Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Heine, Heinrich: Buch der Lieder. Hamburg, 1827.

Bild:
<< vorherige Seite
Willkommen, feins Liebchen, wie geht's dir, mein
Schatz?
Willkommen Herr Pastor, ach nehmen Sie Platz!
Herr Pastor mit Pferdefuß und Schwanz,
Ich bin Eu'r Hochwürden Diensteigener ganz!
Lieb Bräutchen, was stehst du so stumm und bleich?
Der Herr Pastor schreitet zur Trauung sogleich;
Wohl zahl ich ihm theure, bluttheure Gebühr,
Doch dich zu besitzen gilt's Kinderspiel mir.
Knie' nieder, süß Bräutchen, knie' hin mir zur
Seit'! --
Da kniet sie, da sinkt sie, -- o selige Freud! --
Sie sinkt mir an's Herz, an die schwellende Brust,
Ich halt' sie umschlungen mit schauernder Lust.
Die Goldlockenwellen umspielen uns beid';
An mein Herze pocht das Herze der Maid.
Sie pochen wohl beide vor Lust und vor Weh,
Und schweben hinauf in die Himmelshöh'.
Die Herzlein schwammen im Freudensee,
Dort oben in Gottes heil'ger Höh';
Doch über den Häuptern viel Grausen sich regt,
Da hat die Hölle die Hand gelegt,
Willkommen, feins Liebchen, wie geht's dir, mein
Schatz?
Willkommen Herr Paſtor, ach nehmen Sie Platz!
Herr Paſtor mit Pferdefuß und Schwanz,
Ich bin Eu'r Hochwürden Dienſteigener ganz!
Lieb Bräutchen, was ſtehſt du ſo ſtumm und bleich?
Der Herr Paſtor ſchreitet zur Trauung ſogleich;
Wohl zahl ich ihm theure, bluttheure Gebühr,
Doch dich zu beſitzen gilt's Kinderſpiel mir.
Knie' nieder, ſüß Bräutchen, knie' hin mir zur
Seit'! —
Da kniet ſie, da ſinkt ſie, — o ſelige Freud! —
Sie ſinkt mir an's Herz, an die ſchwellende Bruſt,
Ich halt' ſie umſchlungen mit ſchauernder Luſt.
Die Goldlockenwellen umſpielen uns beid';
An mein Herze pocht das Herze der Maid.
Sie pochen wohl beide vor Luſt und vor Weh,
Und ſchweben hinauf in die Himmelshöh'.
Die Herzlein ſchwammen im Freudenſee,
Dort oben in Gottes heil'ger Höh';
Doch über den Häuptern viel Grauſen ſich regt,
Da hat die Hölle die Hand gelegt,
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <div n="3">
            <lg type="poem">
              <pb facs="#f0031" n="23"/>
              <lg n="15">
                <l>Willkommen, feins Liebchen, wie geht's dir, mein</l><lb/>
                <l>Schatz?</l><lb/>
                <l>Willkommen Herr Pa&#x017F;tor, ach nehmen Sie Platz!</l><lb/>
                <l>Herr Pa&#x017F;tor mit Pferdefuß und Schwanz,</l><lb/>
                <l>Ich bin Eu'r Hochwürden Dien&#x017F;teigener ganz!</l><lb/>
              </lg>
              <lg n="16">
                <l>Lieb Bräutchen, was &#x017F;teh&#x017F;t du &#x017F;o &#x017F;tumm und bleich?</l><lb/>
                <l>Der Herr Pa&#x017F;tor &#x017F;chreitet zur Trauung &#x017F;ogleich;</l><lb/>
                <l>Wohl zahl ich ihm theure, bluttheure Gebühr,</l><lb/>
                <l>Doch dich zu be&#x017F;itzen gilt's Kinder&#x017F;piel mir.</l><lb/>
              </lg>
              <lg n="17">
                <l>Knie' nieder, &#x017F;üß Bräutchen, knie' hin mir zur</l><lb/>
                <l>Seit'! &#x2014;</l><lb/>
                <l>Da kniet &#x017F;ie, da &#x017F;inkt &#x017F;ie, &#x2014; o &#x017F;elige Freud! &#x2014;</l><lb/>
                <l>Sie &#x017F;inkt mir an's Herz, an die &#x017F;chwellende Bru&#x017F;t,</l><lb/>
                <l>Ich halt' &#x017F;ie um&#x017F;chlungen mit &#x017F;chauernder Lu&#x017F;t.</l><lb/>
              </lg>
              <lg n="18">
                <l>Die Goldlockenwellen um&#x017F;pielen uns beid';</l><lb/>
                <l>An mein Herze pocht das Herze der Maid.</l><lb/>
                <l>Sie pochen wohl beide vor Lu&#x017F;t und vor Weh,</l><lb/>
                <l>Und &#x017F;chweben hinauf in die Himmelshöh'.</l><lb/>
              </lg>
              <lg n="19">
                <l>Die Herzlein &#x017F;chwammen im Freuden&#x017F;ee,</l><lb/>
                <l>Dort oben in Gottes heil'ger Höh';</l><lb/>
                <l>Doch über den Häuptern viel Grau&#x017F;en &#x017F;ich regt,</l><lb/>
                <l>Da hat die Hölle die Hand gelegt,</l><lb/>
              </lg>
            </lg>
          </div>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[23/0031] Willkommen, feins Liebchen, wie geht's dir, mein Schatz? Willkommen Herr Paſtor, ach nehmen Sie Platz! Herr Paſtor mit Pferdefuß und Schwanz, Ich bin Eu'r Hochwürden Dienſteigener ganz! Lieb Bräutchen, was ſtehſt du ſo ſtumm und bleich? Der Herr Paſtor ſchreitet zur Trauung ſogleich; Wohl zahl ich ihm theure, bluttheure Gebühr, Doch dich zu beſitzen gilt's Kinderſpiel mir. Knie' nieder, ſüß Bräutchen, knie' hin mir zur Seit'! — Da kniet ſie, da ſinkt ſie, — o ſelige Freud! — Sie ſinkt mir an's Herz, an die ſchwellende Bruſt, Ich halt' ſie umſchlungen mit ſchauernder Luſt. Die Goldlockenwellen umſpielen uns beid'; An mein Herze pocht das Herze der Maid. Sie pochen wohl beide vor Luſt und vor Weh, Und ſchweben hinauf in die Himmelshöh'. Die Herzlein ſchwammen im Freudenſee, Dort oben in Gottes heil'ger Höh'; Doch über den Häuptern viel Grauſen ſich regt, Da hat die Hölle die Hand gelegt,

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde von OCR-Software automatisch erfasst und anschließend gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien von Muttersprachlern nachkontrolliert. Es wurde gemäß dem DTA-Basisformat in XML/TEI P5 kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/heine_lieder_1827
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/heine_lieder_1827/31
Zitationshilfe: Heine, Heinrich: Buch der Lieder. Hamburg, 1827, S. 23. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/heine_lieder_1827/31>, abgerufen am 29.03.2024.