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Heine, Heinrich: Buch der Lieder. Hamburg, 1827.

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XI.
Reinigung.

Bleib' du in deiner Meerestiefe,
Wahnsinniger Traum,
Der du einst so manche Nacht
Mein Herz mit falschem Glück gequält hast
Und jetzt, als See-Gespenst,
Sogar am hellen Tag' mich bedrohest --
Bleib' Du dort unten, in Ewigkeit,
Und ich werfe noch zu dir hinab
All meine Schmerzen und Sünden
Und die Schellenkappe der Thorheit,
Die so lange mein Haupt umklingelt,
Und die kalte, gleißende Schlangenhaut
Der Heuchelei,
Die mir so lang' die Seele umwunden,
Die kranke Seele,
Die gottverleugnende, engelverleugnende,
XI.
Reinigung.

Bleib' du in deiner Meerestiefe,
Wahnſinniger Traum,
Der du einſt ſo manche Nacht
Mein Herz mit falſchem Glück gequält haſt
Und jetzt, als See-Geſpenſt,
Sogar am hellen Tag' mich bedroheſt —
Bleib' Du dort unten, in Ewigkeit,
Und ich werfe noch zu dir hinab
All meine Schmerzen und Sünden
Und die Schellenkappe der Thorheit,
Die ſo lange mein Haupt umklingelt,
Und die kalte, gleißende Schlangenhaut
Der Heuchelei,
Die mir ſo lang' die Seele umwunden,
Die kranke Seele,
Die gottverleugnende, engelverleugnende,
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[338/0346] XI. Reinigung. Bleib' du in deiner Meerestiefe, Wahnſinniger Traum, Der du einſt ſo manche Nacht Mein Herz mit falſchem Glück gequält haſt Und jetzt, als See-Geſpenſt, Sogar am hellen Tag' mich bedroheſt — Bleib' Du dort unten, in Ewigkeit, Und ich werfe noch zu dir hinab All meine Schmerzen und Sünden Und die Schellenkappe der Thorheit, Die ſo lange mein Haupt umklingelt, Und die kalte, gleißende Schlangenhaut Der Heuchelei, Die mir ſo lang' die Seele umwunden, Die kranke Seele, Die gottverleugnende, engelverleugnende,

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Zitationshilfe: Heine, Heinrich: Buch der Lieder. Hamburg, 1827, S. 338. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/heine_lieder_1827/346>, abgerufen am 28.03.2024.