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Heine, Heinrich: Buch der Lieder. Hamburg, 1827.

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LVIII.
Zu fragmentisch ist Welt und Leben,
Ich will mich zum deutschen Professor begeben,
Der weiß das Leben zusammen zu setzen,
Und er macht ein verständlich System daraus;
Mit seinen Nachtmützen und Schlafrockfetzen
Stopft er die Lücken des Weltenbau's.

LIX.
Ich hab' mir lang den Kopf zerbrochen
Mit Denken und Sinnen, Tag und Nacht,
Doch deine liebenswürdigen Augen
Sie haben mich zum Entschluß gebracht.
Jetzt bleib' ich, wo deine Augen leuchten,
In ihrer süßen, klugen Pracht --
Daß ich noch einmal würde lieben,
Ich hätt' es nimmermehr gedacht.

LVIII.
Zu fragmentiſch iſt Welt und Leben,
Ich will mich zum deutſchen Profeſſor begeben,
Der weiß das Leben zuſammen zu ſetzen,
Und er macht ein verſtändlich Syſtem daraus;
Mit ſeinen Nachtmützen und Schlafrockfetzen
Stopft er die Lücken des Weltenbau's.

LIX.
Ich hab' mir lang den Kopf zerbrochen
Mit Denken und Sinnen, Tag und Nacht,
Doch deine liebenswürdigen Augen
Sie haben mich zum Entſchluß gebracht.
Jetzt bleib' ich, wo deine Augen leuchten,
In ihrer ſüßen, klugen Pracht —
Daß ich noch einmal würde lieben,
Ich hätt' es nimmermehr gedacht.

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[231/0239] LVIII. Zu fragmentiſch iſt Welt und Leben, Ich will mich zum deutſchen Profeſſor begeben, Der weiß das Leben zuſammen zu ſetzen, Und er macht ein verſtändlich Syſtem daraus; Mit ſeinen Nachtmützen und Schlafrockfetzen Stopft er die Lücken des Weltenbau's. LIX. Ich hab' mir lang den Kopf zerbrochen Mit Denken und Sinnen, Tag und Nacht, Doch deine liebenswürdigen Augen Sie haben mich zum Entſchluß gebracht. Jetzt bleib' ich, wo deine Augen leuchten, In ihrer ſüßen, klugen Pracht — Daß ich noch einmal würde lieben, Ich hätt' es nimmermehr gedacht.

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Zitationshilfe: Heine, Heinrich: Buch der Lieder. Hamburg, 1827, S. 231. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/heine_lieder_1827/239>, abgerufen am 19.04.2024.