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Heine, Heinrich: Reisebilder. Bd. 1. Hamburg, 1826.

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IV.
Die Nacht am Strande.

Sternlos und kalt ist die Nacht,
Es gährt das Meer;
Und über dem Meer', glatt auf dem Bauch',
Liegt der ungestaltete Nordwind,
Und heimlich, mit ächzend gedämpfter Stimme,
Wie'n störriger Griesgram, der gutgelaunt wird,
Schwatzt er in's Wasser hinein,
Und erzählt viel tolle Geschichten,
Riesenmährchen, todtschlaglaunig,
Uralte Sagen aus Norweg,
Und dazwischen, weitschallend, lacht er und heult er
Beschwörungslieder der Edda,
Graue Runensprüche,
So dunkeltrotzig und zaubergewaltig,
Daß die weißen Meerkinder
IV.
Die Nacht am Strande.

Sternlos und kalt iſt die Nacht,
Es gaͤhrt das Meer;
Und uͤber dem Meer', glatt auf dem Bauch',
Liegt der ungeſtaltete Nordwind,
Und heimlich, mit aͤchzend gedaͤmpfter Stimme,
Wie'n ſtoͤrriger Griesgram, der gutgelaunt wird,
Schwatzt er in's Waſſer hinein,
Und erzaͤhlt viel tolle Geſchichten,
Rieſenmaͤhrchen, todtſchlaglaunig,
Uralte Sagen aus Norweg,
Und dazwiſchen, weitſchallend, lacht er und heult er
Beſchwoͤrungslieder der Edda,
Graue Runenſpruͤche,
So dunkeltrotzig und zaubergewaltig,
Daß die weißen Meerkinder
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[271/0283] IV. Die Nacht am Strande. Sternlos und kalt iſt die Nacht, Es gaͤhrt das Meer; Und uͤber dem Meer', glatt auf dem Bauch', Liegt der ungeſtaltete Nordwind, Und heimlich, mit aͤchzend gedaͤmpfter Stimme, Wie'n ſtoͤrriger Griesgram, der gutgelaunt wird, Schwatzt er in's Waſſer hinein, Und erzaͤhlt viel tolle Geſchichten, Rieſenmaͤhrchen, todtſchlaglaunig, Uralte Sagen aus Norweg, Und dazwiſchen, weitſchallend, lacht er und heult er Beſchwoͤrungslieder der Edda, Graue Runenſpruͤche, So dunkeltrotzig und zaubergewaltig, Daß die weißen Meerkinder

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Zitationshilfe: Heine, Heinrich: Reisebilder. Bd. 1. Hamburg, 1826, S. 271. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/heine_reisebilder01_1826/283>, abgerufen am 29.03.2024.