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Heine, Heinrich: Reisebilder. Bd. 1. Hamburg, 1826.

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Und werden bey den Haaren fortgeschleudert.
Und meinen eignen Engel seh' ich dort,
Mit seinen blonden Locken, süßen Zügen,
Und mit der ew'gen Liebe um den Mund,
Und mit der Seligkeit im blauen Auge --
Und ein entsetzlich häßlich schwarzer Kobold
Reißt ihn vom Boden, meinen bleichen Engel,
Beäugelt grinsend seine edlen Glieder,
Umschlingt ihn fest mit griechischer Umschlingung
Und gellend dröhnt ein Schrey durch's ganze Weltall
Die Säulen brechen, Erd' und Himmel stürzen
Zusammen, und es herrscht die alte Nacht.


Und werden bey den Haaren fortgeſchleudert.
Und meinen eignen Engel ſeh' ich dort,
Mit ſeinen blonden Locken, ſuͤßen Zuͤgen,
Und mit der ew'gen Liebe um den Mund,
Und mit der Seligkeit im blauen Auge —
Und ein entſetzlich haͤßlich ſchwarzer Kobold
Reißt ihn vom Boden, meinen bleichen Engel,
Beaͤugelt grinſend ſeine edlen Glieder,
Umſchlingt ihn feſt mit griechiſcher Umſchlingung
Und gellend droͤhnt ein Schrey durch's ganze Weltall
Die Saͤulen brechen, Erd' und Himmel ſtuͤrzen
Zuſammen, und es herrſcht die alte Nacht.


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[85/0097] Und werden bey den Haaren fortgeſchleudert. Und meinen eignen Engel ſeh' ich dort, Mit ſeinen blonden Locken, ſuͤßen Zuͤgen, Und mit der ew'gen Liebe um den Mund, Und mit der Seligkeit im blauen Auge — Und ein entſetzlich haͤßlich ſchwarzer Kobold Reißt ihn vom Boden, meinen bleichen Engel, Beaͤugelt grinſend ſeine edlen Glieder, Umſchlingt ihn feſt mit griechiſcher Umſchlingung Und gellend droͤhnt ein Schrey durch's ganze Weltall Die Saͤulen brechen, Erd' und Himmel ſtuͤrzen Zuſammen, und es herrſcht die alte Nacht.

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Zitationshilfe: Heine, Heinrich: Reisebilder. Bd. 1. Hamburg, 1826, S. 85. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/heine_reisebilder01_1826/97>, abgerufen am 19.04.2024.