.

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Es war die Liebste, die am Thore stand,
Schmerz um die Lippen, Sorge auf der Stirne.
Ich soll zurückgehn, winkt sie mit der Hand;
Ich weiß nicht ob sie warne oder zürne.
Doch aus den Augen bricht ein süßer Brand,
Der mir durchzuckt das Herz und das Gehirne.
Wie sie mich ansah, streng und wunderlich,
Und doch so liebevoll, erwachte ich.

LXII.
Die Mitternacht war kalt und stumm;
Ich irrte klagend im Wald herum.
Ich habe die Bäum' aus dem Schlaf' gerüttelt;
Sie haben mitleidig die Köpfe geschüttelt.

Es war die Liebſte, die am Thore ſtand,
Schmerz um die Lippen, Sorge auf der Stirne.
Ich ſoll zurückgehn, winkt ſie mit der Hand;
Ich weiß nicht ob ſie warne oder zürne.
Doch aus den Augen bricht ein ſüßer Brand,
Der mir durchzuckt das Herz und das Gehirne.
Wie ſie mich anſah, ſtreng und wunderlich,
Und doch ſo liebevoll, erwachte ich.

LXII.
Die Mitternacht war kalt und ſtumm;
Ich irrte klagend im Wald herum.
Ich habe die Bäum' aus dem Schlaf' gerüttelt;
Sie haben mitleidig die Köpfe geſchüttelt.

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[165/0173] Es war die Liebſte, die am Thore ſtand, Schmerz um die Lippen, Sorge auf der Stirne. Ich ſoll zurückgehn, winkt ſie mit der Hand; Ich weiß nicht ob ſie warne oder zürne. Doch aus den Augen bricht ein ſüßer Brand, Der mir durchzuckt das Herz und das Gehirne. Wie ſie mich anſah, ſtreng und wunderlich, Und doch ſo liebevoll, erwachte ich. LXII. Die Mitternacht war kalt und ſtumm; Ich irrte klagend im Wald herum. Ich habe die Bäum' aus dem Schlaf' gerüttelt; Sie haben mitleidig die Köpfe geſchüttelt.

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Zitationshilfe: Heine, Heinrich: Buch der Lieder. Hamburg, 1827, S. 165. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/heine_lieder_1827/173>, abgerufen am 24.04.2024.