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Heine, Heinrich: Buch der Lieder. Hamburg, 1827.

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LXIII.
Am Kreuzweg wird begraben
Wer selber sich brachte um;
Dort wächst eine blaue Blume,
Die Armesünderblum'.
Am Kreuzweg stand ich und seufzte;
Die Nacht war kalt und stumm.
Im Mondschein bewegte sich langsam
Die Armesünderblum'.

LXIV.
Wo ich bin, mich rings umdunkelt
Finsterniß, so dumpf und dicht,
Seit mir nicht mehr leuchtend funkelt,
Liebste, deiner Augen Licht.
Mir erloschen ist der süßen
Liebessterne goldne Pracht,
Abgrund gähnt zu meinen Füßen --
Nimm mich auf, uralte Nacht!

LXIII.
Am Kreuzweg wird begraben
Wer ſelber ſich brachte um;
Dort wächſt eine blaue Blume,
Die Armeſünderblum'.
Am Kreuzweg ſtand ich und ſeufzte;
Die Nacht war kalt und ſtumm.
Im Mondſchein bewegte ſich langſam
Die Armeſünderblum'.

LXIV.
Wo ich bin, mich rings umdunkelt
Finſterniß, ſo dumpf und dicht,
Seit mir nicht mehr leuchtend funkelt,
Liebſte, deiner Augen Licht.
Mir erloſchen iſt der ſüßen
Liebesſterne goldne Pracht,
Abgrund gähnt zu meinen Füßen —
Nimm mich auf, uralte Nacht!

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[166/0174] LXIII. Am Kreuzweg wird begraben Wer ſelber ſich brachte um; Dort wächſt eine blaue Blume, Die Armeſünderblum'. Am Kreuzweg ſtand ich und ſeufzte; Die Nacht war kalt und ſtumm. Im Mondſchein bewegte ſich langſam Die Armeſünderblum'. LXIV. Wo ich bin, mich rings umdunkelt Finſterniß, ſo dumpf und dicht, Seit mir nicht mehr leuchtend funkelt, Liebſte, deiner Augen Licht. Mir erloſchen iſt der ſüßen Liebesſterne goldne Pracht, Abgrund gähnt zu meinen Füßen — Nimm mich auf, uralte Nacht!

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Zitationshilfe: Heine, Heinrich: Buch der Lieder. Hamburg, 1827, S. 166. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/heine_lieder_1827/174>, abgerufen am 18.04.2024.